Mao Werke


Mao Tse-tung:

ÜBER EINIGE WICHTIGE FRAGEN IN DER GEGENWÄRTIGEN POLITIK DER PARTEI*

(18. Januar 1948)

 

* Eine von Genossen Mao Tse-tung verfaßte innerparteiliche Direktive des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Siehe die Anmerkung zur Überschrift der Arbeit "Die gegenwärtige Lage und unsere Aufgaben", vorliegender Band, S. 161 f.

1. DIE FRAGE DES KAMPFES GEGEN DIE IRRIGEN TENDENZEN IN DER PARTEI

Jede Überschätzung der Stärke des Feindes ist zu bekämpfen. Zum Beispiel: die Angst vor dem USA-Imperialismus, die Angst davor, zur Kriegführung ins Kuomintang-Gebiet zu gehen, die Angst davor, das Kompradoren- und Feudalsystem zu beseitigen, den Boden der Grundherren aufzuteilen und das bürokratische Kapital zu beschlagnahmen, die Angst vor einem langwierigen Krieg usw. - das alles ist unrichtig. Der Imperialismus in der ganzen Welt und die Herrschaft der reaktionären Tschiangkaischek-Clique in China sind bereits verrottet und haben keine Zukunft. Wir haben allen Grund, sie geringzuschätzen, wir sind zuversichtlich und dessen gewiß, daß wir alle inneren und äußeren Feinde des chinesischen Volkes besiegen werden. Doch im einzelnen, bei jedem konkreten Kampf (sei es ein militärischer, ein politischer, ein ökonomischer, sei es ein ideologischer) darf man den Feind unter keinen Umständen geringschätzen, im Gegenteil, man muß ihn ernst nehmen, muß alle Kraft auf den Kampf konzentrieren, nur dadurch kann der Sieg errungen werden. Während wir richtig darauf hinweisen, daß man in bezug auf die Gesamtsituation, in strategischer Hinsicht den Feind geringschätzen muß, dürfen wir ihn jedoch in bezug auf jeden einzelnen Teil, auf jede konkrete Frage niemals leichtnehmen. Falls wir hinsichtlich der Gesamtlage die Stärke der Feinde überschätzen und deswegen nicht den Mut haben, sie zu stürzen, nicht wagen, den Sieg zu erkämpfen, dann werden wir rechtsopportunistische Fehler begehen. Falls wir in bezug auf jeden einzelnen Teil, auf jede konkrete Frage keine Vorsicht walten lassen, die Kunst des Kampfes nicht sorgfältig studieren und vervollkommnen, nicht alle Kraft für den Kampf zusammenfassen, nicht dafür Sorge tragen, alle Bundesgenossen (die Mittelbauern, die kleinen selbständigen Handwerker und Händler, die mittlere Bourgeoisie, die Studenten, Lehrer, Professoren und gewöhnlichen Intellektuellen, die gewöhnlichen öffentlichen Bediensteten, die Angehörigen der freien Berufe sowie die aufgeklärten Schenschi), die wir gewinnen müssen, heranzuziehen, dann werden wir "links" opportunistische Fehler begehen.

Um die "linken" und rechten Abweichungen in der Partei zu bekämpfen, muß man den konkreten Umständen entsprechend den Kurs festlegen. Zum Beispiel: Die Armee-Einheiten müssen sich in einer Zeit, da sie Siege erringen, vor "linken" Abweichungen hüten; in einer Zeit, da sie Niederlagen erleiden oder nicht imstande sind, viele Schlachten zu gewinnen, müssen sie sich vor rechten Abweichungen in acht nehmen. Bei der Bodenreform muß man dort, wo die Massen noch nicht ernsthaft in Bewegung geraten sind und sich der Kampf noch nicht entfaltet hat, rechte Abweichungen bekämpfen; dort aber, wo die Massen schon wirklich mobilisiert sind und wo sich der Kampf bereits entfaltet hat, muß man vor "linken" Abweichungen auf der Hut sein.

