Unruhe an den Universitäten

Eine Umfrage an den deutschen Hochschulen

Von Hilke Schlaeger und Heinz Josef Herbort

Aus: Die Zeit (Feuilleton) v. 10.11.1967, S. 17f

Universität Hamburg

Als "Studentisches Kontrastprogramm", nicht als Gegenuniversität will sich Hamburgs Kritische Universität, inszeniert vom AStA und unterstützt von den Hochschulgruppen, verstanden wissen. Im Vorlesungsverzeichnis bietet sie eine Vortragsreihe über die Tätigkeit repräsentativer deutscher Professoren und elf Kolloquien an, die in der Thematik über die traditionellen Fakultätsgrenzen hinausreichen und "durch die Form des freien Disputs ein demokratisches Gegenmodell zur autoritären Seminarwirklichkeit der Ordinarien-Universität entwerfen" sollen. Der AStA sieht in seiner KU wie in den in einzelnen Fachschaften bereits betriebenen Vorlesungsrezensionen einen Beitrag zur praktischen Hochschulreform und erhofft sich davon die Belebung der inneruniversitären Demokratie. Er bejaht die politische Verantwortung der Studentenschaft und gedenkt das in der Mitarbeit am neuen Hamburger Hochschulgesetz zu beweisen. Im AStA und den Hochschulgruppen geht es eher gemäßigt oder, wie man hier sagt, pragmatisdi zu. Der Radikalen sind wenige. Ein Professorengutachten zu den Vorstellungen des AStA über die Beteiligung der Studenten an der Ordnung der Universität veruteilte den Entwurf dennoch als Aufruhr. Hinter der Bedachtsamkeit schwelt auch in Hamburg der politische Kampf.