(26. Mai 1941)
Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band III, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S.25-26
1. Japan, die USA und Tschiang
Kai-schek hecken gemeinsam einen neuen heimtückischen Plan aus, den Plan eines
„östlichen München“, der darin besteht, durch einen Kompromiß zwischen Japan und
den USA auf Kosten Chinas die Voraussetzungen für den Kampf gegen den
Kommunismus und gegen die Sowjetunion zu schaffen. Wir müssen diesen Plan
entlarven, ihn bekämpfen.
2. Nachdem nun die militärische Offensive des
japanischen Imperialismus, die das Ziel verfolgte, Tschiang die Kapitulation
aufzuzwingen, eingestellt worden ist, werden ihr zweifellos Aktionen folgen, die
ihn zur Kapitulation verleiten sollen. Das ist eine Wiederholung der alten
Politik des Feindes: die Politik der Härte und der Milde, abwechselnd oder
gleichzeitig. Wir müssen diese Politik entlarven, sie bekämpfen.
3. Zugleich
mit der militärischen Offensive entfaltete Japan eine Verleumdungskampagne,
indem es beispielsweise behauptete, „die Achte Route-Armee wünscht nicht, ihre
Kampfhandlungen mit der Zentralarmee der Kuomintang zu koordinieren“, „sie nützt
jede Gelegenheit, um ihr Gebiet zu erweitern“, „sie sucht sich zu den Grenzen
durchzuschlagen, um internationale Beziehungen aufzunehmen“, „sie schafft eine
andere Zentralregierung“ usw. Dies ist der heimtückische Plan Japans, das
Zwietracht zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei säen will, um
die Kuomintang leichter zur Kapitulation zu bewegen. Die Zentrale
Nachrichtenagentur der Kuomintang und deren Zeitungen, die diese Verleumdungen
Wort für Wort abdrucken und verbreiten, schrecken nicht davor zurück, auf diese
Weise in den Chorus der antikommunistischen Propaganda Japans einzustimmen, und
ihre Absichten sind sehr verdächtig. Wir müssen auch das entlarven und
bekämpfen.
4. Obwohl die Neue Vierte Armee zum „Meuterer“ erklärt wurde und
die Achte Route-Armee von der Kuomintang nicht eine einzige Patrone und nicht
einen einzigen Pfennig erhalten hat, hörten beide Armeen keinen Augenblick auf,
gegen die Truppen des Feindes zu kämpfen. In der gegenwärtigen Schlacht in
Südschansi1 kämpft die Achte Route-Armee
wiederum aus eigener Initiative zur Unterstützung der Kuomintang-Truppen; schon
zwei Wochen lang schlägt sie an allen Frontabschnitten in Nordchina los, und bis
auf den heutigen Tag sind noch heftige Kämpfe im Gange. Die von der
Kommunistischen Partei geführten bewaffneten Kräfte und Volksmassen sind zum
festen Rückgrat des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression geworden.
Der Zweck aller verleumderischen Ausfälle gegen die Kommunistische Partei
besteht eben darin, den Widerstandskrieg zu sabotieren und zur Kapitulation
beizutragen. Wir müssen die Kampferfolge der Achten Route-Armee und der Neuen
Vierten Armee vergrößern und alle Defätisten und Kapitulanten
bekämpfen.
ANMERKUNGEN
* Parteiinterne Direktive, die Genosse Mao Tse-tung im Namen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas verfaßt hat.
1) Die Schlacht in Südschansi wird auch die Operation im Dschungtiao-Gebirge genannt. Im Mai 1941 begannen die Truppen der japanischen Eindringlinge, die mehr als 50000 Mann stark waren, die Offensive gegen das Gebiet vom Dschungtiao-Gebirge, das am Nordufer des Gelben Flusses in Südschansi liegt. Zu diesem Zeitpunkt waren in diesem Gebiet sieben Kuomintang-Korps konzentriert; außerdem befanden sich im Gebiet von Gaoping in nordöstlicher Richtung weitere vier Kuomintang-Korps - also insgesamt 250000 Mann. Aber die nördlich des Gelben Flusses untergebrachten Kuomintang-Truppen, denen der Kampf gegen die Kommunisten zur Hauptaufgabe gemacht worden war, hatten sich bisher nie auf einen Kampf gegen die japanischen Aggressoren vorbereitet, und als diese anzugreifen begannen, verfolgte der größere Teil von ihnen den Kurs, dem Kampf auszuweichen. Deshalb wurden die Kuomintang-Truppen, obwohl die Achte Route-Armee zu ihrer Unterstützung in dieser Schlacht energische Vorstöße gegen die japanischen Eindringlinge unternahm, völlig zerschlagen und verloren innerhalb von drei Wochen über 60000 Mann; ihre Überreste flohen über den Gelben Fluß.