 

2. EINIGE KONKRETE FRAGEN ZUR POLITIK IN DER BODENREFORM UND DER MASSENBEWEGUNG

1. Man muß die Interessen der armen Bauern und der Landarbeiter sowie die Vortrupprolle des Verbands der armen Bauern an den ersten Platz setzen. Unsere Partei muß die Bodenreform durch die armen Bauern und die Landarbeiter in Gang bringen, sie muß dafür Sorge tragen, daß in den Bauernvereinigungen und in den dörflichen Machtorganen die armen Bauern und die Landarbeiter die Rolle des Vortrupps spielen. Diese Rolle besteht darin, daß sich die armen Bauern und die Landarbeiter mit den Mittelbauern zur gemeinsamen Aktion zusammenschließen, nicht aber die Mittelbauern Beiseiteschieben und alles allein besorgen. In denjenigen Gegenden der alten befreiten Gebiete, wo die Mittelbauern die Mehrheit, die armen Bauern und die Landarbeiter jedoch die Minderheit bilden, ist die Position der Mittelbauern besonders wichtig. Die Losung "Die armen Bauern und die Landarbeiter erobern das Land und sollen es auch regieren!" ist falsch. Im Dorf sind es die Landarbeiter, die armen Bauern, die Mittelbauern und die anderen Werktätigen, die sich verbünden und unter der Führung der Kommunistischen Partei das Land zu erobern und zu regieren haben, nicht aber allein die armen Bauern und die Landarbeiter. Im Maßstab des ganzen Landes sind es die Arbeiter, die Bauern (einschließlich der neuen Großbauern), die kleinen selbständigen Handwerker und Händler, die von den reaktionären Kräften unterdrückten und geschädigten mittleren und kleinen Kapitalisten, die Studenten, Lehrer und Professoren sowie alle gewöhnlichen Intellektuellen, die Angehörigen der freien Berufe, die aufgeklärten Schenschi, die gewöhnlichen öffentlichen Bediensteten, die unterdrückten nationalen Minderheiten und die unterdrückten Auslandschinesen, die sich alle miteinander verbünden und unter der Führung der Arbeiterklasse (durch die Kommunistische Partei) das Land zu erobern und zu regieren haben, ist es nicht lediglich eine Minderheit der Bevölkerung, die das Land erobern und es regieren soll.

2. Den Mittelbauern gegenüber muß man jegliche Abenteurerpolitik vermeiden. Was jene Mittelbauern oder Angehörigen anderer Schichten betrifft, deren Klassenzugehörigkeit unrichtig bestimmt worden ist, muß dieser Fehler durchweg korrigiert und ihr aufgeteiltes Hab und Gut nach Möglichkeit erstattet werden. Die Tendenz, die Mittelbauern aus den Reihen der Bauerndeputierten und aus den Komitees der Bauernvereinigungen auszustoßen, sowie die Tendenz, im Verlauf des Kampfes für die Bodenreform die armen Bauern und die Landarbeiter den Mittelbauern entgegenzustellen, müssen berichtigt werden. Von Bauern, die ein Einkommen durch Ausbeutung beziehen, sind diejenigen, bei denen dieses Einkommen weniger als 25 Prozent (d. h. ein Viertel) des Gesamteinkommens beträgt, als Mittelbauern einzustufen, während solche mit einem höheren Ausbeutungsanteil als Großbauern zu klassifizieren sind.1 Grundbesitz von wohlhabenden Mittelbauern darf ohne deren Einverständnis nicht aufgeteilt werden.

