Mao AW Band V

Mao Werke


Mao Tse-tung:

DER EINZIGE WEG FÜR DIE UMGESTALTUNG DER KAPITALISTISCHEN INDUSTRIE UND DES KAPITALISTISCHEN HANDELS*

    (7. September 1953)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band V, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1978, S.123-126


|123| Die Umwandlung des Kapitalismus in den Sozialismus muß über die Zwischenstufe des Staatskapitalismus vollzogen werden.

1.  In den letzten mehr als drei Jahren haben wir in dieser Richtung wohl etwas getan, aber, da wir mit anderen Dingen beschäftigt waren, nicht mit dem erforderlichen Einsatz. Von jetzt an sollten wir größere Anstrengungen auf diese Aufgabe verwenden.

2.  Die Erfahrungen in diesen mehr als drei Jahren erlauben uns, mit Gewißheit zu sagen, daß die sozialistische Umgestaltung der Privatindustrie und des Privathandels über den Weg des Staatskapitalismus eine recht gesunde Politik und Methode ist.

3.  Man sollte sich jetzt über die in Artikel 31 des Gemeinsamen Programms [1] festgelegte Politik Klarheit verschaffen und sie allmählich konkretisieren. „Sich Klarheit verschaffen“ heißt, daß alle Leute in leitenden Positionen der Zentrale und der lokalen Ebenen erst einmal die feste Überzeugung haben müssen, daß der Staatskapitalismus der einzige Weg ist, die kapitalistische Industrie und den kapitalistischen Handel umzugestalten und schrittweise zum Sozialismus überzugehen. Weder in der Kommunistischen Partei noch unter den demokratischen Persönlichkeiten ist man bisher zu dieser Überzeugung gelangt. Die Aufgabe der gegenwärtigen Sitzung [2] ist es, ihr zum Durchbruch zu verhelfen.
|124| 4.   Wir müssen sicheren Schrittes vorwärtsmarschieren und jede Hast vermeiden. Es wird mindestens drei bis fünf Jahre brauchen, bis die Privatindustrie und der Privathandel des ganzen Landes zum größten Teil in die Bahnen des Staatskapitalismus gelenkt sein werden, daher gibt es keinen Grund für Alarmstimmung oder Beunruhigung.

5.  Gemischt staatlich-private Unternehmen; Privatunternehmen, die im Auftrag des Staates Rohstoffe oder Halbfabrikate verarbeiten, wobei der Staat die notwendigea Rohmaterialien liefert und alle Fertigprodukte abnimmt; und Unternehmen, denen der Staat den Großteil ihrer Fertigprodukte abnimmt das sind die drei Formen des Staatskapitalismus, mit denen man gegenüber der Privatindustrie operieren sollte.

6.   Der Staatskapitalismus kann auch im Fall des Privathandels praktiziert werden. Es geht nicht an, den Privathandel einfach „auszuklammern“. Wir haben auf diesem Gebiet nicht viel Erfahrung, hier müssen noch weitere Untersuchungen geführt werden.

7.   Privatindustrie und Privathandel sind mit ihren etwa 3,8 Millionen Arbeitern und Handlungsgehilfen ein wertvoller Aktivposten unseres Staates und haben für die Volkswirtschaft und für die Lebenshaltung des Volkes große Bedeutung. Nicht nur versorgen sie den Staat mit Produkten, sie können auch Geldmittel für ihn akkumulieren und Kader ausbilden.

8.    Manche Kapitalisten halten große Distanz zum Staat und haben ihre Profitgier immer noch nicht aufgegeben. Manche Arbeiter gehen zu rasch vor und wollen es den Kapitalisten überhaupt nicht mehr erlauben, Profite zu machen. Wir müssen die einen wie die anderen erziehen und ihnen helfen, sich allmählich (aber möglichst schnell) den politischen Richtlinien des Staates anzupassen, die besagen, daß Chinas Privatindustrie und Privathandel hauptseitig der Volkswirtschaft sowie der Lebenshaltung des Volkes dienen und nebenseitig den Kapitalisten zu Profiten verhelfen sollen und so auf den Weg des Staatskapitalismus zu führen sind.

