Mao Werke


Mao Tse-tung:

DIE REVOLUTION ZU ENDE FÜHREN*

(30. Dezember 1948)

 

* Diese Botschaft zu Neujahr 1949 wurde von Genossen Mao Tse-tung für die Nachrichtenagentur Hsinhua verfaßt.

Das chinesische Volk wird den endgültigen Sieg im großen Befreiungskrieg erringen. Daran zweifeln jetzt selbst unsere Feinde nicht mehr.

Der Verlauf des Krieges war voller Windungen und Wendungen. Als die reaktionäre Kuomintang-Regierung den konterrevolutionären Krieg entfesselte, verfügte sie über ungefähr dreieinhalbmal soviel Truppen wie die Volksbefreiungsarmee; ihre Armee war an Ausrüstung, an Menschenreserven und Materialhilfsquellen der Volksbefreiungsarmee weit überlegen; sie besaß eine moderne Industrie und moderne Transportmittel, die der Volksbefreiungsarmee fehlten; sie erhielt vom USA-Imperialismus militärisch und wirtschaftlich weitestgehende Unterstützung und Hilfe und hatte sich lange auf diesen Krieg vorbereitet. Eben aus diesem Grund war die Kuomintang im ersten Kriegsjahr (Juli 1946 - Juni 1947) in der Offensive und die Volksbefreiungsarmee in der Defensive. Im Jahre 1946 besetzte die Kuomintang im Nordosten Schenyang, Siping, Tschangtschun, Kirin, Andung und andere Städte sowie den größten Teil der Provinzen Liaoning, Liaopeh und Andungl; südlich des Gelben Flusses besetzte sie Huaiyin, Hodsö und andere Städte sowie den größten Teil der befreiten Gebiete Hupeh-Honan-Anhui, Kiangsu-Anhui, HonanAnhui-Kiangsu und Südwestschantung; nördlich der Großen Mauer besetzte sie Tschengdö, Djining, Dschangdjiakou und andere Städte sowie den größten Teil der Provinzen Jehol, Suiyüan und Tschahar. Die Kuomintang triumphierte und stolzierte einher wie ein siegreicher Held. Die Volksbefreiungsarmee schlug den richtigen strategischen Kurs ein, dem zufolge es hauptsächlich darauf ankommt, die lebende Kraft der Kuomintang zu vernichten, nicht aber Gebiete zu behaupten.

