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Dokumentation zu Rostock
Quelle: http://www.rrz.uni-hamburg.de/JUKO/out/rostock.htm
Deutsche Polizisten schützen die Faschisten!
Wenn Staat und Medien lügen oder die Wahrheit unterdrücken, müssen
Augenzeugen berichten.
JUKO-AMS war in Rostock und berichtet von der angeblichen
Autonomen-Demo:
Nach umfangreichen und schikanösen Vorkontrollen waren wir auf den
Treffpunkt am Steintor, gegenüber der Warnowbrücke, einem von zwei möglichen Zugängen
nach Dierkow, wo sich der Treffpunkt und Kundgebungsort der NPD befand,
gelangt. An dieser Stelle warteten bereits mehr als 1000 DemonstrantInnen, etwa
ebensoviele kamen im weiteren noch hinzu. Deutlich weniger als erwartet und
nötig. Vor allem aber, weit weniger als die Faschisten auf der anderen
Warnow-Seite.
Trotzdem war es für uns klar, daß unser Protest sich möglichst weit
auf die NPD-Demonstration zubewegen müsse, damit auch in Dierkow ein deutliches
Zeichen gesetzt wird, daß die Faschisten nicht ohne Widerspruch bleiben. Dies
bedeutet nicht, daß wir es darauf anlegten, uns mit Faschisten oder der
Polizei zu schlagen. Nicht einmal für erstere wären die Kräfteverhältnisse
ausreichend gewesen und die Polizei war die am besten ausgerüstete und
zahlenmäßig stärkste Gruppe vor Ort.
Nach längerem Warten auf unserer Auftaktkundgebung eroberte sich unsere Demonstration
gegen den Widerstand der Polizei endlich die Straße, was nun eimal die erste und
unmittelbarste Voraussetzung für eine Demonstration überhaupt ist. Zuvor bereits hatte
die Staatsmacht unmißverständlich deutlich gemacht, wie sie mit Menschen umzugehen
gedachte, die sich dieser Straße zu sehr näherten. Der Demonstrationszug setzte sich
dann in Richtung Lichtenhagen in Bewegung. Nach ca. 300 m wurde allerdings der
Versuch unternommen, durch die Große Wasserstraße am Rathaus vorbei in Richtung Dierkow
umzuschwenken. Was auch beinahe gelang, weil die Polizei insgesamt langsamer war als die
Spitze der Demonstration. Die in windeseile herbeigeführten Polizeikräfte versuchten die
Demonstration durch einen rabiaten Schlagstockeinsatz aufzuhalten und auf die
ursprüngliche Route zurückzudrängen. Dies gelang ihnen. Es gelang ihnen insbesondere,
weil sich einige DemonstrationsteilnehmerInnen besonders autonom fühlen mußten und
anstatt die Chance des Moments zu nutzen und durch die zu diesem Zeitpunkt schwachen und
unkoordinierten Polizeikräfte hindurchzugehen aus dem Block zurückwichen, um von hinter
der Demonstration mit Steinen und Flaschen auf die Polizeikräfte zu werfen.
Zum Werfen von Gegenständen auf die Polizei kann Mensch sicherlich
unterschiedlicher Meinung sein. In diesem Fall jedenfalls spielte es der Polizei in die
Hände. Der Durchbruch gelang nicht und die Staatsmacht hatte Grund für eine
ausführliche Knüppelorgie mit den rasch herbeigeführten Polizeiherden und für einen
mobilen Kessel, der die Demonstration von da an einschloß. Zudem landeten einige der
Wurfgeschosse in den eigenen Reihen und richteten so mehr Schaden an, als sie je in der
Lage waren auch nur zu erreichen. Denn selbst ein Stein springt von einem Polizeihelm
einfach ab, wie ein Flummi. Die Polizei reagierte maßlos. Wahllos knüppelten sächsische
Polizisten auf alle ein, die ihnen gerade vor ihre Schlaginstrumente gerieten. Polizisten
schlugen noch auf längst wehrlos am Boden liegende wie die Berserker ein.
Offensichtlich sollten hierbei schwere Verletzungen erzielt werden. Ein hier abgestellter
PKW wurde dabei von der Polizei, weil im Weg, mitbearbeitet und beschädigt. Der
betroffene Fahrzeughalter sollte sich an die Landesregierung Sachsens wenden. Von
diesem Augenblick an wurde die Demonstration mit einem mobilen Kessel umgeben,
niemand durfte von diesem Zeitpunkt an die Demonstration verlassen - außer jene,
die von der Polizei herausgegriffen wurden. Immer wieder stießen Polizeieinheiten
in die Demonstration, um dort einzelne herauszugreifen und zu 'bearbeiten'.
