Mao Werke

 

ANMERKUNGEN

* Diese Schrift des Genossen Mao Tse-tung wurde als Antwort auf die Vorwürfe geschrieben, die innerhalb und außerhalb der Partei gegen den revolutionären Kampf der Bauern erhoben wurden. Um diesen Vorwürfen eine Abfuhr erteilen zu können, begab sich Genosse Mao Tse-tung in die Provinz Hunan, wo er zweiunddreißig Tage lang an Ort und Stelle die Lage untersuchte. Die von Tschen Du-hsiu geführten Rechtsopportunisten in der Partei waren damals nicht bereit, die Ansichten von Genossen Mao Tse-tung zu akzeptieren, und beharrten auf ihrer eigenen falschen Auffassung. Ihr Fehler bestand hauptsächlich darin, daß sie, eingeschüchtert durch die reaktionäre Strömung in der Kuomintang, nicht den Mut hatten, die bereits ausgebrochenen beziehungsweise gerade im Aufflammen begriffenen großen revolutionären Kämpfe der Bauern zu unterstützen. Um der Kuomintang entgegenzukommen, zogen sie es vor, den Hauptverbündeten, die Bauernschaft, von sich zu stoßen, und versetzten so die Arbeiterklasse und die Kommunistische Partei in eine Position der Isolierung und Hilflosigkeit. Wenn es die Kuomintang im Sommer 1927 wagen konnte, Verrat zu üben, ihre "Kampagne der Parteisäuberung" zu entfesseln und den Krieg gegen das Volk zu beginnen, so war das hauptsächlich der Tatsache zuzuschreiben, daß sie eben diese Schwäche der Kommunistischen Partei ausnutzen konnte.

[1] Hunan war damals das Zentrum der Bauernbewegung von ganz China.

[2] Dschao Heng-ti, der damalige Beherrscher Hunans, war ein Agent der MilitärMachthaber des Nordens. Er wurde 1926 von der Armee des Nordfeldzugs gestürzt.

[3] Die Revolution von 1911 war eine Revolution, in der das autokratische Regime der Tjing-Dynastie gestürzt wurde. Am 10. Oktober 1911 entfesselte ein Teil der Neuen Armee auf Betreiben der bürgerlichen und kleinbürgerlichen revolutionären Organisationen einen Aufstand in Wutschang. Der Aufstand griff von einer Provinz auf die andere über, und bald war die Herrschaft der Tjing-Dynastie zerfallen. Am 1. Januar 1912 wurde in Nanking die provisorische Regierung der Republik China gebildet, und Sun Yat-sen wurde zum provisorischen Präsidenten gewählt. Die Revolution von 1911 errang den Sieg dank dem Bündnis der Bourgeoisie mit der Bauernschaft, den Arbeitern und dem städtischen Kleinbürgertum. Da aber der an der Spitze der Revolution stehende Block infolge seines kompromißlerischen Charakters den Bauern nichts Reales gab und vor dem Druck des Imperialismus und der feudalen Kräfte zurückwich, gelangte die Macht in die Hände eines der Militärmachthaber im Norden, Yüan Schi-kai, und die Revolution erlitt letzten Endes eine Niederlage.

[4] Die alte chinesische Redensart "Beim Korrigieren eines Fehlers das Maß überschritten" wurde in früheren Zeiten oft dazu benutzt, um die Aktivität der Menschen zu hemmen, ihnen nur Korrekturen im Rahmen der bestehenden Ordnung zu gestatten, deren völligen Umsturz jedoch zu verbieten. Korrekturen im Rahmen der bestehenden Ordnung wurden als "maßhaltend" bezeichnet, radikale Umsturzaktionen hingegen als "Überschreitung des Maßes". Das ist eben eine Theorie der Reformisten sowie der Opportunisten in den Reihen der Revolutionäre. Genosse Mao Tse-tung widerlegt hier solche reformistische Theorien. Seine Feststellung: "Um einen Fehler zu korrigieren, muß man das Maß überschreiten, anderenfalls kann der Fehler nicht korrigiert werden" bedeutet, daß man nur mit der revolutionären Methode der Massenaktionen der alten, feudalen Ordnung ein Ende setzen kann, nicht aber mit der revisionistisch-reformistischen Methode.

