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KOMMUNISTISCHE STREITPUNKTE - Zirkularblätter - Nr. 8 - 04.08.2004 - Onlineversion Klaus Braunwarth Konspekt zu ISAAK ILJITSCH RUBIN: ABSTRAKTE ARBEIT UND WERT IM MARXSCHEN SYSTEM(Zusammenfassung einer Mitschrift des auf der Sitzung der Allgemeinen Wirtschaftssektion des Instituts für Ökonomie im Mai und Juni 1927 verlesenen Vortrags, in: Dialektik der Kategorien, Westberlin 1975, S. 7-53) |
I. Das Hauptproblem der Marxschen Theorie ist der "wechselseitige Zusammenhang zwischen Arbeit und Wert". /7/ Um dieses Problem zu untersuchen, müssen wir uns sowohl der analytischen wie der dialektischen Methode bedienen. Die erste besteht darin, von einer bestimmten konkreten Erscheinung auszugehen und unter Abstraktion von ihren besonderen und zufälligen Merkmalen zu ihrem allgemeinsten Begriff überzugehen. Die zweite geht von solchen abstraktesten, aber wie Marx sagt auch "dürftigsten" Begriffen zurück zu den konkreteren und reicheren Formen. An einer Stelle nennt Marx diese letztere Methode die genetische, an einer anderen die dialektische Methode, die die erstere analytische mit einschließt und durch die synthetische ergänzt. /8f/ Um das Verhältnis zwischen Arbeit und Wert zu klären, ist nicht nur analytisch der Wert auf Arbeit zurückzuführen, wie es schon die klassische politische Ökonomie tat, sondern zu begreifen, wie die Arbeit im Wert ihren Ausdruck findet. /9f/ Dies ist das grundlegende Problem, zu dessen Lösung mit der Arbeit zu beginnen und dieselbe so zu bestimmen ist, daß aus ihr der Wert hervorgeht. Der Wert ist die "soziale Form des Arbeitsprodukts". /10/ Wenn wir zur Analyse der Arbeit übergehen, müssen wir mit ihrem einfachsten Begriff als konkrete und nützliche Arbeit beginnen. Konkrete Arbeit ist die nützliche, Gebrauchswerte produzierende Arbeit, die sich gesellschaftlich betrachtet als System der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit als der Gesamtheit der konkreten Arbeiten darstellt. Dieses System der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit kann, muß aber nicht, durch den Austausch vermittelt sein. Wo nicht durch den Austausch vermittelt, ist die konkrete Arbeit in ihrer Verschiedenheit von anderen konkreten Arbeiten zugleich unmittelbar gesellschaftlich. /11f/ Dieses Zusammenfallen der konkreten Arbeit mit ihrer gesellschaftlichen Nützlichkeit schließt eine Beziehung der sozialen Gleichsetzung der Arbeit mit ein. /12ff/ Es ist nützlich, drei Begriffe der gleichen Arbeit voneinander zu unterscheiden: a) die physiologisch gleiche Arbeit, b) die sozial gleichgesetzte Arbeit und c) die abstrakt allgemeine Arbeit, die bei Marx manchmal auch nur kurz als abstrakte Arbeit vorkommt. Die physiologische Gleichheit der Arbeit existiert in allen historischen Epochen und zeigt sich darin, daß die Menschen von einer zur anderen Arbeit wechseln können, was gesellschaftliche Arbeitsteilung überhaupt erst ermöglicht. Die soziale Gleichsetzung der Arbeit findet sich in allen Systemen der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit, also nicht nur in warenproduzierenden, und ist auch für eine sozialistische Gemeinschaft notwendig. Die abstrakt allgemeine Arbeit dagegen ist nur für die Warenproduktion charakteristisch, sie ist die spezifische Form, in der in ihr die Arbeit sozial gleichgesetzt wird. /14f/ Die Wechselbeziehung zwischen der gesellschaftlichen, der geteilten und der sozial gleichgesetzten Arbeit ist in waren- und nichtwarenproduzierenden