Teil 3 18.2.1968
- 4.5.1970 |
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1968
18.2.
In der Haight-Ashbury in San Francisco liefern sich Tausende von Hippies ihre erste
Straßenschlacht mit Sondereinheiten der Polizei. Ein großer Teil ist durch die brutalen
Kommerzialisierungsversuche der Hippiebewegung politisiert worden und schließt sich der
von Jerry Rubin und Abbie Hoffman gegründeten Youth International Party an und nennt sich
fortan Yippies.
21. 2.
Nachdem das Verbot der Vietnam-Demonstration vom Berliner Senat nicht aufrechterhalten
werden konnte, mobilisiert er zusammen mit dem DGB und dem Springer-Konzern zu einer
Gegenkundgebung vor dem Schöneberger Rathaus. Nach dem Motto «Berlin darf nicht Saigon
werden!» formieren sich etwa 80000 Berliner in planmäßigen Marschsäulen. Die Behörden
hatten ihren Mitarbeitern schon Stunden vorher frei gegeben, die öffentlichen
Verkehrsbetriebe Sonderlinien eingerichtet und die Rundfunksender Extrameldungen
durchgegeben. Während dieses obrigkeitsstaatlich verordneten Demonstrationszuges kommt
die von Springer-Zeitungen systematisch angeheizte Pogromstimmung gegenüber Studenten,
Langhaarigen, Intellektuellen usw. voll zum Ausbruch. Über vierzig «Verdächtige»
wurden zusammengeschlagen, drei von ihnen müssen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Einer, der angeblich Rudi Dutschke ähnlich sehen soll, kann seine Haut nur durch eine
Flucht vor der ihn verfolgenden Menge retten.
1.3.
In Frankfurt demonstrieren 1000 Studenten gegen den Vietnam-Krieg und für die Freilassung
von Rudi Dutschke, der auf dem Flughafen von der Polizei für den Zeitraum der
Demonstration «vorsorglich» festgenommen worden war.
5.3.
An der Kölner Universität demonstrieren kurzarbeitende Ford-Arbeiter gemeinsam mit
SDS-Studenten.
8.-28. 3.
Als sich auf einer illegalen Protestversammlung Warschauer Studenten gegen die Relegierung
von zwei politisch aktiven Kommilitonen wenden, wird die Universität durch
Polizeieinheiten geräumt. Daraufhin kommt es zu tagelangen Straßenschlachten mit der
polnischen Polizei, die regelrechte Treibjagden auf die Studenten veranstaltet und dabei
eine unbekannte Zahl verletzt und verhaftet. Nachdem sich die Protestdemonstrationen auf
alle größeren Städte Polens ausgeweitet haben, beginnt - am 15. 3. - ein mehrtägiger
Streik an der Warschauer Universität, der erst - am 28. 3. - durch die Schließung des
Rektors unterbunden werden kann. Obwohl die Partei Gegendemonstrationen zu organisieren
versucht, kommt es während eines Sitzstreiks von 5000 Studenten der TH Warschau zu
Solidarisierungen, als Bürger die Studenten mit Lebensmitteln versorgen. Als Folge der
studentischen Opposition tritt der polnische Staatspräsident -am 11. 4. - vom seinem Amt
zurück.
10.3.
Mehrere tausend Prager Studenten versammeln sich demonstrativ am Grabe des 20 Jahre zuvor
unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommenen Außenministers Jan Masaryk, um ihren
Demokratisierungsforderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Als - am 22. 3. -
Staatspräsident Novotny, ein Altstalinist, seinen Rücktritt bekanntgibt, hat der
«Prager Frühling» begonnen.
17.-21. 3.
Zur Eröffnung des SPD-Parteitages in Nürnberg versuchen Demonstranten, die
Spitzenfunktionäre Brandt und Wehner in Bedrängnis zu bringen. Auch während des
Parteitages kommt es vor der Kongreßhalle mehrmals zu Protestkundgebungen gegen die
Politik der Sozialdemokraten.
21. 3.
Parallel zum AUSS wird in Frankfurt der Sozialistische Lehrerbund (SLB) gegründet.
22. 3.
An der französischen Universität Nanterre bildet sich die Bewegung des 22. März durch
eine spontane Protestversammlung gegen die Verhaftung von sechs Mitgliedern des Nationalen
Vietnam-Komitees, auf der die Besetzung des universitären Verwaltungsgebäudes
beschlossen wird.
26.3.
Nach der Räumung der Katholischen Universität Mailands durch Polizeieinheiten versuchen
3000 Studenten durch einen Sturmangriff die Absperrungen zu überwinden, dabei werden
über sechzig Studenten verletzt und etwa ebenso viele verhaftet.
29. 3.
In Rio de Janeiro werden bei der Niederschlagung einer Studentendemonstration zwei
Teilnehmer von der brasilianischen Polizei erschossen.
31. 3.
Auf einer außerordentlichen Delegiertenkonferenz des SDS in Frankfurt wird die
Beantragung eines Ausschlußverfahrens für Rudi Dutschke abgelehnt. Dutschkes Konterfei
war auf dem Titelblatt der Zeitschrift Capital erschienen; außerdem hatte er für
ein darin enthaltenes Interview mit dem Titel «Wer bezahlt Rudi Dutschke?» 1000 DM
angenommen.
3. 4.
In zwei Kaufhäusern auf der Frankfurter Zeil explodieren nachts Brandsätze, die einen
hohen Sachschaden verursachen. Die schon einen Tag später verhafteten Baader, Ensslin,
Söhnlein und Proll geben während ihres Prozesses - vom 17.-31. 10. - bekannt, sie
hätten die Kaufhäuser niederbrennen wollen, «um gegen die Gleichgültigkeit der
Gesellschaft gegenüber den Morden in Vietnam zu protestieren». Das Gericht verhängt
über alle vier Angeklagten eine Zuchthausstrafe von jeweils drei Jahren.
4. 4.
In der amerikanischen Stadt Memphis wird der Repräsentant der gewaltlosen, passiven
Widerstandsbewegung der Schwarzen, Martin Luther King, erschossen. Daraufhin kommt es in
125 Großstädten zu spontanen Aufständen der farbigen Gettobevölkerung. In tagelangen
bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen mit 22000 Polizisten und 34000
Nationalgardisten werden 46 Aufständische getötet, 2600 verletzt und über 21000
verhaftet.
11.-15. 4.
Auf dem Kurfürstendamm in Berlin wird Rudi Dutschke durch ein Revolverattentat des
neonazistisch beeinflußten Josef Bachmann lebensgefährlich verletzt. Da die Tat
gemeinhin als Folge der systematischen Hetzkampagne des Berliner Senats und der
Springer-Presse angesehen wird, kommt es im Verlauf der Ostertage in der gesamten
Bundesrepublik zu massenhaften Versuchen, die Auslieferung der Springer-Zeitungen zu
verhindern. Schon am Abend nach dem Attentat beginnen 2000 Studenten das Springer-Hochhaus
an der Berliner Mauer zu stürmen. Nachdem der Versuch durch Polizeikräfte vereitelt
worden ist, werden die Fahrzeughalle in Brand gesetzt und mehrere Transportfahrzeuge
zerstört. Innerhalb der fünf Tage dauernden Straßenschlachten an den Auslieferungstoren
der Springer-Druckereien beteiligen sich über 60000 an den Blockaden. Erstmals ist der
Anteil der nichtintellektuellen Jugendlichen, vor allem von Lehrlingen, besonders hoch.