[5] Im Winter 1926 und Frühjahr 1927, als die Armee des Nordfeldzugs in die Yangtse-Ebene vorrückte, war die konterrevolutionäre Fratze Tschiang Kai-scheks noch nicht genügend entlarvt, und die Bauernmassen hielten ihn noch immer für einen Revolutionär. Die Grundherren und Großbauern mochten ihn aber nicht und verbreiteten Gerüchte, wonach die Nordfeldzugsarmee Niederlagen erlitten hätte und Tschiang Kai-schek am Bein verwundet worden wäre. Tschiang Kai-schek wurde erst am 12. April 1927, als er in Schanghai und andernorts den konterrevolutionären Staatsstreich unternahm, die Arbeiter niederzumetzeln, die Bauern zu unterdrücken und die Kommunistische Partei anzugreifen begann, vollends als Konterrevolutionär entlarvt. Dann änderten die Grundherren und Großbauern ihre Haltung und begannen ihn zu unterstützen.

[6] Die Provinz Kuangtung war das erste revolutionäre Stützpunktgebiet in der Periode des Ersten Revolutionären Bürgerkrieges (1924-27).

[7] Wu Pe-fu war einer der bekanntesten Militärmachthaber des Nordens. Zusammen mit Tsao Kun, der dadurch berüchtigt war, daß er 1923 mittels Bestechungen zum Präsidenten der Republik gewählt wurde, gehörte er der Dschili(Hopeh)-Clique der Militärmachthaber im Norden an. Wu unterstützte Tsao als Führer, und die beiden wurden im allgemeinen "Tsao-Wu" genannt. Nachdem Wu im Jahre 1920 den Militärmachthaber der Anhui-Clique Duan Tji-jui besiegt hatte, errang er als Agent der englisch-amerikanischen Imperialisten die Kontrolle über die Regierung der Militärmachthaber des Nordens in Peking; er war es, der am 7. Februar 1923 den Befehl gab, die streikenden Eisenbahner der Peking-Hankou-Linie zu massakrieren. Im Jahre 1924 wurde Wu im Krieg mit Dschang Dsuo-Iin (im allgemeinen als "Krieg zwischen der Dschili- und der Fengtiän[Liaoning]-Clique" bekannt) besiegt und sodann aus dem Pekinger Regime ausgebootet. Auf Betreiben der japanischen und englischen Imperialisten ging er jedoch 1926 ein Bündnis mit Dschang Dsuo-Iin ein und kam somit wieder auf. Als sich 1926 die Nordfeldzugsarmee von Kanton aus in Bewegung setzte, war er der erste Gegner, der von ihr niedergeschlagen wurde.

[8] Die Drei Volksprinzipien sind die von Sun Yat-sen für die chinesische bürgerlich-demokratische Revolution aufgestellten Grundsätze und Programmpunkte bezüglich der drei Probleme: Nationalismus, Demokratie und Volkswohl. Im Jahre 1924 gab Sun Yat-sen im "Manifest des I. Nationalkongresses der Kuomintang" diesen drei Prinzipien neue Erklärungen, denen zufolge der Nationalismus der Kampf gegen den Imperialismus ist. Dabei sprach er sich für die aktive Unterstützung der Bewegung der Arbeiter und Bauern aus. Somit entwickelten sich die alten Drei Volksprinzipien zu den neuen Drei Volksprinzipien, deren Inhalt die drei politischen Hauptrichtlinien: "Bündnis mit Rußland, Bündnis mit der Kommunistischen Partei und Unterstützung der Bauern und Arbeiter" bildeten. Die neuen Drei Volksprinzipien wurden zur politischen Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen der Kommunistischen Partei und der Kuomintang in der Periode des Ersten Revolutionären Bürgerkriegs. Näheres darüber siehe in der Schrift "Über die Neue Demokratie", Abschnitt 10, Band II der Ausgewählten Werke Mao Tse-tungs.

