Der Ukraine-Konflikt als Epochenzäsur
Die Aggression gegen Russland erreicht eine neue Dimension – aber auch die Zuspitzung zwischenimperialistischer Widersprüche. Für die kommunistische Linke muss dies ein Einlass zu schonungsloser Analyse sein

Von Daniel Bratanovic und Sebastian Carlens

09-2014

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Das Sperrfeuer der Desinformation, mit dem hiesige Medien in den letzten Wochen und Monaten den Denkapparat der Leute belegt haben, hat die Ursprünge des gegenwärtigen Ukrainekonflikts vergessen gemacht – ganz zu schweigen davon, in welchen historischen und weltpolitischen Kontext die Angelegenheit angemessen einzuordnen wäre.

Auch in unseren Reihen, unter in Deutschland wirkenden Kommunisten, in der (verbliebenen) Friedensbewegung, in linken Jugendverbänden hat die Eskalation des Konfliktes, der sich mittlerweile direkt gegen die Russische Föderation richtet, Diskussionen ausgelöst. Gestritten wird um nicht weniger als den Hauptwiderspruch der Epoche. Geht es um „Krieg oder Frieden“, wie dies in den 80er Jahren, freilich unter komplett anderen Voraussetzungen unter der Existenz der UdSSR, schon einmal ertönte? Oder geht es um einen Kampf „Faschismus – Antifaschismus“ im Weltmaßstab? Sind die USA der Aggressor, ist es Russland? All diese Positionen finden sich in der Debatte. Von einer einheitlichen Linie, selbst von einem linken antimilitaristischen Minimalkonsens kann derzeit nicht die Rede sein. Verheerend auf Teile des demokratischen Kleinbürgertums wirken die grün-chauvinistische Verharmlosung des Faschismus und die kriegerische Propaganda von Pfarrer Gauck. Wenig zielführend sind andererseits hoffnungsvolle Projektionen in die nationale Bourgeoisie Russlands und in ihren Vertreter Wladimir Putin. Wenn wir in diesen Fragen Klarheit erlangen wollen, müssen wir vom Besonderen zum Allgemeinen vorstoßen. Ohne eine solche Analyse bleiben wir handlungsunfähig und ohnmächtig.

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Editorische Hinweise

Dieser Text wurde bereits verschiedentlich im Internet - teils in Auszügen oder gekürzt - veröffentlicht. Wir erhielten diese "finale" Fassung aus unserer LeserInnenschaft mit der Bitte um Veröffentlichung. Dem kommen wir gerne nach, denn wir erhoffen uns eine Debatte mit befördern zu helfen, wo es darum geht, in der heutigen Frage von Krieg und Frieden eine materialistisch fundierte Antwort zu finden.