Jeden Monat zerschlug sie durchschnittlich ungefähr acht Brigaden regulärer Kuomintang-Truppen (eine Brigade entspricht gegenwärtig einer Division). Schließlich wurde dadurch die Kuomintang gezwungen, ihren Plan einer allgemeinen Offensive aufzugeben und im ersten Halbjahr von 1947 die Hauptziele ihrer Angriffe auf die beiden Flügel der Südfront, d. h. Schantung und Nordschensi, zu beschränken. Im zweiten Jahr (Juli 1947-Juni 1948) nahm der Krieg eine grundlegende Wendung. Nachdem die Volksbefreiungsarmee eine große zahl regulärer Kuomintang-Truppen vernichtet hatte, ging sie an der Süd- und Nordfront von der Defensive zur Offensive über, während die Kuomintang gezwungen war, von der Offensive in die Defensive zu gehen. Die Volksbefreiungsarmee konnte nicht nur den größten Teil des verlorenen Territoriums in Nordostchina, Schantung und Nordschensi zurückgewinnen, sondern auch die Kampflinie in die Kuomintang-Gebiete nördlich des Yangtse und des We-Flusses vorschieben. Ferner meisterte unsere Armee im Laufe der Angriffe und der Eroberung von Schidjiadschuang, Yüntscheng, Siping, Loyang, Yitschuan, Baodji, Wehsiän, Linfen und Kaifeng die Taktik der Erstürmung stark befestigter Punkte 2. Die Volksbefreiungsarmee bildete ihre eigenen Artillerie- und Pioniertruppen. Man darf nicht vergessen, daß die Volksbefreiungsarmee weder Flugzeuge noch Tanks besaß; als sie jedoch Artillerie- und Pioniertruppen gebildet hatte, die denen der Kuomintang-Armee überlegen waren, zeigte das Abwehrsystem der Kuomintang mit all ihren Flugzeugen und Tanks seine Bedeutungslosigkeit. Die Volksbefreiungsarmee war nun imstande, nicht nur den Bewegungskrieg, sondern auch den Stellungskrieg zu führen. In der ersten Hälfte des dritten Kriegsjahrs (Juli-Dezember 1948) fand noch eine weitere grundlegende Wandlung statt. Die Volksbefreiungsarmee, die so lange Zeit zahlenmäßig unterlegen gewesen war, gewann auch in dieser Hinsicht die Überlegenheit. Es gelang ihr, nicht nur stark befestigte Städte der Kuomintang zu erobern, sondern auch sehr starke Verbände von Elitetruppen der Kuomintang, oft hunderttausend oder sogar einige hunderttausend Mann auf einmal, zu umzingeln und zu vernichten. Das Tempo der Vernichtung der Streitkräfte der Kuomintang durch die Volksbefreiungsarmee nahm bedeutend zu. Ein Blick auf die Statistik der von uns vernichteten regulären Kuomintang-Einheiten vom Bataillon aufwärts (einschließlich der feindlichen Truppen, die revoltierten und zu uns überliefen) zeigt: im ersten Jahr 97 Brigaden, von denen 46 Brigaden vollkommen vernichtet wurden; im zweiten Jahr 94 Brigaden, davon 50 vollkommen vernichtet; in der ersten Hälfte des dritten Jahres waren es, nach noch unvollständigen Angaben, 147 Divisionen, davon 11 vollkommen vernichtet 3. In diesen sechs Monaten wurden 15 feindliche Divisionen mehr vollkommen vernichtet als insgesamt in den beiden vorangegangenen Jahren. Die strategische Front des Feindes ist vollständig zusammengebrochen. Die feindlichen Truppen im Nordosten sind restlos vernichtet worden, die in Nordchina werden bald ganz zerschlagen sein, und in Ostchina und der Zentralebene sind nur noch wenige feindliche Truppen übrig. Die nördlich des Yangtse erfolgte Vernichtung der Hauptkräfte der Kuomintang erleichtert sehr die künftige Überquerung des Yangtse durch die Volksbefreiungsarmee sowie ihren Vorstoß nach Süden zur Befreiung ganz Chinas. Gleichzeitig mit dem Sieg an der militärischen Front hat das chinesische Volk auch an der politischen und wirtschaftlichen Front enorme Siege errungen. Gerade aus diesem Grund bestreitet jetzt die öffentliche Meinung der ganzen Welt, einschließlich der gesamten imperialistischen Presse, nicht mehr im geringsten die Gewißheit, daß das chinesische Volk im Landesmaßstab den Sieg im Befreiungskrieg erringen wird.

Der Feind wird nicht von selbst untergehen. Weder die chinesischen Reaktionäre noch die aggressiven Kräfte des USA-Imperialismus in China werden freiwillig von der Bühne der Geschichte abtreten. Sie messen den Methoden des politischen Kampfes mit jedem Tag immer größere Bedeutung bei, gerade weil sie erkennen, daß im ganzen Land der Sieg des chinesischen Volkes im Befreiungskrieg nicht mehr mit den Methoden des rein militärischen Kampfes verhindert werden kann. Einerseits bedienen sich die chinesischen Reaktionäre und die USA-Aggressoren der bestehenden Kuomintang-Regierung für ihre "Friedens"-Machenschaften; anderseits schmieden sie Pläne, gewisse Personen, die sowohl mit ihnen wie mit dem revolutionären Lager Verbindungen haben, auszunutzen, diese Personen aufzuhetzen und sie anzustacheln, geschickt vorzugehen, um sich mit allen Mitteln ins revolutionäre Lager einzuschleichen und eine sogenannte oppositionelle Fraktion innerhalb desselben zu bilden, was dem Zweck dienen soll, die Kräfte der Reaktion zu bewahren und die der Revolution zu unterminieren. Nach verläßlichen Informationen hat sich die USA-Regierung bereits für diese hinterlistigen Pläne entschieden und mit ihrer Durchführung in China begonnen. Die USA-Regierung ist von der Politik, den konterrevolutionären Krieg der Kuomintang einfach zu unterstützen, dazu übergegangen, in zwei Formen ihren Kampf zu führen: 1. durch Organisierung der übriggebliebenen Streitkräfte der Kuomintang und der sogenannten örtlichen Kräfte, um der Volksbefreiungsarmee südlich des Yangtse und in entfernten Grenzprovinzen weiterhin Widerstand zu leisten, und 2. durch Organisierung einer oppositionellen Fraktion innerhalb des revolutionären Lagers, um mit aller Macht danach zu streben, die Revolution im gegenwärtigen Rahmen zu halten, oder, sollte sie doch vorwärtsschreiten, ihr eine mildere Nuance zu verleihen und auf alle Fälle zu verhindern, daß sie die Interessen der Imperialisten und deren Lakaien zu sehr gefährdet. Die britischen und französischen Imperialisten unterstützen diese Politik der USA. Viele Menschen erkennen diese Situation noch nicht deutlich, doch wird es wahrscheinlich nicht lange dauern, bis sie es tun.