Die 21000 eingesetzten Polizisten verhaften über 1000 Demonstranten, mitunter auch
unbeteiligte Hausfrauen und Rentner. Bei den schwersten Straßenschlachten in Deutschland
seit der Weimarer Republik kommen zwei Menschen - in München - ums Leben, 400 werden zum
Teil schwer verletzt.
In Washington, New York, Toronto, London, Amsterdam, Brüssel, Paris, Mailand, Tel
Aviv, Belgrad, Oslo, Prag und Wien kommt es zu Solidaritätsdemonstrationen vor den
deutschen Botschaften und Springer-Büros. In Rom werden Molotow-Cocktails in Porsche- und
Mercedes-Vertretungen geschleudert.
Von den 827 Beschuldigten, gegen die Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden, wird - am
16. 4. - in München der erste «Osterdemonstrant» wegen Aufruhrs und Auflaufs zu sieben
Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Auf einer Bundestagssondersitzung «zu den
Osterunruhen» bezeichnet Innenminister Benda den SDS als verfassungsfeindliche
Organisation.
1.5.
Neben den offiziellen Mai-Kundgebungen des DGB veranstalten die Gruppen der APO in der
gesamten Bundesrepublik Gegenkundgebungen. Gegenüber 80000 offiziellen kommen
beispielsweise in Berlin 40000 APO-Teilnehmer zusammen.
2. 5.
Weil das Hamburger SDS-Mitglied Karl-Heinz Roth beschuldigt wird, «am 1. Mai zur
Verletzung der Bannmeile des Hamburger Rathauses aufgefordert und bei seiner Festnahme
Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet zu haben», wird er verhaftet und auf Grund
umfassender Protestaktionen schon einen Tag später wieder entlassen. Als kurz darauf
wieder ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt wird, beschließt der SDS auf einem Teach-in,
daß er sich der wiederholten Inhaftierung entziehen solle. Nun taucht Roth für ein Jahr
unter, nicht ohne auf Massenveranstaltungen wie Teach-ins und Demonstrationen wieder in
aller Öffentlichkeit aufzutauchen. In einem Spiegel-Interview aus dem «Untergrund»
erklärt Roth am 3. 7. «Mein Fall soll zeigen, daß der Staatsapparat durchaus
unterlaufen werden kann.» Erst ein Jahr später stellt er sich in Begleitung seines
Anwalts und Hunderten Studenten auf dem Hamburger Polizeipräsidium; seine Anklagepunkte
fallen später unter das Amnestiegesetz.
5.5.
Anläßlich des 150. Geburtstages von Karl Marx findet in Trier neben der offiziellen
UNESCO-Veranstaltung mit Willy Brandt eine Gegenveranstaltung mit Professor Wolfgang
Abendroth und dem sowjetischen Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland statt.
5.5.
Im Chinesenviertel von Saigon wird der Geschäftsträger der Bundesrepublik, Freiherr von
Collenberg, vom Vietcong erschossen.
3. 5.-30. 6.
«Pariser Mai»: Als einige hundert Studenten auf dem Hof der Sorbonne gegen die
Schließung der Philosophischen Fakultät in Nanterre protestieren, werden sie auf
Veranlassung des Rektors von der Polizei auseinandergetrieben. Daraufhin kommt es zu einer
spontanen Demonstration auf dem Boulevard Saint Michel, wo durch das erneute Eingreifen
der Polizei eine sechsstündige Straßenschlacht ausgelöst wird. Gegen die anschließende
Verordnung von Erziehungsminister Peyrefitte, die Sorbonne zu schließen, versammeln sich
- am 6.5. -10000 Studenten vor der Naturwissenschaftlichen Fakultät. Dort beginnen am
Abend Straßenschlachten zwischen Studenten und schwerbewaffneten Polizisten, die jede
Menschenansammlung zu verhindern versuchen. Als die Kämpfe auf den Barrikaden des
Quartier Latins schließlich in den Morgenstunden des nächsten Tages abflauen, zählt man
1100 Verletzte und über 400 Verhaftete. Nachdem es auch am Dienstag und Mittwoch zu
Demonstrationen mit 50000 und 20000 Teilnehmern auf den Champs-Elysees und dem Boulevard
Saint Germain gekommen war und sich zudem die beiden großen Gewerkschaften CGT und CFDT
mit den Studenten solidarisiert haben, beginnt am Freitagabend die Barrikadennacht des 10.
Mai. 20000 Schüler und Studenten errichten nach dem Scheitern von Verhandlungen über die
Wiedereröffnung der Sorbonne aus Angst vor erneuten Angriffen der Polizei in großen
Teilen des Quartiers Barrikaden. 10000 CRS-Polizisten versuchen ab 2 Uhr nachts unter dem
Einsatz von Tränengas, Brandbomben und Gummiknüppeln, die Barrikaden zu räumen. Trotz
des erbitterten Widerstands der Schüler und Studenten bricht die Abwehrkette in den
Morgenstunden zusammen. Als das ganze Ausmaß der Kämpfe am Samstagmorgen zu erkennen ist
- 600 Verletzte, 70 ausgebrannte Autowracks, mehrere verwüstete Straßenzüge und
unzählige Verhaftete -, beschließen die Gewerkschaften, nachdem es im übrigen
Frankreich zu einer Welle von Solidaritätsaktionen gekommen ist, einen 24Stündigen
Generalstreik. Über eine Million Arbeiter, Studenten und Schüler formieren sich am
Montag, dem 13. 5., zum größten Demonstrationszug der französischen Geschichte, der
schließlich mit der Besetzung der Sorbonne durch Studenten endet. Dieses Signal wird von
den Arbeitern aufgegriffen, die am folgenden Tag Sud-Aviation in Nantes und die
Renault-Werke bei Rouen besetzen, wodurch sich die Streikbewegung mit Fabrikbesetzungen
schnell auf alle großen Industriezweige und Betriebe ausdehnt. Nachdem die Sorbonne zur
«autonomen Universität für Studenten und Arbeiter» erklärt worden ist, wird das
Odeon-Theater am «Tag der Aktion» - dem 15. 5. - besetzt und in ein «freies
Volkstheater» verwandelt, in dem eine permanente Diskussion über die Kulturrevolution
beginnt. Nun warnt das Politbüro der KPF in einem Kommunique vor «abenteuerlichen
Handlungen». Nachdem Abbruch des Staatsbesuchs von General de Gaulle in Rumänien wird
der Mißtrauensantrag der Opposition in der Nationalversammlung abgelehnt und ein
Amnestiegesetz verabschiedet. Als de Gaulle - am 24. 5. - in einer Fernsehansprache des
ORTF ein Referendum über die Mitbestimmung ankündigt, brechen nach einer weiteren
Demonstration von 50000 im Quartier Latin erneut Straßenkämpfe aus, die erneut erst im
Morgengrauen mit 100 Verletzten und 300 Verhafteten wieder abflauen. Bei Demonstrationen
in der Provinz wird in Lyon ein Polizist durch einen umstürzenden Lastwagen getötet.
