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Nr.20 onlineversion

Die "Nationalen" eine Spinne im Nazi-Netzwerk
Von der Öffentlichkeit beinahe unbemerkt gelang es den "Nationalen e.V." seit ihrer Gründung im Oktober 1991 zur tragfähigsten Struktur des militanten Nazi-Spektrums in Berlin zu werden.

Obwohl bereits die Teilnehmerliste der Gründungsversammlung der Nationalen darauf hindeutete, daß ihr Konzept auf eine Sammlung der verschiedenen neofaschistischen Strömungen absah - Kader der "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei" (FAP), der "Jungen Nationaldemokraten" (JN), der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD) waren vertreten - gelang es den Nationalen erst mit den Verboten der FAP, der "Nationalistischen Front" und der "Wiking Jugend" zum Auffangbecken zu werden. Bis 1995 legten die Nationalen den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf den Aufbau und die Unterstützung von Nazi-Gruppen in Brandenburg. Der Vorsitzende Frank Schwerdt, wohnhaft Berlin-Heiligensee, und seine rechte Hand, Christian Wendt, reisten durch die Lande um junge und alte Kameraden in "nationalsozialistischer Weltanschauung" oder in "Rechtsfragen" zu schulen und um ihr antisemitisches, rassistisches Weltbild zu verbreiten.

Bedingt durch die Verbote bekamen die "Nationalen" in Berlin einen breiteren Zulauf, da sie als Wahlpartei den legalen Deckmantel für die unterschiedlichsten Aktivitäten abgeben können. Inzwischen verfügen die "Nationalen", einschließlich der ihnen verbundenen "Kameradschaften" über einen geschulten Kaderstamm, der sich aus Mitgliedern aller sich in Berlin tummelnden neofaschistischen Gruppen zusammensetzt. Bei den Berliner Wahlen 1995 traten sie mit einer Kanditatenliste an, auf der sich bekannte Berliner Nazi-Schläger, Auschwitz-Leugner und Jung-Faschisten ein Stell-dich-ein gaben. Mit solch unsäglichen Forderungen wie "Abriß aller Holocaust-Denkmäler" versuchten sie Plätze im Abgeordnetenhaus und in den Bezirksparlamenten zu ergattern. Sie scheiterten allerdings kläglich und erhielten im Durchschnitt unter 0,1% der Stimmen. Nur in Berlin-Treptow, wo der ehemalige FAPler Detlef Nolde (ehem. Cholewa) antrat, gelang es den "Nationalen" in den einzelnen Stimmbezirken bis zu 3,2% der Stimmen zu erreichen. Dies wird in den eigenen Reihen "für einen bekennenden NS-Kandidaten zumindest als ein lokaler Achtungserfolg" bezeichnet. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt allerdings nicht in der Beteiligung an parlamentarischer Arbeit, vielmehr versuchen die "Nationalen" durch die Initiierung verschiedener Projekte ihre nationalsozialistische Ideologie unter die Leute zu bringen. Da gibt es eine Jugendgruppe, genannt "Junges Nationales Spektrum", die durch Zelt- oder Wanderfahrten u.ä. versucht junge Menschen an neofaschistische Aktivitäten heranzuführen. Weiter gibt es eine Gefangenenhilfe für sogenannte nationale Gefangene und nicht zuletzt die "Berlin Brandenburger Zeitung" (BBZ), die sich zum Sprachrohr des gesamten Nazi-Spektrums entwickelt hat. In der BBZ werden tagespolitische Themen wie Erwerbslosigkeit, Lehrstellenmangel, Gedenktage für die Opfer des Faschismus, Bundeswehreinsätze in Bosnien etc. aufgegriffen und im Sinne einer "nationalen und sozialistischen" Lösung aufbereitet und kommentiert. In theoretischeren Beiträgen wird auf die angebliche Minderwertigkeit behinderter Menschen, die angeblich genetisch bedingte Straffälligkeit von ausländischen Menschen, die Raffgier des angeblich "jüdischen Wall-Street-Kapitals" und die angebliche "friedensstiftende" Rolle sowohl der Deutschen Wehrmacht als auch der SS-Schlächter im Zweiten Weltkrieg eingegangen.

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