[9] Großbauern hätten in die Vereinigungen nicht aufgenommen werden sollen, was 1927 die Bauernmassen noch nicht verstanden haben.

[10] Zur Kategorie der "Bettelarmen", über die Genosse Mao Tse-tung spricht, gehören die Landarbeiter (Dorfproletarier) und die vagierenden Landproletarier.

[11] Gemeint ist hier das ländliche Halbproletariat.

[12] Yüan Dsu-ming war ein Militärmachthaber der Provinz Kueitschou, der damals Westhunan beherrschte.

[13] In Hunan entsprach "Du" einem Distrikt und "Tuan" einer Gemeinde. Die alten Verwaltungsbehörden in einem "Du" und "Tuan" waren Instrumente des Grundherrenregimes.

[14] Die Pro-Mu-Steuer (Ein Mu ist etwa ein Fünfzehntel Hektar. - Der übers.) war eine den Bauern vom Grundherrenregime zusätzlich zur regulären Grundsteuer auferlegte Abgabe, die rücksichtslos eingetrieben wurde.

[15] "Militärgouverneur" war der Titel für ein Militäroberhaupt, das unter dem Regime der Militärmachthaber des Nordens in jeder Provinz eingesetzt wurde. Die Militärgouverneure hatten nicht nur die militärische, sondern auch die politische Macht in ihren Händen und waren praktisch Provinzdiktatoren. Sie hatten geheime Beziehungen zu den Imperialisten und hielten auf ihrem Gebiet ein separatistisches feudalmilitärisches Regime aufrecht.

[16] Die ständigen Hofwehren waren eine Art der bewaffneten Organisationen auf dem Lande. "Hof" besagt hier, daß sich fast jeder Bauernhof an dieser Organisation beteiligen mußte. Nach der Niederlage der Revolution von 1927 geriet die Hofwehr in vielen Orten unter die Kontrolle der Grundherren und wurde so zu einer konterrevolutionären bewaffneten Organisation.

[17] Damals befolgten viele der Kreisleitungen der Kuomintang, die unter deren Wuhaner Zentralexekutivkomitee standen, die drei politischen Hauptrichtlinien Sun Yat-sens, nämlich: Bündnis mit Rußland, Bündnis mit der Kommunistischen Partei und Unterstützung der Bauern und Arbeiter. Sie waren Organisationen des revolutionären Bündnisses der Kommunisten, des linken Kuomintang-Flügels und anderer Revolutionäre.

[18] Der Ausspruch stammt von Menzius. Er besagt: Ein fachkundiger Lehrer im Bogenschießen spannt, wenn er einen Schützen unterweist, die Sehne und mimt den Abschuß des Pfeiles. Hier bedeutet das Zitat, daß die Kommunisten die Bauern anleiten sollen, zu vollem politischem Bewußtsein zu gelangen, jedoch die Ablegung des religiösen Aberglaubens und sonstiger schlechter Sitten und Gebräuche der eigenen Initiative der Bauern zu überlassen haben und weder den Bauern diesbezügliche Befehle erteilen noch das, was Sache der Bauern selbst ist, an ihrer Statt tun dürfen.

[19] Tang Scheng-dschi war ein General, der während des Nordfeldzugs auf seiten der Revolution kämpfte. Yä Kai-hsin war ein auf der Seite der Militärmachthaber des Nordens gegen die Revolution kämpfender General.

[20] Sun Tschuan-fang war ein Militärmachthaber, dessen Gewalt sich über die fünf Provinzen Kiangsu, Tschekiang, Fukien, Kiangsi und Anhui erstreckte. Er war für die blutige Niederwerfung des Aufstands der Schanghaier Arbeiter verantwortlich. Seine Hauptstreitkräfte wurden im Winter 1926 von der Nordfeldzugsarmee in Nantschang und Djiudjiang, Provinz Kiangsi, zerschlagen.

[21] Die "Doktrin der östlichen Kultur" war eine reaktionäre Auffassung, der zufolge die moderne wissenschaftliche Zivilisation zu verwerfen sei, dagegen die rückständige landwirtschaftliche Produktion und die feudale Kultur des Ostens konserviert werden sollten.

