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Nr.16 onlineversion

"Buergerrechtsbewegung Solidaritaet"

Ableger der rechten LaRouche-Sekte versucht
in Gewerkschaften Fuss zu fassen

Vertreter der "Buergerrechtsbewegung Solidaritaet" haben in den letzten Monaten versucht, im DGB-Landesbezirk Thueringen Einfluss zu erlangen. Die Pressesprecherin dieser dubiosen Gruppierung, Frau Grigori, nahm beispielsweise an Sitzungen des Thueringer Aktionsbuendnisses und an DGB-Betriebsraetekonferenzen teil. Auch vor dem Gewerkschaftstag der IG Metall in Berlin verteilten sie ihre Flugblaetter.

Uneingeschraenkter Chef der "LaRouche-Sekte" ist der mittlerweile 73jaehrige Amerikaner Lyndon LaRouche. In den USA befindet nach wie vor das Zentrum seines Netzwerkes. Die Partei LaRouches nennt sich "National Democratic Policy Committee" (vormals "National Caucus of Labor Committees - NCLC").

"Zur Beginn der 70er Jahre gab sich LaRouche als Anhaenger irgendeiner Form von Marxismus-Trotzkismus aus. Das hinderte La Rouche allerdings nicht ...Linke anzugreifen. 1973 begann zum Beispiel in den USA die 'Operation Mob Up', in der Mitglieder der LaRouche Partei NCLC gewalttaetige UEberfaelle auf Gewerkschafter, Sozialisten, Mitglieder der Kommunistischen Partei und schwarze Buergerrechtler veruebten. (...)!974 trafen NCLC-Mitglieder im US-Staat Michigan mit Anhaengern des wegen Bombenanschlaegen verurteilten Ku-Klux-Klan-Fuehrers Robert Miles zusammen, um den Protest gegen die Rassenintegration in den Schulen zu besprechen. Diese Integration, so die ideologische Rechtfertigung von LaRouche, sei ein CIA-Plan, um die Arbeiterklasse zu teilen. Zur Schutztruppe von LaRouche gehoerte jahrelang auch Roy Frankhouser, der 'Grosse Drachen' des Ku-Klux-Klan in Philadelphia."(1)

Enge Kontakte gibt es auch zur rechtsextremen Moon-Sekte. So war beispielsweise der Reverend Jim Bevel, der 1992 mit wenig Erfolg unter Lyndon LaRouche zum Vizepraesidenten der USA kandidierte, in der Leitung der Moon-Organisation "American Freedom Coalition". Das LaRouche-Imperium ist wie ein Konzern organisiert, dessen Jahresbudget schon in den 80er Jahren von der "Herald Tribune" auf 30 Millionen Dollar geschaetzt wurde. Seine Geschaefte, die vor allem auch auf der finanziellen Ausbeutung seiner Mitglieder beruhten, wurden Lyndon LaRouche 1988 zum Verhaengnis. Er wurde wegen Betrug und Steuerhinterziehung zu 15 Jahren Haft verurteilt, kam 1994 allerdings nach Verbuessung von fuenf Jahren wieder aus dem Gefaengnis.

Ein Schwerpunkt der LaRouche Aktivitaeten: Deutschland

Bueros bzw. Vertretungen des LaRouche-Netzwerkes gibt es in Daenemark, Schweden, Frankreich, Deutschland, Italien, Russland, sowie in Australien und Lateinamerika. Neben den USA bildet Deutschland offensichtlich die zweitstaerkste Basis. Schon 1972 tauchte die LaRouche-Organisation "European Labor Comittees" hier auf. 1974 wurde die "Europaeische Arbeiterpartei" (EAP) gegruendet, die regelmaessig an Wahlen teilnahm. Deren Vorsitzende, Helga Zepp, heiratete 1977 Lyndon LaRouche. 1984 wurde das "Schiller-Institut" gegruendet, dessen Praesidentin bis heute Helga Zepp-LaRouche ist.

Die EAP benannte sich 1985 um in "Buergergruppe Patrioten fuer Deutschland", ebenfalls mit Helga Zepp-LaRouche an der Spitze. Ende 1992 gab es wieder einen Namenswechsel, und man hiess sich nun "Buergerrechtsbewegung Solidaritaet", selbstredend mit Helga Zepp-LaRouche als Chefin.

Der bundesdeutsche Verfassungsschutz beobachtete die LaRouche-Gruppierungen nur bis 1978. Nach Ansicht des damaligen Verfassungsschutzchefs Heribert Hellenbroich fehlte der EAP "der uebersteigerte Nationalismus". Interessant in diesem Zusammenhang: Geschaeftsfuehrer der EAP war Anno Hellenbroich, der auch heute noch im Vorstand der "Buergerrechtsbewegung Solidaritaet" ist. Er ist der Bruder des Verfassungsschuetzers Heribert Hellenbroich.

