November 1996

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Nr.18 onlineversion

Boykottiert die Produkte von Shell, Mobil und BP

Kuerzlich erreichte uns ein Flugblatt der tuerkischen IndustriegewerkschaftPetrol-Is (vertritt die Industriearbeiterinnen Chemie, Erdoel, Gummi), in dem sie uns um Unterstuetzung in ihrem Kampf fuer Gewerkschaftsrechte in den multinationalen Konzernen Shell, Mobil und BP bitten. Sie versuchen das erste Mal in der Tuerkei Konzerne mit Hilfe von Boykottaufrufen an VerbraucherInnen zu Zugestaendnissen gegenueber den Gewerkschaften zu zwingen, und fordern uns auf, uns an diesem Boykott zu beteiligen.

Der Boykottaufruf von Produkten der drei Chemie-Multis wird von verschiedenen anderen Gewerkschaften, Verbrauchergemeinschaften und Umweltschutzvereinigungen befuerwortet und unterstuetzt. Bis zur Anerkennung der Gewerkschaftsrechte wird die Kampagne gegen Shell, Mobil und BP ausgeweitet und aufrechterhalten.

1950 wurde Petrol-Is trotz zahlreicher Verbote und Unterdrueckungsmassnahmen auch von den KollegInnen in diesen Konzernen gegruendet. Doch heute befinden sie sich, obwohl die gewerkschaftlichen Rechte wesentlich erweitert wurden, in einer nicht anerkannten Position. Seit dem 1. April 1996, einer Zeit, in der neue Tarifvertraege abgeschlossen werden sollten, konnte Petrol-Is aufgrund fehlender Anerkennung als tariffaehige Gewerkschaft in diesen drei Konzernen keine neuen Tarifvertaege abschliessen. In allen drei Konzernen sank die Anzahl der gewerkschaftlich Organisierten in den letzten zwei Jahren rapide:

Shell Mobil BP
31.3.94 17.7.96 1.4.94 17.7.961.4.9417.7.96
ArbeiterInnen434 500 603 600 282 250
Gewerkschaftsmitglieder222 113 312 27 147 99

Obwohl verschiedenste Formen von Druck und Einschuechterung auf die KollegInnen ausgeuebt wurden, befinden sich immer noch Mitglieder von Petro-Is Gewerkschaft in den Konzernen, die auf ihrem gewerkschaftlichen Organisationsrecht bestehen. Jedoch wurden die Befugnisse der Gewerkschaft in diesen Konzernen aufgrund des beharrlichen Strebens der Arbeitgeber immer eingeschraenkter. Die Schritte, die Shell, Mobil und BP unternahmen, um die Gewerkschaft aus den Firmen herauszudraengen, sollen hier Kurz dargestellt werden.

Im Ergebnis sank der durchschnittliche Organisationsgrad der Gewerkschaft an den Arbeitsplaetzen dieser Konzerne um mehr als 50%.

Diese Methoden der Konzerne verstossen sowohl gegen die tuerkische Verfassung und ihre Arbeitsgesetze, als auch gegen die Prinzipien ,Tarifvertragsrecht" und ,Gewerkschaftliche Organisationsfreiheit" insbesondere der ILO Abkommen 87 und 98, deren Anwendungsbereiche auch in der Tuerkei gelten. Die Konzerne wurden aufgefordert, von den Massnahmen der "Entgewerkschaftisierung" Abstand zu nehmen, sonst wuerde die Boykottkampagne gestartet.

Zur gleichen Zeit wurde ein Aufruf zur Solidarisierung an den Internationalen Bund der Chemie-, Energie- und Bergbaugewerkschaften (ICEM), bei der auch Petrol-Is Mitglied ist, und auch an andere nationale und internationale Gewerkschaften verschickt. Zur Zeit beteiligen sich direkt und indirekt schon mehrere hunderttausend KollegInnen an dem Kampf der KollegInnen von Petrol-Is.

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