Gesellschaften verschieden. Während in der Warenproduktion die Arbeit nur durch ihre soziale Gleichsetzung zur gesellschaftlichen wird, ist "in einer organisierten Gemeinschaft (...) der Prozeß der Gleichsetzung der Arbeit sekundär", weil sie "durch ein bestimmtes gesellschaftliches Organ" schon nach ihrer konkreten und nützlichen Seite als Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit bestimmt ist. /14f/ Wertsetzende Arbeit, schreibt Marx in "Zur Kritik der politischen Ökonomie" wird dadurch gesellschaftlich, "daß sie die Form ihres unmittelbaren Gegenteils, die Form der abstrakten Allgemeinheit annimmt" (MEW 13, S. 21). /16/ Aus diesen drei Merkmalen der Arbeit ergeben sich "die drei Aspekte des Wertes": die Wertform ist die gesellschaftliche Form des Arbeitsprodukts, die Wertsubstanz die sozial gleiche Arbeit und in der Wertgröße drückt sich die gesellschaftliche Teilung der Arbeit bzw. deren quantitative Seite ("in allen Produktionszweigen" erhalten "die Warenproduzenten durch Verausgabung der gleichen Quantität an Arbeit die gleiche Wertsumme") aus. Der innere notwendige Zusammenhang von Form, Substanz und Größe des Werts ist Reflex der Einheit der Arbeit. /17/ Marx unterscheidet diese drei Merkmale der Arbeit nicht immer völlig klar und bei ihm bedeutet die menschliche, die gleiche und die abstrakt allgemeine Arbeit vielleicht nicht genau das wie hier die physiologisch gleiche, die sozial gleichgesetzte und die abstrakte Arbeit, aber finden kann man diese Unterscheidungen bei ihm schon. /19/ Zum Beispiel klärt diese dreifache Teilung einige Probleme des Abschnitts über den "Fetischcharakter der Ware" im "Kapital": "Denn erstens, wie verschieden die nützlichen Arbeiten oder produktiven Tätigkeiten sein mögen, es ist eine physiologische Wahrheit, daß sie Funktionen des menschlichen Organismus sind und daß jede solche Funktion, welches immer ihr Inhalt und ihre Form, wesentlich Verausgabung von menschlichem Hirn, Nerv, Muskel, Sinnesorgan usw. ist. Was zweitens der Bestimmung der Wertgröße zugrunde liegt, die Zeitdauer jener Verausgabung oder die Quantität der Arbeit, so ist die Quantität sogar sinnfällig von der Qualität der Arbeit unterscheidbar. (...) Endlich, sobald die Menschen in irgendeiner Weise füreinander arbeiten, erhält ihre Arbeit auch eine gesellschaftliche Form. Woher entspringt also der rätselhafte Charakter des Arbeitsprodukts, sobald es Warenform annimmt? Offenbar aus dieser Form selbst. Die Gleichheit der menschlichen Arbeiten erhält die sachliche Form der gleichen Wertgegenständlichkeit der Arbeitsprodukte, das Maß der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft durch ihre Zeitdauer erhält die Form der Wertgröße der Arbeitsprodukte, endlich die Verhältnisse der Produzenten, worin jene gesellschaftlichen Bestimmungen ihrer Arbeiten betätigt werden, erhalten die Form eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Arbeitsprodukte." (MEW 23, S. 85f.) /17f/ Der Begriff der abstrakt allgemeinen Arbeit schließt also die physiologische Gleichheit der Arbeit mit ein und bezeichnet ihre soziale Gleichsetzung in der der Warenproduktion eigentümlichen Form, in der die Arbeit "nur durch den Prozeß der sozialen Gleichsetzung zur gesellschaftlichen und geteilten wird". /19/ In einer Warenproduktion wird die Arbeit erst dadurch gesellschaftlich, in dem sie über die von ihr erzeugten Produkte mit anderer Arbeit gleichgesetzt wird und geteilt wird in ihr die Arbeit nicht bewußt, entsprechend bestimmter vorher