Mao Werke


Mao Tse-tung:

ÜBER DIE VERHANDLUNGEN IN TSCHUNGKING*

 

(17. Oktober 1945)

 

* Ein Bericht, den Genosse Mao Tse-tung nach seiner Rückkehr aus Tschungking auf einer Funktionärkonferenz in Yenan erstattete.

Sprechen wir einmal über die gegenwärtige Lage. Das ist ein Problem, über das sich unsere Genossen Gedanken machen. Die Verhandlungen zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei in Tschungking dauerten diesmal 43 Tage. Das Ergebnis dieser Verhandlungen wurde bereits in den Zeitungen bekanntgegeben.1 Die Vertreter der beiden Parteien setzen gegenwärtig ihre Verhandlungen fort. Die Verhandlungen haben Ergebnisse gezeitigt. Die Kuomintang hat die Prinzipien von Frieden und Zusammenschluß akzeptiert, gewisse demokratische Rechte des Volkes anerkannt und gibt zu, daß der Bürgerkrieg vermieden werden muß, daß beide Parteien friedlich für den Aufbau eines neuen China zusammenarbeiten müssen. Über diese Punkte wurde eine Übereinkunft getroffen, während es andere Punkte gibt, über die keine Übereinstimmung erreicht worden ist. Die Frage der befreiten Gebiete ist nicht gelöst, ebenso wie die der Streitkräfte in Wirklichkeit nicht gelöst ist. Selbst die getroffene Übereinkunft steht nur auf dem Papier. Und was auf dem Papier steht, ist noch nicht Wirklichkeit. Die Tatsachen beweisen, daß es noch sehr großer Anstrengungen bedarf, um das Wirklichkeit werden zu lassen.

