Mao Werke


Mao Tse-tung:

FÜR EINEN KONSEQUENTEN ZUSAMMENSCHLUSS

 

( Juli 1940)

Der dritte Jahrestag des Beginns des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression fällt mit wenigen Tagen Unterschied mit dem neunzehnten Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas zusammen. Wir Kommunisten gedenken heute des dritten Jahrestags des Widerstandskriegs und fühlen besonders stark unsere Verantwortung. Die Verantwortung für die Blüte oder den Verfall der chinesischen Nation lastet auf allen antijapanischen Parteien und Gruppen, lastet auf dem gesamten Volk. Aber wir haben - so meinen wir Kommunisten - eine noch größere Verantwortung zu tragen. Das Zentralkomitee unserer Partei hat eine Deklaration über die gegenwärtige Lage veröffentlicht, deren Hauptgedanke der Aufruf zur konsequenten Führung des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression und zu einem konsequenten Zusammenschluß ist. Wir hoffen, daß diese Deklaration von den befreundeten Parteien und Armeen, von dem ganzen Volk gebilligt wird. Insbesondere die Mitglieder der Kommunistischen Partei müssen dem in dieser Deklaration vorgezeichneten politischen Kurs gewissenhaft folgen.

Alle Kommunisten müssen wissen: Der konsequente Zusammenschluß kann nur dadurch verwirklicht werden, daß man den Widerstandskrieg bis zu Ende führt; umgekehrt, nur durch einen konsequenten Zusammenschluß kann man den Widerstandskrieg bis zu Ende führen. Deshalb müssen die Kommunisten sowohl im Widerstandskrieg wie auch im Zusammenschluß als Vorbild dienen. Wir kämpfen nur gegen den Feind, gegen hartnäckige Kapitulanten und Antikommunisten; mit allen anderen müssen wir uns ernsthaft vereinigen. Die hartgesottenen Kapitulanten und Antikommunisten bilden jedoch überall nur eine Minderheit. Ich habe die Zusammensetzung eines örtlichen Machtorgans untersucht und gefunden, daß von den 1300 Angestellten dort nur 4o bis 5o hartnäckige Antikommunisten waren, das heißt weniger als vier Prozent, während alle übrigen den Zusammenschluß für den Widerstand wünschten. Wir dürfen den eingefleischten Kapitulanten und Antikommunisten gegenüber natürlich keine Toleranz üben; ihnen gegenüber Toleranz üben heißt ihnen die Möglichkeit geben, den Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression zu sabotieren, den Zusammenschluß zu hintertreiben. Deshalb müssen wir die Kapitulanten-clique entschieden bekämpfen und vom Standpunkt des Selbstschutzes aus alle Angriffe der Antikommunisten entschieden zurückschlagen. Handelten wir nicht auf diese Weise, dann wäre das Rechtsopportunismus und würde dem Widerstandskrieg und dem Zusammenschluß schaden. Aber allen jenen gegenüber, die keine hartnäckigen Kapitulanten und Antikommunisten sind, müssen wir die Politik des Zusammenschlusses betreiben. Manche von ihnen sind doppelzüngig, andere handeln unter Zwang, wieder andere irren zeitweilig. Alle diese Leute müssen wir um des weiteren Zusammenschlusses und der weiteren Führung des Widerstandskriegs willen für uns gewinnen. Handelten wir nicht auf diese Weise, wäre das "linker" Opportunismus und dem Zusammenschluß und dem Widerstandskrieg ebenfalls abträglich. Alle Kommunisten müssen wissen: Wir waren die Initiatoren der antijapanischen nationalen Einheitsfront, und wir müssen an dieser Einheitsfront festhalten. Jetzt, da die nationale Krise von Tag zu Tag ernster wird, da in der internationalen Lage gewaltige Veränderungen im Gange sind, müssen wir die größte Verantwortung für die Blüte oder den Verfall der chinesischen Nation übernehmen. Wir müssen den japanischen Imperialismus unbedingt besiegen, wir müssen China unbedingt zu einer unabhängigen, freien, demokratischen Republik aufbauen, und um das zu erreichen, müssen wir die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung des Landes zusammenschließen - die Mehrheit sowohl der Mitglieder der verschiedenen Parteien und Gruppen als auch jener Menschen, die keinerlei Parteien oder Gruppen angehören. Doch die Kommunisten dürfen keine prinzipienlose Einheitsfront mit anderen bilden und müssen deshalb gegen solche Dinge kämpfen wie Zersetzung, Einschränkung, Behinderung und Unterdrückung der Kommunistischen Partei sowie gegen den Rechtsopportunismus in der Partei. Aber gleichzeitig darf es keinen Kommunisten geben, der die Einheitsfrontpolitik der Partei nicht respektiert; deshalb müssen sich alle Parteimitglieder auf Grund des Prinzips des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression mit allen jenen, die mehr oder weniger den Widerstand gegen Japan wünschen, zusammenschließen und gegen den "linken" Opportunismus in der Partei kämpfen.