geäußerter Bedürfnisse, sondern "durch das Prinzip des gleichen Nutzens in der Produktion". /16f/ Schließlich differenziert Marx noch zwischen abstrakter und abstrakt allgemeiner Arbeit. In "Zur Kritik der Politischen Ökonomie" kritisiert er Franklins Auffassung, daß der Wert durch qualitätslose abstrakte Arbeit meßbar sei, die "blosse Quantität" darstelle: "Da er (...) die im Tauschwert enthaltene Arbeit nicht als die abstrakt allgemeine, aus der allseitigen Entäußerung der individuellen Arbeiten entspringende gesellschaftliche Arbeit entwickelt, verkennt er notwendig Geld als die unmittelbare Existenzform dieser entäußerten Arbeit." (MEW 13, S. 42) /20/ Die analytische Methode führt nur vom Wert zur physiologisch gleichen und zur sozial gleichgesetzten Arbeit. Die Erscheinung des Werts erschließt sich erst auf dem dialektischen Weg vom Begriff der Arbeit zu ihrer besonderen sozialen Form, die sie als in ihrem Produkt vergegenständlichte annimmt. "Folglich muß dieser Begriff der abstrakt allgemeinen Arbeit weitaus reicher sein nicht nur als der Begriff der physiologischen Gleichheit der Arbeit, sondern auch als der der sozialen Gleichsetzung der Arbeit überhaupt." /20/
II. Die abstrakte bzw. die abstrakt allgemeine Arbeit ist nicht nur die über den Austausch der Produkte auf dem Markt gleichgesetzte, sondern genauer die durch die "allseitige Gleichsetzung aller Arbeitsprodukte" angeglichene. Eine solche Angleichung erfordert die Angleichung jedes Arbeitsprodukts zu einem allgemeinen Äquivalent /21/, deshalb sagt Marx in "Zur Kritik der Politischen Ökonomie": "Die Arbeit des einzelnen, um in Tauschwert zu resultieren, muß resultieren in einem allgemeinen Äquivalent (...). "Als allgemeine Arbeitszeit stellt sie sich dar in einem allgemeinen Produkt, einem allgemeinen Äquivalent (...)". (MEW 13, S.20) /22/ In einer Warenproduktion zeigt sich der gesellschaftliche Charakter der Arbeit also so, "daß die Arbeit des einzelnen die abstrakte Form der Allgemeinheit, oder sein Produkt die Form eines allgemeinen Aquivalents annimmt". (MEW 13, S. 21) /22/ Zur abstrakten wird die Arbeit also nicht bloß durch die Gleichsetzung ihrer Produkte, sondern "durch die Angleichung an eine bestimmte Form von Arbeit" (die abstrakt allgemeine), "oder auch durch die Angleichung des Produkts an ein allgemeines Äquivalent", das Geld. /22/ Marx greift mit diesen Bestimmungen die Hegelsche Unterscheidung von Abstrakt Allgemeinem und Konkret Allgemeinem auf, wobei das Konkret Allgemeine das Allgemeine ist, das die Besonderheiten dessen, was es umfaßt, nicht ausschließt, das Abstrakt Allgemeine aber schon. Die Berücksichtigung der Gleichheit der Arbeiten verselbständigte sich bei der Planung ihrer Verteilung in einer sozialistischen Gemeinschaft nicht gegen ihren konkret nützlichen Charakter; in einer Warenproduktion aber geschieht genau dies, denn in ihr werden die Arbeiten an die "bestimmte Form" der abstrakt allgemeinen Arbeit angeglichen, die allen konkreten gegenübersteht, "indem sie als deren Vertreter oder Repräsentant auftritt". /23/ In der ersten Ausgabe des "Kapital" läßt sich viel deutlicher als in den späteren erkennen, welche Bedeutung diese Hegelsche Unterscheidung zweier Allgemeinheiten für Marx hat: "Innerhalb des Wertverhältnisses und des darin einbegriffenen Wertausdrucks gilt das abstrakt Allgemeine nicht als Eigenschaft des Konkreten, Sinnlich-Wirklichen, sondern umgekehrt das Sinnlich-Konkrete als bloße Erscheinungs- oder bestimmte Verwirklichungsform