Einerseits verhandelt die Kuomintang mit uns, andererseits greift sie mit großem Einsatz die befreiten Gebiete an. Ohne die Truppen mitzurechnen, die das Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia einkreisen, hat die Kuomintang bereits 800 000 Mann zum direkten Angriff auf die befreiten Gebiete eingesetzt. Gegenwärtig wird überall, wo es befreite Gebiete gibt, gekämpft, oder es werden Kriegshandlungen vorbereitet. Der allererste Artikel des "Übereinkommens vom 10. Oktober" gilt dem "friedlichen Aufbau des Landes". Besteht da nicht ein Widerspruch zwischen dem, was auf dem Papier steht, und der Wirklichkeit? Jawohl, hier besteht ein Widerspruch. Deshalb sagen wir auch, es bedarf noch unserer Anstrengungen, um das, was auf dem Papier steht, Wirklichkeit werden zu lassen. Warum mobilisiert die Kuomintang so viele Truppen zum Angriff gegen uns? Weil ihr Entschluß, die Kräfte des Volkes zu vernichten, uns zu vernichten, schon lange feststeht. Es wäre natürlich am besten, uns schnell zu vernichten; falls das nicht möglich ist, wird sie versuchen, unsere Lage weiter zu erschweren und die eigene Lage weiter zu verbessern. Der Artikel über den Frieden steht zwar im Übereinkommen, ist aber faktisch noch nicht Wirklichkeit geworden. In manchen Gegenden nehmen die Kampfhandlungen ein ziemlich großes Ausmaß an, so z. B. im Gebiet von Schangdang in der Provinz Schansi. Der Talkessel zwischen den Taihang-, Taiyüä- und Dschungtiao-Gebirgen bildet das Gebiet von Schangdang. In diesem Kessel gibt es Fisch und Fleisch, und Yän Hsi-schan hat 13 Divisionen eingesetzt, um beides an sich zu reißen. Auch unser Kurs war längst festgelegt, nämlich, jeden Schlag des Feindes mit einem entsprechenden Gegenschlag zu beantworten und um jeden Zollbreit Boden zu kämpfen. Diesmal haben wir dementsprechend geantwortet und gekämpft, und zwar mit großem Erfolg. Mit anderen Worten: Wir haben alle 13 Divisionen von Yän Hsi-schan völlig zerschlagen. Sie griffen mit 38 000 Mann an, wir setzten 31000 Mann ein. Von ihren 38 000 Mann wurden 35 000 außer Gefecht gesetzt, 2000 flohen, 1000 zerstreuten sich.2 Solche Kämpfe werden weiterhin stattfinden. Die Kuomintang läßt nichts unversucht, Territorien unserer befreiten Gebiete an sich zu reißen. Es scheint, das ist schwer zu erklären. Warum ist sie so darauf erpicht? Sind diese Gebiete in unseren Händen, in den Händen des Volkes, nicht sehr gut aufgehoben? So denken nur wir, so denkt nur das Volk. Wenn die Kuomintang auch so dächte, dann wären wir uns alle einig, dann wären wir alle "Genossen". Aber sie wird nicht so denken, sie will uns kategorisch bekämpfen. Sie kann nicht einsehen, warum sie uns nicht bekämpfen sollte. Es ist daher ganz natürlich, daß sie uns angreift. Wir sehen ebenfalls nicht ein, warum wir ihr erlauben sollten, uns Territorien der befreiten Gebiete zu entreißen. Also ist es ebenso natürlich, daß wir zum Gegenschlag ausholen. Wenn zwei, die Dinge nicht einsehen können, zusammenkommen, werden sie miteinander kämpfen. Da nun in diesem Fall beide Seiten die Dinge nicht einsehen können, warum haben sie dann überhaupt erst verhandelt und warum haben sie das "Übereinkommen vom 10. Oktober" getroffen? Die Dinge in der Welt sind kompliziert, sie werden von allen möglichen Faktoren bestimmt. Man muß die Probleme von allen Seiten betrachten und nicht nur von einer einzigen. In Tschungking gibt es Leute, die Tschiang Kai-schek für unzuverlässig, für einen Betrüger halten, die glauben, daß Verhandlungen mit ihm zu keinem Resultat führen können. Ich traf viele Leute, die mir das erklärten, darunter auch Mitglieder der Kuomintang. Ich erwiderte ihnen, was sie sagten, sei berechtigt, sei wohlbegründet, und unsere achtzehnjährige Erfahrung3 hätte uns zutiefst davon überzeugt, daß es so ist. Die Kuomintang und die Kommunistische Partei werden in ihren Verhandlungen bestimmt keine guten Resultate erreichen, es wird bestimmt zu Kriegshandlungen, zum Bruch zwischen ihnen kommen, aber das ist nur eine Seite der Sache. Es gibt auch noch eine andere Seite, es gibt noch viele Faktoren, derentwegen Tschiang Kai-schek nicht umhinkann, viele Bedenken zu haben. Die drei wichtigsten davon sind: die Stärke der befreiten Gebiete, der Widerstand des Volkes im Großen Hinterland gegen einen Bürgerkrieg und die internationale Lage. Unsere befreiten Gebiete haben eine Bevölkerung von 100 Millionen Menschen, eine Armee von einer Million Mann und eine Volksmiliz von zwei Millionen Mann - eine Macht, die niemand zu unterschätzen wagt. Die Stellung, die unsere Partei im politischen Leben unseres Landes einnimmt, ist nicht mehr die von 1927 und auch nicht die von 1937. Die Kuomintang wollte früher niemals die gleichberechtigte Stellung der Kommunistischen Partei anerkennen, heute ist sie gezwungen, es zu tun. Unsere Arbeit in den befreiten Gebieten übt ihren Einfluß bereits auf das ganze Land und die ganze Welt aus. Das Volk im Großen Hinterland erhofft Frieden, es braucht Demokratie. Diesmal kam mir in Tschungking so recht zu Bewußtsein, mit welcher Wärme uns die breiten Volksmassen unterstützen. Sie sind mit der Kuomintang-Regierung unzufrieden und setzen ihre Hoffnungen auf uns. Ich traf auch viele Ausländer - darunter Amerikaner -, die mit uns sehr sympathisieren. Die breiten Volksmassen im Ausland sind unzufrieden mit den reaktionären Kräften in China, sie sympathisieren mit den Kräften des chinesischen Volkes. Sie sind auch mit der Politik Tschiang Kai-scheks nicht einverstanden. Überall im Land, in der ganzen Welt haben wir viele Freunde, wir sind nicht isoliert. Zu denen, die gegen einen Bürgerkrieg in China und für Frieden und Demokratie sind, zählt nicht nur das Volk unserer befreiten Gebiete, sondern auch die breiten Volksmassen im Großen Hinterland und die breiten Volksmassen in der ganzen Welt zählen dazu. Der subjektive Wunsch Tschiang Kai-scheks geht dahin, seine Diktatur aufrechtzuerhalten und die Kommunistische Partei zu vernichten, aber der Verwirklichung seines Wunsches stehen viele objektive Schwierigkeiten im Wege. Es bleibt ihm daher nichts anderes übrig, als ein wenig realistisch zu sein. Er ist realistisch, und wir sind eben auch realistisch. Er war so realistisch, uns einzuladen, und wir waren so realistisch, zu Verhandlungen mit ihm zu gehen. Wir kamen am 28. August in Tschungking an. Bereits am Abend des 29. August erklärte ich den Vertretern der Kuomintang, daß seit den Ereignissen des 18. September 1931 die Notwendigkeit für Frieden und Zusammenschluß bestehe. Wir hatten die Forderung auf Frieden und Zusammenschluß gestellt, aber sie war nicht verwirklicht worden. Erst nach den Sian-Ereignissen und vor dem Ausbruch des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression am 7. Juli 1937 wurde sie verwirklicht. In den acht Jahren des Widerstandskriegs kämpften wir zusammen gegen Japan. Aber der Bürgerkrieg hörte nicht auf, ununterbrochen gab es größere oder kleinere Reibereien. Es wäre eine Lüge zu sagen, daß es keinen Bürgerkrieg gab; das würde nicht den Tatsachen entsprechen. Während der acht Jahre brachten wir wiederholt unsere Bereitschaft zu Verhandlungen zum Ausdruck. Auch auf unserem VII. Parteitag erklärten wir: Sobald die Kuomintang-Führung "bereit ist, ihre gegenwärtige falsche Politik aufzugeben und den demokratischen Reformen zuzustimmen, sind wir bereit, mit ihr wieder Verhandlungen aufzunehmen"4. Während der Verhandlungen machten wir geltend: erstens, China braucht Frieden, zweitens, China braucht Demokratie. Tschiang Kai-schek wußte keine Einwände dagegen vorzubringen und mußte daher zustimmen. Einerseits stehen der Kurs auf den Frieden und einige Vereinbarungen über Demokratie - veröffentlicht in der "Übersicht über die Besprechungen" - nur auf dem Papier und sind noch nicht verwirklicht; andererseits kamen sie durch den Einfluß verschiedener Kräfte zustande. Die Macht des Volkes in den befreiten Gebieten, die Macht des Volkes im Großen Hinterland, die internationale Lage - alles das zeigt die allgemeine Entwicklungstendenz, die die Kuomintang dazu zwang, diesen Dingen zuzustimmen.