Die Frage, vor der nun das chinesische Volk, alle demokratischen Parteien und Gruppen sowie alle Massenorganisationen stehen, ist die, ob die Revolution zu Ende geführt oder auf halbem Weg aufgegeben werden soll. Wenn die Revolution zu Ende geführt werden soll, müssen wir mit revolutionären Methoden alle Kräfte der Reaktion entschlossen, gründlich, restlos und vollständig vernichten; wir müssen unerschütterlich darauf bestehen, den Imperialismus, den Feudalismus und den bürokratischen Kapitalismus niederzuschlagen; wir müssen im ganzen Land die reaktionäre Herrschaft der Kuomintang stürzen und eine Republik der demokratischen Diktatur des Volkes errichten, die unter der Führung des Proletariats steht und auf dem Bündnis der Arbeiter und Bauern basiert. Auf diese Weise wird im Leben der chinesischen Nation eine vollständige Umwälzung vor sich gehen, das Land wird von einer Halbkolonie zu einem wirklich unabhängigen Staat werden; das chinesische Volk wird völlig befreit sein, es wird sowohl die feudale Unterdrückung als auch die Unterdrückung durch das bürokratische Kapital (das chinesische Monopolkapital) beseitigen. So wird ein auf Einheit und Demokratie beruhender Frieden herbeigeführt, so werden die Vorbedingungen geschaffen, um China aus einem Agrarland in ein Industrieland umzuwandeln, und es wird so ermöglicht, daß sich aus einer Gesellschaft der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen eine sozialistische Gesellschaft entwickelt. Wird die Revolution aber auf halbem Weg aufgegeben, so bedeutet das dem Willen des Volkes zuwiderhandeln, sich dem Willen der ausländischen Aggressoren und der chinesischen Reaktionäre beugen und der Kuomintang die Gelegenheit geben, ihre Wunden zu heilen, so daß sie uns eines Tages plötzlich überfallen kann, um die Revolution zu erdrosseln und unser ganzes Land wieder in Finsternis zu stürzen. So klar und scharf steht jetzt die Frage. Für welchen dieser beiden Wege soll man sich entscheiden? Jede demokratische Partei und Gruppe, jede Massenorganisation Chinas muß sich diese Frage vorlegen, ihren Weg wählen und ihren Standpunkt klarmachen. Ob die demokratischen Parteien und Gruppen sowie die Massenorganisationen Chinas ehrlich zusammenarbeiten können, ohne sich auf halbem Weg zu trennen, hängt von ihrer Übereinstimmung in dieser Frage ab und von ihrer Bereitwilligkeit, einheitliche Aktionen zu unternehmen, um den gemeinsamen Feind des chinesischen Volkes zu stürzen. Hier sind Übereinstimmung und Zusammenarbeit erforderlich, nicht die Schaffung irgendeiner "oppositionellen Fraktion" oder das Einschlagen irgendeines "Mittelwegs"4.