des Abstrakt-Allgemeinen ... Diese Verkehrung, wodurch das Sinnlich-Konkrete nur als Erscheinungsform des Abstrakt-Allgemeinen, nicht das Abstrakt-Allgemeine umgekehrt als Eigenschaft des Konkreten gilt, charakterisiert den Wertausdruck. Sie macht zugleich sein Verständnis schwierig." (Marx, Das Kapital, Bd. 1, 1. Aufl. 1867, Anhang zu Kapital I.1, Die Wertform, S.771, Neuausgabe: AOKISHOTEN, Tokio 1959) Das Abstrakt-Allgemeine erscheint nicht als Merkmal oder Charakteristikum des Konkreten, sondern als selbst wieder Besonderes: "Es ist als ob neben und außer Löwen, Tigern, Hasen und allen anderen wirklichen Tieren, die gruppiert die verschiedenen Geschlechter, Arten, Unterarten, Familien usw. des Tierreichs bilden, auch noch das Tier existierte, die individuelle Inkarnation des ganzen Tierreichs." (Marx, Das Kapital, Bd. 1, 1. Aufl. 1867, in: Marx-Engels-Studienausgabe, Ffm. 1966, Bd. 2, S. 234, Hv. i. 0.) /23/ Das Geld und das heißt die Arbeit als abstrakt Allgemeine steht den Waren und das heißt allen konkreten Arbeiten gegenüber, indem es als deren Vertreter oder Repräsentant auftritt, schließt es sie aus und nicht ein. /24/ Dem Vorwurf, ich löste den Begriff der abstrakten Arbeit in ihrer sozialen Form auf entgegne ich, obwohl diese Gleichsetzung entscheidend wichtig ist, bleibt die abstrakte Arbeit doch als in die (physiologische) Verausgabung menschlicher Arbeit eingeschlossenes Merkmal zu begreifen, weil sonst die Wertgröße nicht erklärt werden kann. Der Wert ist die Einheit von Wertsubstanz, Wertform und Wertgröße. /25/ Dem Vorwurf, es komme bei mir so heraus, als ob die abstrakte Arbeit und mit ihr der Wert erst durch den Tausch entstehe verkennt, daß der Tausch als soziale Form des Reproduktionsprozesses vom Tausch als besonderer Phase dieses Reproduktionsprozesses unterschieden werden muß. Marx spricht oft von der Warenproduktion als auf privatem Austausch beruhender Produktion. Es ist die Beziehung der Produkte aufeinander als Werte, die Reduktion der für sie verausgabten Arbeiten auf das Gemeinsame, Verausgabung menschlicher Arbeit überhaupt zu sein, die sich im Austausch vollzieht. /26f/ "Die ganze ökonomische Struktur der Gesellschaft dreht sich um die Form der Arbeit, d.h. also die Form, worin der Arbeiter sich seine Lebensmittel aneignet". (Marx, Theorien über den Mehrwert, Bd. 3, MEW 26.3, S.405,Hv. i. 0.) /28/ Und wie eignet sich der Arbeiter seine Lebensmittel an? Die einzige Form der Aneignung der Produkte in einer Warenproduktion ist die Form ihrer Entäußerung, "und weil die Form der Aneignung der Produkte die Form der gesellschaftlichen Arbeit ist, so ist die Entäußerung, der Austausch, eine spezifische Form der gesellschaftlichen Arbeit, die eine Warenproduktion charakterisiert." /28/ "Und so ist der Austausch die Form des ganzen Produktionsprozesses oder die Form der gesellschaftlichen Arbeit." /ib./ Obwohl der Produzent schon im Prozeß der unmittelbaren Produktion Warenproduzent ist und seine Arbeit den Charakter der abstrakten Arbeit annimmt und das Produkt Träger von Wert wird, hat das Produkt und die für es verausgabte Arbeit im Produktionsprozeß doch noch nicht genau die sozialen Merkmale, die ihm bzw. ihr erst durch den Austausch verliehen werden. Der Wert zeigt sich an der Ware erst "ideell", wie Marx sagt, und wird erst durch ihre Verwandlung in Geld wirklicher Wert. /29/ Die Arbeit des Warenproduzenten ist im Produktionsprozeß unmittelbar private und nur mittelbar, indirekt oder latent gesellschaftliche. Erst