Wie man "jeden Schlag mit einem entsprechenden Gegenschlag beantworten" soll, das ist von der Lage abhängig. Manchmal antworten wir mit dem entsprechenden Gegenschlag, indem wir nicht zu Verhandlungen gehen; manchmal gehen wir zu Verhandlungen und antworten so mit dem entsprechenden Gegenschlag. Es war richtig, wenn wir früher nicht zu Verhandlungen gingen, es war aber auch richtig, daß wir diesmal verhandelten; in beiden Fällen haben wir jeden Schlag mit einem entsprechenden Gegenschlag beantwortet. Es war gut, daß wir diesmal hingingen, denn wir haben damit die von der Kuomintang ausgestreuten Gerüchte, daß die Kommunistische Partei keinen Frieden, keinen Zusammenschluß wolle, zunichte gemacht. Sie sandte uns nacheinander drei Telegramme, um uns einzuladen, und wir gingen hin. Die Kuomintang hatte sich aber nicht im geringsten vorbereitet, und alle Vorschläge mußten von uns gemacht werden. Das Ergebnis der Verhandlungen war: Die Kuomintang stimmte den Prinzipien von Frieden und Zusammenschluß zu. Das ist sehr gut. Sollte die Kuomintang noch einen Bürgerkrieg entfesseln, setzt sie sich in den Augen der ganzen Nation und der ganzen Welt ins Unrecht, und um so gerechtfertigter wird es sein, wenn wir dann mit einem Selbstverteidigungskrieg ihren Angriff zerschlagen. Nach Abschluß des "Übereinkommens vom 10. Oktober" ist es unsere Aufgabe, auf der Einhaltung dieses Übereinkommens zu bestehen, von der Kuomintang zu fordern, daß sie sich daran hält, und weiterhin nach Frieden zu streben. Wenn sie losschlägt, werden wir sie restlos vernichten. Die Sache ist so: Greift sie an, werden wir sie vernichten, und sie hat dann ihren Willen. Vernichten wir einen Teil von ihr, wird sie teilweise ihren Willen haben; vernichten wir noch mehr, wird sie noch mehr ihren Willen haben; vernichten wir sie vollständig, wird sie völlig ihren Willen haben. Die Probleme Chinas sind kompliziert, und unser Gehirn muß auch ein wenig kompliziert arbeiten. Greift uns jemand an, schlagen wir zurück, aber wir schlagen zurück, um den Frieden zu erringen. Ohne den Reaktionären, die die befreiten Gebiete anzugreifen wagen, empfindliche Schläge zu erteilen, kann der Frieden nicht kommen.

Manche Genossen fragen, warum wir acht befreite Gebiete5 aufgeben. Es ist sehr bedauerlich, diese acht Gebiete aufzugeben, aber es ist besser, das zu tun. Warum ist es bedauerlich? Weil diese befreiten Gebiete vom Volk mit Blut und Schweiß errichtet und unter großen Anstrengungen aufgebaut wurden. Deshalb müssen wir dort, wo wir Gebiete aufzugeben haben, den Volksmassen die Dinge klarmachen sowie entsprechende Regelungen treffen. Warum geben wir diese Gebiete auf? Weil sonst die Kuomintang beunruhigt wäre. Sie wird nach Nanking zurückkehren, und dann werden einige befreite Gebiete im Süden direkt neben ihrem Bett oder auf ihrem Vorplatz liegen; solange wir dort bleiben, kann sie nicht ruhig schlafen und wird deshalb auf jeden Fall um diese Gebiete kämpfen. Geben wir in diesem Punkt nach, wird das zur Zerschlagung der Bürgerkriegsränke der Kuomintang beitragen und uns die Sympathie einer großen Zahl von Leuten im In- und Ausland eintragen, die politisch eine Mittelstellung einnehmen. Gegenwärtig stehen alle Propagandaorgane im ganzen Land mit Ausnahme der Hsinhua-Nachrichtenagentur unter der Kontrolle der Kuomintang. Sie alle sind Fabriken für Gerüchte. Über die gegenwärtigen Verhandlungen haben sie das Gerücht verbreitet, die Kommunistische Partei wolle nur Gebietszuwachs und sei nicht zu Konzessionen bereit. Unsere Politik ist die der Wahrung der grundlegenden Interessen des Volkes. Bei Wahrung des Prinzips, daß die grundlegenden Interessen des Volkes nicht beeinträchtigt werden, ist es zulässig, einige Konzessionen zu machen, um dafür Frieden und Demokratie, die das Volk im ganzen Land braucht, einzutauschen. Als wir früher mit Tschiang Kai-schek verkehrten, haben wir ebenfalls Konzessionen gemacht, und sogar größere als jetzt. Im Jahre 1937 gaben wir, um den Widerstandskrieg im ganzen Land zu verwirklichen, freiwillig die Bezeichnung "Revolutionäre Regierung der Arbeiter und Bauern" auf, auch die Rote Armee wurde in "Nationalrevolutionäre Armee" umbenannt, außerdem wandelten wir unsere Politik der Beschlagnahme des Bodens der Grundherren in die der Senkung der Pacht- und Darlehenszinsen um. Wenn wir jetzt im Süden einige Gebiete aufgeben, zerschlagen wir damit vollends vor den Augen unseres ganzen Volkes und der Völker der ganzen Welt die von der Kuomintang ausgestreuten Gerüchte. Ebenso verhält es sich mit der Frage der Streitkräfte. Die Kuomintang-Propaganda hat verbreitet, der Kommunistischen Partei ginge es nur um Gewehre. Wir erklärten uns jedoch zu Konzessionen bereit. Zuerst schlugen wir vor, unsere Streitkräfte von ihrer gegenwärtigen Stärke auf 48 Divisionen zu verringern. Da die Kuomintang 263 Divisionen besitzt, würden unsere Kräfte also rund ein Sechstel aller Divisionen ausmachen. Dann schlugen wir eine weitere Reduzierung auf 4; Divisionen, d. h. auf ein Siebtel, vor. Die Kuomintang erklärte darauf, sie würde ihre Truppen auf 120 Divisionen verringern. Wir sagten, wir würden dann unsere Truppenstärke im gleichen Verhältnis auf 24 oder sogar 20 Divisionen vermindern, was weiterhin nur ein Siebtel aller Truppen wäre. In der Kuomintang-Armee gibt es viel Offiziere und wenig Soldaten, eine Division besteht aus weniger als 6 000 Mann. Wenn wir uns danach richteten, könnten wir mit unseren 1.200000 Mann 200 Divisionen aufstellen. Aber das werden wir nicht tun. Deshalb kann uns die Kuomintang nichts mehr vorwerfen, und all ihre Gerüchte sind geplatzt. Bedeutet das, daß wir der Kuomintang unsere Gewehre aushändigen? Auch das nicht. Wenn wir ihr unsere Gewehre aushändigten, hätte da sie nicht wiederum zuviel? Die Waffen des Volkes jedes Gewehr und jede Kugel - müssen erhalten bleiben; sie dürfen nicht aus der Hand gegeben werden.

