November 1996

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Nr.18 onlineversion

Ein schwarzes Kapitel der Firmengeschichte

BMW - Zwangsarbeiter

"Was BMW Mitarbeiter waehrend des Krieges leisteten und was sie erlitten, was besonders auslaendische Arbeitskraefte erleiden mussten, wissen wir. Wir bedauern es und BMW steht zu diesem dunklen Kapitel seiner Firmengeschichte." Diese Worte fand der Vertreter des Vorstandes der BMW- AG Helmut Niederhofer waehrend eines Besuches von elf ehemaligen ZwangsarbeiterInnen in Muenchen. Die Entschaedigungsansprueche ehemaliger ZwangsarbeiterInnen lehnt BMW ebenso wie andere Konzerne, die kraeftig von der Kriegswirtschaft profitiert haben, ab.

Ab 1939 wurde BMW beauftragt, seine Fertigung von Flugzeugmotoren zu vervierfachen. Da in dieser Zeit viele der regulaeren Arbeiter in den Krieg zogen wurden Ersatzarbeitskraefte gebraucht. BMW stellte Kriegsgefangene Russen, Franzosen, Hollaender und KZ Haeftlinge ein. Die Zahl der Beschaeftigten stieg im Flugzeugmotorenwerk Allach von 1000 im Jahr 1939 auf 17.000 fuenf Jahre spaeter. Den Lohn der Haeftlinge von 88 Pfennigen pro Stunde kassierte die SS. Josef Jarolin, ein SS-Untersturmfuehrer, fuehrte als Lagerleiter ein Terrorregime. Wer die Arbeit unterbrach, um etwa verunglueckten Kameraden zu helfen, wurde geschlagen. Die Toten wurden mit einem Wagen weggebracht, den die Haeftlinge Moorexpress nannten. BMW forderte von Jarolin "hartes Durchgreifen". Die Erschiessung von Saboteuren werde Sabotageakte schlagartig zum Erloeschen bringen, rieten die BMW-Bosse dem SS-Lagerfuehrer, der eigenhaendig zahlreiche Zwangsarbeiter umbrachte.

Die Zahl der Tote liess sich nie ermitteln. Der Kommentar von BMW dazu war: "...Deutsche Unternehmen haben also nach unserem Wissen das Schicksal auslaendischer Arbeitskraefte nicht wirtschaftlich ausgenutzt. Wieviel von dem Lohn, den BMW entrichtet hat, der Staat letztlich an die Betroffenen weitergab, hat allein er zu verantworten..." Soweit zur Ignoranz, mit der BMW sich ihrer geschichtlichen Verantwortung entzieht. Als Zynismus kann man es empfinden, wenn Herr Niederhofer angesichts der knallharten Weigerung von BMW gegenueber den Entschaedigungsanspruechen von ZwangsarbeiterInnen den Besuchern "noch einen angenehmen Aufenthalt in der sommerlichen Stadt Muenchen" wuenschte.

Quelle u.A.: (Sueddeutsche Zeitung vom 26.7.96).

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