Arbeitsgruppe
Von der Psychologiekritik zur kritischen Psychologie
Stand: 22. Mai 1997

"Die Psychologie befaßt sich mit dem Verhalten des Menschen. Die Kenntnis der Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens erlaubt es den Psychologen aufzuweisen, wie die Gesellschaft verändert werden muß, um ihren Mitgliedern optimale Entfaltungsmöglichkeiten zu sichern. Sie befähigt die Psychologen andererseits, Individuen so zu verändern, daß sie auch in einer unterdrückten Gesellschaft in der Lage sind, sich von sozialen Zwängen zu befreien und somit die Gesellschaft freimachen zu können." (aus der Resolution des Verbandstags der studentischen Fachschaften Psychologie 1968).

"Alle psychologischen Ansätze erweisen sich als unpolitisches Gewurstel. ... Denn die Psychologie ist traditionell und perspektivisch eine Wissenschaft, die systembedingte Konflikte zu eliminieren oder zu integrieren sucht. "Das gilt auch für die Psychologie in der DDR.) Die Psychologie war und ist immer ein Instrument der Herrschenden. ... Es gibt keine `kritische` oder `oppositionelle` Psychologie! Das heißt es gibt keine Revolutionäre Psychologie! Zerschlagt die Psychologie!" (aus der Mehrheitsresolution des Kongresses kritischer und oppositioneller Psychologen in Hannover, 1969).

Die Beschäftigung mit der Wissenschaft "Psychologie" als problematischer Wissenschaft bewegt sich bis heute zwischen den Vorstellungen der Möglichkeit systemimmanenter Persönlichkeitsemanzipation und der politischen Emanzipation von der Integrationswissenschaft Psychologie. Wer dagegen - wie etwa die Kritische Psychologie oder Varianten der Psachoanalyse - positives, fundamental "kritisch-psychologisches" Wissen entwickeln will, muß sich dementsprechend politisch und wissenschaftlich legitimieren.

Die dahinter stehende Frage ist natürlich die nach dem widersprüchlichen Zusammenhang von gesellschaftlicher und gesellschaftlicher Reproduktion, nach den psychisch relevanten Dimensionen von Anpassung, Unterdrückung und Befreiung, nach dem Verhältnis von Selbst- und Gesellschaftsveränderung.

Um damit verbundene theoretische und praktische Probleme soll es in der AG gehen.