Das ist alles, was ich den Genossen zur gegenwärtigen Lage sagen möchte. Die Entwicklung der gegenwärtigen Lage zeigt viele widersprüchliche Erscheinungen. Warum konnte bei den Verhandlungen zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei in einigen Fragen Übereinstimmung erreicht werden, während das in anderen nicht der Fall war? Warum ist in der "Übersicht über die Besprechungen" von Frieden und Zusammenschluß die Rede, während in Wirklichkeit Kämpfe im Gang sind? Solch widersprüchliche Erscheinungen sind manchen Genossen unverständlich. Was ich gesagt habe, ist eine Antwort auf diese Fragen. Manche Genossen können nicht begreifen, warum wir bereit sind, mit Tschiang Kai-schek zu verhandeln, obwohl er doch stets antikommunistisch und volksfeindlich ist. War der Beschluß des VII. Parteitags unserer Partei, daß wir zu Verhandlungen mit der Kuomintang bereit wären, sobald sie ihre Politik änderte, richtig oder falsch? Er war vollkommen richtig. Chinas Revolution erstreckt sich über eine lange Zeit, der Sieg kann nur Schritt für Schritt errungen werden. Wie die Zukunft Chinas aussehen wird, das hängt von unser aller Bemühungen ab. Die Lage wird noch etwa ein halbes Jahr labil sein. Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, damit sich die Lage zugunsten des ganzen Volkes entwickelt.

Nun noch einige Worte über unsere Arbeit. Manche der anwesenden Genossen werden an die Front gehen. Voll Enthusiasmus wetteifern viele Genossen miteinander um die Gelegenheit, zur Arbeit dorthin geschickt zu werden, und diese Aktivität und dieser Enthusiasmus sind sehr wertvoll. Aber es gibt auch einige Genossen mit falschen Auffassungen, die nicht damit rechnen, daß viele Schwierigkeiten an der Front zu überwinden sind, sondern glauben, daß dort alles glatt ginge und daß sie es viel bequemer haben würden als in Yenan. Gibt es Leute, die so denken? Ich glaube, ja. Ich rate diesen Genossen, ihre Ansichten zu korrigieren. Man geht dorthin, um zu arbeiten. Was ist Arbeit? Arbeit bedeutet Kampf. An diesen Orten gibt es Schwierigkeiten und Probleme, zu deren Überwindung bzw. Lösung wir benötigt werden. Wir gehen dorthin zur Arbeit und zum Kampf, um die Schwierigkeiten zu überwinden. Nur der ist ein guter Genosse, der um so williger an einen Ort geht, je größer dort die Schwierigkeiten sind. Die Arbeit an diesen Orten ist sehr hart. Eine harte Arbeit ist wie eine Traglast, die vor uns steht und uns gleichsam herausfordert, sie zu schultern. Manche Traglasten sind leicht, andere schwer. Es gibt Leute, die das Leichte wählen und vor Schwerem zurückschrecken, sich selbst die leichtere Last aussuchen und die schwere anderen überlassen. Das ist keine gute Einstellung. Es gibt auch Genossen, die sich anders verhalten; sie überlassen anderen das Angenehme und bürden sich selbst die schwere Traglast auf. Sie sind die ersten, wenn es gilt, Mühsal auf sich zu nehmen, und die letzten, wenn man sich einer Bequemlichkeit erfreuen kann. Das sind gute Genossen. Von diesem kommunistischen Geist müssen wir alle lernen.

