|
KOMMUNISTISCHE STREITPUNKTE - Zirkularblätter - Nr. 5 - 10.02.2000 - Onlineversion Karl-Heinz Landwehr Notiz zur KategorieALLGEMEINE, GESELLSCHAFTLICHE ARBEITSZEIT
|
Den faden der analyse der ware und den nachweis des doppelcharakters der in ihr dargestellten arbeit entwickelt marx in `Zur Kritik d.p.ö...´ (MEW 13, S. 15 ff) über die arbeitszeit als bestimmendem moment des werts (und nicht nur der wertgrösse). Das ende des ökonomie-theoretischen fadens, an das er anknüpfen kann, ist durch Ricardos erkenntnisgrenze gesetzt: Im Gegensatz zu Adam Smith arbeitete David Ricardo die Bestimmung des Werts der Ware durch die Arbeitszeit rein heraus und zeigt, dass dies Gesetz auch die sich scheinbar widersprechendsten bürgerlichen Produktionsverhältnisse beherrscht. Ricardos Untersuchungen beschränkten sich ausschliesslich auf die Wertgrösse, und mit Bezug auf diese ahnt er wenigstens, dass die Verwirklichung des Gesetzes von bestimmten historischen Voraussetzungen abhängt. Er sagt nämlich, dass die Bestimmung der Wertgrösse durch die Arbeitszeit nur für die Waren gelte, `die durch die Industrie beliebig vermehrt werden können und deren Produktion durch uneingeschränkte Konkurrenz beherrscht wird´. Es heisst dies in der Tat nur, da(ß??) das Gesetz des Wertes zu seiner völligen Entwicklung die Gesellschaft der grossen industriellen Produktion und der freien Konkurrenz , d.h. die moderne bürgerliche Gesellschaft voraussetzt. Im übrigen betrachtet Ricardo die bürgerliche Form der Arbeit als die ewige Naturform der gesellschaftlichen Arbeit. .. (MEW 13, S. 45f) das praktisch wahr werden der Arbeit sans phrase muss auf den begriff gebracht werden. Marx entwickelt in `Zur Kritik d. p. Ö.´ den faden so, dass er den im austauschverhältnis verschiedener gebrauchswerte vorgefundenen gesellschaftlichen charakter wertsetzender arbeit über das masstheoretische verständnis der kategorie arbeitszeit im produktionsprozess der ware entwickelt: Als Tauschwerte von verschiedener Grösse stellen sie (die gebrauchswerte im austausch) ein Mehr oder Minder, grössere oder kleinere Quanta jener einfachen, gleichförmigen, abstrakt allgemeinen Arbeit dar, die die Substanz des Tauschwerts bildet. Es fragt sich, wie diese Quanta messen? Oder es fragt sich vielmehr, welches das quantitative Dasein jener Arbeit selbst ist, da die Grössenunterschiede der Waren als Tauschwerte nur Grössenunterschiede der in ihnen vergegenständlichten Arbeit sind. Wie das quantitative Dasein der Bewegung die Zeit ist, so ist das quantitative Dasein der Arbeit die Arbeitszeit. Die Verschiedenheit ihrer eigenen Dauer ist der einzige Unterschied, dessen sie fähig ist, ihre Qualität als gegeben vorausgesetzt. Als Arbeitszeit erhält sie ihren Maßstab an den natürlichen Zeitmaßen, Stunde, Tag, Woche. Arbeitszeit ist das lebendige Dasein der Arbeit, gleichgültig gegen ihre Form, ihren Inhalt, ihre Individualität; es ist ihr lebendiges Dasein als quantitatives, zugleich mit seinem immanenten Mass. Die in den Gebrauchswerten der Waren vergegenständlichte Arbeitszeit ist ebensowohl die Substanz, die sie zu Tauschwerten macht und daher zu Waren, wie sie ihre bestimmte Wertgrösse misst. Die korrelativen Quantitäten verschiedener Gebrauchswerte, in welchen dieselbe Arbeitszeit sich vergegenständlicht, sind Äquivalente, oder alle Gebrauchswerte sind Äquivalente in den Proportionen, worin sie dieselbe Arbeitszeit aufgearbeitet, vergegenständlicht enthalten. Als Tauschwerte sind alle Waren nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit. (Zur Kritik d.p.Ö, MEW 13, S.17, hervorgehoben von KHL) Die arbeitszeit ist das entwickelte mass der warenwerte, einheit von qualität und quantität der arbeit. Hier ist die warenproduzierende arbeit prozessierend in ihrem quantitativen dasein gefasst, wie sie als arbeitszeit den wert seinem grössenmässigen umfang nach bemisst und zugleich in ihrem lebendigen dasein als verausgabung von menschlichem hirn und muskel, gleichgültig gegen form, inhalt und individualität der verausgabung, den warenwert substanziell bestimmt. Die bestimmungen von substanz und grössenmass des werts zeigen sich prozessierend dem -inhalt- nach als allgemeine, gesellschaftliche arbeitszeit in ihrer einheit als kontinuierlichem (substanz) und diskretem (fortwährende absonderung bestimmter maße festgeronnener arbeitszeit) moment der produktion. Im unterschied zu dieser erfassung der prozesshaftigkeit der produktion der ware hat die analyse der ware das fertige, im zirkulationsprozess vorgefundene arbeitsprodukt im austauschverhältnis zum untersuchungsgegenstand, wo die prozesshaftigkeit der arbeit ausgelöscht ist und der charakter der in ihr dargestellten, aufgehäuften, vergegenständlichten arbeit bestimmt ist durch abstraktion vom qualitativen unterschied der gebrauchswerte und der qualitativen verschiedenheit der diese setzenden nützlichen, besonderen konkreten arbeiten. Das lebendige substanzielle moment der arbeitszeit ist erloschen, und zurück blieb ausschliesslich der äussere, quantitative masscharakter der arbeitszeit. Was an den fertiggestellten waren