3. Den mittleren und kleinen Industrieunternehmern und Händlern gegenüber muß man jegliche Abenteurerpolitik vermeiden. Die schon früher in den befreiten Gebieten durchgeführte Politik, der Entwicklung aller für die Volkswirtschaft nützlichen privaten Industrie und Handelsunternehmungen Schutz und Förderung zuteil werden zu lassen, war richtig und ist weiterhin fortzusetzen. Auch die Politik, die zur Zeit der Pacht- und Zinsherabsetzung betrieben wurde, um den Grundherren und Großbauern den Anreiz zu geben, daß sie sich der Industrie und dem Handel zuwenden, war richtig; und es ist falsch, dies als einen "Formwandel" zu betrachten und zu bekämpfen sowie das umgewandelte Vermögen zu beschlagnahmen und aufzuteilen. Die Industrie- und Handelsunternehmungen der Grundherren und Großbauern sollen im allgemeinen geschützt werden, und nur wenn es sich um Industrie- und Handelsunternehmungen bürokratischen Kapitals und der wirklichen örtlichen Despoten und der wirklichen Konterrevolutionäre handelt, darf man Konfiskationen vornehmen. Von diesen der Konfiskation unterliegenden Industrie und Handelsunternehmungen müssen jene, die für die Volkswirtschaft von Nutzen sind, nach ihrer Übernahme durch den Staat und das Volk den Betrieb fortsetzen und dürfen nicht aufgelöst oder stillgelegt werden. Die Gewerbesteuer, die den für die Volkswirtschaft nützlichen Industrie- und Handelsunternehmungen auferlegt wird, darf nicht eine Höhe erreichen, welche ihre Entwicklung behindern würde. In den Unternehmungen der öffentlichen Hand sollen von der Verwaltung und den Gewerkschaften vereinigte Betriebsausschüsse gebildet werden, um die Betriebsführung zu verstärken, so daß die Selbstkosten sinken, die Produktion steigt und sowohl der öffentlichen als auch der Privatseite Nutzen gebracht wird. Auch die privatkapitalistischen Unternehmungen sollten es mit dieser Methode versuchen, so daß das Ziel, die Selbstkosten zu senken, die Produktion zu steigern und sowohl der Arbeit als auch dem Kapital Nutzen zu bringen, erreicht wird. Die Lebenshaltung der Arbeiter muß sich in einer angemessenen Weise verbessern, doch sollen übermäßige Arbeits- und Lebensbedingungen vermieden werden.

4. Den Studenten, Lehrern, Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Kunstschaffenden und gewöhnlichen Intellektuellen gegenüber muß man jegliche Abenteurerpolitik vermeiden. Die Erfahrungen der Studentenbewegung und des revolutionären Kampfes in China bestätigen, daß die überwältigende Mehrheit dieser Bevölkerungskreise an der Revolution teilnehmen oder ihr gegenüber Neutralität wahren können, während die hartnäckigen Konterrevolutionäre bloß eine winzige Minderheit bilden. Unsere Partei muß sich daher den Studenten, Lehrern, Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern, Kunstschaffenden und gewöhnlichen Intellektuellen gegenüber sorgsam verhalten. Wir müssen uns je nach ihren Umständen mit ihnen zusammenschließen, sie erziehen und ihnen entsprechende Posten geben; nur mit jener winzigen Minderheit hartnäckiger Konterrevolutionäre unter ihnen wird man auf dem Wege der Massenlinie nach Gebühr zu verfahren haben.

5. Zur Frage der aufgeklärten Schenschi. Als unsere Partei während des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression mit den aufgeklärten Schenschi in den Machtorganen der befreiten Gebiete (den Volksversammlungen und Regierungsstellen) zusammenarbeitete, war dies durchaus notwendig und überdies von Erfolg begleitet. Jene aufgeklärten Schenschi, die zusammen mit unserer Partei schwere Zeiten durchgemacht und wirklich einen gewissen Beitrag geleistet haben, sollen unter der Voraussetzung, daß dies der Bodenreform nicht im Wege steht, je nach den Umständen berücksichtigt werden. Wer von ihnen sich politisch relativ gut bewährt hat und entsprechende Fähigkeiten besitzt, soll auf höherer Regierungsebene verbleiben und einen angemessenen Posten erhalten. Wer zwar politisch recht gut ist, aber für die Arbeit nicht die Fähigkeit besitzt, soll eine gesicherte Existenz haben. Was jene unter ihnen betrifft, die wohl von Grundherren oder Großbauern abstammen, jedoch beim Volk nicht besonders verhaßt sind, so sind ihre feudalen Ländereien und sonstigen feudalen Besitztümer gemäß dem Bodengesetz aufzuteilen, doch sollen sie selbst nicht dem Massenkampf ausgesetzt werden. Leute, die sich in unsere Machtorgane eingeschlichen haben, faktisch aber stets üble Elemente geblieben sind, dem Volk keinerlei Nutzen bringen können, jedoch den glühenden Haß der breiten Volksmassen auf sich geladen haben, sollen wie die örtlichen Despoten den Volksgerichten übergeben werden, die sie aburteilen und bestrafen werden.