Es gibt viele Kader aus dieser Gegend, die jetzt ihre Heimat verlassen, um an die Front zu gehen. Auch viele Kader aus dem Süden, die früher nach Yenan gekommen waren, werden jetzt an die Front gehen. Alle Genossen, die an die Front gehen, sollten sich ideologisch gut vorbereiten, d. h. sich darauf vorbereiten, sobald sie dort ankommen, Wurzel zu schlagen, zu blühen und Früchte zu tragen. Wir Kommunisten sind wie Samenkörner, und das Volk ist wie das Erdreich. Wohin wir auch kommen, müssen wir uns mit den Volksmassen vereinen, im Volk Wurzel schlagen und in seiner Mitte aufblühen. Wo immer unsere Genossen hinkommen, müssen sie gute Beziehungen zu den Massen herstellen, sich um sie kümmern, ihnen helfen, Schwierigkeiten zu überwinden. Wir müssen uns mit den breiten Massen zusammenschließen. Je größer die Massen, mit denen wir uns vereinigen, desto besser. Die Massen kühn mobilisieren, die Kräfte des Volkes verstärken, unter Führung unserer Partei die Aggressoren besiegen und ein neues China aufbauen - das ist die Linie des VII. Parteitags,6 für deren Durchführung wir kämpfen müssen. Chinas Sache hängt davon ab, daß sie von der Kommunistischen Partei, vom Volk ausgefochten wird. Wir haben den festen Willen und wir kennen den Weg, Frieden und Demokratie zu verwirklichen. Wenn wir uns noch enger mit dem ganzen Volk zusammenschließen, wird Chinas Sache zu einem guten Ende kommen.

Die Welt steht nach dem zweiten Weltkrieg vor einer lichten Zukunft. Das ist die allgemeine Tendenz. Bedeutet das Scheitern der Außenministerkonferenz der fünf Mächte in London7, daß der Ausbruch eines dritten Weltkriegs bevorsteht? Nein. Man muß bedenken: Wie könnte denn ein dritter Weltkrieg gleich nach dem Ende des zweiten ausbrechen? Die kapitalistischen Länder und das sozialistische Land werden noch in einer Reihe von internationalen Angelegenheiten zu Kompromissen gelangen, denn Kompromisse bieten Vorteile $ Das Proletariat und die Völker der ganzen Welt widersetzen sich entschieden einem Krieg gegen die Sowjetunion, gegen den Kommunismus. In den letzten 30 Jahren wurden zwei Weltkriege ausgefochten. Zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg war ein Abstand von mehr als 20 Jahren. Die Geschichte der Menschheit kennt in ihren 800000 Jahren nur in den letzten 30 Jahren Weltkriege. Nach dem ersten Weltkrieg machte die Welt große Fortschritte. Nach diesem zweiten wird die Welt bestimmt noch schnellere Fortschritte machen. Nach dem ersten Weltkrieg entstand die Sowjetunion, entstanden einige Dutzend kommunistische Parteien in der Welt; das hatte es vorher nicht gegeben. Nach dem zweiten Weltkrieg ist die Sowjetunion noch viel stärker geworden, das Antlitz Europas hat sich verändert, das politische Bewußtsein des Proletariats und der Völker der ganzen Welt hat sich noch weiter gehoben, die fortschrittlichen Kräfte der ganzen Welt haben sich noch enger zusammengeschlossen. Auch unser Land, China, befindet sich mitten in rasch vorsichgehenden, gewaltigen Wandlungen. Die allgemeine Tendenz der Entwicklung Chinas wird sich bestimmt zum Guten wenden, sie kann sich nicht verschlechtern. Die Welt schreitet vorwärts, die Zukunft ist glänzend, und niemand kann diese allgemeine Tendenz der Geschichte ändern. Wir müssen die Fortschritte in der Welt und die lichten Zukunftsperspektiven ständig unter dem Volk propagieren, damit es Siegeszuversicht gewinnt. Wir müssen zugleich dem Volk und unseren Genossen erklären, daß unser Weg Windungen und Wendungen haben wird. Auf dem Weg der Revolution gibt es noch viele Hindernisse, viele Schwierigkeiten. Unser VII. Parteitag rechnete mit vielen Schwierigkeiten, denn wir wollen lieber mehr Schwierigkeiten in Rechnung stellen. Manche Genossen machen sich nicht gern viele Gedanken über Schwierigkeiten. Aber Schwierigkeiten sind Tatsachen, man muß sie anerkennen, wie viele es auch seien, man darf ihnen gegenüber keine "Politik der Nichtanerkennung" einschlagen. Wir müssen die Schwierigkeiten anerkennen, sie analysieren und einen Kampf mit ihnen führen. Es gibt keinen geraden Weg in der Welt, man muß darauf vorbereitet sein, einen Zickzackweg zu gehen, und darf nicht auf bequeme Weise ans Ziel gelangen wollen. Man kann sich doch nicht einbilden, daß eines schönen Tages alle Reaktionäre von selbst in die Knie sinken werden. Kurz gesagt, die Zukunftsperspektiven sind glänzend, der Weg ist aber voller Windungen und Wendungen. Es liegen noch viele Schwierigkeiten vor uns, die wir nicht übersehen dürfen. Wenn wir uns mit dem ganzen Volk zusammenschließen und gemeinsame Anstrengungen machen, können wir bestimmt aller Schwierigkeiten Herr werden und unser Ziel, den Sieg, erreichen.