nicht mehr empirisch fassbar ist, hat sich jedoch im produktionsprozess der waren prozessierend als der innere, immanente masscharakter der arbeitszeit als lebendigem dasein der arbeit -als gesellschaftlicher substanz der warenwerte- durchgesetzt in der reduktion der arbeit auf einfache, gleichförmige, qualitätslose, unterschiedslose, abstrakt allgemeine-meine arbeit. Was analytisch als abstraktion erscheint, existiert in der historisch spezifisch gegebenen (und sich fortentwickelnden) durchschnittsarbeit, welche durchschnittsindividuen unter durchschnittlichen produktionsbedingungen verrichten können und die marx in der urfassung des `kapitals´ als `die Masseinheit der Arbeit selbst´ begreift. Die durchschnittswirkung der arbeit zeigt sich in der wertgrösse als gesellschaftlich (=durchschnittlich) notwendig aufgewandte arbeitszeit für ein (durchschnitts)exemplar einer einzelnen ware unter entwickelten bürgerlichen produktionsverhältnissen. Den doppelcharakter der in den waren dargestellten arbeit als einheit von konkreter nützlicher und abstrakt menschlicher arbeit kann marx nur nachweisen, indem er zum prozessualen moment in der produktion zurückgeht und in der durchschnittsarbeit die masseinheit der arbeit vorfindet, welche an ihrer zeitdauer gemessen wird und nicht als arbeit der individuen erscheint, sondern umgekehrt die individuen als ausführende organe der gesellschaftlichen arbeit. Der übergang von der untersuchung der wertsubstanz an im austauschverhältnis festgehaltenen einzelnen waren zum quantitativen dasein der arbeit im produktionsprozess der ware legt den blick frei auf die allgemeine arbeitszeit als lebendige grundlage der bestimmung der substanz des werts durch abstrakt allgemeine arbeit. Der in der analyse der einzelnen ware entwickelte inhalt des werts, exakter der inhalt der wertbestimmungen als der zusammenschluss von substanz und grössenmass des werts umfasst die überhistorische tatsache, dass alle nützlichen arbeiten als spezifische funktionen des menschlichen organismus zugleich wesentlich verausgabung von menschlichem hirn und muskel sind und dass die zeitdauer der verausgabung, welche die produktion der lebensmittel kostet, den menschen notwendig interessieren muss wegen der begrenztheit des dem einzelnen individuum wie der gesellschaft verfügbaren zeitfonds. Da die menschen in gesellschaft produzieren, hat die arbeit zugleich immer schon eine (historisch unterscheidbare) gesellschaftliche form. Prozessierend erscheinen die verschiedenen, vereinzelten privatarbeiten der individuen synchron als bloss verschiedene anwendung derselben, allgemeinen, gesellschaftlichen arbeitszeit. Die gesamtarbeitszeit der wertsetzenden arbeit ist diachron als laufende prozessierende, wechselnde ausdehnung, stockung, schrumpfung des weltweiten arbeitszeitvolumens unter dem kommando des kapitals als abfolge von augenblicksaufnahmen immer schon mitgesetzt in der analyse der einzelnen ware, ihres wertes als bestimmten masses festgeronnener arbeitszeit als anteilige absorption des gesellschaftlichen arbeitszeitvolumens, wie die beziehung der einzelnen ware zu allen anderen waren. Die analyse der einzelnen ware ist eingebettet in die der totalität des gesamtprozesses des kapitals und legt mit der erfassung des unterschieds zwischen wert und tauschwert die grundform frei, in der sich die notwendige (=gesellschaftliches naturgesetz) fortwährende zuteilung proportionaler quanta des gesellschaftlichen gesamtarbeitszeitvolumens auf die verschiedenen wirtschaftszweige entsprechend dem bedarf an gebrauchswertmassen unter gesellschaftlichen bedingungen voneinander unabhängig betriebenen, aber als naturwüchsige Glieder der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit allseitig voneinander abhängigen Privatarbeiten durchsetzt. Es ist die mittelbare form der vergesellschaftung der arbeit und der gehalt der form verweist auf die möglichkeit ihrer unmittelbaren vergesellschaftung: In der Wertbestimmung handelt es sich um die gesellschaftliche Arbeitszeit überhaupt, das Quantum Arbeit, worüber die Gesellschaft überhaupt zu verfügen hat und dessen relative Absorption durch die verschiedenen Produkte gewissermassen deren respektives gesellschaftliches Gewicht bestimmt. MEW 25, S.889 Die aufhebung der wertformen durch die assoziation der freien produzenten ist somit die bewusste form gesellschaftlicher planung der gesamtarbeit auf grundlage der gegebenen kenntnis von durchschnittsgrössen. Die planung beruht auf den daten einer behörde, welche (wie robinson!) drei miteinander verknüpfte grössen regelmässig ermittelt: (1) verzeichnis der vorhandenen gebrauchsgegenstände; (2) verzeichnis der verschiedenen verrichtungen zu deren produktion; (3) die arbeitszeit, die bestimmte quanta der verschiedenen produkte im durchschnitt kostet. In diesem sinne spielt also die arbeitszeit die zentrale rolle: Ihre gesellschaftlich planmässige Verteilung regelt die richtige Proportion der verschiedenen Arbeitsfunktionen zu den verschiedenen Bedürfnissen. so bezogen ist der begriff arbeitszeitrechnung inhaltlich gefüllt. /KHL |
|