LUTHER BLISSETT
Mao-Dadaistinnen foppen
baden-wuerttembergische Verfassungsschuetzer
Stuttgart/Heidelberg. Das baden-wuerttembergische Landesamt fuer
Verfassungsschutz hat sich - wie ein Blick auf dessen Internet-Homepage
zeigt - auf der Suche nach allzeit gewaltbereiten Autonomen in Heidelberg
Ende Oktober 1997 an der Nase herumfuehren lassen.
Waehrend einer Demonstration fuer den Erhalt des Autonomen Zentrums in
Heidelberg (25.10. 1997) verteilte der beruehmt-beruechtigte
Kommunikationsguerillero Luther Blissett (Kommissarin fuer die korrekte
Verwendung der Zeichen im oeffentlichen Raum) ein Flugblatt mit
maodadaistischen "Parolen zum Mitskandieren". In
dem Flugblatt sind eine
Reihe skuriler bis die Autonomenfolklore
parodierender Sprueche aufgefuehrt:
"Ob grosser Riese, kleiner Gnom
Sie woll'n ein Zentrum Autonom,
Und auch der deutsche Gartenzwerg
will ein AZ in Heidelberg!
Lang lebe der Vorsitzende Mao
und sein Stellvertreter Lin-Piao"
Doch das baden-wuerttembergische Landesamt fuer Verfassungsschutz, das
immer von neuem bemueht ist, seine Existenzberechtigung unter Beweis zu
stellen, (v)erklaert das maodadaistische Flugblatt zu einem Zeugnis der
hohen Gewaltbereitschaft der Heidelberger Autonomenszene. Es verbreitet
daher schon seit geraumer Zeit auf seiner Homepage im Internet folgende
"Analyse"
ueber deren Gefaehrlichkeit:
"Die Forderung nach einem Ersatz fuer das 'alte AZ' kam in den
Parolen der
Teilnehmer unmissverstaendlich und mit drohendem Unterton zum
Ausdruck:
'Kein Platz fuer's AZ:
dann gibt's Rabatz
und ausserdem
eins auf den Latz!'
'Wollt Ihr nicht kriegen eins vorn Latz,
macht keine Scherze uebers
AZ!' "
[Ende Zitat Webpage/Verfassungsschutz]
Doch das Flugblatt stammte gar nicht von Heidelberger Autonomen sondern
von
Luther Blissett, der in einem maodadaistischen Fahrradkorso von
Ludwigshafen nach Heidelberg heruebergeradelt war. Den
Verfassungsschuetzern ging auch in dem Moment kein Licht auf, als sie die
ebenfalls auf Luther Blissett zurueckgehende maodadaistische Variante der
bei Autonomen-Demonstrationen beliebten "Hinweise zum Verhalten waehrend
und nach der Demonstration", in der Hand hielten. Darin heisst es u.a.:
"Beim Auftreten von animalischen Helfern der Ordnungskraefte: Pferde
mit
Brotresten fuettern, evt. auch mit Wuerfelzucker (ist aber nicht PC);
auf
keinen Fall den Pferden Wurst anbieten. Hunde dagegen sind weder
Veganer
noch Vegetarier!
Wenn ihr festgenommen werdet: Ruft den
Umstehenden laut den Namen des
grossen Vorsitzenden - Mao Tse-Tung - zu."
Da Luther Blissett als einziger waehrend der Demonstration entsprechende
Verhaltensvorschlaege parat hatte, vermochten die aus dem maodadaistischen
Fahrradkorso des Ludwigshafener Bueros fuer angewandten Realismus (e-Mail:
realismus@t-online.de) immer wieder
vorgetragenen Sprechchoehre eine
entsprechende Durchschlagskraft entfalten.
Besonders ueberzeugte die der La
Ola-Welle nachempfundene sogenannte Da
Mao-Welle.
Ausserdem duerften die im Flugblatt nachzulesenden Aeusserungen von Luther
Blissett zur "Gewaltfrage" den Verfassungsschutz zu der vorgenommenen
Einschaetzung der besonderen Gefaehrlichkeit der Heidelberger Autonomen
hingerissen haben:
"Wenn Ihr mit Pflastersteinen werft, kommt Ihr womoeglich ins
Gefaengnis;
wenn ihr mit Mohrenkoepfen, Adventskraenzen oder Papstbuesten
werft, kommt
Ihr dagegen in die Zeitung!"
Der intellektuelle Desperado Sonja Bruenzels (Mitglied des Bologneser
Theorie-Hacker Zirkels "Potere Operaio") behauptet hingegen, dass der
baden-wuerttembergische Verfassungsschutz so doof nun auch wieder nicht
sei. Die entsprechende Seite im Internet stamme gar nicht vom
Verfassungsschutz selbst, sondern sei von ihr persoenlich insgeheim
ausgetauscht worden. Demzufolge sei die Website des Verfassungsschutzes von
Sonja Bruenzels gehackt worden. Der baden-wuerttembergische Geheimdienst
habe nur bis heute nicht gemerkt, dass er unbemerkt eine gefakte Seite in
dessen Webpage eingefuegt habe.
