trend PARTISAN.net
online
archiv

1997

Rubrik
1.Mai

Abs.: M.KOEPSELL@TRILOS.han.de

aus: BIJI 130 / 5. Mai 1997 / Elektronische Ausgabe

1. Mai Demonstrationen in Türkei und Kurdistan

Schon in der Woche vor dem 1. Mai wurden in allen Städten der Türkei und Kurdistans Leute festgenommen, um zu verhindern, daß sie für die Demonstrationen und Kundgebungen, die in Kurdistan alle verboten waren, zu mobilisieren. Am 26.4. wurden Bülent und Taylan beim Plakatieren des 1.Mai-Plakates der Zeitung "atílím" in ìstanbul festgenommen. Am gleichen Tag wurden die Studenten Baríó Türel. Ceyhun Gülver, Deniz Zengin, Fikret Özbek, Yusuf Uéurlu, Mahir Ustabaóí, Utku Özgen, Volkan òahin und Mahir im Stadtteil Aksaray beim Plakatieren zum 1. Mai festgenommen.

1. Mai Aktionen in der Türkei:

In Istanbul kamen ca. 100.000 Leute, zur Demonstration, die auf dem Taksim-Platz endete, wo am 1. Mai vor 20 Jahren bei einem Massaker der Konterguerilla 36 Menschen durch Schüsse in die Kundgebung ermordet wurden. Auf dem Fronttransparent standen die Namen der 1977 Ermordeten.

Kurz vor dem Platz kam es zu Auseinandersetzungen an einer Polizeisperre und dem Block der Revolutionären Kräfteinheit (TKP-(ML)-TìKKO, Ekim, MLKP, TìKB, TKP/ML. Die hinter diesem Block marschierenden Organisationen HADEP, ÖDP, Plattform für Recht und Freiheiten, Direnió, Kaldíraá, Odak, Rízgarí, YCK und DHKP/C wollten nicht auf den Platz, um keine "Spannungen auszulösen", sie verließen den Demozug kurz vorher. Die Polizei griff die Demonstration mit Tränengas und Schüssen an, es kam zu vielen Verletzten und Festnahmen.

Ankara: Die Demokratie-Plattform, HADEP und Gewerkschaften riefen zu einer Kundgebung auf, nähere Informationen haben wir nicht.

Adana: 10.000 Leute kamen zu einer Demonstration, auf der auch PKK-Parolen gerufen wurden. Serkan und Uéur Ozer und der "atílím"-Vertreter Murat ìnaná wurden festgenommen.

Mersin: 6.000 Menschen kamen zu einer Demonstration, zu der die HADEP und Gewerkschaften aufgerufen hatten. Es gab ein großesPolizeiaufgebot. Während der Demonstration wurde eine ARGK-Fahne hochgehalten, die ständig von einem Teilnehmer zum nächsten weitergegeben wurde. Es wurden Parolen für die PKK und gegen den schutzigen Krieg gerufen.

Izmir: 30.000 Leute kamen zu einer Kundgebung auf dem Konak-Platz und der Demonstration zum Republik-Platz, zu der die HADEP und Gewerkschaften aufgerufen haben. Alle Zufahrtsstraßen waren den ganzen Tag von der Polizei besetzt, die massive Kontrollen durchführte. Es wurden Transparente getragen auf denen "Freiheit für die DHKP-C-Gefangenen in Aydín und Buca und Bergama" und "Freiehit für Gedanden und für ìsmail Beóikái" gefordert wurde.

Osmaniye: 100 Leute kamen zu der verbotenen Demonstration. Sie wurden von der Polizei brutal mit Gewehrläufen und Knüppeln angegriffen, alle wurden festgenommen und zur Sicherheitsbehörde gebracht. Die umstehenden Journalisten und Geschäftsleute wurden ebenfalls von der Polizei verprügelt.

Antalya: 2.000 Leute kamen zu einer Kundgebung der Demokratie-Plattform. Sie riefen Parolen für die Freundschaft der Völker und gegen die Konterguerillabanden.

Denizli: 1.500 Leute machten einen Sitzstreik vor dem Rathaus, weil die Mitglieder der Demokratie-Plattform aus Aydín, die zur Kundgebung kommen wollten, unterwegs 5 Mal von der Polizei aufgehalten wurden. Es wurden kurdische Parolen gerufen.

