Mao Werke


Mao Tsetung:

DER DISKUSSION ÜBER DEN FILM
DAS LEBEN WU HSÜNS
GRÖSSTE AUFMERKSAMKEIT SCHENKEN
*
(20. Mai 1951)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band V, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1978, S.60-61


Die durch den Film Das Leben Wu Hsüns aufgeworfenen Probleme sind grundlegender Natur. So einer wie Wu Hsüns (1), der in der Epoche des großen Kampfes des chinesischen Volkes gegen die ausländischen Aggressoren und die einheimischen reaktionären Feudalherrscher zu Ende der Tjing-Dynastie lebte, rührte nicht im geringsten an die feudale ökonomische Basis und ihren Überbau; im Gegenteil, er propagierte fanatisch die feudale Kultur und schmeichelte überdies auf jede erdenkliche Weise den reaktionären Feudalherrschern, um die ihm zur Propagierung der feudalen Kultur fehlende Stellung zu erlangen. Sollen wir so ein abscheuliches Verhalten besingen? Können wir es denn dulden, daß so ein abscheuliches Verhalten vor den Volksmassen besungen wird, besonders, wenn so ein Lob sich der revolutionären Flagge des „Dienstes am Volk“ bedient und die Niederlage im revolutionären Kampf der Bauern dabei als Kontrastmittel benutzt wird? Solch ein Lob gutzuheißen oder zu dulden bedeutet, reaktionäre Propaganda, die den revolutionären Kampf der Bauern, die chinesische Geschichte und die chinesische Nation verunglimpft, als gerecht gutzuheißen oder zu dulden.

Das Erscheinen des Filmes Das Leben Wu Hsüns und besonders die Tatsache, daß Wu Hsün und dieser Film mit solchem Aufwand gelobt wurden, zeigen, welchen Grad das ideologische Durcheinander in den Kulturkreisen unseres Landes erreicht hat!

Viele Autoren glauben, die Geschichte entwickle sich nicht da­durch, daß das Alte durch das Neue ersetzt wird, sondern dadurch, daß man mit allen Kräften versucht, das Alte vor seinem Untergang zu bewahren; nicht dadurch, dass die zu stürzenden, reaktionären Feudalherrscher durch den Klassenkampf gestürzt werden, sondern dadurch, daß man wie Wu Hsün den Klassenkampf der unterdrückten Volksmassen leugnet und sich den reaktionären Feudalherrschern unterwirft. Unsere Autoren haben sich nicht die Mühe gemacht zu untersuchen, wer in der Geschichte die Feinde waren, die das chinesische Volk unterdrückten, und ob an jenen, die sich diesen Feinden unterwarfen und ihnen dienten, überhaupt etwas lobenswert ist. Außerdem haben sie sich auch nicht dabei aufgehalten zu erforschen, welche neuen ökonomischen Gesellschaftsformationen, neuen Klassenkräfte, neuen Persönlichkeiten und neuen Ideen im Kampf gegen die alten ökonomischen Gesellschaftsformationen und deren Überbau (Politik, Kultur usw.) in den mehr als hundert Jahren seit dem Opiumkrieg von 1840 in China aufgetreten sind, bevor sie entschieden, was gelobt und besungen, was nicht gelobt und nicht besungen und was bekämpft werden sollte.

Gewisse Mitglieder der Kommunistischen Partei, die in den Ruf geraten sind, sich den Marxismus angeeignet zu haben, verdienen besondere Aufmerksamkeit. Sie haben die Geschichte der gesellschaftlichen Entwicklung studiert: den historischen Materialismus. Aber wenn es um konkrete historische Ereignisse, konkrete historische Figuren (wie Wu Hsün) und konkrete Ansichten, die in Widerspruch zur Geschichte stehen (wie im Film Das Leben Wu Hsüns und in anderen Werken über Wu Hsün), geht, verlieren sie ihre Fähigkeit, Kritik zu üben, und einige von ihnen haben sogar vor derartigen reaktionären Ansichten kapituliert. Ist es nicht eine Tatsache, daß reaktionäre bürgerliche Ansichten in die kämpferische Kommunistische Partei eingedrungen sind? Wo ist denn der von gewissen Kommunisten angeblich gemeisterte Marxismus geblieben?

Aus all diesen Gründen muß über den Film Das Leben Wu Hsüns sowie über andere Wu Hsün betreffende Bücher und Abhandlungen eine Diskussion entfaltet werden, damit die verworrenen Ansichten in dieser Frage gründlich geklärt werden.

 

 

ANMERKUNGEN:

* Auszüge aus einem Leitartikel, geschrieben von Genossen Mao Tsetung für die Renmin Ribao (Volkszeitung).

(1) Wu Hsün (1838 – 1896), geboren in Tangyi, Provinz Schantung, war zunächst ein Landstreicher. Mit der trügerischen Losung „Schulen durch Almosen“ ergaunerte er sich größere Summen, kaufte Land und verlieh Geld und wurde schließlich ein großer Grundherr und Wucherer. Im Zusammenspiel mit despotischen Grundherren errichtete er einige sogenannte „kostenfreie Schulen“, wo er fanatisch die feudale Kultur pro­pagierte und für die Ausbeuterklasse Lakaien ausbildete, was ihm das Lob der reaktio­nären Herrscher mehrerer aufeinanderfolgender Regimes einbrachte.

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