Mao Werke


Mao Tse-tung:

FESTE STÜTZPUNKTGEBIETE IM NORDOSTEN ERRICHTEN*

(28. Dezember 1945)

* Diese von Genossen Mao Tse-tung entworfene Direktive des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas war an das Nordostbüro des Zentralkomitees gerichtet. Nachdem die Sowjetunion Japan den Krieg erklärt hatte und die sowjetische Rote Armee in den Nordosten einmarschiert war, entsandten das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas und die chinesische Volksbefreiungsarmee sofort eine große Anzahl von Kadern und Truppen nach dem Nordosten, um dort das Volk bei der Beseitigung der Überreste der japanischen Eindringlinge und des "Mandschukuö"-Marionettenregimes, bei der Liquidierung der Landesverräter, bei der Ausrottung der Banditen und bei der Errichtung örtlicher demokratischer Machtorgane auf verschiedenen Ebenen zu führen. Aber zu gleicher zeit transportierten die Kuomintang-Reaktionäre, die darauf versessen waren, den ganzen Nordosten unter ihre alleinige Kontrolle zu bringen, mit Hilfe des USA-Imperialismus zu Lande, zu Wasser und auf dem Luftweg große Mengen von Truppenkontingenten dorthin und bemächtigten sich solcher Schlüsselpositionen wie Schanhaiguan und Djindschou, die schon von der Volksbefreiungsarmee befreit worden waren. Daher war ein erbitterter Kampf im Nordosten unvermeidlich, und dieser Kampf war offensichtlich von besonders wichtiger Bedeutung für die Lage im ganzen Land. In dieser Direktive sah Genosse Mao Tse-tung voraus, wie mühsam der Kampf im Nordosten sein würde, und er hob rechtzeitig hervor, daß dort der Schwerpunkt der Arbeit in den Städten und den ausgedehnten Landgebieten liegen müsse, die von den Zentren der Kuomintang-Gebiete verhältnismäßig weit entfernt waren, das heißt "die Landstraße räumen und die Gebiete zu beiden Seiten einnehmen", um die Massen wirklich aufzurütteln, feste Stützpunktgebiete zu errichten, nach und nach Kräfte zu sammeln und den künftigen Übergang zur Gegenoffensive vorzubereiten. Diese richtige Politik des Zentralkomitees der Partei und des Genossen Mao Tse-tung wurde vom Nordostbüro mit Genossen Lin Biao an der Spitze wirkungsvoll durchgeführt; diesem Umstand war es zu danken, daß drei Jahre später, im November 1948, der große Sieg, die Befreiung des ganzen Nordostens, errungen werden konnte.

1. Die gegenwärtige Aufgabe unserer Partei im Nordosten besteht darin, Stützpunktgebiete zu errichten, feste militärische und politische Stützpunktgebiete in der östlichen, nördlichen und westlichen Mandschurei1. Solche Stützpunktgebiete zu errichten ist keine leichte Sache; das erfordert einen schweren und harten Kampf. Man wird drei bis vier Jahre zur Errichtung solcher Stützpunktgebiete brauchen. Aber im Jahre 1946 müssen wir die ersten festen Fundamente legen; sonst werden wir nicht Fuß fassen können.

2. Es soll jetzt festgelegt werden, daß wir diese Stützpunktgebiete nicht in Großstädten oder an Hauptverkehrslinien errichten, die sich in den Händen der Kuomintang befinden oder befinden werden; das ist unter den gegenwärtigen Umständen undurchführbar. Auch sollen sie nicht in der Nähe von Großstädten oder Hauptverkehrslinien, die sich in den Händen der Kuomintang befinden, angelegt werden. Der Grund dafür liegt darin, daß die Kuomintang, die sich der Großstädte und der Hauptverkehrslinien bemächtigt hat, es nicht zulassen wird, daß wir feste Stützpunktgebiete in ihrer unmittelbaren Nähe errichten. In solchen Gebieten muß unsere Partei hinreichende Arbeit leisten und unsere erste Kampflinie der militärischen Verteidigung errichten, diese Gebiete dürfen keineswegs leichtfertig aufgegeben werden. Aber diese Gebiete werden für beide Parteien Partisanengebiete sein und nicht feste Stützpunktgebiete für uns. Darum sind Städte und ausgedehnte Landgebiete, die verhältnismäßig weit entfernt von den Zentren der Kuomintang-Gebiete gelegen sind, für feste Stützpunkte geeignete Gebiete. Solche Gebiete sollen jetzt bestimmt werden, damit wir dementsprechend unsere Kräfte aufstellen und die ganze Partei diesem Ziel entgegenführen können.