Nachdem die französische Regierung dem Sprecher der Bewegung des 22. März, Daniel
Cohn-Bendit, die Rückreise verwehrt hat und es deshalb schon zu schweren
Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war, gelangt Cohn-Bendit illegal über die
Grenze nach Paris. Als am Montag - dem 27. 5. - das Verhandlungsergebnis zwischen
Gewerkschaften und Regierung bekanntgegeben wird, beginnt für zehn Millionen Arbeiter die
zweite Streikwoche. Nach einer Demonstration der Aktionseinheit von Arbeitern und
Studenten, an der sich - am 29. 5. - über eine halbe Million beteiligt, findet nach einer
weiteren Fernsehansprache de Gaulles, in der die Auflösung der Nationalversammlung
bekanntgegeben und Ruhe und Ordnungsparolen ausgegeben werden, eine gaullistische
Demonstration statt, zu der sich etwa eine Million «Franzosen» auf dem Place de la
Concorde versammeln. Trotz einer kaum abbröckelnden Streikfront kann sich die
gaullistische Reaktion unter Zuhilfenahme aller staatlichen Repressionsmittel im Laufe des
kommenden Monats durchsetzen. Nach der gewaltsamen Räumung des ORTF, den Renault-Werken
von Flins, dem Odeon und der Sorbonne in Paris - am 16. 6. - erreichen die Gaullisten in
den Parlamentswahlen vom 23. und 30. 6. die absolute Mehrheit.
11.5.
Ändern vom «Kuratorium Notstand der Demokratie» durchgeführten Sternmarsch auf Bonn
beteiligen sich - trotz einer vom DGB zum gleichen Zeitpunkt veranstalteten
Alternativkundgebung in Dortmund - über 60000 Demonstranten aus der gesamten
Bundesrepublik. Der vom SDS an die Gewerkschaften gerichtete Aufruf zu einem Generalstreik
bleibt ungehört.
15.-30.5.
Anläßlich der zweiten Lesung der Notstandsgesetze im Bonner Bundestag findet in einer
Vielzahl von bundesrepublikanischen Städten eine ganze Serie von Anti-Notstands-Aktionen
auf regionaler und lokaler Ebene statt. Als Beispiel für viele andere sei hier der Ablauf
der Ereignisse in der Rhein-Main-Metropole Frankfurt skizziert: Als am Morgen des 15. 5.
Streikposten die Eingänge der Frankfurter Universität besetzen, führen in den Betrieben
der Stadt 10000 Arbeiter und an den Gymnasien 3000 Oberschüler Warnstreiks durch. Nach
einer Unterbrechung des Streiks läßt der Rektor - am 27. 5. - die Universität
präventiv für eine Woche schließen. Als Reaktion darauf beschließen auf einem Teach-in
2000 Studenten, das Rektorat zu besetzen und zur Zentrale des Streikkomitees zu machen.
Nach der Besetzung ziehen am Nachmittag aus verschiedenen Betrieben und Stadtteilen 15000
Demonstranten in die Innenstadt, wo das SDS-Bundesvorstandsmitglied Hans-Jürgen Krahl in
seiner Römerbergrede nach Beiträgen von Gewerkschaftern und Betriebsräten zu einem
gemeinsamen politischen Streik von Arbeitern, Schülern und Studenten aufruft. Im
Anschluß an die Kundgebung wird nach einer eingehenden Beratung das Programm für eine
Politische Universität an den Universitätseingängen ausgehängt. An den am nächsten
Morgen begonnenen Seminaren, die alle wesentlichen Themenbereiche der APO behandeln und
von Professoren, Assistenten und Studenten durchgeführt werden, beteiligen sich zwar 2000
Studenten und Schüler, jedoch trotz intensiver Betriebsagitation nur eine verschwindend
geringe Anzahl von Arbeitern. Nach erneuten größeren Bemühungen, Arbeiter und Lehrlinge
in die zur «Karl Marx-Universität» umfunktionierten
«Johann-WoIfgang-Goethe-Universität» zu bekommen und damit die Voraussetzungen für
eine Aktionseinheit herzustellen, die schon im Ansatz scheitern, können - am 30. 5. -
mehrere Hundertschaften Bereitschaftspolizei ohne größere Schwierigkeit die Universität
räumen und am darauffolgenden Tag auch noch das Büro des SDS-Bundesvorstandes
durchsuchen. Insgesamt haben sich innerhalb von vierzehn Tagen in mehr als fünfzig
Städten der gesamten Bundesrepublik über 80000 Demonstranten erfolglos gegen die am 30.
5. mit der Mehrzahl der Stimmen der SPD-Fraktion zustande gekommene Annahme der
Notstandsgesetze zu wehren versucht.
23. 5.
In der senegalesischen Hauptstadt Dakar kommt bei der von Staatspräsident Senghor
veranlaßten Räumung der besetzten Universität ein Student ums Leben.
Mai '68
Unabhängig von den Ereignissen in Paris und der Bundesrepublik kommt es in nahezu allen
Erdteilen zu Universitätsbesetzungen, Massendemonstrationen und Straßenschlachten mit
den staatlichen Ordnungskräften: Hervorzuheben sind dabei: Genf, Wien, Mailand, Rom,
Belgrad, Madrid, London, Essex, Ankara, Istanbul, New York, Buenos Aires, Tucuman, Rio de
Janeiro, Tokio und die vielen anderen . . .
3. 6.
Statt der erwarteten mehreren tausend Studenten und Schüler kommen nach der
Verabschiedung der Notstandsgesetze lediglich noch ein paar hundert zu einem vom VDS
organisierten Pfingstkongreß nach Frankfurt. Nach einem Referat des Soziologieprofessors
Jürgen Habermas - «Die Scheinrevolution und ihre Kinder» - kommt es zu
einer erbitterten Diskussion mit SDS-Studenten über den ein Jahr zuvor in Hannover
erhobenen Vorwurf des «linken Faschismus».
3 .-10. 6.
In der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad erzwingen Studenten durch einen
Universitätsstreik von Staatspräsident Tito die Zusage, weitgreifende Hochschulreformen
durchzuführen.
9. 6.
Nach der Besetzung des Rektorats der Mailänder Staatsuniversität - am 16. 5. - kommt es
erneut zu heftigen Straßenschlachten, in deren Verlauf 247 Studenten festgenommen werden.
13. 6.
Auf einer Vollversammlung des Otto-Suhr-Instituts der Politologen der Berliner FU wird bei
dreißig Gegenstimmen die von den Studenten geforderte drittelparitätische
Institutssatzung angenommen. Zur gleichen Zeit geht eine Welle von Institutsbesetzungen
und Kämpfen um eine drittelparitätische Satzung durch die Universitäten der
Bundesrepublik.
15. 6.
Nach blutigen Studentenunruhen in Montevideo hat Staatspräsident Areco den
Ausnahmezustand in Uruguay verhängt. In Ankara und Istanbul halten protestierende
Studenten ihre Universitäten besetzt.
23.6.
Bei Straßenschlachten zwischen Studenten und Polizeieinheiten werden in Rio de Janeiro
sechs Studenten getötet.
27. 6.
