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Rubrik Dies & das |
aus *UZ* unsere zeit, Zeitung der DKP, Nr. 9
Politischer Erfahrungsaustausch Vertreter der Bezirksvorstände aus Hamburg und Berlin
Zum politischen Erfahrungsaustausch trafen sich im Januar
Vertreter der Bezirksvorstände der DKP aus Hamburg und Berlin an der
Spree.
Gemeinsam mit Karl Eduard von Schnitzler wurde eingangs eine
Grundsatzdiskussion geführt, in der nach Gründen und Ursa- chen für
die historische Niederlage von 1989 gesucht wurde: Fehler in der Politik
der KPdSU, der SED, im kulturellen und ökonomischen Bereich der
sozialistischen Staaten, eine Un- terschätzung der verschiedenen
Varianten imperialistischer Einflußnahme, die zunehmende Verankerung
revisionistischer Positionen auch in der Politik der Kommunistischen
Parteien und eine ungenügende politische Auseinandersetzung mit
sozialdemokratischen Positionen.
Manche Position aus der Diskussion war umstritten, Einigkeit bestand
aber darin, heute, fast 50 Jahre nach der Gründung der DDR, diesen großen
historischen Versuch für eine sozia- listische Entwicklung in
Deutschland argumentativ zu vertei- digen und sich antikommunistischen
Geschichtsfälschungen zu widersetzen.
In der Diskussion wurde mehrfach die Position geäußert, daß
die in der DKP begonnene Sozialismus-Debatte über den Par- teitag
hinaus fortgesetzt werden müsse. Zahlreiche Fragen seien erst
andiskutiert, manche Position noch nicht veröf- fentlicht. Andere
GenossInnen vertraten die Auffassung, daß wir mit den
Sozialismus-Vorstellungen viel stärker auch in die öffentliche
Auseinandersetzung müssen.
Den Kern der Begegnung in Berlin bildete dann ein politi- scher
Erfahrungsaustausch zwischen Mitgliedern der Bezirks- vorstände aus
den beiden städtischen Metropolen. Eingeschätzt wurde, daß
die Möglichkeiten für eine Stärkung der Partei sich
angesichts der ökonomischen und politischen Polarisierungen in der
Gesellschaft wieder verbessert hät- ten, es aber bisher an
entsprechenden Konzeptionen in der gesamten Parteiarbeit mangele. Viel
diskutiert wurde die Frage, wie die Parteiarbeit heute wieder so zu
gestalten sei, daß insbesondere auch jüngere Menschen gewonnen
werden können.
In diesem Zusammenhang wurde unterstrichen, daß sich das
gesamte Niveau unserer Politik - außerparlamentarische Teil- nahme an
gesellschaftlichen Kämpfen, Öffentlichkeitsarbeit, die
Erarbeitung von landes- und kommunalpolitischen Positio- nen u. a. -
deutlich verbessern müsse. Besonderes Gewicht habe dabei die Frage,
wie die Partei gerade in ihren Be- zirks- und Kreisorganisationen politisch
handlungsfähiger werde. Ebenfalls wurde eine stärkere Unterstützung
für die Jugendverbände SDAJ und AMS gefordert.
Gründlich diskutiert wurde dann das komplizierte politische Verhältnis
zur PDS, insbesondere im Wahljahr 1988. Da käme es darauf an, im
Wahlkampf, z. B. in solchen Großstädten wie Hamburg und Berlin,
deutlicher präsent zu sein, sich massiv einzumischen. Aus Hamburg kam
der Vorschlag, den Wahlkampf in der Bundeshauptstadt auch als eine
Angelegenheit für die gesamte Partei zu betrachten. Die Absicht, 1998
einen Bei- trag dafür zu leisten, daß die PDS wieder im
Bundestag ver- treten sei, sei politisch und aus den aktuellen Kämpfen
begründet.
Gerade dies erfordere aber, diesen Wahlkampf unsererseits als eigenständigen
Wahlkampf zu führen, auch mit eigenen Materialien, mit unserem
politischen Profil als revolutio- näre Partei. Unser Eintreten für
Veränderungen in der Bun- despolitik könne deshalb auch nicht heißen,
auf die Kritik falscher Positionen, auch dann, wenn sie aus der PDS auf-
tauchen, wie z. B. in manchen Fragen der Friedenspolitik, zu verzichten.
Die DKP, so verschiedene GenossInnen, dürfe gerade 1998 in ihrer
Politik nicht unglaubwürdig werden. Dort, wo es politisch sinnvoll
ist, sollte gegebenenfalls auch mit Wahlkreiskandidaturen eingegriffen
werden.
Zum Schluß wurde vereinbart, regelmäßiger zum Erfahrungs-
austausch zusammenzutreffen, sich gegenseitig, etwa mit dem Austausch von
ReferentInnen, zu unterstützen, die Beteili- gung in außerparlamentarischen
Bündnissen, zum Beispiel im Antifa-Bereich, zu intensivieren und dort
Zusammenarbeit zu entwickeln.
Die Begegnung endete mit der gemeinsamen Teilnahme an einer
Kundgebung in der Thälmann-Gedenkstätte Ziegenhals, die dort anläßlich
des 65. Jahrestages der letzten, bereits illegalen Tagung des ZK der KPD
stattfand, an der Ernst Thälmann noch teilnahm.
Andreas Grünwald |