Zu diesem Zweck treten wir in der Frage der politischen Macht für eine Staatsmacht der Einheitsfront ein; wir sind weder für die Einparteiendiktatur irgendeiner anderen Partei oder Gruppe noch für die der Kommunistischen Partei. Wir treten für die gemeinsame Diktatur aller Parteien, Gruppen, Bevölkerungskreise und Armeen ein, und diese eben ist die Staatsmacht der Einheitsfront. Wenn nach dem Sturz der Marionettenmacht des Feindes hinter den feindlichen Linien eine antijapanische Macht gebildet wird, müssen die Mitglieder der Kommunistischen Partei das vom Zentralkomitee beschlossene "Drei-Drittel-System" anwenden. Sowohl in den Machtorganen als auch in den Volksvertretungen dürfen die Mitglieder der Kommunistischen Partei nur ein Drittel der Plätze einnehmen, damit zwei Drittel auf die anderen Parteien und Gruppen sowie die Parteilosen, die für den Widerstand gegen Japan und für die Demokratie eintreten, entfallen. Jeder, wer er auch sei, wenn er nur nicht zur Kapitulation neigt und nicht gegen die Kommunisten kämpft, kann sich am Verwaltungsdienst der Regierung beteiligen. Alle Parteien und Gruppen, solange sie nicht für die Kapitulation und den Kampf gegen die Kommunisten sind, müssen das Recht haben, unter der antijapanischen Macht zu bestehen und sich zu betätigen.

Was die Frage der Armee betrifft, so heißt es eindeutig in der Deklaration unserer Partei: Wir werden uns auch weiterhin an den Beschluß halten, wonach "in den befreundeten Armeen keine Organisationen unserer Partei zu schaffen sind". Örtliche Parteiorganisationen, die sich bislang noch nicht strikt an diesen Beschluß gehalten haben, müssen das sofort korrigieren. Allen Truppen, die keine militärischen Reibungen mit der Achten Route-Armee und der Neuen Vierten Armee anzetteln, soll man freundschaftlich gegenübertreten. Auch zu den Truppen, die Reibungen mit uns provoziert haben, soll man, sobald sie diese Handlungen einstellen, wieder freundschaftliche Beziehungen aufnehmen. Das eben ist unsere Politik der Einheitsfront in der Frage der Armee.

Was die politischen Richtlinien auf dem Gebiet der Finanzen, der Wirtschaft, der Kultur, des Bildungswesens und die Richtlinien für die Ausmerzung der feindlichen Agenten betrifft, so muß man entsprechend den Bedürfnissen des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression und auf der Grundlage der Regelung der Interessen der verschiedenen Klassen die Politik der Einheitsfront durchführen und einerseits gegen den Rechtsopportunismus, andererseits gegen den "linken" Opportunismus kämpfen.

Die internationale Lage hat sich jetzt so gestaltet, daß sich der imperialistische Krieg auf die ganze Welt ausdehnt, und die äußerst schwere politische und wirtschaftliche Krise, die durch den imperialistischen Krieg erzeugt worden ist, wird unausbleiblich Revolutionen in vielen Ländern auslösen. Wir befinden uns in einer neuen Epoche von Kriegen und Revolutionen. Die nicht in den Strudel des imperialistischen Krieges hineingerissene Sowjetunion ist die Stütze aller unterdrückten Völker und aller unterdrückten Nationen der Welt. Das alles ist günstig für den chinesischen Widerstandskrieg. Aber gleichzeitig ist die Gefahr der Kapitulation größer denn je, weil der japanische Imperialismus eine Aggression gegen Südostasien vorbereitet, seine Offensive gegen China verstärkt, und dies wird unweigerlich manche schwankende Elemente in China zur Kapitulation bewegen. Das vierte Jahr des Widerstandskriegs wird das schwerste Jahr sein. Unsere Aufgabe ist es, alle antijapanischen Kräfte zusammenzuschließen, gegen die Kapitulanten zu kämpfen, alle Schwierigkeiten zu überwinden und am gesamtnationalen Widerstandskrieg festzuhalten. Alle Mitglieder der Kommunistischen Partei müssen vereint mit den befreundeten Parteien und den befreundeten Armeen diese Aufgabe erfüllen. Wir sind überzeugt, daß es uns durch die gemeinsamen Anstrengungen aller Mitglieder unserer Partei, der befreundeten Parteien und befreundeten Armeen sowie des gesamten Volkes gelingen wird, die Kapitulation zu verhindern, die Schwierigkeiten zu überwinden, die japanischen Eindringlinge zu vertreiben und unser verlorenes Territorium wiederzugewinnen. Die Perspektiven des Widerstandskriegs sind glänzend.