Das besetzte Ostasien-Seminar der FU wird auf Anweisung des Rektors von Polizeikräften
geräumt. Eine anschließende Besetzung des Rektorats mit der AStA-Vorsitzenden Sigrid
Fronius wird ebenfalls nach mehreren Stunden geräumt.
13.7.
Vor der Wahl eines neuen Studentenparlaments in der mexikanischen Stadt Pueblo kommt es zu
einem blutigen Feuergefecht, bei dem zwei Studenten von der Polizei getötet und acht
verletzt werden.
23. 7.
Die vier Frankfurter Professoren Denninger, von Friedeburg, Habermas und Wiethölter
veröffentlichen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen eigenen Entwurf für
ein neues hessisches Hochschulgesetz, das den «Demokratisierungsforderungen der Studenten
Rechnung tragen» soll.
30. 7.
Um zu beweisen, daß der Vietnam-Krieg - würde er nur gegen Hunde, anstatt gegen Menschen
geführt - schon nach kurzer Zeit durch den Protest der internationalen Tierschutzvereine
und tierliebender Richter gestoppt würde, kündigt die Internationale der
Kriegsdienstgegner in München die öffentliche Verbrennung eines Hundes an. Daraufhin
erhebt sich eine Protestwelle; unter anderem macht eine Frau das Angebot, lieber sich als
den Hund verbrennen zu lassen.
4. 8.
Weil während der kommunistischen Weltjugendfestspiele in Sofia SDS-Delegierte zusammen
mit anderen Festspielteilnehmern versuchen, eine Vietnam-Demonstration vor der
amerikanischen Botschaft zu organisieren, werden sie von bulgarischen Geheimpolizisten
zusammen mit anderen SDS-Mitgliedern des traditionalistischen Flügels, späteren
DKP-Mitgliedern, zusammengeschlagen.
15. 8.
In Montevideo versammeln sich mehrere hunderttausend Demonstranten zur Trauerfeier für
den Studenten Liber Arce (zu deutsch: sich befreien), der von einem Polizisten von hinten
erschossen worden war.
21. 8.
Nach dem Scheitern von drei kurzfristig angesetzten Ostblockkonferenzen über den
Reformkurs der KP der CSSR und den daraufhin angesetzten Manövern der Warschauer
Pakt-Truppen entlang der tschechoslowakischen Grenzen besetzen in der Nacht zum 21. 8.
Truppen der Sowjetunion, der DDR, Ungarns, Polens und Bulgariens die CSSR. Obwohl große
Teile der Bevölkerung der Okkupation passiven Widerstand entgegensetzen, sind
Staatspräsident Svoboda (zu deutsch: Freiheit) und Parteichef Alexander Dubcek dazu
gezwungen, sich die Bedingungen eines sogenannten «Truppenstationierungsvertrages» von
200000 Soldaten des Warschauer Pakts - am 16.10. - oktroyieren zu lassen.
23. 8.
In der Nacht zum 23. 8. malen die beiden Söhne des DDR-Regimekritikers Robert Havemann,
Frank und Florian, im Zentrum von Ost-Berlin mit weißer Farbe den Namen DUBCEK an mehrere
Hauswände. Eine junge Frau schreibt auf das Dach ihres Kinderwagens die Namen DUBCEK und
SVOBODA und zieht damit durch die ganze Stadt. Alle drei werden kurz darauf von Beamten
des Staatssicherheitsdienstes verhaftet. Ebenso ein Mann, der mit einer schwarzen Binde am
Arm spazierengeht und von den Beamten nach der Bedeutung gefragt antwortet: «Weil eine
große Hoffnung heute begraben wurde.»
25.-28. 8.
Auf dem Parteikonvent der Demokraten in Chicago, der Hubert Humphrey zum Gegenkandidaten
von Richard Nixon wählt, wird Abend für Abend auf Anweisung von Bürgermeister Daley
eine Manifestation der «New Left» gegen den Vietnam-Krieg und die Unterdrückung der
McCarthy-Opposition niedergeschlagen. Rund 25000 Soldaten, Nationalgardisten und
Polizisten gehen dabei mit äußerster Brutalität gegen die im Verlauf der Kämpfe von
2000 auf 12000 anschwellende Zahl der Demonstranten vor. Hippies, Yippies, Black Panther,
die Rockband MC 5 werden dabei ebenso wie Fernsehreporter, Pressefotografen und
Parteitagsdelegierte im Lincoln-Park eingekreist und unter dem Einsatz von
Tränengasgranaten, Schlagstöcken und Rauchbomben bis auf den letzten Demonstranten
niedergeknüppelt.
4. 9.
Der Berliner Kommunarde Karl-Heinz Pawla scheißt während seiner Verhandlung vor den
Richtertisch des Moabiter Kriminalgerichts und wischt sich anschließend mit Gerichtsakten
den Hintern ab. Nach zweitägiger Unterbrechung des Verfahrens wird er wegen
Richterbeleidigung zu zehn Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt.
12.-16. 9.
Als der SDS auf seiner 23. Delegiertenkonferenz in Frankfurt nach dem Ausschluß von fünf
Mitgliedern des «Traditionalisten-Flügels», die bei den Weltjugendfestspielen andere
SDS-Mitglieder zusammengeschlagen hatten, auseinanderzubrechen droht, interveniert der
Berliner «Aktionsrat zur Befreiung der Frau». Aber anstatt auf Fraktionsquerelen
einzugehen, wirft die Sprecherin Heike Sanders den antiautoritären SDS-Autoritäten vor,
daß in dieser Organisation die Frauen ebenso wie in allen anderen gesellschaftlichen
Bereichen unterdrückt werden. Als der nächste Redner, Hans-Jürgen Krahl, auf diesen
Beitrag nicht eingehen will, wird er von einer hochschwangeren Berliner
Volkswirtschaftlerin mit Tomaten beworfen. Am letzten Tag der abgebrochenen und nach
Hannover vertagten Delegierten Konferenz kommt es noch zu einem kleineren Scharmützel mit
der Polizei. Weil der Besitzer des Westend-Cafes «Laumer» Langhaarigen, Bärtigen und
sonstigen freaks den Eintritt verwehrt, machen Fritz Teufel und etwa hundert SDSler
ein go-in, wobei es zu einer Tortenschlacht mit der herbeigerufenen Polizei kommt.
16. 9.
In Offenbach wird die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) von illegalen KPD-Mitgliedern
gegründet. Nach einem halben Jahr zählt sie rund 20000 Mitglieder, wovon etwa ein
Drittel Arbeiter sind. Nach der Liquidierung der KPD durch den Nationalsozialismus -
150000 wurden in Gefängnisse und KZ gesteckt, wo 35000 von ihnen umkamen - und dem Verbot
der Nachkriegs-KPD 1956 im Kalten Krieg der Adenauer-Ära - Hunderte werden über Jahre
hinweg in Haft behalten - hat die Massenbewegung der außerparlamentarischen Opposition
erstmals wieder die Möglichkeit geschaffen, daß sich Kommunisten wieder legal und
öffentlich organisieren können.
20. 9.