6. Man muß zwischen den neuen und den alten Großbauern differenzieren. Die Ermutigung, die zur Zeit der Pacht- und Zinsherabsetzung den neuen Großbauern und den wohlhabenden Mittelbauern gegeben wurde, hat sich als wirksam für die Beruhigung der Mittelbauern und die Entwicklung der Agrarproduktion in den befreiten Gebieten erwiesen. Nach der ausgleichenden Bodenaufteilung muß man die Bauern aufrufen, die Produktion zu entwickeln, damit sie sich selbst mit Kleidung und Nahrungsmitteln ausreichend versorgen können, und ihnen raten, landwirtschaftliche Organisationen der gegenseitigen Hilfe und Kooperation - wie Arbeitsaustauschbrigaden, Gruppen der gegenseitigen Hilfe oder Arbeitsaustauschgruppen - zu bilden. Während der ausgleichenden Bodenaufteilung sind die neuen Großbauern in den alten befreiten Gebieten so zu behandeln wie die wohlhabenden Mittelbauern, und ihr Boden darf ohne ihre Einwilligung nicht aufgeteilt werden.

7. Die Klassenzugehörigkeit der Grundherren und Großbauern, die zur Zeit der Pacht- und Zinsherabsetzung in den alten befreiten Gebieten ihre Lebensweise gewandelt haben, indem erstere seit mindestens fünf Jahren körperliche Arbeit leisten und letztere vor drei oder etwas mehr Jahren auf den Status von mittleren oder armen Bauern gesunken sind, kann bei guter Führung ihrer derzeitigen Lage gemäß geändert werden. Jene unter ihnen, die tatsächlich noch immer eine große Menge überflüssiger Vermögenswerte (nicht eine kleine Menge) besitzen, sollen den überflüssigen Teil gemäß den Forderungen der Bauern herausgeben.

8. Im Mittelpunkt der Bodenreform steht die ausgleichende Aufteilung des Bodens der Feudalklasse sowie ihres Besitzes an Getreidevorräten, Vieh und landwirtschaftlichen Geräten (die Großbauern liefern nur den überflüssigen Teil davon ab) ; dabei darf man den Kampf um die Herausgabe vergrabener Vermögenswerte nicht überbetonen, vor allem nicht zu viel Zeit dafür aufwenden, damit die Hauptarbeit nicht gestört wird.

9. Bei der Behandlung der Grundherren und Großbauern muß man entsprechend den Hauptthesen des Bodengesetzes hinsichtlich dieser beiden differenziert vorgehen.

10. Man muß im Rahmen des Prinzips der ausgleichenden Bodenaufteilung auch zwischen großen, mittleren und kleinen Grundherren sowie zwischen den despotischen und nichtdespotischen Grundherren und Großbauern differenzieren.

11. Die revolutionäre Ordnung macht es absolut erforderlich, daß jenes Häuflein von Schwerverbrechern, die sich wirklich die übelsten Missetaten haben zuschulden kommen lassen, vom Volksgericht gewissenhaft verhört und abgeurteilt wird und daß sie nach Bestätigung ihres Todesurteils durch die zuständigen Machtorgane (die auf Kreis- oder Bezirksebene organisierten Ausschüsse) erschossen werden und dies öffentlich bekanntgegeben wird. Das ist die eine Seite. Andererseits aber muß man die Zahl der Hinrichtungen unbedingt gering halten und willkürliche Erschießungen streng verbieten. Die Ansicht jener, die dafür eintreten, daß man zahlreiche Exekutionen vornimmt, unterschiedslos mit dem Tode bestraft, ist durchaus falsch; denn dadurch würde unsere Partei lediglich Sympathien verlieren, sich von den Massen loslösen und in Isolierung geraten. Die durch die Hauptthesen des Bodengesetzes festgelegte Kampfform des Verhörs und der Aburteilung durch das Volksgericht muß gewissenhaft eingehalten werden; sie ist eine machtvolle Waffe für Schläge gegen die übelsten Elemente unter den Grundherren und Großbauern durch die Bauernmassen und hilft zugleich den Fehler eines willkürlichen Schlagens und Hinrichtens vermeiden. Zum geeigneten Zeitpunkt (nachdem der Kampf um den Boden seinen Höhepunkt erreicht hat) muß man den Massen ihre langfristigen Interessen begreiflich machen, damit sie alle jene unter den Dutzende Millionen zählenden Grundherren und Großbauern im ganzen Land (etwa 36 Millionen von den rund 360 Millionen der gesamten Landbevölkerung Chinas), die die Kriegführung und die Bodenreform nicht hartnäckig sabotieren, als Arbeitskräfte für das Land betrachten und sie deswegen verschonen und umerziehen. Unsere Aufgabe ist es, das Feudalsystem zu vernichten und die Grundherren als Klasse zu liquidieren, nicht aber als Individuen. Wir müssen ihnen gemäß dem Bodengesetz Produktionsmittel und Mittel für den Lebensunterhalt geben, jedoch nicht mehr als den Bauern.