durch den Austausch des von ihr geschaffenen Produkts wird diese Arbeit zu einem Teil des Arbeitsmechanismus der Gesellschaft. Der gesellschaftliche Charakter des Arbeitsprodukts realisiert sich im Austauschprozeß. /30/ "Aber in der Tat werden die individuellen Arbeiten, die sich in diesen besonderen Gebrauchswerten darstellen, nur zu allgemeiner und in dieser Form zu gesellschaftlicher Arbeit, indem sie sich wirklich gegeneinander austauschen im Verhältnis der Zeitdauer der in ihnen enthaltenen Arbeit." (Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, S. 31) /30/
III. Wie schon bei der abstrakten Arbeit, so muß jetzt "in den Begriff des Wertes (...) die soziale Form" miteinbezogen werden. /31/ Die Erklärung des Werts als Arbeit, die für die Produktion einer Ware notwendig aufgewandt werden muß läßt, obwohl nicht falsch, dem Mißverständnis einer völligen Identität von Arbeit und Wert Raum, als ob die Arbeit selbst Wert wäre. /32/ Wenn Marx das Verhältnis von Arbeit und Wert behandelt, dann bedient er sich dazu der ganzen Skala von Ausdrücken, die Hegel in seiner Logik gebraucht, um die Beziehung zwischen einem bestimmenden und einem bestimmten Objekt zu charakterisieren: das bestimmende ist Wesen, Grund, Inhalt im Unterschied zur Form, Substanz und Ursache. Außerdem existiert ein Wechselverhältnis zwischen beiden. /33/ In seiner "Kritik der Politischen Ökonomie" unterscheidet Marx noch nicht klar zwischen Tauschwert und Wert. /34/ Im "Kapital" wird zwischen beiden genau unterschieden und gezeigt, daß die relativen Beziehungen des Tauschwerts auf einen einheitlichen Wert zurückgeführt werden müssen und wie sich umgekehrt "der einheitliche Wert eines bestimmten Produkts in seinen verschiedenen Tauschwerten ausdrückt". /35/ Der Wert ist das Identische der verschiedenen Tauschwert-Ausdrücke einer Ware, also das, was nicht nur zwei Waren, sondern alle Waren untereinander in gleicher Proportion austauschbar macht. /36f/ Marx geht nicht einfach von einem rein logischen Vergleich zweier Waren miteinander aus (aus dem auf den Wert als gemeinsames Drittes geschlossen wird), sondern von "der allseitigen Gleichsetzung aller Waren miteinander und der Möglichkeit der Angleichung einer bestimmten Ware an die unendliche Vielzahl aller anderen Waren", anders ausgedrückt, von der "konkreten Struktur einer Warenproduktion". /37/ Einerseits ist der Wert die Quantität der gesellschaftlich notwendigen Arbeit, die zur Produktion einer Ware erforderlich ist; andererseits gehört zum Wert auch die Wertform, da diese gesellschaftlich notwendige Produktionszeit als gegenständliche Eigenschaft der Ware dargestellt werden muß (vgl. "Kapital", Bd.1, MEW 23, S.76). /40/ Die Wertform ist die gesellschaftliche Form der Ware oder die Form ihrer Austauschbarkeit. Die soziale Form des Arbeitsprodukts existiert gewissermaßen doppelt, als Wertform und als Tauschwert. Marx analysiert die Wertform getrennt vom Tauschwert. Während die Wertform "die soziale Form des Produkts (...) ist, die sich noch nicht in einer bestimmten Sache konkretisiert hat" /40/, ist der Tauschwert "jenes andere Produkt oder jene andere Summe Geldes, gegen die eine bestimmte Ware ausgetauscht wird" /32/. Der Tauschwert ist die Erscheinungsform des Werts /36, 43/, "das Verhältnis zwischen zwei Waren" /42/. Wenn der Wert eines Tisches in drei Stühlen ausgedrückt werden kann und sich nach Halbierung der Produktionszeit für die Stühle gegen deren sechs austauscht, dann hat sich der Tauschwert