Vor der Frankfurter Paulskirche versuchen 2000 Demonstranten, Polizeiketten zu
durchbrechen, um gegen die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den
der Kollaboration mit dem Kolonialismus beschuldigten afrikanischen Staatspräsidenten und
Schriftsteller Senghor zu protestieren. Zuvor hatte der SDS beschlossen, einen Gegenpreis
für Amilcar Cabral, den Vorsitzenden der Frelimo, der Befreiungsbewegung Mozambiques, zu
stiften. Als Daniel Cohn-Bendit nach einem Hechtsprung über das Absperrgitter
zusammengeschlagen und fortgetragen wird, beginnen die Demonstranten Autos umzustürzen
und Barrikaden zu errichten. Ein Hagel von Steinen und Flaschen zerschellt zwar an den
Mauern der Paulskirche, die Verleihungsfeierlichkeiten jedoch können ohne Unterbrechung
zu Ende geführt werden. Von den 26 Verhafteten wird Cohn-Bendit in einem Schnellverfahren
zu acht Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt.
2.10.
Nachdem es in Mexiko schon in den Sommermonaten zu erbitterten Straßenschlachten mit der
Polizei gekommen war, bei denen es Todesopfer und Hunderte von Verletzten gegeben hatte,
verschärft sich die Lage in Anbetracht der bevorstehenden Olympischen Spiele immer mehr.
Als die Massendemonstrationen der Schüler und Studenten auf dem Paseo de Reforma, der
Prachtstraße in Mexico City, bis auf eine Zahl von einer halben Million anschwillt,
läßt das Regime, das einen internationalen Prestigeverlust befürchtet, reguläre
Armee-Einheiten in die Hauptstadt einmarschieren und die Universitäten und Hochschulen
besetzen. Nach tagelangen Abwehrgefechten kommt es in der Nähe des Polytechnikums zum
Blutbad des «mexikanischen Herbstes». Die Kundgebung eines studentischen Streikkomitees
auf dem «Platz der drei Kulturen» im Titelolco-Viertel, auf dem der Abzug aller Truppen
vom Polytechnikum gefordert wird, wird zum Hinterhalt: Einer der Redner wird plötzlich
von einem Zivilpolizisten am Hals gewürgt, die Umstehenden sofort darauf von weiteren
Geheimpolizisten ergriffen, schließlich der ganze Platz von mit Maschinenpistolen
ausgerüsteten Soldaten umstellt. Daraufhin geben auf den Dächern der umliegenden Häuser
auftauchende Zivilpolizisten den Soldaten ein Zeichen zum Losfeuern. Nach einem
dreistündigen Blutbad, in dessen Verlauf über 5000 Soldaten mit mehr als 300 Panzern und
zwei Hubschraubern gegen die wehrlosen Studenten eingesetzt werden, ist der
Kundgebungsplatz mit Toten und Verwundeten übersät. Bei der Eröffnung der XIX.
Olympischen Sommerspiele am 12. 10. erinnern außer einigen Militärposten nur noch
Blutspuren an die 500 Toten und über 2000 Verhafteten, die das Massaker «zur Herstellung
von Ruhe und Ordnung für die olympische Begegnung der Jugend aus aller Welt» gekostet
hat.
5.10.
Yippie-Leader Abbie Hoffman erscheint vor dem «Untersuchungsausschuß für
unamerikanische Umtriebe» in einem aus dem Sternenbanner, der amerikanischen
Nationalflagge, geschneiderten Hemd. Als Polizisten ihm daraufhin dieses Hemd vom Leibe
reißen, erscheint darunter die blau-gelbrote Fahne des Vietcong, die nicht auch noch vom
Leibe zu reißen war, weil Hoffman sie sich zuvor auf die Haut gemalt hatte.
24.10.
Die beiden Farbigen Tommie Smith und John Carlos, die Gewinner der Gold- und
Bronzemedaille im 200-m-Lauf, demonstrieren bei der Siegerehrung für die
Black-Power-Bewegung, indem sie schwarze Handschuhe tragen, dem Sternenbanner den Rücken
zukehren und während des Abspielens der Nationalhymne die geballte Faust zum Himmel
strecken. Daraufhin werden sie auf der Stelle aus der US-Mannschaft ausgeschlossen.
4.11.
Als vor dem Berliner Landgericht ein Ehrengerichtsverfahren gegen den Rechtsanwalt Horst
Mahler, wegen dessen Teilnahme an der Springer-Blockade stattfinden soll, durchbrechen
2000 Demonstranten am Tegeler Weg die Barrieren der Polizei, erobern einen Wasserwerfer
und richten seinen Strahl gegen die ohnehin schon zurückweichenden Beamten. Ein zufällig
vorbeifahrender, mit Steinen beladener Lastwagen, der angehalten und «enteignet» wird,
gibt Gelegenheit, erstmals zu einer militanten Offensive gegen die Polizeikräfte
anzusetzen. Nach einem Dauerbombardement mit Pflastersteinen können erst einige zu Hilfe
gerufene Hundertschaften unter dem Einsatz von Tränengasbomben und Reiterstaffeln die in
Bedrängnis geratenen Einheiten befreien. Im Gegensatz zu früheren Straßenschlachten hat
sich die Zahl der Verletzten umgekehrt: 20 Studenten und 130 Polizisten müssen ärztliche
Behandlung in Anspruch nehmen. Ein Zeit-Reporter zählt 2371 umherliegende Pflastersteine.
6. 11.-3. 2. 69
Aus Protest gegen die Einführung des «Master's-Plan» am San Francisco State College,
der mit Zulassungsbeschränkungen vor allem die Studienchancen farbiger Studenten ganz
erheblich schmälern würde, stören mehrere Studentengruppen den Universitätsbetrieb
durch Sabotageakte und die Sprengung von Lehrveranstaltungen. Die daraufhin vom Rektor
herbeigerufene Spezialeinheit der Polizei, «Tactical Squad», löst auf dem Campus eine
mehrstündige Schlacht mit etwa 4000 Studenten aus, von denen 700 verhaftet werden. Im
Verlauf der nächsten vier Monate kommt es zur mehrfach abwechselnden Schließung und
Wiedereröffnung des Collegs. Farbigen und weißen Studentenorganisationen gelingt es
dabei, Kontakte mit gewerkschaftlich organisierten Arbeitern anzuknüpfen, die ebenso wie
die Lehrergewerkschaft in Solidaritätsstreik treten, ohne jedoch dadurch die
Verwirklichung der von der Universitätsadministration ausgearbeiteten Pläne verhindern
zu können.
8. 11.
Nachdem Beate Klarsfeld schon am 9. 5. auf einer Veranstaltung in Berlin vor 3000
Studenten angekündigt hatte, Bundeskanzler Kiesinger wegen seiner früheren
Mitgliedschaft in der NSDAP zu ohrfeigen, setzt sie ihr Vorhaben auf dem Parteitag der CDU
in der Berliner Kongreßhalle in die Tat um. Dafür wird sie in einem Schnellverfahren zur
Höchststrafe von einem Jahr Gefängnis verurteilt. Der Mann, der Rudi Dutschke mit einer
Krücke blutig geschlagen hatte, war zu 200 DM Geldstrafe verurteilt worden.
16.11.
