Mao Werke


Mao Tsetung:

UMFRAGE ZUR TAKTIK GEGENÜBER DEN GROSSBAUERN*

(12. März 1950)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band V, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1978, S.21-22

 


 

 

Bitte holt auf der jetzt tagenden Konferenz der verantwortlichen Genossen der Provinzen die Meinungen zur Frage der Taktik gegenüber den Großbauern ein und telegraphiert uns das Ergebnis. Inhalt dieser Taktik ist es, in der Bodenreformbewegung, die im kommenden Winter in verschiedenen südlichen Provinzen und einigen Gebieten des Nordwestens beginnen soll, nicht nur die kapitalistischen, sondern auch die halbfeudalen Großbauern ungeschoren zu lassen und die Lösung der Frage der halbfeudalen Großbauern um einige Jahre zu verschieben. Erwägt bitte, ob dieser Weg nicht vorteilhafter wäre. Die Gründe dafür, diesen Kurs einzuschlagen, sind: Erstens ist die Bodenreform beispiellos in ihrem Umfang, und es kann leicht zu ultralinken Abweichungen kommen. Gehen wir nur gegen die Grundherren und nicht gegen die Großbauern vor, dann können wir um so wirkungsvoller die Grundherren isolieren, die Mittelbauern schützen und dem willkürlichen Schlagen und Töten vorbeugen, das sonst sehr schwer zu verhindern wäre. Zweitens wurde die Bodenreform im Norden in Kriegszeiten durchgeführt, wobei die Atmosphäre mehr vom Krieg als von der Bodenreform bestimmt war; nun sind die Kämpfe praktisch schon vorbei, dadurch erscheint die Bodenreform in besonders hellem Licht. Die Erschütterungen in der Gesellschaft werden als besonders stark empfunden werden, und der Aufschrei der Grundherren wird sich besonders schrill anhören. Wenn wir vorläufig die halbfeudalen Großbauern aus dem Spiel lassen und uns erst in einigen Jahren mit ihnen befassen, dann werden wir festeren Boden unter den Füßen haben, das heißt, es wird politisch die Initiative noch mehr bei uns

liegen. Drittens haben wir politisch, wirtschaftlich und organisatorisch eine Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie gebildet; und da die nationale Bourgeoisie eng mit der Bodenfrage verbunden ist, scheint es angebrachter zu sein, vorläufig die halbfeudalen Großbauern in Ruhe zu lassen, um die nationale Bourgeoisie zu beruhigen.

Während der Sitzung des Politbüros im vergangenen November habe ich die Frage angeschnitten, ob nicht die Großbauern zunächst ungeschoren bleiben sollten, aber weder wurde eine detaillierte Analyse gemacht noch eine Entscheidung getroffen. Nun ist es an der Zeit zu entscheiden. Danach müssen das Bodengesetz und andere Dokumente zur Bodenreform revidiert und bekanntgemacht werden, damit die in den jüngst befreiten Provinzen für die Bodenreform wirkenden Kader diese studieren können. Auf diese Weise ist es uns möglich, die Bodenreform zu erleichtern, die nach der Herbsternte dieses Jahres beginnen soll. Sonst verpassen wir den richtigen Augenblick und geben die Initiative aus der Hand. Darum bitten wir nicht nur die Genossen des Regionalbüros Zentral-Süd, sondern auch die Genossen des Regionalbüros Ost, des Zweigregionalbüros Süd und der Regionalbüros Südwest und Nordwest, diese Frage zu diskutieren, dieses Telegramm an die ihnen unterstehenden Provinzkomitees und Stadtkomitees zur Diskussion weiterzuleiten, die zustimmenden und die ablehnenden Meinungen zu sammeln und sie unverzüglich dem Zentralkomitee zur Berücksichtigung bei der Entscheidung telegraphisch zu übermitteln. Das ist sehr wichtig.

 

ANMERKUNGEN:

* Rundschreiben von Genossen Mao Tsetung an das Regionalbüro Zentral-Süd des ZK der KP Chinas sowie an das Regionalbüro Ost, das Zweigregionalbüro Süd und die Regionalbüros Südwest und Nordwest

 

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