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1998

Rubrik
Faschismus
Rassismus
Neue Rechte

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Roma-Union erinnerte an Auschwitz-Erlaß vom 16.12.1942

aus der Rede von Hans-Georg Böttcher, Geschäftsführer der Roma-Union, anläßlich der Kranzniederlegung vor dem Gesundheitsamt am 16.12.97

Vor 55 Jahren befahl der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, mit dem Auschwitz-Erlaß die Deportation von Roma und Sinti aus ganz Europa in die KZs der Nazis. "Zigeunermischlinge, Rom-Zigeuner und nicht deutschblütige Angehörige zigeunischer Sippen balkanischer Herkunft", so Himmlers Worte, sollen selektiert und binnen weniger Wochen in die Lager eingewiesen werden. ...

Die Erfassung, Katalogisierung, die Beschreibung, als ob wir Tiere wären, fand bereits Jahre vorher statt. Nur noch in Lagern konnten sich Roma aufhalten. Auf diese Vorarbeiten bauten die Organisatoren des Todes auf, erstellten Deportationslisten und verfrachteten uns in die KZs und Vernichtungslager ... Über eine halbe Million Roma und Sinti wurden im Nationalsozialismus massakriert. Das geschah nicht im Verborgenen, sondern knüpfte an das seit Jahrhunderten bestehende Vorurteil gegenüber Roma an ...

Seit Jahren informiert die Roma-Union darüber, daß im Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main nach 1945 zwei maßgebliche NS-Rassenforscher, nämlich Robert Ritter und seine Assistentin Eva Justin, tätig waren ... 25 000 Daten über Roma und Sinti sammelten Ritter und Justin im Laufe ihrer Arbeit. ... All das, die Kategorisierung, Erfassung, Bewertung und Internierung in den verschiedensten Lagern, wie beispielsweise in Frankfurt Bockenheim oder Fechenheim, waren nur die Vorstufe zur darauffolgenden Deportation und Vernichtung.

Robert Ritter wurde 47 als Stadtarzt nach Frankfurt berufen. Er war Obermedizinalrat und Leiter der Fürsorgestelle für Gemüts- und Nervenkranke und der Jugendpsychiatrie. Justin ... bekleidete den Posten einer Kriminalpsychologin und Psychologin beim Jugendgesundheitsamt. Beide wurden für das, was sie den Roma und Sinti angetan haben, nicht zur Rechenschaft gezogen, Im Gegenteil, sie wurden zum Nachteil betroffener Sinti in Entschädigungsverfahren nach 45 als Gutachter zu Rate gezogen.

In zwei Briefen hat die Roma-Union den Vorschlag einer Mahn- und Gedenktafel der Dezernentin Frau Reisch zugänglich gemacht. Eine Reaktion haben wir bisher nicht erhalten. ...