Haben die chinesischen Reaktionäre unter Führung Tschiang Kaischeks und seinesgleichen in der langen Zeit von mehr als zwanzig Jahren seit dem konterrevolutionären Staatsstreich vom 12. April 1927 nicht genügend Beweise geliefert, daß sie eine Horde blutbefleckter Henker sind, die Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken, ermorden? Haben sie nicht genug bewiesen, daß sie eine Horde professioneller Kettenhunde des Imperialismus und Landesverräter sind? Man erinnere sich doch, wie großzügig das chinesische Volk mit dieser Banditenhorde in der Hoffnung umging, mit ihr den inneren Frieden herstellen zu können, sei es seit den Sian-Ereignissen im Dezember 1936, seit den Verhandlungen in Tschungking im Oktober 1945, sei es seit der Politischen Konsultativkonferenz im Januar 1946. Hat aber all dieser gute Wille ihren Klassencharakter auch nur um ein Härchen verändert? Die Geschichte keines einzigen dieser Banditen ist zu trennen vom USA-Imperialismus. Gestützt auf den USA-Imperialismus haben sie unsere 475 Millionen Landsleute in einen gewaltigen Bürgerkrieg von noch nie dagewesener Grausamkeit gezerrt und mit den vom USA-Imperialismus gelieferten Bombern, Jagdflugzeugen, Kanonen, Tanks, Raketenwerfern, Maschinenpistolen, Napalmbomben, Giftgasgeschossen und anderen Mordwaffen Millionen und aber Millionen Männer und Frauen, jung und alt, ermordet. Der USA-Imperialismus hat, gestützt auf diese Verbrecher, souveräne Rechte auf dem Territorium, in den Hoheitsgewässern und im Luftraum Chinas sowie dessen Binnenschiffahrtsrechte an sich gerissen und sich besondere Vorrechte im Handel verschafft, hat besondere Privilegien in Chinas Innen- und Außenpolitik und sogar das Sonderrecht erhalten, Menschen totzuschlagen, sie mit Autos zu überfahren und Frauen zu vergewaltigen, ohne irgendwie bestraft zu werden. Kann man da etwa noch verlangen, daß das chinesische Volk, das gezwungen war, einen so langwierigen und blutigen Krieg zu führen, auch noch für diese ärgsten Feinde Zuneigung und Liebe empfindet, anstatt sie völlig zu vernichten bzw. aus dem Land zu jagen? China kann erst dann Unabhängigkeit, Demokratie und Frieden erringen, wenn die chinesischen Reaktionäre endgültig vernichtet und die aggressiven Kräfte des USA-Imperialismus aus dem Land gejagt worden sind. Ist diese Wahrheit noch nicht deutlich genug?

Aufmerksamkeit verdient die Tatsache, daß die Feinde des chinesischen Volkes jetzt plötzlich bestrebt sind, sich harmlos oder gar mitleiderregend zu stellen (der Leser merke sich bitte, daß sie auch in Zukunft versuchen werden, bedauernswert zu erscheinen). Hat nicht Sun Fo, der neulich Präsident des Exekutivrats der Kuomintang geworden ist, im Juni letzten Jahres erklärt, daß "es schließlich zu einer Lösung kommen wird, wenn wir militärisch bis zum Ende kämpfen"? Diesmal, er hatte gerade sein Amt angetreten, schwätzte er nichtsdestoweniger von einem "ehrenhaften Frieden" und sagte, daß "die Regierung nach Frieden gestrebt hat und nur Zuflucht zur Waffe nahm, weil der Frieden nicht hergestellt werden konnte, daß aber ihr Endziel dabei nach wie vor die Wiederherstellung des Friedens ist". Sofort, am 21. Dezember, sagte eine Nachricht der United Press aus Schanghai voraus, daß Sun Fos Erklärung "in offiziellen Kreisen der USA und bei den Liberalen der Kuomintang weittestgehende Zustimmung finden wird". Die offiziellen Persönlichkeiten der USA sind gegenwärtig nicht nur sehr an einem "Frieden" in China interessiert, sondern sie behaupten auch immer wieder, daß seit der Moskauer Konferenz der Außenminister der Sowjetunion, der USA und Großbritanniens im Dezember 1945 die USA eine "Politik der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas" verfolgt hätten. Was sollen wir mit diesen Herren aus dem "Land der Gentlemen" anfangen? Hier ist es angebracht, eine alte griechische Fabel zu zitieren: An einem Wintertag fand ein Landarbeiter eine vor Kälte steifgefrorene Schlange. Von Mitleid gerührt, hob er sie auf und legte sie an seine Brust. Die Schlange, durch die Wärme wiederbelebt, fand ihre natürlichen Instinkte wieder und versetzte ihrem Wohltäter einen tödlichen Biß. Der sterbende Landarbeiter sagte: "Ich habe es nicht anders verdient, da ich mich eines bösen Wesens erbarmte."5 Giftschlangen, ausländische wie chinesische, hoffen, daß das chinesische Volk genau wie jener Landarbeiter sterben wird, daß die Kommunistische Partei Chinas und alle revolutionären Demokraten Chinas ihnen gegenüber ebenso weich herzig wie jener Landarbeiter sein werden. Doch das chinesische Volk, die Kommunistische Partei Chinas und alle echten revolutionären Demokraten Chinas haben die letzten Worte dieses Arbeitsmannes gehört und werden sie gut im Gedächtnis behalten. Außerdem sind die Schlangen, die in großen Teilen Chinas nisten - große oder kleine, schwarze oder weiße, ihren Giftzahn entblößende oder sich in schöne Mädchen verwandelnde -, von der Kälte noch nicht steifgefroren, auch wenn sie bereits den drohenden Winter spüren!

