Quelle: Interim 485 

Stellungnahme eines Teils der BewohnerInnen der Scharni und des Schnarup-Thumby-Kollektivs


s z e n e disco
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Wohin mit den Vergewaltigern?

„immer noch fällt es mir schwer, diese geschichte zu erzählen. erst habe ich sie jahrelang niemandem erzählt.
jetzt überwinde ich mich manchmal,
weil ich damit klarmachen will,
wie sehr meine mädchenerziehung reingehauen hat.
warum der ekel so tief sitzt.
warum ich über vergewaltigung nicht sachlich diskutieren kann.
deshalb erzähle ich sie auch jetzt arne. am küchentisch.
als ich.. .stockend.. .gerade bei „he only wants to lick you“ ankomme,
meint arne: „das interessiert mich jetzt eigentlich weniger.“ 

aus: der tod des märchenprinzen
 

wir wissen jetzt, daß unserere vereinslokalität schnarup-thumby (frustschutz e.v.) von dem benannten vergewaltiger XX zweimal am aab-abend besucht worden ist. einmal war X in den vereinsräumen, das zweite mal vor dem haus. das war der anlass für eine frauen/lesben- gruppe, zweimal (26.7/27.7) in bezug auf das haus aktiv zu werden.
die aktionsform am 27.7 hat in dem haus unterschiedlichste reaktionen hervorgerufen; angefangen von angst, über unverständnis bis hin zu aggressionen und wut.
im haus treffen derzeit unterschiedlichste meinungen aufeinander, es muss betont werden, dass dieses flugblatt nur die meinung eines teils der bewohnerlnnen des hauses, die zum teil auch in dem schnarup-thumby-kolIektiv tätig sind, darstellt.
wir sind uns Ober unser fehlverhalten in bezug auf die vergewaltigung und den notwendigen umgang mit X im klaren. insofern ist dieses flugblatt ausdruck der offensichtlich verspäteten auseinandersetzung, die unter uns jetzt läuft.
für uns steht und stand das definitionsrecht der frau nicht zur debatte.
unser verhalten hat diesem konsens aber in keinster weise rechnung getragen. wir waren naiv und ignorant hinsichtlich des aab-abends und dem umgang der aab mit X.
wir sind täterschützerlnnen gewesen, denn wir hielten es nicht für möglich, dass der aufenthalt von X in unseren räumen hingenommen wurde.
nach der neubildung des schnarupkollektivs mit verschiedenen gruppen haben leider nur auseinandersetzungen bezüglich der technics stattgefunden.
die aktionen haben zu einer auseinandersetzung innerhalb des schnarupkollektivs, unter uns autorinnen und mit der aab geführt. das in einer diskussion mit einer vertreterin der aab deutlich gewordene verhalten der aab (keine unterstützung des definitionrechts der frau; kein aktiver ausschluß von tlorian) hat für das schnarupkollektiv jetzt konsequenzen. ein angebot der aab die räumlichkeiten nicht weiter zu nutzen, haben wir angenommen.
wir fordern die aab auf, sich kollektiv als auch privat mit sexisrnus, vergewaltigung und in diesem zusammenhang auch mit X auseinanderzusetzen, und soweit möglich dies öffentlich zu machen.
trotz alledem haben wir probleme in unserer gruppe mit der gewählten aktionsform der frauen/lesben am 27.7.in bezug auf die militanz die uns als haus, schnarupkollek-tiv und ganz konkret einem menschen entgegengebracht wurde. einerseits bringen wir verständnis für gezielte aktionen gegen haus/schnarup auf, andererseits lehnen wir die gewählte aktionsform vom 27.7. an sich bzw. in teilen ab (hier haben die autorinnen unterschiedliche meinungen). denn eine krasse gefährdung eines menschen konnte nicht ausgeschlossen werden.
ausserdem war es für menschen, die sich zu diesem zeitpunkt im haus befanden anfangs nicht möglich, die situation richtig einzuschätzen, wodurch wir uns, unsere mitbewohnerlnnen, kinder, gäste und auch die mit uns lebenden tiere stark bedroht gefühlt haben.
wir fordern in diesem kontext die frauenlesben-gruppe auf sich mit dieser aktionsform kritisch auseinanderzusetzen!
alle bewohnerlnnen des hauses möchten betonen, dass von unserer seite keine gegenaktionen zu erwarten sind.
wir verstehen dieses flugblatt als bericht über den bisherigen diskussionsstand unserer gruppe. wir würden gerne in kontakt mit den frauen/lesben treten, falls sie das möchten (es wäre für uns auch ok falls sie sich nur mit frauen aus dem haus zusammensetzen möchten).
wir fordern andere kollektive/ häuser/ gruppen auf, sich mit vergewaltigungen, sexualisierter und sexistischer gewalt und den sie erzeugenden patriarchalen strukturen auseinanderzusetzen.
in diesem zusammenhang bitten wir kollektive und häuser, öffentlichen raum für diskussionen bereitzustellen, da wir glauben, dass derzeit das schnarup nicht der geeignete ort dafür ist.

das definitionsrecht liegt einzig und allein bei der frau!

OCR-Scan by infoladen daneben

Hinweis: Den Namen der Person, die der Vergewaltigung beschuldigt wird, bzw. deren personenbezogene Daten haben wir gelöscht bzw. durch "X" ersetzt, denn mit dem virtuellen Reprint dieser Texte geht es uns vornehmlich darum, den Niedergang der AAB zu dokumentieren. (admin(at)infopartisan.net)

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