Die folgende Tabelle zeigt die Gewinnverteilung in den staatskapitalistischen Unternehmen:

                     Einkommensteuer                     34,5%
                     Wohlfahrtsfonds                         15   %
                     Akkumulationsfonds                   30 %
                     Dividende für Kapitalisten         20,5%

                    Insgesamt                                    100%

|123| 9.   Es ist notwendig, die Erziehung der Kapitalisten im Sinne des Patriotismus fortzusetzen. Zu diesem Zweck sollte man systematisch eine Anzahl weitblickender Kapitalisten, die bereit sind, sich der Kommunistischen Partei und der Volksregierung anzunähern, heranziehen, um durch sie die Mehrheit der Kapitalisten zu überzeugen.

10. Die Einführung des Staatskapitalismus setzt nicht nur Voraus, daß die Erfordernisse und die Möglichkeiten berücksichtigt werden (siehe das Gemeinsame Programm), sondern auch, daß die Kapitalisten freiwillig mitmachen, denn es handelt sich dabei um ein Werk der Zusammenarbeit, und Zusammenarbeit duldet keinen Zwang. Darin liegt der Unterschied zur Behandlung der Grundherren.

11. In den letzten Jahren haben die Verschiedenen Nationalitäten, demokratischen Klassen, demokratischen Parteien und Massenorganisationen unseres Landes bedeutende Fortschritte gemacht, und sie werden, davon bin ich überzeugt, in den nächsten drei bis fünf Jahren noch größere Fortschritte erzielen. Das wird es uns ermöglichen, die Aufgabe, Privatindustrie und Privathandel auf den Weg des Staatskapitalismus zu führen, innerhalb von drei bis fünf Jahren im wesentlichen zu erfüllen. Die Überlegenheit der staatlichen Unternehmen bietet die materielle Garantie für die Bewältigung dieser Aufgabe.

12.  Wir können unmöglich innerhalb von drei bis fünf Jahren bewerkstelligen, was wir uns als Aufgabe für die gesamte Übergangsperiode gesetzt haben, nämlich die Industrialisierung des Landes und die sozialistische Umgestaltung von Landwirtschaft, Handwerk, kapitalistischer Industrie und kapitalistischem Handel im wesentlichen zu vollenden; dies wird eine Zeitspanne von einigen Fünfjahrplänen in Anspruch nehmen. In dieser Frage muß man die Tendenz, die Dinge in eine unendlich ferne Zukunft zu verschieben, ebenso bekämpfen wie Ungeduld und überstürztes Vorgehen.

13.  Der eine führt, der andere wird geführt; der eine strebt nicht nach privatem Profit, der andere tut dies noch in gewissem Maße, usw., usf. darin unterscheidet sich der eine vom anderen. Aber unter unseren gegenwärtigen Bedingungen stehen Privatindustrie und Privathandel hauptsächlich im Dienst der Volkswirtschaft und der Lebenshaltung des Volkes (worauf etwa drei Viertel des gesamten Gewinns verwendet werden). Infolgedessen können und müssen wir die Arbeiter in den Privatunternehmen davon überzeugen, daß sie genauso wie die Arbeiter in den Staatsunternehmen die Produktion steigern und auf Sparsamkeit achten, den Wettbewerb entfalten, die Arbeitsproduktivität erhöhen, die Produktionskosten senken und
|126| Quantität wie Qualität heben müssen. Das kommt dem staatlichen und dem privaten Sektor, das kommt Arbeit und Kapital zugute.

ANMERKUNGEN:

* Von Genossen Mao Tsetung verfaßte Thesen für seine Rede vor Vertretern der demokratischen Parteien und Vertretern der Industriellen und Geschäftsleute am 7. September 1953

1 In Artikel 31 des Gemeinsamen Programms wird festgelegt: „Die von Staats-und Privatkapital gemeinsam betriebenen Unternehmen sind Unternehmen staatskapitalistisehen Charakters. Soweit dies erforderlich und möglich ist, soll das Privatkapital ermutigt werden, sich in Richtung Staatskapitalismus zu entwickeln, indem es zum Beispiel für Staatsunternehmen Verarbeitungsaufträge ausführt, Unternehmen gemeinsam mit dem Staat betreibt oder in Form von Konzessionen staatliche Unternehmen betreibt und nationale Ressourcen erschließt.“

2 Gemeint ist die 49. (erweiterte) Sitzung des Ständigen Ausschusses des Nationalkomitees der Politischen Konsultativkonferenz vom 8. bis 11. September 1953.

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