Usak: ca. 3.000 Leute kamen zur Mai-Kundgebung.

1. Mai in Kurdistan:

Trotz des Verbots wurde der 1. Mai in vielen Städten als Einheits-, Solidaritäts- und Kampftag der Arbeiterklasse gefeiert und die Leute gingen auch mit der Forderung nach Frieden und Demokratie, gegen den schmutigen Krieg auf die Straße.

Diyarbakír: Die von mehreren Gewerkschaften angemeldete Kundgebung wurde vom Gouverneur ohne Begründung verboten. Trotzdem versammelten sich 3.000 Menschen auf dem Daékapí-Platz, der von einem großen Polizeiaufgebot umstellt wurde. Die Kundgebung von allen Gewerkschaften, der HADEP, der DBP und Studenten der Universität Dicle verlief ohne Zwischenfälle, allerdings wurden nach der Kundgebung Mehmet àelebi, Ömer Fidan, Serdar Apikoélu und der Koorespondent der Zeitung "Emek", Murat Sezgin, festgenommen.

Sivas-Divrigi: Zur Demonstration, die von der ÖDP, der ìP, EMEP, BP, Gewerkschaften, der Demokratie-Plattform und der KESK getragen wurde, kamen 7.000 Menschen. Sie riefen Parolen wie "Schulter an Schulter gegen den Faschismus", gegen den schmutzigen Krieg, gegen Privatisierung, für die Freundschaft der Völker und für einen Generalstreik. Die Kundgebung verlief ohne Zwischenfälle.

Antep: Die Kundgebung wurde verboten, in der ganzen Stadt fanden Polizeikontrollen stadt. Trotzdem gelang es ca. 100 Leuten in den Balíklí-Park zu der von den Parteien ÖDP, EMEP, HADEP, den Gewerkschaften Genel-ìó, Tüm Bel Sen und der Zeitung "özgür atílím" organisierten Kundgebung zu gelangen. Die städtischen Arbeiter legten von 8.00 bis 10.00 die Arbeit nieder und feierten den 1. Mai und verlasen Flugblätter. Das Gewerkschaftsbüro von Ünaldí Textil wurde von der Polizei umstellt, die Ausweiskontrollen aller anwesenden durchführte und die anwesenden Arbeiter bedrohten. Im Gymnasium Düztepe wurden die Schüler Önder Fírat und Hüseyin Fírat festgenommen. Am Abend wurde das Büro der Zeitung "özgür atílím" von der Polizei überfallen, Zeitungen beschlagnahmt und die Mitarbeiter verprügelt.

Adiyaman: Zu der Kundgebung der HADEP, des ìHD und den Gewerkschaften Petrol-ìó (Petrochemie), Eétim Sen (Erziehungswesen) und Tarím Sen (Landarbeiter) kamen 400 Leute vor das Rathaus. Die Polizei griff die verbotene Kundgebung sofort an, woraufhin die Leute sich zu einer Spontandemo formierten, die nach 300 Metern erneut angegriffen wurde. Dabei wurden 5 Gewerkschaftsfunktionäre verhaftet: Ömer Buzludaé (Vorsitzender Eétim-Sen), Hamit Toprak (HADEP), òahin Binicier (Vorsitzender Tüm Mali Sen; Finanzwesen), Halil Güler (ehem. Vorsitzender Tüm Mali Sen) und Uéur (Tarím Sen).

Malatya: Um gegen das Kundgebungsverbot zu protestieren versammelten sich sich Mitglieder der EMEP vor der Post um ihre Unterschriftensammlung an das Parlament zu faxen. Die Polizei nahm àetin Kaya, Mazlum und Murat fest. Daraufhin versammelten sich ca. 50 Leute zu einer Spontandemonstration. Die HADEP führte in ihren Räumen ein Seminar über den 1. Mai durch, zu dem 70 Leute kamen.

Elazíé: Die Demokratie-Plattform führte im HADEP-Gebäude eine Pressekonferenz durch.

In Urfa, Van und Ardahan gab es 1. Mai-Feste bei der HADEP.