ANMERKUNGEN

1. Es handelt sich hier um die "Übersicht über die Besprechungen", auch "Übereinkommen vom 10. Oktober" genannt, die von Vertretern der Kuomintang und der Kommunistischen Partei Chinas am 10. Oktober 1945 unterzeichnet wurde. In dieser Übersicht konnte Tschiang Kai-schek nicht umhin, dem von der Kommunistischen Partei Chinas vorgeschlagenen "grundlegenden Kurs auf den friedlichen Aufbau des Landes" zum Schein zuzustimmen und anzuerkennen, daß "man auf der Grundlage des Friedens, der Demokratie, des Zusammenschlusses und der Einigung . . . auf lange Sicht zusammenarbeiten, den Bürgerkrieg entschieden vermeiden und ein unabhängiges, freies, blühendes und mächtiges neues China aufbauen muß" und daß "die Demokratisierung des politischen Lebens, Nationalisierung der Streitkräfte, Gleichberechtigung und Legalität der politischen Parteien unerläßliche Mittel und Wege zum friedlichen Aufbau des Landes sind". Auch blieb ihm nichts anderes übrig, als sich bereit zu erklären, die politische Vormundschaft der Kuomintang rasch zu beenden, eine politische Konsultativkonferenz einzuberufen und "dem Volk die Freiheit der Person, des Glaubens, der Rede, Presse, Versammlung sowie die Koalitionsfreiheit zu gewährleisten, deren sich die Bürger aller demokratischen Länder in Friedenszeiten erfreuen, sowie die bestehenden Gesetze und Bestimmungen im Sinne dieser Prinzipien je nachdem aufzuheben oder abzuändern, die Geheimdienste aufzulösen, "allen Behörden außer der Justiz und Polizei strengstens zu verbieten, Verhaftungen vorzunehmen, über Bürger zu Gericht zu sitzen oder sie abzuurteilen", "die politischen Gefangenen freizulassen", "aktiv die örtliche Selbstverwaltung einzuführen und allgemeine Wahlen von unten nach oben durchzuführen" usw. Die Tschiangkaischek-Regierung weigerte sich jedoch hartnäckig, die Legalität der Streitkräfte des Volkes und der demokratischen Machtorgane in den befreiten Gebieten anzuerkennen, und machte, unter dem Vorwand, "die militärischen Befehle zu vereinheitlichen" und "die Regierungsanordnungen zu vereinheitlichen", den frechen Versuch, die von der Kommunistischen Partei Chinas geführten Streitkräfte des Volkes und befreiten Gebiete vollständig zu beseitigen; in dieser Frage konnte daher keine Übereinstimmung erzielt werden. Nachstehend folgen Auszüge aus der "Übersicht über die Besprechungen", die sich mit Verhandlungen über die Frage der Streitkräfte und der Machtorgane der befreiten Gebiete befassen; die in der "Übersicht" erwähnte "Regierung" ist Tschiang Kai-scheks Kuomintang-Regierung.

"Über die Nationalisierung der Streitkräfte. Die Kommunistische Partei Chinas schlug vor, die Regiment sollte zur Vereinheitlichung der militärischen Befehle eine gerechte und zweckentsprechende Reorganisierung der Streitkräfte im ganzen Land vornehmen, ein Programm für ihre etappenweise Durchführung aufstellen, die Militärzonen neu abgrenzen sowie ein System für die Rekrutenaushebung und die Ergänzung von Soldatenbeständen ausarbeiten. Die Kommunistische Partei Chinas erklärte sich bereit, unter einem solchen Programm die ihr unterstehenden antijapanischen Streitkräfte von der jetzigen Stärke auf 24 Divisionen oder ein Minimum von 20 Divisionen zu verringern, die Demobilisierung der von ihr geführten antijapanischen Streitkräfte schnellstens einzuleiten, die gegenwärtig auf die acht Gebiete Kuangtung, Tschekiang, Südkiangsu, Südanhui, Mittelanhui, Hunan, Hupeh und Honan (ohne Nordhonan) verteilt sind, die zu reorganisierenden Truppenteile allmählich- aus den erwähnten Gebieten abzuziehen und sie in den befreiten Gebieten nördlich der Lunghai-Eisenbahnlinie sowie in Nordkiangsu und Nordanhui anzusammeln. Die Regierung erklärte, daß das Programm für die Reorganisierung der Streitkräfte des ganzen Landes gerade ausgearbeitet würde; die Verringerung der von der Kommunistischen Partei Chinas geführten antijapanischen Streitkräfte auf 20 Divisionen könnte in Erwägung gezogen werden, wenn die in den gegenwärtigen Verhandlungen aufgeworfenen Fragen alle gelöst werden könnten. Zur Frage der Stationierung dieser Truppen könnte die Kommunistische Partei Chinas einen Entwurf zur Diskussion und Entscheidung unterbreiten. Die Kommunistische Partei Chinas schlug vor, daß die Vertreter der Kommunistischen Partei Chinas und die Vertreter ihres Militärpersonals in verschiedenen Gebieten an der Arbeit des Militärrats und seiner verschiedenen Abteilungen teilnehmen sollten, daß die Regierung das bestehende Personalsystem aufrechterhalten und Offiziere aller Dienstgrade für die reorganisierten Einheiten unter den ursprünglich in diesen Einheiten dienenden Armeeangehörigen auswählen sollte und daß für die Offiziere, die nach der Reorganisation keine Anstellung erhielten, jeweils im betreffenden Gebiet eine Ausbildung durchgeführt würde; ferner sollte ein gerechtes und zweckentsprechendes System für die Truppenversorgung eingeführt sowie ein Plan für die politische Schulung ausgearbeitet werden. Die Regierung erklärte, sie hätte keine Einwände gegen diese Vorschläge und wäre auch bereit, die Einzelheiten zu besprechen. Die Kommunistische Partei Chinas schlug vor, die gesamte Volksmiliz in den befreiten Gebieten in örtlichen Selbstschutzabteilungen zu organisieren. Die Regierung erklärte, daß solche Selbstschutzabteilungen nur dort in geeigneter Anzahl organisiert werden könnten, wo die örtlichen Verhältnisse es nötig und möglich machten. Um in Verbindung mit allen in diesem Abschnitt erwähnten Fragen konkrete Pläne auszuarbeiten, kamen beide Seiten überein, ein Dreier-Unterkomitee zu bilden (mit je einem Vertreter der Abteilung für militärische Operationen des Militärrats, des Kriegsministeriums und der 18. Armee)."