Das chinesische Volk wird sich dieser schlangenähnlichen Schurken nie erbarmen, und es glaubt aufrichtig, daß niemand sein treuer Freund sein kann, der scheinheilig und heuchlerisch darum fleht, man möge sich dieser Schurken erbarmen, weil man sonst zu Chinas Tradition in Widerspruch geraten und es an Größe mangeln lassen würde usw. Warum sollte man sich schon schlangenähnlicher Schurken erbarmen? Welcher Arbeiter, welcher Bauer, welcher Soldat verlangt Erbarmen für solche Schurken? Gewiß, es gibt solche "Liberalen in der Kuomintang" oder solche "Liberalen" außerhalb der Kuomintang, die dem chinesischen Volk raten, das "Friedens"-Angebot der USA und der Kuomintang anzunehmen, d. h., die Überreste des Imperialismus, des Feudalismus und des bürokratischen Kapitalismus wie Reliquien zu bewahren und ihnen Ehrerbietung zu erweisen, damit diese "Schätze" nicht von der Erde verschwinden. Doch handelt es sich hierbei weder um Arbeiter, Bauern oder Soldaten, noch sind es Freunde der Arbeiter, Bauern und Soldaten.

Wir sind der Meinung, daß das revolutionäre Lager des chinesischen Volkes erweitert werden und alle jene mit einschließen muß, die bereit sind, sich im gegenwärtigen Stadium der Sache der Revolution anzuschließen. Die Revolution des chinesischen Volkes braucht eine Hauptkraft, doch braucht sie auch Verbündete, denn eine Armee ohne Verbündete kann den Feind nicht besiegen. Das chinesische Volk, das gegenwärtig den Aufschwung der Revolution erlebt, braucht Freunde; es soll seiner Freunde gedenken, sie nicht vergessen. Ohne Zweifel gibt es in China viele Freunde, die der Sache der Volksrevolution treu sind, die bestrebt sind, die Interessen des Volkes zu schützen, und dagegen sind, daß die Interessen des Feindes geschützt werden, und zweifelsohne soll man keinen dieser Freunde vergessen oder keinem von ihnen die kalte Schulter zeigen. Wir sind aber zugleich der Ansicht, daß das revolutionäre Lager des chinesischen Volkes gefestigt werden muß, und dürfen nicht erlauben, daß sich schlechte Elemente einschleichen oder falsche Ansichten überhandnehmen. Das chinesische Volk, das jetzt den Aufschwung der Revolution erlebt, soll nicht nur seiner Freunde gedenken, sondern auch seine Feinde und die Freunde der Feinde fest im Gedächtnis behalten. Da der Feind jetzt, wie bereits erwähnt, heimtückisch versucht, durch das Mittel des "Friedens" und das Mittel des Einschleichens in das Lager der Revolution seine Stellung zu halten und zu festigen, und da die Grundinteressen des Volkes hingegen fordern, daß alle reaktionären Kräfte restlos vernichtet und die aggressiven Kräfte des USA-Imperialismus aus China vertrieben werden, sind alle jene, die dem Volk raten, sich des Feindes zu erbarmen und die Kräfte der Reaktion zu erhalten, keine Freunde des Volkes, sondern Freunde des Feindes.