Die seit der Springer-Blockade von den Staatsanwaltschaften eingeleitete Flut von über
1000 Strafprozessen soll mit der auf der Fortsetzung der SDS-Delegiertenkonferenz in
Hannover zur Debatte stehenden Justizkampagne thematisiert werden. Jedoch läßt die
zunehmende ideologische Verfestigung der einzelnen Fraktionen keine plenare Diskussion
mehr zu. Die späteren maoistischen Studentenparteien KPD und KBW sind in den Beiträgen
der SDS-Gruppen Berlin und Heidelberg im Keim schon klar erkennbar. In dieser
paralysierten Situation verteilt der Frankfurter «Weiberrat» seinen
«Rechenschaftsbericht», mit dem er aus dem «Kanon einander bekämpfender Fraktionen»
ausbricht und an dessen Ende die Forderung steht: «Befreit die sozialistischen Eminenzen
von ihren bürgerlichen Schwänzen.»
28. 11.
Nach der Besetzung und anschließenden polizeilichen Räumung von Direktionsräumen der
Berliner Film- und Fernsehakademie werden 18 der insgesamt 68 Studenten relegiert.
3.12. - 15. 2.1969
In Frankfurt beschließen 1200 Studentinnen und Studenten der Abteilung für
Erziehungswissenschaften einen unbefristeten Boykott aller Lehrveranstaltungen, um damit
eine Verkürzung des Lehrerstudiums auf eine «Fachidiotenausbildung» von sechs Semestern
zu verhindern. Daraufhin solidarisieren sich die Soziologen mit ihnen und beschließen am
6. 12. auf einer Vollversammlung einen «aktiven Streik zur Neuorganisierung des
Studiums». Im drei Tage später besetzten und in «Spartakus-Seminar» umbenannten
Soziologischen Seminar wird eine Vielzahl unabhängiger, von Studenten selbst
organisierter Arbeitskreise eingerichtet. Obwohl das Seminar bereits im Morgengrauen des
18. 12. auf Veranlassung der Hausherren Adorno, von Friedeburg und Habermas von der
Polizei geräumt wird, bereiten die Studenten zusammen mit dem AStA eine weitere Expansion
des Streiks vor. Dies trifft zwar auch mit einer Ausbreitung auf andere Fachbereiche am
Jahresbeginn zunächst einmal ein, jedoch zeigen sich schon nach einer am 7. 1.
ergebnislos abgebrochenen öffentlichen Diskussion mit dem hessischen Kultusminister die
ersten Risse in der Streikbereitschaft der Studenten. Auf der Vollversammlung der AfE am
10. 1. werden erstmals massive Vorwürfe gegen den SDS vorgetragen und der Versuch
gemacht, den Streik als «untaugliches Mittel zur Studienreform» wieder abzubrechen. Als
sich dann am 31.1. - einen Tag nach den Ereignissen um das Sporthilfekonzert, mehrere
Soziologen zu einer Streikdiskussion im Institut für Sozialforschung versammeln, fordern
Adorno, von Friedeburg und Habermas wiederum Polizei zur Räumung an. Von den 76
Festgenommenen wird nur der als «Rädelsführer» beschuldigte Hans-Jürgen Krahl in Haft
behalten. Die nun folgenden Aktionstage, die am 6. 2. zur Freilassung Krahls führen,
ersetzen die Diskussionen um eine inhaltliche Veränderung des Studiums durch die
Auseinandersetzung mit den staatlichen und institutionellen Machtorganen. Am 4. 2. werden
im Anschluß an ein von 2000 Studenten besuchtes Teach-in, auf dem die Fotos von
mutmaßlichen Polizeispitzeln an die Wand projiziert werden, die Räume des
Universitätsjustitiars aufgebrochen und dessen Akten verbrannt.
Zu Beginn der Semesterferien am 15. 2. arbeiten zwar noch eine ganze Reihe der
eingerichteten Streikgruppen weiter, mit dem Aufbau von außeruniversitären Basisgruppen
in Stadtteilen und Betrieben zeichnet sich jedoch schon der Weggang der SDS-Aktivisten von
der Hochschule ab.
19.12.
Im Rektorat der Berliner FU explodiert ein Molotow-Cocktail.
31.12.
Auf den Tag genau fünfzig Jahre nach dem Gründungsparteitag der KPD, zu der sich der
Spartakusbund mit anderen linksradikalen Gruppierungen unter der Führung von Rosa
Luxemburg und Karl Liebknecht - am 31.12.1918 - zusammenschloß, gründet der dissidente
Altkommunist Ernst Aust gegen die als «revisionistisch» .und «moskauabhängig»
bezeichnete DKP die KPD/Marxisten-Leninisten.
1969
12.1.
In Westhofen an der Ruhr gründen die nach den Jugendfestspielen in Sofia ausgeschlossenen
SDS-Mitglieder den «Marxistischen Studentenbund Spartakus», der sich als
Bündnisorganisation der DKP versteht und zur mitgliederstärksten Hochschulorganisation
in der Bundesrepublik wird.
13. l.
An der Berliner FU fallen wegen eines am 8. 1. beschlossenen Streik gegen das
Ordnungsrecht alle Lehrveranstaltungen der Philosophischen Fakultät aus.
16. 1.
Der tschechische Student Jan Palach zündet sich aus Protest gegen die sowjetische
Okkupation auf dem Prager Wenzelsplatz an. Als er kurze Zeit später seinen schweren
Verbrennungen erliegt, kommt es erstmals wieder zu großen öffentlichen Demonstrationen
gegen die Besatzungsmächte.
17. 1.
Bei einer Urabstimmung an der Berliner FU, die die neue Hausordnung zum Gegenstand hat,
billigen 59,9 Prozent der Studenten den Beschluß des Konvents, die Hausordnung
abzulehnen.
18. 1.
Der Studentensprecher der Juristischen Fakultät der FU wird mit einem weiteren Studenten
relegiert. Sie sollen Vorlesungen gestört und Fakultätssitzungen gesprengt haben.
19. l.
Nach zweitägigen erbitterten Kämpfen, bei denen sich die Belagerten mit einem Hagel von
Steinen und Molotow-Cocktails verteidigten, gelingt es 8000 japanischen Polizisten, die
letzte Bastion der von Zengakuren besetzten Tokioer Universität zu räumen. Erst unter
dem massiven Einsatz von Hubschrauberstaffeln, Tränengasbomben und Schneidbrennern geben
die Studenten den seit Juni vergangenen Jahres besetzten Turm des Auditoriumsgebäudes
auf. .
23. 1.
Wegen des Aufführungsverbots eines Films über den «Mai '68» brechen in mehreren
Pariser Gymnasien Schülerrevolten aus, die nach Kämpfen mit der CRS schnell auf die
Sorbonne und die Universität von Vincennes übergreifen. 585 Schüler und Studenten
werden während der Straßenkämpfe verhaftet.
30. 1.