Das LaRouche-Netzwerk in der Bundesrepublik:
Organisationen: - Buergerrechtsbewegung Solidaritaet (frueher: Patrioten fuer Deutschland und Europaeische Arbeiterpartei /EAP) - Akademie fuer Humanistische Studien - Club of Life - Anti-Drogen-Koalition (ADK) - Deutsch-franzoesisches Komitee zur Foerderung der Kernenergie - Fusions-Energie-Forum (FEF) - Schiller-Institut; Gesellschaften: - Campaigner Publications Deutschland GmbH & Co Vertriebs KG - Executive Intelligence Review Nachrichtenagentur GmbH - Verlag Karl Heinz Holz - Dr. Boettiger Verlag - P&F; Progress-GmbH & Co Besitz-, Vermietungs- und Service-KG -P&F Betriebsverwaltungsgesellschaft mbH Medien: - Neue Solidaritaet (Wochenzeitung) - Fusion - Ibykus - Spuren und Motive - Executive Intelligence Review (EIR) ausserdem zahlreiche Buecher und "special-reports".
Fast alle Organisationen und Gesellschaften haben ihren Sitz in Wiesbaden und besitzen ein Pendant in den Vereinigten Staaten. Quelle: Greenpeace aktuell, Das LaRouche-Netzwerk, Juli 1994

Antisemitische Verschwoerungstheorien

"Politik und Programmatik von LaRouche-Organisationen konzentrieren sich um zwei Grundinhalte: das Eintreten fuer eine "Neue Weltwirtschaftsordnung" - gegen den internationalen Waehrungsfond, sowie das Eintreten fuer Hochtechnologie, speziell fuer Kernkraft. Ideologische Bindeglied ist vor allem eine abenteuerliche weltweite Verschwoerungstheorie, der sie ebenso anhaengen wie dem Glauben, einer auserwaehlten Minderheit anzugehoeren, deren gottgleicher Fuehrer eben Lyndon LaRouche ist. (...) Erstaunlich viele der ueblen Verschwoerer, so glaubt LaRouche, sind Juden und juedische Banker. Die juedischen Banker werden wiederum haeufig mit 'London' gleichgesetzt."(2)

"Die Briten" sind ,vor allem seitdem der alte Lieblingsfeind, die Sowjetunion, nicht mehr existiert, verantwortlich fuer die meisten UEbel in der Welt. So steckt die britische Koenigsfamilie - laut LaRouche - nicht nur hinter Greenpeace, sondern "die Queen organisiert den internationalen Drogenhandel"(3) Ein anderer Oberverschwoerer ist fuer die LaRoucheleute der von ihnen so bezeichnete "Judenbengel"(4) Henry Kissinger, der ein "britischer Agent" sei.

Helga Zepp-LaRouche benutzt antisemitische Formulierungen, die auch in jeder Neonazi-Zeitung stehen koennten: "Waehrend in den USA niemand auch nur die geringsten Illusionen ueber die Macht der zionistischen Lobby ueber vor allem die gegenwaertige Administration hegt, ist der Einfluss einer verdeckt operierenden zionistischen Lobby in der Bundesrepublik bisher nur eingeweihten politischen Persoenlichkeiten bekannt, nicht aber der breiten Bevoelkerung. Und deshalb muessen wir den scheinheiligen Holocaust-Schwindel zum Anlass nehmen, um diese auslaendischen Agenten auffliegen zu lassen."(5)

Kontakte zur uebrigen rechtsextremen bundesrepublikanischen Szene gibt es wohl zumindest zur rechtsradikalen "Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft" und deren Duesseldorfer Chef Kurt Winter: "Winters 'Mehr-Wissen-Buchdienst' arbeitet neuerdings mit der Zepp-LaRouche-Gruppe zusammen".(6)

Wuehlarbeit in Gewerkschaften

Vor allem in Ostdeutschland bemueht sich die LaRouche-Sekte im gewerkschaftlichen Bereich Fuss zu fassen. Schon 1993 gelang es ihnen Kontakte zu Betriebsraeten Ostdeutscher Betriebe aufzunehmen. Helga Zepp-LaRouche sprach gar auf einer Solidaritaetsveranstaltung fuer die Kollegen in Bischofferode. Schwerpunkt ihrer Aktivitaeten ist offensichtlich Thueringen. Eine Pressesprecherin der "Buergerrechtsbewegung Solidaritaet", Frau Grigori, nahm an Sitzungen des Thueringer Aktionsbuendnisses und an DGB-Betriebsraetekonferenzen teil. Kollegen, die die Machenschaften der LaRouche-Sekte oeffentlich machten, versuchen sie mit Hetzflugblaettern zu verunglimpfen. Insbesondere der Kollege Angelo Lucifero, stellvertretender Landesleiter der Gewerkschaft HBV in Thueringen, hat es ihnen angetan. In einem bundesweit verteilten Flugblatt wird er als "selbsternannter Antifaschist" tituliert, der "Luegen" ueber die "Buergerrechtsbewegung Solidaritaet" verbreite.

Der Landesbezirksvorsitzende des DGB-Thueringen hat mittlerweile den Vertretern der LaRouche-Sekte Hausverbot im Gewerkschaftshaus in Erfurt erteilt.

Anmerkungen:
1) Greenpeace aktuell; das La Rouche-Netzwerk, eine Zusammenstellung von Greenpeace Deutschland
2) Greenpeace aktuell, ebd.
3) Spiegel, 33/1993
4) Spiegel, 5.3. 1984
5) Neue Solidaritaet, 25.1.79, zit. n.: Lorscheid/Müller, Deckname Schiller, 1986 6) Franziska Hundseder, Rechte machen Kasse, München 1995

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