Die tosenden Wogen der chinesischen Revolution zwingen alle Gesellschaftsschichten zur Stellungnahme. Das Kräfteverhältnis der Klassen Chinas erfährt jetzt eine neue Veränderung. Die Menschen lösen sich in Massen vom Einfluß und von der Kontrolle der Kuomintang und gehen ins Lager der Revolution über, während die chinesischen Reaktionäre in die völlig hoffnungslose Lage einer Isoliertheit und Hilflosigkeit geraten. Je mehr sich der Volksbefreiungskrieg seinem Endsieg nähert, desto fester werden sich alle revolutionären Volksmassen und alle Freunde des Volkes zusammenschließen und, unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas, entschlossen die vollständige Vernichtung der reaktionären Kräfte und die volle Entfaltung der Kräfte der Revolution fordern, bis im ganzen Land eine demokratische Volksrepublik gegründet und der Frieden auf der Grundlage der Einheit und Demokratie errungen ist. Die USA-Imperialisten, die chinesischen Reaktionäre und ihre Freunde hingegen sind zwar unfähig, sich fest zusammenzuschließen, werden sich zwar endlos streiten, gegenseitig beschimpfen, beschuldigen und verraten, jedoch in einem Punkt werden sie zusammenarbeiten - sie werden mit allen Mitteln danach trachten, die Kräfte der Revolution zu unterminieren und die der Reaktion zu erhalten. Sie werden dazu jedes Mittel ausnutzen, ob offen oder geheim, ob direkt oder indirekt. Wir können aber bestimmt sagen, daß ihre politischen Intrigen mit derselben Niederlage enden werden wie ihre militärischen Angriffe. Das chinesische Volk und sein Generalstab, die Kommunistische Partei Chinas, die über genügend Erfahrungen verfügen, werden die politischen Intrigen des Feindes bestimmt zerschlagen, so wie sie seine militärischen Angriffe zerschmettert haben, und den großen Volksbefreiungskrieg zu Ende führen.

Im Jahre 1949 wird die Chinesische Volksbefreiungsarmee über den Yangtse setzen, nach Süden vorrücken und noch größere Siege als im Jahre 1948 erringen.

Im Jahre 1949 werden wir an der wirtschaftlichen Front größere Erfolge erzielen als die von 1948. Unsere landwirtschaftliche und industrielle Produktion wird ein noch höheres Niveau erreichen als bisher, und der Schienen- und Straßenverkehr wird vollkommen wiederhergestellt werden. Die Feldtruppenverbände der Volksbefreiungsarmee werden in den Kampfoperationen gewisse Überbleibsel des Partisanentums ablegen und das höhere Niveau einer regulären Armee erreichen.

Im Jahre 1949 wird eine politische Konsultativkonferenz ohne Teilnahme der Reaktionäre zusammentreten, die die Erfüllung der Aufgaben der Volksrevolution zum Ziel hat, die Volksrepublik China wird ausgerufen und eine Zentralregierung der Republik gebildet werden. Diese Regierung wird eine demokratische Koalitionsregierung unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas sein und unter Beteiligung geeigneter Personen, die die demokratischen Parteien und Gruppen sowie die Massenorganisationen vertreten.

Das sind die wichtigsten konkreten Aufgaben, zu deren Erfüllung das chinesische Volk, die Kommunistische Partei Chinas, alle demokratischen Parteien und Gruppen sowie alle Massenorganisationen in China im Jahre 1949 alle Anstrengungen unternehmen müssen. Wir werden keine Schwierigkeiten scheuen und wie ein Mann zusammenstehen, um diese Aufgaben zu erfüllen.

In unserem Kampf werden wir ein für allemal das Joch der Jahrtausende währenden feudalen und der hundertjährigen imperialistischen Unterdrückung abwerfen. Das Jahr 1949 wird ein Jahr von ungeheurer Bedeutung sein, und wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln.

