(3.Mai 1937)
aus: Mao Tse-Tung, Ausgewählte Werke Band I, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S.309-335
|309| DAS GEGENWÄRTIGE STADIUM DER ENTWICKLUNG DER ÄUSSEREN UND INNEREN WIDERSPRÜCHE IN CHINA
1. Da die Widersprüche zwischen China und Japan jetzt zu den Hauptwidersprüchen geworden und die inneren Widersprüche an eine zweitrangige, untergeordnete Stelle gerückt sind, gehen in den internationalen Beziehungen und in den Beziehungen zwischen den Klassen innerhalb des Landes Änderungen vor sich; diese Änderungen haben einen neuen Zeitabschnitt in der Entwicklung der gegenwärtigen Lage eingeleitet.
2. China befindet sich schon seit langem in zwei krassen grundlegenden Widersprüchen: Widerspruch zwischen dem Imperialismus und China sowie Widerspruch zwischen dem Feudalsystem und den breiten Volksmassen. Im Jahre 1927 hat die Bourgeoisie, durch die Kuomintang vertreten, Verrat an der Revolution geübt und die nationalen Interessen an den Imperialismus verschachert; da ergab sich die Situation, daß die Arbeiter- und Bauernmacht dem Kuomintang-Regime in scharfem Antagonismus gegenüberstand und die Kommunistische Partei Chinas nicht umhinkonnte, allein die Aufgabe der nationalen und demokratischen Revolution zu übernehmen.
3. Die Lage, die nach den Ereignissen des 18. September 1931 und insbesondere nach den Nordchina-Ereignissen [1] des Jahres 1935
|310| entstanden war, führte zu folgenden Änderungen in den obenerwähnten Widersprüchen:
a. Von den Widersprüchen zwischen den imperialistischen Ländern im allgemeinen und China sprangen die Widersprüche zwischen dem japanischen Imperialismus und China besonders markant und scharf hervor. Der japanische Imperialismus hat begonnen, eine Politik der völligen Unterwerfung Chinas zu betreiben. Deshalb wurden die Widersprüche zwischen gewissen anderen imperialistischen Staaten und China an die zweitrangige Stelle verdrängt, und die Kluft der Widersprüche zwischen allen diesen imperialistischen Staaten und dem imperialistischen Japan wurde dadurch vergrößert. Infolgedessen hat sich für die Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk die Aufgabe ergeben, die antijapanische nationale Einheitsfront in China mit der Friedensfront der Welt zu verbinden. Das heißt, daß China sich nicht nur mit dem festen und guten Freund des chinesischen Volkes, mit der Sowjetunion, vereinigen muß, sondern auch nach Möglichkeit auf gemeinsamen Kampf gegen den japanischen Imperialismus abzielende Beziehungen zu jenen imperialistischen Staaten aufnehmen sollte, die gegenwärtig den Frieden zu erhalten wünschen und gegen einen neuen Aggressionskrieg auftreten. Unsere Einheitsfront muß sich den Widerstand gegen die japanische Aggression zum Ziel setzen, nicht aber den gleichzeitigen Kampf gegen alle imperialistischen Mächte.
b. Die Widersprüche zwischen China und Japan haben zu Änderungen in den Beziehungen zwischen den verschiedenen Klassen innerhalb unseres Landes geführt; für die Bourgeoisie und selbst für die Militärmachthaber wurde ihre bloße Existenz in Frage gestellt; in ihren Reihen und in ihren Parteien begann allmählich der Prozeß einer Revision ihrer politischen Stellungen. Das hat die Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk vor die Aufgabe gestellt, eine antijapanische nationale Einheitsfront zu schaffen. Unsere Einheitsfront erfaßt die Bourgeoisie und all jene, die für die Verteidigung des Vaterlands eintreten; sie stellt den Zusammenschluß des ganzen Landes gegen den äußeren Feind dar. Die Lösung der Aufgabe, eine solche Front zu schaffen, ist nicht nur notwendig, sondern auch möglich.
