Quelle: Interim Nr:484
Heisst antipatriarchaler Kampf Rumholzen?
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Wohin mit den Vergewaltigern?In der letzten Interim-Ausgabe (Nr. 483) wurden wir aufgefordert, uns noch einmal zu unserer Aktion gegen das Schnarup Thumby (Angriff auf eine Vergewaltiger- und Taeterschuetzer-Kneipe in Berlin, siehe Interim Nr. 482) zu äussern. um einiges richtigzustellen, wollen wir dies hiermit tun. Wir haben mit Kritik an unser Aktion gerechnet. Da wir jedoch keinen Bock auf eine Auseinandersetzung in einer gemischten Zeitung haben, wird dies unsere letzte Erklaerung dazu sein, denn im Kampf gegen das Patriarchat stehen Maenner auf der Seite der HERRschenden, und es waere naiv, auf sie bauen zu wollen. Zur Richtigstellung: Von den gespruehten Spruechen, die auf die Anwesenheit des Vergewaltigers XX aufmerksam gemacht haben, wurden lediglich die im Treppenhaus der Kneipe entfernt, der Spruch “Achtung! Vergewaltiger und Taeterschuetzer trinken hier!“ stand und steht nach wie vor vor dem Kneipeneingang.
Das haettet ihr (hallo, Sancho Pansa und Interim-Redaktion Nr. 483!) wissen koennen, wenn ihr unsere Erklaerung genau gelesen haettet.Eine weitere Richtigstellung zu dem bereits kursierendem Geruecht, jemandem sei Gas ins Gesicht geschossen worden. Wie ebenfalls in unserer oben erwaehnten Erklaerung zu lesen war, haben wir nur und ausschliesslich auf den Boden geschossen.
Jetzt werden wir auf euer Verstaendnis von „Unbeteiligten“ eingehen. Uns wird vorgeworfen, die Gefaerdung von Unbeteiligten in Kauf genommen zu haben. Da wir davon ausgehen, dass alle Leute den oben erwaehnten Spruch vor dem Kneipeneingang gelesen haben, haben sie sich bewusst entschieden ihr Bier/Getraenk in einer Vergewaltlger- und Taeterschuetzer-Kneipe zu trinken. Damit sind sie nicht mehr “unbeteiligt“.
Unsere eigene Kritik an der Aktion ist, dass wir ausser Acht gelassen haben, dass der Sruch nur in deutscher Sprache gesprueht wurde, und deshalb vielleicht nicht fuer alle haette verstaendlich sein koennen.Mit unserem Verstaendnis von emanzipatorischer Politik nicht vereinbar ist es, dass sich so viele Gedanken ueber die Gefaehrdung eventuell Unbeteiligter durch unsere Aktion gemacht wird, ohne auch nur mit einem Wort die Gefaerdung unbeteiligter FrauenLesben durch die Anwesenheit und Duldung eines Ver-gewaltigers zu erwaehnen.
Nicht verhaeltnismaessig ist es, sich in dem Masse Sorgen um das Wohlergehen eventuell anwesender Allergiekerlnnen zu machen, und gleichzeitig in Kauf zu nehmen, dass durch den bisherigen Umgang mit Vergewaltigern (im besten Falle Nicht-Verhalten) von Vergewaltigung betroffene FrauenLesben in den Selbstmord getrieben wurden und werden. Bemerkenswert finden wir, dass in diesem Zusammenhang die Interim-Redaktion (Nr.483) uns die Taeterinnen - Rolle zuschiebt, ohne die AAB und das Schnarup Thumby-Kollektiv zur Verantwortung zu ziehen.
Besonders auffaellig finden wir auch, dass der von uns gezogene Vergleich zwischen einer Fascho-Kneipe und einer Vergewaltiger- Kneipe scheinbar voellig ignoriert wird. Hier wird eine Wertung vorgenommen, die Faschisten wesentlich klarer als “Feinde“ einstuft, im Gegensatz zu Vergawaltigern und Taeterschuetzern. Faschisten gelten als “Aussenstehende“, waehrend Vergewal-tiger und Taeterschuetzer Teil der “linken Familie“ sind, die nicht “verstos-sen“ werden duerfen.. Auf diesen Verstaendnis beruhen Forderungen nach “Arbeit mit dem Taeter“, die bei Faschisten niemals in Erwaegung gezogen wuerden. Uebrigens, die meisten sexuellen Uebergriffe und Gewalttaten geschehen in der Familie...
Der an uns gemachte Vorwurf, dass auch Wut und Hass die Art der durchgefuerten Aktion nicht legitimieren wuerden (Sancho Pansa Interim Nr.483), bewegt sich in dem alten patriarchalen Denkmuster Frau gleich emotional, Mann gleich rational. An dieser Stelle moechten wir betonen, dass die von uns durchgefuerte Aktion eine rationale politische Entscheidung war, die wir uns nicht absprechen lassen. Selbstverstaendlich empfinden wir auch Wut und Hass,die auch Antriebskraefte fuer unser politisches handeln sind und deren Wert wir nicht verkennen, letztendlich wird die Umsetzung einer Aktion aber nicht von unseren Emotionen bestimmt.
Deshalb halten wir die Aufspaltung von Emotinalitaet/Ratinalitaet, die bei jedem/jeder verschraenkt sind, fuer ideologisch.
Zum Schluss wollen wir noch einmal klarstellen, dass wir eindeutig einen emanzipatorischen Politikanspruch haben. Dieser unterscheidet sich jedoch erheblich von dem der KritikerInnen: Unser emanzipatorischer Anspruch belaeuft sich nicht darauf, immer wieder in gemischten Zusammenhaengen zu vermitteln zu erklaeren; um dort eine Aenderung des Geschlechterverhaeltnisses zu bewirken. Fuer uns heisst emanzipatorische Politig in erster Linie, aus gelaufenen Diskussionen Konsequenzen zu ziehen und Grenzen zu setzen und zu verteidigen. Unser Politigverstaendnis richtet sich deshalb eindeutig an FrauenLesben und nicht an eine gemischte linke Szene.FrauenLesben solidarisiert Euch mit uns
Gruss und Kuss
Eure
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