Am 36. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung veranstaltet Versandhauschef
Neckermann ein Sporthilfekonzert mit Herbert von Karajan, zu dem unter dem Schutz von 2000
Bereitschaftspolizisten u. a. auch Bundeskanzler Kiesinger und Innenminister Benda
erscheinen. Der SDS mobilisiert mit dem Flugblatt «Ohrfeigt Kiesinger!» 1500
Demonstranten gegen die Exklusivveranstaltung, die die Durchfahrt des Wagens von
Altbundeskanzler Erhard verhindern. Während die Polizei nach Beendigung des Konzerts
während der Auseinandersetzungen um die Abfahrt der Besucher dreizehn Demonstranten
verhaftet, zertrümmert ein motorisierter Stoßtrupp von Unbekannten in einer Blitzaktion
die Scheiben des Amerikahauses, des spanischen Generalkonsulats und verschiedener Banken.
27.3.
Mit sofortiger Wirkung verfügt die Bundesregierung die Sperrung aller Zuschüsse an den
Verband Deutscher Studentenschaften.
1. 4.
In Offenbach erscheint die Gründungserklärung des Sozialistischen Büros. In Abgrenzung
zur «Spontaneitätsideologie» und «traditionellen Organisationsformen» wollen die
vorwiegend aus der Kampagne für Demokratie und Abrüstung stammenden Mitglieder «eine
bessere Kommunikation und Kooperation unter der sozialistischen Linken entwickeln und
damit zur größeren Effektivität und Organisierung sozialistischer Arbeit beitragen».
11.-29. 4.
200 Demonstranten verhindern durch eine blitzartige Stürmung der Frankfurter
Flughafenhalle die Abschiebung des persischen Studenten Ahmed Taheri, der aus politischen
Gründen im Iran gesucht wird. Am 26. 4. versuchen SDS-Studenten im
Universitätssekretariat die Rückmeldung zum Sommersemester so lange zu blockieren, «bis
auch Taheri wieder immatrikuliert worden ist». Daraufhin wird die Universität von
Polizeieinheiten besetzt. Am 28. 4. entwickelt sich auf dem Campus eine Schlacht, die mit
der Räumung des Studentenhauses und der Verhaftung von 31 Studenten endet. Einen Tag
darauf beginnt ein neues Scharmützel, als sich Polizisten vom Hauptgebäude und Studenten
vom Studentenhaus aus gegenseitig mit Wasserschläuchen und Feuerlöschern bespritzen und
anschließend mit Steinen, Flaschen und Eisenteilen bewerfen. Noch während die
Auseinandersetzungen im Gange sind, legen Unbekannte im Statistischen Seminar Feuer,
wodurch der Dachstuhl des Universitätshauptgebäudes abbrennt. Als die Studenten
anschließend von mehreren Hundertschaften vom Universitätsgelände gedrängt werden und
auf den Zufahrtsstraßen Barrikaden errichten, kann die Polizei 28 Studenten verhaften und
die übrigen Verkehrsblockaden auflösen.
28. 4.
Am Okinawa-Kampftag, an dem japanische Studenten für die Rückgabe der von den USA 1952
vereinnahmten Insel demonstrieren, gelingt es einigen Zehntausenden, die Polizei
auszumanövrieren, einen kilometerlangen Straßenzug im Zentrum von Tokio zu besetzen und
für kurze Zeit zum «befreiten Gebiet» zu erklären. Bei der Räumung in der nun
folgenden Nacht werden rund 1000 Studenten verhaftet.
29.4.
An der FU beginnt eine Serie von Vorlesungssprengungen an der Juristischen und der
Philosophischen Fakultät, die bis zum Ende des Semesters andauert. Am 18. 5. wird dabei
das Osteuropa-Institut von der Polizei geräumt und einen Tag später an der Juristischen
Fakultät, nachdem dort verschiedene Professoren mit Farbeiern beworfen worden waren, eine
polizeiliche Einlaßkontrolle eingeführt.
7. 5.
Wegen politischer Differenzen mit seiner Ehefrau und Kolumnistin Ulrike Meinhof werden in
Hamburg-Blankenese die Innenräume der Villa des konkret-Herausgebers Klaus Rainer Röhl
von dreißig Berlinern demoliert.
21.5.
Das Rektorat der Bonner Universität wird von der Polizei geräumt, nachdem es kurz zuvor
von 150 Studenten besetzt worden war.
3.6.
In Frankfurt räumt die Polizei das besetzte Seminar für Wirtschaftswissenschaften
und verhaftet 39 Studenten.
7.-17. 6.
Als die Nahverkehrsbetriebe in Hannover ihre Beförderungstarife erhöhen, beginnen
300 Jugendliche die Straßenbahnschienen zu blockieren und gleichzeitig durch eine
«Rote-Punkt-Aktion» den Nahverkehr mit Privatautos selber zu organisieren. Als die
Polizei trotz massiven Einsatzes von Tränengas und über 100 Festnahmen in den nächsten
Tagen den Straßenbahnverkehr nicht aufrechterhalten kann und die Anzahl der Demonstranten
bis auf 5000 anschwillt und diese zudem noch Solidaritätsadressen aus mehreren Betrieben
erhalten, beschließt der Magistrat einen Einheitstarif auf der Höhe des zuvor
niedrigsten Einzelpreises.
12. 6.
An der Berliner FU wird die «Rote Zelle Germanistik» gegründet, nach deren Vorbild an
fast allen Universitäten der Bundesrepublik sich ähnliche, marxistisch-leninistisch
orientierte Hochschulzellen bilden. Die «Rotzeg» will eine «revolutionäre Berufspraxis
im Klassenkampf» vorbereiten und «einen Beitrag zur Zerschlagung der Bourgeoisie» und
«zur Bekämpfung der Klassenuniversität» leisten.
18. 6.
Auf seinem Jahreskongreß in Chicago spaltet sich der amerikanische SDS in die maoistische
SWA («Studenten-Arbeiter-Allianz») und die antiautoritäre RYM («Revolutionäre
Jugendbewegung»), aus der die «Weathermen» entstehen, die in der Folgezeit militante
Stadtguerilla-Aktionen durchführen. Ihr Name stammt aus Bob Dylans Song «Subterranean
Homesick Blues», in dem es heißt: «Du brauchst keinen Wettermann, um zu wissen, woher
der Wind weht.»
27. 6.
Als mehrere hundert Studenten in Frankfurt nach einer Germanistik-Vollversammlung die
Türen des Deutschen Seminars einschlagen und dort versuchen, mehrere Professoren zur
Unterzeichnung einer gegen das Ordnungsrecht gewandte Resolution zu bringen, werden 48
Studenten von der herbeigerufenen Polizei festgenommen.
5. 7.
Unmittelbar nach dem Tod ihres Gitarristen Brian Jones veranstalten die Rolling Stones
für ihre Plattenfirma Decca ein Live-Konzert im Londoner Hyde Park, zu dem 250000
Jugendliche kommen. Ihr «StreetFightingMan» beginnt zwar mit dem Aufruf: «Die
Zeit ist reif, in den Straßen zu kämpfen», endet jedoch mit der Zeile: «Aber was kann
ein armer Junge anderes tun, als in einer Rock 'n' Roll-Band zu singen ? »
25. 7.
Etwa 2500 Demonstranten fordern vor der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Moabit die
Freilassung mehrerer inhaftierter Bundeswehr-Deserteure. Als dennoch am 27. 7. sieben von
ihnen ohne Wissen ihrer Anwälte in die Bundesrepublik ausgeflogen werden, findet am 8. 8.
eine Protestkundgebung vor dem Bundeshaus mit 4000 Teilnehmern statt.