des Tisches, nicht aber sein Wert geändert. Während die Veränderung des Tauschwerts die Veränderung des Werts sowohl ausdrücken als auch verdecken kann, bleibt die Wertform immer der adäquate Ausdruck der Wertsubstanz, der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit. /42/ Wert ist also "nicht Arbeit allgemein (...), sondern Arbeit, die die Form der Austauschbarkeit des Produkts angenommen hat". So ist der Wertbegriff einerseits mit dem der Arbeit und andererseits über die Wertform mit dem folgenden des Tauschwerts verbunden. /43/ Was nun die Arbeit als Inhalt oder Substanz des Wertes betrifft, so finden sich bei Marx sowohl Formulierungen, in denen diese dem entspricht, was hier als soziale Gleichsetzung gefaßt ist, also in der Bedeutung von abstrakter Arbeit, die verschiedene soziale Formen annehmen kann (z.B. in dem berühmten Brief an Kugelmann vom 11.7.1868 oder im "Kapital", Bd. 1 im zweiten Absatz des Abschnitts über den Warenfetischismus), als auch solche, in denen die Arbeit als Wertsubstanz als abstrakte Arbeit im Sinne von abstrakt allgemeiner Arbeit, einer Arbeit also, "die schon eine gewisse soziale Form angenommen hat" (und nur der Warenproduktion eigen ist) bestimmt wird (in der Erstauflage des "Kapital" von 1867). /46/ Da Marx den Hegelschen Standpunkt teilt, nach dem die Form notwendig aus dem Inhalt hervorgehen muß, ist die zweite und engere Bestimmung - Arbeit nur in der der Warenproduktion eigenen abstrakten Allgemeinheit ist wertbildende Substanz konsequenter, denn nach ihr ergibt sich die Wertform dann notwendig aus der Wertsubstanz. /47/ Der Widersinn von zwei verschiedenen Bestimmungen von Arbeit als Wertsubstanz bei Marx läßt sich vielleicht beseitigen, wenn die anfangs getroffene Unterscheidung von analytischer und dialektischer Methode zu Rate gezogen wird. Analytisch vom Wert als fertiger sozialer Form ausgehend und nach dessen Inhalt gefragt zeigt sich, daß die Form nur allgemein die Tatsache ausdrückt, daß gesellschaftliche Arbeit verausgabt und sozial gleichgesetzt wird. /47f/ Geht man aber dialektisch vom Inhalt aus, um aus ihm die Form des Wertes zu entwickeln, muß man "in den Begriff der Arbeit die soziale Form ihrer Organisation in einer Warenproduktion mit einschließen, d.h. die abstrakt allgemeine Arbeit als Inhalt des Werts erkennen". /48/ Nur so läßt sich vermeiden, daß in der Reihe der einen inneren Zusammenhang bildenden Grundbegriffe, auf denen die Marxsche Wert- und Geldtheorie beruht, 1) Produktionsverhältnisse der Warenproduzenten, 2) abstrakte Arbeit, 3) Wert, 4) Tauschwert und 5) Geld, zwischen dem ersten und zweiten Begriff ein Bruch entsteht (weil bei vorrangig physiologischer Bestimmung der abstrakten Arbeit diese nicht mehr aus den Produktionsverhältnissen der Warenproduzenten hervorgeht) und beim Übergang vom Wert zum Tauschwert wieder einer (bei Identifikation des Werts mit der Arbeit bleibt unverständlich, wie der Tauschwert aus dem Wert entsteht). /49/ Den Zusammenhang der Begriffe zu bewahren hat nichts mit der falschen Vorstellung einer logischen Eigenbewegung des Begriffs zu tun. Ihre logische Einheit reflektiert die reale Einheit der kapitalistischen Gesellschaft. Die ökonomischen Kategorien drücken "Daseinsformen, Existenzbestimmungen, oft nur einzelne Seiten dieser bestimmten Gesellschaft" (Marx, Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie, MEW 13, S. 637) aus. /50/ es folgt: Konspekt der Rubin-Kritik des PKA
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