3. Nachdem wir die Lokalität unserer festen Stützpunktgebiete bestimmt und unsere Kräfte aufgestellt haben und nachdem sich unsere Armee zahlenmäßig bedeutend verstärkt hat, wird die Arbeit unter den Massen den Schwerpunkt unserer Parteiarbeit im Nordosten bilden. Allen Kadern muß klargemacht werden, daß im Nordosten die Kuomintang noch eine Zeitlang stärker als unsere Partei sein wird und daß wir - wenn wir es nicht als unseren Ausgangspunkt ansehen, die Massen zum Kampf aufzurütteln, ihre Probleme zu lösen und uns in jeder Hinsicht auf sie zu stützen, und wenn wir nicht alle Kräfte mobilisieren, sorgfältig unter den Massen zu arbeiten, und innerhalb eines Jahres, besonders in den nächsten kritischen Monaten, die ersten festen Fundamente legen - im Nordosten isoliert und außerstande sein werden, feste Stützpunktgebiete zu errichten und die Angriffe der Kuomintang zu zerschlagen, und auf gewaltige Schwierigkeiten stoßen oder sogar eine Niederlage erleiden können. Wenn wir uns umgekehrt fest auf die Massen stützen, werden wir alle Schwierigkeiten überwinden und unser Ziel Schritt für Schritt erreichen. Die Arbeit unter den Massen besteht darin, die Massen dazu aufzurütteln, einen Kampf zur Abrechnung mit den Landesverrätern zu führen und Bewegungen zur Senkung des Pachtzinses und zur Erhöhung der Löhne sowie Produktionskampagnen zu entfalten. In diesen Kämpfen müssen wir verschiedene Massenorganisationen bilden, einen Parteikern schaffen, bewaffnete Einheiten der Massen aufstellen und Machtorgane des Volkes errichten, die Massenkämpfe schnellstens von ökonomischen zu politischen Kämpfen erheben und die Massen dazu bringen, an dem Aufbau der Stützpunktgebiete teilzunehmen. Die Direktive zur Entfaltung von Massenkämpfen, die vor kurzem vom Parteikomitee der Provinz Jehol erlassen wurde,2 kann auf den Nordosten angewendet werden. Unsere Partei muß dem Volk im Nordosten greifbaren materiellen Nutzen verschaffen, nur dann werden uns die Massen unterstützen und den Kuomintang-Angriffen entgegentreten. Andernfalls werden die Massen nicht klar erkennen können, welche der beiden Parteien - die Kommunistische Partei oder die Kuomintang - gut und welche schlecht ist, und sie könnten zeitweilig durch die trügerische Kuomintang-Propaganda hinters Licht geführt werden und sich sogar gegen unsere Partei wenden, wodurch im Nordosten eine äußerst ungünstige Lage für uns entstehen würde.