"Über örtliche Regierungen in den befreiten Gebieten. Die Kommunistische Partei Chinas schlug vor, die Regierung sollte die Legalität den vom Volk gewählten Regierungen aller Ebenen in den befreiten Gebieten anerkennen. Die Regierung erklärte, daß seit der Kapitulation Japans die Bezeichnung ,Befreite Gebiete' überholt sei und daß die Regierungsanordnungen im ganzen Land vereinheitlicht werden müßten. Der ursprüngliche Vorschlag der Kommunistischen Partei Chinas ging dahin, daß die Grenzen der Provinzen und Verwaltungsgebiete im Hinblick auf die Existenz der 18 befreiten Gebiete neu zu ziehen seien und daß eine Liste der vom Volk gewählten Mitglieder für die örtlichen Regierungen aller Ebenen der Zentralregierung zur Bestätigung vorgelegt werden müsse, um so die Regierungsanordnungen zu vereinheitlichen. Die Regierung stellte fest, daß die Zentralregierung, wie Vorsitzender Tschiang Herrn Mao gegenüber geäußert hatte, nach der Vereinheitlichung der militärischen Befehle und der Regierungsanordnungen im ganzen Land den Einsatz des von der Kommunistischen Partei Chinas vorgeschlagenen Verwaltungspersonals erwägen würde. Die Regierung würde es in Betracht ziehen, einen geeigneten Teil des Verwaltungspersonals in den zurückeroberten Gebieten, das im Interesse des Widerstandskriegs gearbeitet hatte, entsprechend der Fähigkeit und Arbeitsleistung und ohne Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit für den Dienst in den örtlichen Behörden beizubehalten. Daraufhin unterbreitete die Kommunistische Partei Chinas einen zweiten Vorschlag. Sie ersuchte darin die Zentralregierung um die Ernennung der von der Kommunistischen Partei Chinas vorgeschlagenen Personen zu Vorsitzenden und Mitgliedern der Regierungen des Grenzgebiets Schensi-Kansu-Ningsia und der fünf Provinzen Jehol, Tschahar, Hopeh, Schantung und Schansi bzw. zu Stellvertretern des Vorsitzenden und Mitgliedern der Provinzregierungen der sechs Provinzen Suiyüan, Honan, Kiangsu, Anhui, Hupeh und Kuangtung (da sich in diesen elf Provinzen ausgedehnte befreite Gebiete oder Teile von befreiten Gebieten befinden) bzw. zu Stellvertretern des Bürgermeisters der vier Sonderstädte Peiping, Tientsin, Tsingtao und Schanghai sowie um die Zulassung der von der Kommunistischen Partei Chinas vorgeschlagenen Personen zur Teilnahme an der Verwaltung in den Nordostprovinzen. Nach wiederholten Diskussionen änderte die Kommunistische Partei Chinas diesen ihren Vorschlag ab; sie forderte nunmehr die Ernennung der von ihr vorgeschlagenen Personen als Vorsitzende und Mitglieder der Regierungen des Grenzgebiets Schensi-Kansu-Ningsia und der vier Provinzen Jehol, Tschahar, Hopeh und Schändung bzw. als Stellvertreter des Vorsitzenden und Mitglieder der beiden Provinzregierungen von Schansi und Suiyüan bzw. als Stellvertreter des Bürgermeisters der drei Sonderstädte Peiping, Tientsin und Tsingtao. Dazu erklärte die Regierung, die Kommunistische Partei Chinas könne wohl der Regierung solche ihrer Genossen, die sich während des Widerstandskriegs ausgezeichnet hätten und zu politischer Tätigkeit fähig wären, zur Ernennung vorschlagen; wollte sie jedoch darauf bestehen, den Vorsitzenden und Mitglieder einer bestimmten Provinzregierung bzw. Stellvertreter des Vorsitzenden einer bestimmten Provinzregierung vorzuschlagen, so wäre sie nicht ehrlich bemüht, die Vereinheitlichung der militärischen Befehle und der Regierungsanordnungen herbeizuführen. Die Kommunistische Partei Chinas erklärte sich daraufhin bereit, diesen zweiten Vorschlag zurückzuziehen, und unterbreitete einen dritten: In den befreiten Gebieten sollten unter den bestehenden, vom Volk gewählten Regierungen aller Ebenen nochmals allgemeine Wahlen durchgeführt werden, und zwar unter der Aufsicht der von der Politischen Konsultativkonferenz zu bestimmenden Personen; Mitglieder aller anderen politischen Parteien und Gruppen wie auch Personen aller Gesellschaftskreise sollten begrüßt werden, wenn sie in ihre Heimat zur Teilnahme an den Wahlen zurückkehren würden. Volkswahlen sollten in allen den Kreisen durchgeführt werden, wo in mehr als der Hälfte der Distrikte und Gemeinden solche Wahlen bereits stattgefunden haben. Und Volkswahlen sollten in allen Provinzen oder Verwaltungsgebieten durchgeführt werden, wo über die Hälfte der Kreise Volkswahlen bereits abgehalten haben. Im Interesse der Vereinheitlichung der Regierungsanordnungen sollten die Namen aller in die Regierungen der Provinzen, Verwaltungsgebiete und Kreise Gewählten der Zentralregierung zur Bestätigung vorgelegt werden. Die Regierung stellte dazu fest, daß dieses Verfahren der Bestätigung von Beamten in Provinzen und Verwaltungsgebieten nicht den Interessen der Vereinheitlichung der Regierungsanordnungen diene. Aber die Regierung könnte die Durchführung der Volkswahlen auf Kreisebene in Betracht ziehen, Volkswahlen auf Provinzebene könnten erst nach dem Erlaß einer Verfassung erfolgen, wenn der Status der Provinz festgelegt worden sei. In der Zwischenzeit sei es nur den von der Zentralregierung ernannten Provinzregierungen gestattet, sich nach den betreffenden Gebieten zur Übernahme der Verwaltung zu begeben, um dort so schnell wie möglich wieder normale Zustände herzustellen. Daraufhin unterbreitete die Kommunistische Partei Chinas einen vierten Vorschlag: In allen befreiten Gebieten sei der Status quo so lange aufrechtzuerhalten, bis die verfassungsmäßigen Bestimmungen für Volkswahlen zu den Provinzregierungen erlassen und in Kraft getreten wären; bis dahin sollten vorläufige Anordnungen getroffen werden, um die Wiederherstellung von Frieden und Ordnung zu gewährleisten. Zugleich war die Kommunistische Partei Chinas der Meinung, daß das Problem über die örtlichen Regierungen in den befreiten Gebieten der Politischen Konsultativkonferenz zur Lösung vorgelegt werden könnte. Mit Rücksicht darauf, daß die Vereinheitlichung der Regierungsanordnungen so schnell wie möglich verwirklicht werden müßte, und in Sorge darum, daß diese Frage, wenn sie lange offenbleibt, zu einem Hindernis für den friedlichen Aufbau werden könnte, verlieh die Regierung der Hoffnung Ausdruck, durch Konsultationen bald zu einer konkreten Lösung zu gelangen. Die Kommunistische Partei Chinas erklärte sich auch zu weiteren Verhandlungen bereit."

