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Nr.3 onlineversion

Kein Pakt mit Vergewaltigern!

Der folgende Bericht handelt von einem Fall von sexueller Gewalt gegen Frauen bei der IG-Metall Berlin und der erschreckend großen innergewerkschaftlichen Akzeptanz davon.

Auch wenn wir im RAG üblicherweise andere Themen behandeln, berichten wir darüber, da Rassismus, Faschismus und Sexismus für uns Hand in Hand gehen. Grundlage davon sind neben den gesellschaftlichen Verhältnissen auch die individuelle Menschenverachtung und Macht.

Wir sind nicht bereit diese Menschenverachtung hinzunehmen und wir werden dazu nicht schweigen.

Ein Gewerkschaftssekretär der IG-Metall Berlin hat eine seiner Kolleginnen mit Gewalt gedemütigt und sie gezwungen an ihm sexuelle Handlungen vorzunehmen. Nach der Anzeige der Kollegin bei der Geschäftsleitung wurde der Mann bis auf weiteres beurlaubt.

Im Januar lehnte die Ortsverwaltung der IG-Metall das Ansinnen der Geschäftsleitung, eine Abmahnung zu erteilen, ab und forderte härtere arbeitsrechtliche Sanktionen - was immer dies auch heißen sollte. Dem kam die Geschäftsleitung mit formaljuristischen Begründungen nicht nach. Der Gewerkschaftssekretär wurde aufgefordert selbst zu kündigen - was er ablehnte.

Mann einigte sich in gegenseitigem Einverständnis darauf, daß der Täter nicht mehr in der Ortsverwaltung Berlin beschäftigt und eine geeignete Alternative gefunden wird. Seit einigen Tagen hält sich das Gerücht, daß der Täter seit dem 1.2.1992 einen neuen Arbeitsvertrag beim Hauptvorstand der IG-Metall hat und zukünftig wahrscheinlich im Umland von Berlin tätig sein wird. Seine Karriere wurde also offenbar durch die sexuelle Gewalt gegen eine Frau beschleunigt.

Der Täter wird gewollt geschützt, denn einer Kündigung hätte auch formaljuristisch nichts im Weg gestanden (vgl. DGB-Bundesvorstand, Abt. Frauen/Abt. Jugend, Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, Düsseldorf 1988; bei schwerwiegenden Fällen hält das LAG Berlin in einem Urteil vom 30.1.1991 den Arbeitgeber aufgrund seiner Fürsorgepflicht für verpflichtet dem Täter zu kündigen).

Die betroffene Kollegin hingegen, sowie auch diejenigen, die sich mit ihr offen solidarisch gezeigt haben sind einer Diffamierungskampagne von einigen MitarbeiterInnen der IG-Metall in Berlin ausgesetzt und erleben kaum innergewerkschaftlichen Rückhalt.

Eine politische Diskussion wurde bislang verhindert. Die Mitglieder und Gremien, die die Diskussion gesucht haben, gerieten immer in die Ecke der `NestbeschmutzerInnen`.

Offenbar waren die Diskussionen über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sowie den entsprechenden Gewerkschaftskampagnen und die eindeutigen IG-Metall Beschlüsse nicht mehr als öffentlichkeitswirksame Maßnahmen und eigentlich nicht so ernst gemeint.

Wir fordern die sofortige Kündigung des Täters.

Setzt Zeichen - Kein Pakt mit Vergewaltigern.

Mischt Euch ein. Führt die Diskussion in Euren Betrieben, Gremien und Einzelgewerkschaften. Fordert klare öffentliche Stellungnahmen von allen Gewerkschaften.

Dies ist keine Angelegenheit der IG-Metall - es geht uns alle an.

Wer schweigt stimmt zu - auch bei Gewalt gegen Frauen.

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