Kurz darauf erreichte die Demonstration die Nachricht, daß einer der
zentralen Infostände am Zirkuszelt Fantasia von einer größeren Anzahl Faschisten
angegriffen wurde. Der Demonstrationszug befand sich zu diesem Zeitpunkt nur
wenige hundert Meter vom Zelt entfernt. Die Polizei verhinderte durch massiven
Einsatz, daß die Demonstration dem angegriffenen Infostand zur Hilfe eilt. Wie wir
später erfuhren, waren, obwohl die Polizei an jeder Ecke stand und jegliche
Bewegung in der Stadt kontrollierte, 60 Faschisten bis dahin vorgedrungen, warfen
Steine und verletzten etliche. Die Krönung dieses Angriff schließlich bestand
darin, das einer der Angreifer mit einem Auto eine umstehende Person überfuhr.
Derweil die Polizei selbst nicht eingriff, verhinderte sie, daß TeilnehmerInnen der
Demonstration dies taten. Die Polizei trägt so aus unserer Sicht eindeutig Schuld an
diesem Vorfall, den sie selbst als einen bedauerlichen 'Verkehrsunfall' am Rande ohne
politischen Hintergrund darstellt. Vielmehr nutzte sie diese Gelegenheit für eine
medienwirksame Inszenierung. Der herbeigerufene Rettungswagen, für dessen Durchfahrt die
Demonstration trotz Knüppelei der Polizei Platz machte, wurde von Polizisten für die
Kameras zum angeblichen Schutz vor den 'autonomen Gewalttätern' umstellt und
schließlich umgeleitet. Hier zeigte sich deutlich, wessen Geistes Kind der
Polizeieinsatz war. Deutsche Polizisten schützten die Faschisten, ohne diesem
Mordpack auch nur irgendwie das Handwerk zu legen.
Die Demonstration bewegte sich schließlich weiter, immer noch vom
ständig verstärkten Kessel begleitet und regelmäßigen Polizeiangriffen
ausgesetzt. Als besondere Sadisten erwiesen sich die Beamten der freiesten Stadt der
Welt. Der Berliner Polizeizug 113 war sich nicht zu schade, in aller Öffentlichkeit
einen Demonstrationsteilnehmer zu quälen. Dieser war zuvor aus der
Demonstration herausgegriffen worden. Derweil 4 Beamte ihn in die Höhe
hielten nahm ein fünfter dessen Fuß und verdrehte diesen - so ähnlich, wie
vor einigen Jahren Hamburger Beamte mit dem Journalisten Oliver Neß. Falls der
Betroffene diese Zeilen liest, werden wir gerne den Vorfall bezeugen.
Zur Tragik der Demonstration gehörte, daß es keine richtige
Demonstrationsleitung gab und die provisorische Leitung im Lautsprecherwagen heillos
überfordert war. Die Demonstration war zu keiner Zeit in der Lage, sich wirklich
gegen die vollständige Übermacht und Gewaltbereitschaft der Polizei zu
wehren bzw. diese zu verhindern. Ein schweres Versäumnis war auch, daß nicht
versucht wurde, die beiden Gegendemonstrationen zusammenzuführen und hierdurch
diese unerträgliche Situation zu beenden. Ein großes Dankeschön also an die
Rostocker InitiatorInnen, deren Sicherheitspartnerschaft mit der Polizei, mit zur
Trennung in gute und böse DemonstrantInnen führte.
Der Demonstrationszug wurde schließlich doch zum Zirkuszelt Fantasia
gelassen, wo die Demonstration offiziell aufgelöst wurde. Die Abfahrt der
TeilnehmerInnen wurde allerdings durch die Polizei bis spät in den Abend verhindert
und durfte nur unter Begleitung starker Polizeikräfte im Konvoi bis fast an die
Landesgrenze von Mc Pomm (bis kurz vorWismar) erfolgen.
Fazit: wir haben mit 127 Festnahmen und 7 Haftbefehlen
teuer bezahlen müssen, daß es einen politischen Willen der Polizeiführung gab, die
Naziprovokation zu einem Erfolg der NPD werden zu lassen. Besorgniserregend ist auch die
relativ geringe Zahl der GegendemonstrantInnen auf den beiden Demos. Es scheint, als
hätte sich Deutschland bereits damit abgefunden, endgültig ins vierte Reich zu
marschieren. Unsererseits werden wir jedoch nicht ablassen, dies mit aller Macht
(wenngleich diese leider noch sehr gering ist) zu verhindern.
Es bleibt dabei: Keinen Fußbreit den Faschisten. Eine Staatsmacht, die
diese schützt, zeigt nur, wem sie gehört und wohin sie deshalb selbst
gehört: ins Museum der Altertümer, neben das Spinnrad und die bronzene Axt. Ohne
Revolution läuft gar nichts.
Ein Nachsatz zur Berichterstattung: In den Medien wurde
öffentlichkeitswirksam über den Angriff einiger Autonomer auf eine Straßenbahn
nach Dierkow berichtet. Wie die Süddeutsche in ihrer Ausgabe vom 21.09. berichtete,
gehörten zu den Fahrgästen dieser Bahn nicht nur etliche Kahlgeschorene, sondern
auch der bekannte Nazi und NPD-Kandidat Manfred Roeder (wir erinnern, die
Führungsakademie der Bundeswehr ..). |