4. Im Nordosten besteht gegenwärtig für unsere Partei eine subjektive Schwierigkeit. Eine große Anzahl unserer dort befindlichen Kader und Truppen sind Neuankömmlinge und daher mit Land und Leuten nicht vertraut. Es gibt Kader, die unzufrieden sind, weil wir nicht die Großstädte besetzen können; sie bringen keine Geduld für die mühsame Arbeit des Wachrüttelns der Massen und der Errichtung von Stützpunktgebieten auf. Diese Umstände stehen im Gegensatz zur gegenwärtigen Lage und zu den Aufgaben der Partei. Immer wieder müssen wir die Kader von auswärts lehren, ihr Augenmerk Untersuchungen und Forschungen zuzuwenden, sich mit Land und Leuten vertraut zu machen und sich zu entschließen, mit dem Volk im Nordosten völlig eins zu werden; sie müssen auch eine große Zahl von Aktivisten und Kadern aus der Mitte der Volksmassen heranbilden. Den Kadern sollen wir erklären, daß zwar die Großstädte und Verkehrslinien in den Händen der Kuomintang sind, die Lage im Nordosten aber dennoch für uns günstig ist. Wenn wir unter allen Kadern und Soldaten den Gedanken verbreiten, die Massen aufzurütteln und Stützpunktgebiete zu errichten, wenn wir alle Kräfte mobilisieren, um schnell den großen Kampf zur Errichtung von Stützpunktgebieten aufzunehmen, werden wir im Nordosten und in Jehol festen Fuß fassen und den Sieg sichern. Wir müssen den Kadern sagen, daß sie unter keinen Umständen die Stärke der Kuomintang unterschätzen dürfen; ebensowenig dürfen sie bei der mühsamen Arbeit ungeduldig werden, in der Meinung, die Kuomintang würde sowieso die Ost- und Nordmandschurei angreifen. Wenn wir dies den Kadern erklären, dürfen wir bei ihnen selbstverständlich nicht den Eindruck entstehen lassen, daß die Kuomintang furchtbar stark sei und ihre Angriffe nicht abgeschlagen werden könnten. Und es soll darauf hingewiesen werden, daß die Kuomintang im Nordosten kein tief verankertes, organisiertes Fundament besitzt und daß ihre Angriffe zerschlagen werden können; es besteht daher für unsere Partei die Möglichkeit, Stützpunktgebiete zu errichten. Zur Zeit aber greifen die Kuomintang-Truppen das Gebiet an der Grenze zwischen Jehol und Liaoning an, und wenn man ihnen keine Schläge versetzt, werden sie bald die Ost- und Nordmandschurei angreifen. Deswegen müssen alle unsere Parteimitglieder entschlossen sein, die schwierigsten Aufgaben auf sich zu nehmen, schnell die Massen aufzurütteln, Stützpunktgebiete zu errichten und die Kuomintang-Angriffe in der Westmandschurei und in Jehol entschieden und planmäßig zu zerschlagen. In der Ost- und Nordmandschurei müssen wir schnell die Bedingungen für die Zerschlagung der Kuomintang-Angriffe vorbereiten. Unter den Kadern muß man restlos mit allen Vorstellungen aufräumen, daß der Sieg mühelos, durch glückliche Zufälle erlangt werden könnte - ohne harte und bittere Kämpfe, ohne Schweiß und Blut.

5. Unverzüglich sind in der westlichen, östlichen und nördlichen Mandschurei Militärbezirke und -unterbezirke abzugrenzen und unsere Streitkräfte in Feldtruppen und regionale Verbände einzuteilen. Einen beträchtlichen Teil der regulären Truppen muß man den Militärunterbezirken zuteilen, um die Massen aufzurütteln, die Banditen auszurotten, Organe der politischen Macht zu errichten, Partisanenabteilungen, eine Volksmiliz und Selbstverteidigungsabteilungen zu organisieren, so daß wir unsere Gebiete absichern und im Zusammenwirken mit den Feldtruppen die Kuomintang-Angriffe zerschlagen können. Allen Truppen müssen bestimmte Gebiete und bestimmte Aufgaben zugewiesen werden; nur so können sie sich schnell mit dem Volk verbinden und feste Stützpunktgebiete errichten.

6. Zur Zeit sind mehr als 100 000 Mann unserer Armee in den Nordosten und in Jehol eingezogen; außerdem hat sich dort unsere Armee kürzlich um mehr als 200 000 Mann verstärkt, und sie tendiert dahin, sich weiterhin zu verstärken. Wir schätzen, daß innerhalb eines Jahres mit Einschluß des Partei- und Verwaltungspersonals eine Gesamtstärke von über 400 000 Mann erreicht sein wird. Ein Zustand, bei dem eine so große Anzahl von Menschen von der Produktion losgelöst ist und hinsichtlich der Versorgung vollständig von der Bevölkerung des Nordostens abhängt, kann sicherlich nicht 1angedauern und ist sehr gefährlich. Darum müssen sich al]e Truppeneinheiten und Institutionen in der Zeit, die nicht mit Kämpfen und Arbeit ausgefüllt ist, mit der Produktion befassen, ausgenommen jene Verbände der Feldtruppen, die zusammengezogen und mit wichtigen militärischen Operationen beauftragt sind. Das Jahr 1946 darf nicht ohne Resultate verlaufen; der ganze Nordosten muß dementsprechend unverzüglich seine Pläne ausarbeiten.