2. Das Gebiet Schangdang ist eine Gegend in Südostschansi, deren Zentrum die Stadt Tschangdschi bildet und die in der alten Zeit zum Schangdano Bezirk gehörte. Der gebirgige Teil dieses Gebiets diente der 129. Division der Achten Route-Armee während des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression als Stützpunktgebiet und gehörte zum befreiten Gebiet Schansi-Hopeh-Schantung-Honan. Im September 1946 zog der Kuomintang-Militärmachthaber Yän Hsi-schan 13 Divisionen zusammen und drang mit Unterstützung von japanischen und Marionettentruppen nacheinander von Linfen, Fuschan und Yitscheng sowie Taiyüan und Yütsi aus in Hsiangyüan, Tunliu und Lutscheng im befreiten Gebiet Südostschansi ein. Im Oktober gingen Armee und Bevölkerung dieses befreiten Gebiets zur Gegenoffensive über, setzten 35 000 Mann der eingedrungenen Truppen außer Gefecht und nahmen mehrere hohe Offiziere, darunter Korps- und Divisionskommandeure, gefangen.

3. Es handelt sich hier um die Erfahrungen, die die Kommunistische Partei Chinas in ihrem Kampf mit der Kuomintang in der Zeit von 1927, als die Kuomintang die Revolution verriet, bis 1945 gesammelt hat.

4. Zitiert aus der Arbeit "Über die Koalitionsregierung", IV. Teil, Abschnitt "Unser konkretes Programm", 2. Punkt, Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. III, S. 284.

5. Es handelt sich hier um die über die acht Provinzen bzw. Gebiete Kuangtung, Tschekiang, Südkiangsu, Süd- und Mittelanhui, Hunan, Hupeh und Honan (außer Nordhonan) verstreuten Stützpunktgebiete der Streitkräfte des Volkes.

6. Siehe die Arbeiten "Zweierlei Geschicke Chinas" und "Yü Gung versetzt Berge", Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. III, S. 234 ff. bzw. S. 311 ff.

7. Vom 11. September bis 2. Oktober 1945 konferierten die Außenminister der Sowjetunion, Chinas, der USA, Großbritanniens und Frankreichs in London über die Friedensverträge mit Italien, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Finnland, die sich an dem vom faschistischen Deutschland entfesselten Aggressionskrieg beteiligt hatten, und über den zukünftigen Status der italienischen Kolonien. Es wurde kein Übereinkommen erzielt, weil die USA, Großbritannien und Frankreich die vernünftigen Vorschläge der Sowjetunion zurückwiesen; sie beharrten auf ihrer imperialistischen Aggressionspolitik und versuchten vergeblich, die in Rumänien, Ungarn und Bulgarien nach dem Sieg im antifaschistischen Krieg errichtete Volksmacht zu stürzen.

8. Vgl. die Arbeit "Einige Erwägungen zur gegenwärtigen internationalen Lage", vorliegender Band, S. 87 f.

Mao Werke