12. Jene Funktionäre und Parteimitglieder, die schwere Fehler begangen haben, sowie auch gewisse schlechte Elemente unter den Arbeiter- und Bauernmassen müssen wir kritisieren und einen Kampf mit ihnen führen. Wir müssen die Massen davon überzeugen, daß sie bei dieser Kritik und diesem Kampf richtige Methoden und Formen anwenden und jede grobe Handlungsweise vermeiden. Das ist die eine Seite. Andererseits müssen diese Funktionäre, Parteimitglieder und schlechten Elemente dazu gebracht werden, die Gewähr zu geben, daß sie sich nicht an den Massen rächen. Man muß bekanntgeben, daß die Massen nicht nur das Recht haben, sie unbehindert zu kritisieren, sondern auch das Recht, sie nötigenfalls von ihrem Posten abzusetzen, beziehungsweise ihre Amtsenthebung zu beantragen oder ihren Parteiausschluß vorzuschlagen, ja sogar die übelsten Elemente unter ihnen den Volksgerichten zur Aburteilung und Bestrafung zu übergeben.

 

3. DIE FRAGE DER STAATSMACHT

1. Die neudemokratische Staatsmacht ist die antiimperialistische und antifeudale Staatsmacht der breiten Volksmassen unter Führung der Arbeiterklasse. Mit den breiten Volksmassen sind hier die Arbeiterklasse, die Bauernschaft, das städtische Kleinbürgertum und die vom Imperialismus, vom reaktionären Kuomintang-Regime und von den durch dieses repräsentierten Klassen - der bürokratischen Bourgeoisie (Großbourgeoisie) und der Grundherrenklasse - unterdrückte und geschädigte nationale Bourgeoisie gemeint, wobei die Arbeiter, die Bauern (die Soldaten sind in der Hauptsache Bauern im Waffenrock) und die übrigen Werktätigen die Hauptmasse ausmachen. Diese breiten Volksmassen gestalten ihren Staat (die Volksrepublik China) und bilden die den Staat repräsentierende Regierung (die Zentralregierung der Volksrepublik China) ; die Arbeiterklasse verwirklicht durch ihre Vorhut, die Kommunistische Partei Chinas, die Führung in diesem Staat der breiten Volksmassen und in seiner Regierung. Die Feinde, die von dieser Volksrepublik und ihrer Regierung bekämpft werden, sind der ausländische Imperialismus sowie die einheimische Kuomintang-Reaktion und die durch diese vertretenen Klassen - die bürokratische Bourgeoisie und die Grundherrenklasse.

2. Die Machtorgane der Volksrepublik China sind die Volkskongresse der verschiedenen Ebenen und die von ihnen gewählten Verwaltungen der entsprechenden Ebenen.