7. Im Nordosten ist es für die Errichtung unserer Stützpunktgebiete und die Erzielung zukünftiger Siege von lebenswichtiger Bedeutung, welche Richtung die Arbeiter und Intellektuellen einschlagen. Unsere Partei soll daher der Arbeit in den Großstädten und entlang den Hauptverkehrslinien und besonders der Gewinnung der Arbeiter und Intellektuellen volle Beachtung schenken. In Anbetracht der Tatsache, daß am Anfang des Widerstandskriegs unsere Partei nicht genügend darauf achtete, Arbeiter und Intellektuelle dafür zu gewinnen, in unsere Stützpunktgebiete zu kommen, sollen die Parteiorganisationen im Nordosten neben ihrer Aufmerksamkeit, die sie auf die Untergrundarbeit in den Kuomintang-Gebieten richten, jetzt auch noch ihr möglichstes tun, um Arbeiter und Intellektuelle für den Eintritt in unsere Armee und für die Teilnahme an verschiedenen Aufbauarbeiten in den Stützpunktgebieten heranzuziehen.

ANMERKUNGEN

1. Zu dem Stützpunktgebiet in der Ostmandschurei gehörten Kirin, Hsi-an, Antu, Yändji, Dunhua und andere Gebiete östlich der Schenyang-Tschangtschun-Strecke der Chinesischen Tschangtschun-Eisenbahn. Zu dem Stützpunktgebiet in der Nordmandschurei gehörten u. a. Harbin, Mudandjiang, Bean und Djiamusi. Zu dem Stützpunktgebiet in der Westmandschurei gehörten Tsitsihar, Taoan, Kailu, Fuhsin, Dschengdjiatun, Fuyü und andere Gebiete westlich der Schenyang-Tschangtschun Strecke der Chinesischen Tschangtschun-Eisenbahn. Außerdem errichtete die Partei in der Südmandschurei ein Stützpunktgebiet. Dazu gehörten u. a. Andung [heute Dandung - Der Übers.], Dschuangho, Tunghua, Lindjiang, Tjingyüan östlich der Schenyang-Daliän-Strecke der Chinesischen Tschangtschun-Eisenbahn sowie Liaodschung südwestlich von Schenyang. Auch der beharrliche Kampf gegen den Feind in der Südmandschurei spielte eine wichtige Rolle beim Aufbau der Stützpunktgebiete im Nordosten.

2. Das bezieht sich auf die "Direktive zur Aufrüttelung der Massen", die im Dezember 1946 von dem Jehol-Provinzkomitee der Kommunistischen Partei Chinas herausgegeben wurde. Sie legte fest: Um die Massen aufzurütteln, besteht gegenwärtig die zentrale Aufgabe darin, eine Massenbewegung zur Abrechnung mit Landesverrätern und Geheimagenten zu entfalten, bei der diese angeklagt und bestraft werden. Diese Bewegung sollte den Eifer der Massen anfachen und ihre gesellschaftliche, politische und ökonomische Stellung heben; die Gewerkschaften, Bauernvereinigungen und die anderen Massenorganisationen sollten organisiert und Vorbereitungen getroffen werden, um nach wesentlicher Beendigung dieser Bewegung zu einer Massenbewegung für die Senkung von Pacht- und Darlehenszinsen überzugehen. Bei der Aufrüttelung der Massen in den Städten müssen wir zuerst die Arbeiter wachrütteln, damit sie in der Bewegung zur Abrechnung mit Landesverrätern und Geheimagenten die Rolle der Vorhut und der Führung übernehmen können. Die Direktive verlangte auch die Beherrschung der ganzen Stadtverwaltungsarbeit, das sparsame Haushalten mit Arbeitskräften und eine langfristige Planung.

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