[22] Siehe die Schrift "Analyse der Klassen in der chinesischen Gesellschaft", Anm. 15 (vorliegender Band, S. 19)

[23] "Berg", "Tempel", "Weihrauch'. und "Gewässer" waren Namen, die von manchen Sekten unter den primitiven Geheimbünden benutzt wurden.

[24] Als die Armee des Nordfeldzugs im November 1926 die Stadt Nantschang besetzte, benutzte Tschiang Kai-schek die Gelegenheit, um hier seinen Generalstab zu etablieren. Er sammelte um sich die rechten Kuomintang-Leute sowie eine Anzahl von Politikern der Militärmachthaber des Nordens und schmiedete im geheimen Einverständnis mit den Imperialisten seine konterrevolutionären Ränke gegen Wuhan, das damalige Zentrum der Revolution. Schließlich unternahm Tschiang Kai-schek am 12. April 1927 seinen konterrevolutionären Staatsstreich, der durch das ungeheuerliche Gemetzel in Schanghai gekennzeichnet war.

[25] Dschang Djing-djiang, einer der Führer des rechten Kuomintang-Flügels, war ein Berater Tschiang Kai-scheks.

[26] Liu Yüä-dschi war Oberhaupt der "Linken Gesellschaft", einer bedeutenden antikommunistischen Gruppe jener Zeit in Hunan.

[27] Wie Liu Hsiang (77-6 v. u. Z.) in seinem Buch Hsin Hsü erzählt, liebte der Ehrwürdige Schö die Drachen so sehr, daß er seine Gebrauchsgegenstände und Gemächer mit Drachenabbildungen verziert hatte. Als ein richtiger Drache davon hörte und Schö einen Besuch abstattete, war dieser zu Tode erschrocken. Es stellte sich somit heraus, daß der Ehrwürdige Schö durchaus nicht die Drachen, sondern nur alles das liebte, was einem Drachen glich. Genosse Mao Tse-tung zieht diesen Vergleich, um zu zeigen, daß Tschiang Kai-schek und seinesgleichen zwar über die Revolution schwatzten, in Wirklichkeit aber vor ihr Angst hatten und sie bekämpften.

 

ANMERKUNGEN DES ÜBERSETZERS

{1} Stand der "Vornehmen". Vgl. "Analyse der Klassen in der chinesischen Gesellschaft", Anm. d. Übers. [2] (vorliegender Band, S. 19)

{2} Damals wurde ein Silbermünzsystem eingeführt, bei dem sich ein Yüan (im allgemeinen 24 g Silber) in 10 Jiao bzw. 100 Fen teilte.

{3} Der chinesische Ausdruck für "Er lebe hoch!" ist "wansui", was wörtlich "Zehntausend Lebensjahre" bedeutet. Er war die traditionelle Begrüßung der Kaiser und wurde zu einem Synonym für Kaiser. Heute hat der chinesische Ausdruck "wansui" diese Bedeutung verloren und heißt soviel wie "Hoch!" oder "Lebe hoch!-"

{4}Wän ist eine Kupfermünze; eine gewisse Anzahl von Wän entspricht einem Fen. Der Wert eines Wän schwankt je nach Zeit und Ort.

{5} Als Bedingung für den Abschluß eines Pachtvertrags mußte der Pächter dem Grundherrn in der Regel eine Kaution in Geld oder in Waren geben. Obwohl die Kaution als eine Sicherstellung für die regelmäßige Pachtzinszahlung hingestellt wurde, bedeutete sie in Wirklichkeit eine zusätzliche Form der Ausbeutung.

{6} Die Geomantie ist eine Praktik, die auf dem Aberglauben beruht, daß die Lage der Ahnengräber für das Schicksal der Nachkommen bestimmend wäre. Die Geomanten behaupten, eine glückverheißende Stelle und deren Umgebung für das Grab ausfindig machen zu können.

{7} Dan (Hohlmaß) = 100 l

{8} Dou = 10 l

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