3. Auf dem Lande können und sollen wir gegenwärtig entsprechend den Forderungen der Bauern dörfliche Bauernversammlungen bzw. Bauernkongresse der Distrikte einberufen, um die dörflichen Verwaltungen beziehungsweise Distriktsverwaltungen zu wählen. Da die Verwaltungen in den Kreisen, Städten und auf höherer Ebene nicht nur die Bauern auf dem Lande, sondern die Menschen aller Schichten und Berufe in den Marktflecken, Kreisstädten, Provinzhauptstädten und großen Industrie- und Handelsstädten vertreten, muß man Volkskongresse der Kreise, Städte, Provinzen und Grenzgebiete einberufen, die entsprechende Verwaltungen wählen sollen. In der Zukunft, wenn die Revolution im ganzen Land gesiegt hat, sollen die Zentralregierung und die örtlichen Verwaltungen auf den verschiedenen Ebenen durch die zuständigen Volkskongresse gewählt werden.

 

IV. DIE FRAGE DER BEZIEHUNGEN ZWISCHEN FÜHRERN UND GEFÜHRTEN IN DER REVOLUTIONÄREN EINHEITSFRONT

Um die Führung der geführten Klassen, Schichten, Parteien und Massenorganisationen zu verwirklichen, müssen die führende Klasse und die führende Partei über zwei Voraussetzungen verfügen: a) die Geführten (Verbündeten) dazu bringen, entschlossen gegen den gemeinsamen Feind zu kämpfen und Siege zu erringen; b) den Geführten materielle Vorteile verschaffen, zumindest aber ihre Interessen nicht schädigen und sie zugleich politisch erziehen. Fehlen diese beiden Voraussetzungen oder fehlt auch nur eine von ihnen, dann kann man die Führung nicht verwirklichen. Wenn beispielsweise die Kommunistische Partei die Mittelbauern führen will, muß sie diese dazu bringen, gemeinsam mit ihr entschlossen gegen die Feudalklasse zu kämpfen und dabei Siege zu erringen (die bewaffneten Kräfte der Grundherren zu vernichten, ihren Boden aufzuteilen). Gibt es keinen entschlossenen Kampf oder führt man zwar einen solchen, aber erfolglos, dann können die Mittelbauern ins Schwanken geraten. Mehr noch, wir müssen einen Teil des Bodens und der sonstigen Vermögenswerte der Grundherren unter die ärmeren Mittelbauern aufteilen und dürfen die Interessen der wohlhabenden Mittelbauern nicht beeinträchtigen. Wir müssen die Aktivisten unter den Mittelbauern zur Mitarbeit in den Bauernvereinigungen sowie in den Gemeinde- und Distriktsverwaltungen heranziehen und ihnen eine zahlenmäßig angemessene Vertretung (z. B. ein Drittel der Komiteemitglieder) einräumen. Man darf die Mittelbauern in bezug auf ihre Klassenzugehörigkeit nicht falsch einstufen und soll sie hinsichtlich der Grundsteuer und der Dienstleistungen für den Krieg gerecht behandeln. Gleichzeitig muß man den Mittelbauern auch politische Erziehung angedeihen lassen. Wenn wir alles dies nicht befolgen, werden wir die Unterstützung der Mittelbauern verlieren. Ähnlich verhält es sich mit der Verwirklichung der Führung der Arbeiterklasse und der Kommunistischen Partei in den Städten gegenüber der mittleren Bourgeoisie, den demokratischen Parteien und Gruppen sowie den Massenorganisationen, die von den reaktionären Kräften unterdrückt und geschädigt wurden.

ANMERKUNGEN

1. Über die Kriterien für die Bestimmung der Klassenzugehörigkeit im Dorf siehe die Arbeit "Wie man die Klassen im Dorf unterscheidet" und den 4. Abschnitt des 2. Kapitels von "Die chinesische Revolution und die Kommunistische Partei Chinas", Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. 1, S. 197 ff. bzw. Bd. 2, S. 370 ff.

ANMERKUNGEN DES ÜBERSETZERS

[1] Mit den neuen Großbauern waren diejenigen gemeint, die sich in den revolutionären Stützpunktgebieten aus den ursprünglichen Mittelbauern und armen Bauern durch produktive Arbeit zu Großbauern entwickelt hatten. Bei den alten Großbauern handelte es sich um diejenigen, die bereits vor der Errichtung der revolutionären Stützpunktgebiete Großbauern gewesen waren. Die Ausbeutung durch die alten Großbauern trug im allgemeinen sehr starken feudalen und halbfeudalen Charakter, und die Ausbeutung durch die neuen Großbauern war gering.

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