Die Heidelberger Autonomen, die den Beitrag der Mao-Dadaistinnen um Luther
Blissett im vergangenen Oktober schon damals nicht sehr lustig fanden,
unterstellen inzwischen, dass der maodadaistische Fahrradkorso samt
Flugblaettern eine Counter-Aktion des Verfassungsschutzes dargestellt habe.
Der Verfassungsschutz solle diese Flugblaetter selbst gestreut haben, damit
ein Vorwand fuer die weitere Observation geschaffen werde, hiess es aus dem
Plenum des AZs Heidelberg.
Wie dem auch sei:
"Vom Autonomen Zentrum lernen heisst SIEGEN lernen" (Zitat Mao
Tse Tung)
Besagte Webseite des Landesamts fuer Verfassungsschutz findet sich unter:
http://www.baden-wuerttemberg.de/verfassungsschutz/link6.htm
Photos, die die maodadaistische Entschlossenheit des Fahrradkorsos
illustrieren, finden sich unter
http://www.uni-mannheim.de/studorg/gahg/rweis/weltrevolution/mao/
Anlage:
Parolenzettel sowie Verhaltensanweisung
von
Luther Blissett
PAROLEN ZUM MITSKANDIEREN
AZ-DEMO AM 25. 10. 97 IN HEIDELBERG
Opa, Vater, Sohn
fuer ein Zentrum autonom;
Tochter, Mutter, Oma
fuer das Centro Autonoma
Buerger aus dem Bett,
kaempft fuer das AZ
Kein Platz fuer's AZ:
dann gibt's Rabatz
und ausserdem eins auf
den Latz!
Nuts heisst jetzt AZ
sonst aendert sich nichts!
Proletarier aller Laender
wolln ein Autonomes Center!
Ob grosser Riese, kleiner Gnom
Sie woll'n ein Zentrum Autonom,
Und auch der deutsche Gartenzwerg
will ein AZ in Heidelberg!
-Wir rufen alle monoton:
gebt uns ein Zentrum Autonom!!
Vom Autonomen Zentrum lernen
heisst SIEGEN lernen! (Zitat Mao
Tse-Tung)
Lang lebe der Vorsitzende Mao
und sein Stellvertreter Lin-Piao!
AZ, Theresa und Di:
nicht alles geht vorbei!!
Frolic Chappi Latz?
Vokue bleibt im AZ
Wollt Ihr nicht kriegen eins vorn Latz
macht keine Scherze uebers AZ!
Weitere Hinweise zum Verhalten waehrend und nach der Demonstration
1. Bei Gefahr durch auftretende Ordnungskraefte:Geht immer in
Ketten, oder
in Fahrradkonvois (dann fahren, nicht gehen).
2. Beim Auftreten von animalischen Helfern der Ordnungskraefte:Pferde
mit
Brotresten fuettern, evtl. auch mit Wuerfelzucker (ist aber nicht PC);
auf
keinen Fall den Pferden Wurst anbieten. Hunde dagegen sind weder
Veganer
noch Vegetarier!
3. Wenn ihr festgenommen werdet: Ruft den Umstehenden laut
den Namen des grossen Vorsitzenden - Mao Tse-Tung - zu.
4. Macht gegenueber der Polizei keine Angaben zur Sache. Zitiert aus
den
Schriften des grossen Vorsitzenden.
5. Beim Verhoer: Euer Name ist Luther Blisset aus Bologna,
Calle Radicali
No.23. Gebt an, dass Ihr hier in Heidelberg auf der Suche
nach
Winterradieschen seid.
6. Kontakt nach aussen: Schreibt euch die Telefonnummer des
grossen
Vorsitzenden - zu erfahren bei der chinesischen Botschaft (0228
955970) -
auf den Unterarm. Ihr habt einen Anruf auf der Polizeiwache frei.
7. Redet moeglichst unverstaendliches Zeugs. Kurzfassungen der Gedichte
des
grossen Vorsitzenden stossen immer auf allgemeine Begeisterung. Droht
mit
dem Aufsagen der Langversionen.
8. Kommunikation mit der Ordnungsmacht: Sprecht die Beamten
und -innen der
Polizei nicht mit Volksgenossen und -innen an, sondern
ueberzeugt sie
bestimmt, aber hoeflich von der Reinheit unserer Botschaft
und der Worte
des Vorsitzenden Mao Tse-Tung.
9. Die Gewaltfrage: Wenn Ihr mit Pflastersteinen werft, kommt
Ihr
womoeglich ins Gefaengnis; wenn Ihr mit Mohrenkoepfen, Adventskraenzen
oder
Papstbuesten werft, kommt Ihr dagegen in die Zeitung!
10. Keine Angst. Alles wird gut!
"Ist die beste Subversion nicht die, die Codes zu entstellen,
statt sie zu
zerstoeren?" (Roland Barthes u.a. im Handbuch der
Kommunikationsguerilla)
"Ist die beste Subversion nicht die, die Codes zu entstellen,
statt sie zu
zerstoeren?" (Roland Barthes u.a. im Handbuch der
Kommunikationsguerilla)
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