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1998

Rubrik
Globales & Internationales

HEYVA SOR A KURDISTAN+ (Kurdischer Roter Halbmond)
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17. Februar 1998

Südkurdistan (Nordirak):

7000 kurdische Flüchtlinge verlassen das Lager Ninova aus Angst vor
den herannahenden türkischen Truppen

Nach uns aus der Region vorliegenden Informationen befinden sich die 7.000
Bewohner des Flüchtlingslagers Ninova seit dem 13. Februar 1998 auf der Flucht
in Richtung Mossul.

Die aus Nordwestkurdistan (Türkei) stammenden Flüchtlinge waren erst im März
1997 aus dem Lager Atrush nach Ninova geflüchtet. Jetzt befürchten sie erneute
Angriffe der türkischen Ar- mee, die mit mehr als 10.000 Soldaten in die
UN-Schutzzone eingedrungen ist. Offiziell hat die türkische Armee ihren
Vorstoß damit begründet, sie wolle verhindern, daß nach zu erwartenden
Bombardements der US-Armee im Irak eine Fluchtbewegung über die türkische
Grenze einsetzt. Beobachter bezweifeln diese These und befürchten, die Türkei
wolle im Zuge eines erneuten Golfkrieges dauerhaft die erdölreichen Städte
Mossul und Kirkuk besetzen. Ninova liegt auf dem direkten Weg nach Mossul.
Nach nicht bestätigten Berichten hat das UNHCR wegen der befürchteten
US-Bombenangriffe seine Mitarbeiter aus dem Lager zurückgezogen. Damit sind
die Flüchtlinge der auf Seiten der Türkei kämpfenden KDP Masud Barzanis
schutzlos ausgeliefert. Bei wiederholten Feuerüberfällen der KDP wurden seit
Anfang September letzten Jahres mindestens acht Bewohner des Lagers getötet.

Es wird vor Ort berichtet, daß Flüchtlinge aus Angst vor erneuten Angriffen
und aus Verzweif- lung ihre Zelt in Brand gesetzt hätten und alle 7000
Menschen aus Ninova stünden direkt vor irakischen Truppen, in etwa drei
Kilometer vom Lager entfernt. Das irakische Militär versperre den Weg. Das
UNHCR habe eine Delegation entsandt, die versuchen würde, die Flüchtlinge zur
Rückkehr zu bewegen. Die Flüchtlinge würden sich weigern, nach Ninova
zurückzukehren. KDP-Peshmergas und von der türkischen Armee ausgebildete
turkmenische Banden seien in das Lager gestürmt und hätten auf die abziehenden
Flüchtlinge geschossen.

Es herrschen winterliche Temperaturen in Südkurdistan. Auf der Flucht sind die
60jährige Aysa Acar und das 4 Monate alte Kind Aziz Mahmut gestorben. Die
Menschen sind schutzlos den Witterungsbedingungen ausgeliefert.

Der Kurdische Rote Halbmond befürchtet, daß ohne Hilfe von Außen weitere
Flüchtlinge an Hunger und Erschöpfung sterben werden. Ihm wird der Zugang in
die Region von der KDP versperrt.

Kurdischer Roter Halbmond