Unruhe an den Universitäten

Eine Umfrage an den deutschen Hochschulen

Von Hilke Schlaeger und Heinz Josef Herbort

Aus: Die Zeit (Feuilleton) v. 10.11.1967, S. 17f

Universität Tübingen

Eine Korporation mit zehn Aktiven hat vier Arbeitskreise zur Hochschulreform eingerichtet, seit dem Sommersemester geht es in Tübingen lebhaft zu. Obwohl ein Drittel aller Studierenden in Verbindungen ist, registrieren die politischen Gruppen lebhaften Zulauf: Der SHB hat etwa 40 Mitglieder und stellt den AStA-Vorsitzenden, der SDS bringt bei Veranstaltungen zur Pressekonzentration oder zur Persienfrage mehr als seine 50 Mitglieder auf die Beine. Alles in allem konzentriert man sich auf den Kampf um die Mitbestimmung in der eigenen Universität und gegen den reaktionären Entwurf zu einem baden-württembergischen Hochschulgesetz. Eine Kommission von Professoren und Studenten, die sich um Mitbestimmung kümmern sollte, ist bei der ersten Sitzung auseinandergefallen. Tübingens Studenten sehen einem harten Winter entgegen; sie wollen den Professoren beweisen, daß die Unruhe des letzten Semesters kein sommerliches Gewitter war, das vorübergeht.