ANMERKUNGEN

1. Nach der Kapitulation Japans im Jahre 1945 teilte die Kuomintang-Regierung die früheren Drei Nordöstlichen Provinzen (Liaoning, Kirin und Heilungkiang) in neun Provinzen ein, und zwar Liaoning, Liaopeh, Andung, Kirin, Hokiang, Sungkiang, Heilungkiang, Nunkiang und Hsing-an. 1949 unterteilte unser Nordöstlicher Verwaltungsausschuß dieses ursprünglich aus drei Provinzen bestehende Gebiet nunmehr in fünf Provinzen: Liaodung, Liaohsi, Kirin, Heilungkiang und Sungkiang. Unter Einbeziehung der Provinz Jehol bezeichnete man diese Provinzen als die sechs nordöstlichen Provinzen. 1954 beschloß der Rat der Zentralen Volksregierung, die beiden Provinzen Liaodung und Liaohsi zur Provinz Liaoning und die beiden Provinzen Sungkiang und Heilungkiang zur Provinz Heilungkiang zu vereinigen, während Kirin unverändert blieb. 1955 wurde die Provinz Jehol aufgelöst und das Gebiet auf die Provinzen Hopeh, Liaoning und das Autonome Gebiet Innere Mongolei aufgeteilt.

2. Diese Städte wurden wie folgt eingenommen: Schidjiadschuang, am 12. November 1947; Yüntscheng, am 28. Dezember 1947; Siping, am 13. März 1948; Loyang, zuerst am 14. März 1948 und dann wieder am 1. April 1948; Yitschuan, am 3. März 1948; Baodji, am 26. April 1948; Wehsiän, am 27. April 1948; Linfen, am 17. Mai 1948; Kaifeng, am 12. Juni 1948. Alle diese Städte waren mit vielen Gruppen von Blockhäusern und einige von ihnen überdies mit hohen, dicken Stadtmauern befestigt; außerdem besaßen sie behelfsmäßige Verteidigungsanlagen wie weitverzweigte Schützengräben, Stacheldrahtfelder und Verhaue. Unsere Armee besaß zu dieser Zeit weder Flugzeuge noch Tanks und nur wenig oder gar keine Artillerie. Beim Angriff und bei der Einnahme dieser Städte eignete sich unsere Armee eine ganze Anzahl taktischer Methoden zur Eroberung stark befestigter Festungen an. Dazu gehörten :

(1) Aufeinanderfolgende Zerstörungen - die Verwendung von Sprengstoff, um die verschiedenen Verteidigungsanlagen des Feindes eine nach der anderen zu sprengen;

(2) Anlage von Tunneln - der Vortrieb von geheimen Tunneln unter die Blockhäuser oder die Stadtmauer des Feindes, um diese zu sprengen, dann heftige Sturmangriffe;

(3) Sappen-Arbeit, d. h. das Vortreiben von Gräben - das Ausheben von Laufgräben bis in die Nähe der feindlichen Befestigungen, Annäherung unter Deckung, dann überraschende Sturmangriffe;

(4) Abschuß von Sprengstoffladungen - der Abschuß von Sprengstoffladungen durch Granatwerfer oder Mörser, um die feindlichen Verteidigungsanlagen zu zerstören;

(5) "Dolch-Taktik" - Konzentration der Truppen und der Feuerkraft an einem Punkt, um einen Durchbruch zu erzwingen, zwischen die feindlichen Kräfte einen Keil zu treiben und sie aufzuspalten usw.

3. Die hier erwähnten Brigaden sind die nach der Reorganisation der Kuomintang-Armee als Brigade bezeichneten Einheiten, während die Divisionen denen der Zeit vor der Reorganisierung entsprechen. Die reorganisierte Brigade und die frühere Division sind tatsächlich ein und dasselbe.

4. "Mittelweg", auch "der dritte Weg" genannt. Vgl. "Die gegenwärtige Lage und unsere Aufgaben", Anmerkung 8, vorliegender Band, S. 183.

5. "Gutes mit Bösem vergelten" aus Äsops Fabeln.

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