1. 8.
In Berlin tritt ein neues Universitätsgesetz in Kraft, mit dem die studentischen
Körperschaften, Konvent und Allgemeiner Studentenausschuß, liquidiert sind.
8. 8.
Die «Manson-Family», eine okkulte Kommune aus San Franciscos Haight-Ashbury, dringt in
eine Vorortvilla von Los Angeles ein und ermordet die fünf Anwesenden, unter ihnen die
Filmschauspielerin Sharon Täte, die Frau des Regisseurs Roman Polanski.
17.-19. 8.
Als nach der fünfzigstündigen «Schlacht von Bogside» im nordirischen Londonderry, bei
der sich die unterprivilegierten Katholiken gegen Übergriffe der protestantischen Polizei
wehren, Premierminister Wilson britische Spezialtruppen entsendet, beginnt der nordirische
Bürgerkrieg.
15.-17. 8.
Unter dem Motto «Love and Peace» strömen auf dem Farmgelände von Woodstock im
amerikanischen Bundesstaat New York 400000 Jugendliche zu einem dreitägigen Popfestival
zusammen. Dieses größte und friedlich verlaufende Massenmeeting der Jugend, auf dem Jimi
Hendrix mit dem Gitarrensolo «Star Spangled Bannen» das US-Sternenbanner
elektronisch zerfetzt, dient mit seiner entspannten Atmosphäre als Hintergrund für einen
profitablen Musikfilm gleichen Titels, der vom Hollywoodkonzern Warner Brothers gedreht
wird.
2.-19. 9.
Als in Dortmund 3000 Arbeiter aus der Frühschicht der Westfalenhütte, die der
stahlproduzierenden Hoesch AG zugehörig ist, vor die Hauptverwaltung ziehen und «wegen
eines zu niedrigen Tarifangebots» erneute Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Vorstand
erzwingen, lösen sie eine Welle spontaner Streiks im Stahl- und Bergbau aus, die etwa
150000 Arbeiter ergreift.
3. 9.
Ho Chih Minh, der Staatspräsident Nordvietnams, Vorbild der Studentengeneration der
sechziger Jahre, stirbt im Alter von 79 Jahren in Hanoi.
30. 9.
Vor einem Chicagoer Schwurgericht beginnt der Prozeß gegen die «Chicago 8», die der
«Rädelsführerschaft» bei den Kämpfen während des demokratischen Parteitags vom
August 1968 beschuldigt werden. Es sind die beiden Yippies Jerry Rubin und Abbie Hoffmann,
die beiden SDS-Leader Tom Hayden und Rennie Davies, der Pazifist David Dellinger und neben
zwei unbekannteren Angeklagten der Vorsitzende der Black Panther Party, Bobby Seale. Nach
heftigen Zusammenstößen zwischen dem 74Jährigen Richter Julius Hoffman und Bobby Seale
wird dieser zunächst gefesselt und geknebelt und später völlig aus dem Gerichtssaal
entfernt und der Prozeß in seiner Abwesenheit beendet. Nach viereinhalb Monaten werden
die Angeklagten zwar im Punkt der Verschwörung freigesprochen, jedoch zusammen mit ihren
beiden Verteidigern wegen Mißachtung des Gerichts zu Gefängnisstrafen zwischen zwei
Monaten und vier Jahren verurteilt.
6.10.
In Chicago sprengen Weathermen mit einer Dynamitladung die Gedenkstatue für die sieben
Polizisten, die bei den Hay-market-Kämpfen 1886 mit deutschen Anarchisten ums Leben
gekommen waren, in die Luft.
8.-12.10.
Mit dem Schlachtruf «Bring the war home» versuchen die Weathermen in den «Four Days
of Rage» Chicago in ein zweites Vietnam zu verwandeln. Mit Steinen, Stöcken,
Tränengasgranaten und Molotow-Cocktails stürmen sie aus dem Lincoln Park hervor, werden
aber nach einem kurzen Überraschungsmoment durch eine Übermacht von 2000 Polizisten
überwältigt. Am Ende des vierten Tages sind sechs Weathermen erschossen und 287
verhaftet.
21.10.
In Bonn beginnt mit der Wahl von Willy Brandt zum Bundeskanzler die Regierung der
sozial-liberalen Koalition von SPD und FDP.
15. 11.
Auf dem vom Koordinationsausschuß «New Mobe» organisierten Marsch auf Washington
demonstrieren 250000 gegen den Krieg in Vietnam. 45000 Teilnehmer defilieren dabei in
Einerreihen an einem Sarg vorüber, in denen sie Namensschilder von in Vietnam gefallenen
GIs werfen. Diese «Parade des Todes» ist acht Kilometer lang und dauert 36 Stunden. Am
selben Tag findet an der Westküste ein Marsch auf San Francisco statt, an dem sich 100000
Kriegsgegner beteiligen.
15. 11.
In Frankfurt demonstrieren 2500 Studenten gegen den Vietnam-Krieg. Dabei werden die
Scheiben von mehreren amerikanischen Einrichtungen in der Innenstadt eingeworfen und ein
am Straßenrand parkender Ferrari-Sportwagen mit Benzin überschüttet und angezündet.
Währenddessen scheitert der Versuch von 150 Demonstranten, auf dem Vorfeld des
Frankfurter Flughafens den Black Panther Albert Howard in Empfang zu nehmen; dieser wird
nach einem kurzen Verhör nach Paris abgeschoben. Insgesamt werden 85 Demonstranten an
diesem Tag festgenommen.
6.12.
Um kostenlose Statisten für einen Tourneefilm zu finden, geben die Rolling Stones auf
einer Autorennbahn bei San Francisco, Altamont, ein Free Concert, zu dem über 300000
Jugendliche erscheinen. Während des Stückes « Sympathy for the Devil » erdolcht
die als Ordnungskraft eingesetzte Rockergruppe Hell's Angels vor den Augen der Rockband
und den laufenden Filmkameras den jungen Farbigen Meredith Hunter. Die Show geht dennoch
weiter; am Ende werden drei Tote und 700 Verletzte gezählt.
6.-7.12.
Mit dem Scheitern der Arbeitskonferenz der «Roten Presse Korrespondenz» in Berlin ist
der letzte Versuch einer überfraktionellen Vereinigung der aus der APO stammenden
Betriebs- und Basisgruppen zerbrochen.
5.12.
Im Morgengrauen werden zwei Mitglieder der Black Panther Party in ihren Betten von der
Chicagoer Polizei erschossen; unter ihnen Fred Hampton, der Führer der Chicagoer Gruppe.
1970
10.2.
Das frühere SDS-Bundesvorstandsmitglied Hans-Jürgen Krahl wird bei einem Autounfall
tödlich verletzt.
21. 3.
Der SDS-Bundesvorstand gibt seine formelle Auflösung bekannt. Die letzte darüber hinaus
noch existierende SDS-Gruppe wird in Heidelberg nach schweren Zusammenstößen mit der
Polizei bei einer antiimperialistischen Demonstration vom baden-württembergischen
Innenminister am 24. 6. verboten.
4. 5.
Die Bundesregierung gibt eine begrenzte Amnestie für «Demonstrationsstraftäter»
bekannt. |