c. Die Widersprüche zwischen China und Japan haben zu Änderungen in der Lage und in der Politik der Volksmassen des ganzen Landes
(des Proletariats, der Bauernschaft und des städtischen Kleinbürgertums) sowie zu Änderungen in der Lage und in der Politik der
Kommunistischen Partei geführt. Die Volkserhebung für die
|311| Rettung des Vaterlands hat einen noch größeren Umfang angenommen. Die Politik der Kommunistischen Partei nach den Ereignissen
des 18. September war darauf gerichtet, mit dem Teil der Kuomintang-Leute, der beim Widerstand gegen die japanische Aggression mit uns
zusammenzuarbeiten wünscht, unter drei Bedingungen (Einstellung der Offensive gegen die revolutionären Stützpunktgebiete,
Gewährleistung des Rechts auf Freiheit für das Volk, Bewaffnung des Volkes) eine Vereinbarung über den Widerstand gegen Japan zu
treffen; unsere Partei hat diese Politik zur Politik der Schaffung einer Einheitsfront der ganzen Nation gegen die japanische Aggression
entwickelt. Deshalb hat unsere Partei eine Reihe von Schritten unternommen, und zwar folgende: die Augustdeklaration des Jahres 1935 [2],
der Dezemberbeschluß [3], der Verzicht auf "Anti-Tschiangkaischek Losungen im Mai 1936 [4], der Augustbrief an die Kuomintang [5], der
Septemberbeschluß über die demokratische Republik [6], das Bestehen auf friedlicher Beilegung der Sian-Ereignisse im Dezember des
gleichen Jahres, das Telegramm an das 3. Plenum des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang im Februar 1937 [7].
d. Solche Erscheinungen wie die Separatregimes der Militärmachthaber in China und Kriege zwischen ihnen infolge der imperialistischen Politik der Einflußsphären und der halbkolonialen Wirtschaft Chinas haben angesichts der Widersprüche zwischen China und Japan ebenfalls Änderungen erfahren. Die japanischen Imperialisten ermuntern zu derartigen Separatregimes und Bürgerkriegen, um sich den Weg zu ihrer Alleinherrschaft über China zu erleichtern. Einige andere imperialistische Staaten unterstützen in ihrem eigenen Interesse zeitweilig die Einigung Chinas und die Herstellung des Friedens im Land. Die Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk indessen spannen alle ihre Kräfte an zum Kampf gegen die Bürgerkriege und die Zersplitterung des Landes, zum Kampf für Frieden und Einheit.
e. Die Entwicklung der nationalen Widersprüche - der Widersprüche zwischen China und Japan - hat im politischen spezifischen Gewicht die
Widersprüche zwischen den Klassen und zwischen den politischen Gruppierungen innerhalb des Landes an eine zweitrangige,
untergeordnete Stelle gerückt. Die Klassenwidersprüche und die Widersprüche zwischen den politischen Gruppierungen im Land bestehen
jedoch nach wie vor. Sie sind weder vermindert worden, noch sind sie verschwunden. Das gleiche gilt auch für die Widersprüche zwischen
China und den imperialistischen Staaten, Japan
|312| ausgenommen. Gerade das hat die Kommunistische Partei Chinas und das chinesische Volk vor folgende Aufgabe gestellt: sowohl
jene inneren als auch äußeren Widersprüche, deren Regelung gegenwärtig möglich und notwendig ist, so zu regeln, wie es sich gehört, damit
sie der allgemeinen Aufgabe des Zusammenschlusses zum Widerstand gegen die japanische Aggression entsprechen. Gerade das
begründete eine ganze Reihe politischer Richtlinien der Kommunistischen Partei Chinas, wie die für Frieden und Einheit, für politische
Demokratie, für Verbesserung der Lebensbedingungen des Volkes und Verhandlungen mit den ausländischen Staaten, die gegen Japan
auftreten.
4. Der erste Zeitabschnitt der neuen Periode der chinesischen Revolution, der am 9. Dezember 1935 begann, war mit dem 3. Plenum des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang, das im Februar 1937 stattfand, beendet. Die bedeutendsten Ereignisse in diesem Zeitabschnitt waren folgende: Bewegung der Studentenschaft, der Kulturschaffenden und der Öffentlichkeit zur Rettung des Vaterlands; Einrücken der Roten Armee in die nordwestlichen Gebiete des Landes; die propagandistische und organisatorische Arbeit der Kommunistischen Partei für ihre Politik einer antijapanischen nationalen Einheitsfront; die antijapanischen Streiks in Schanghai und Tsingtao [8]; die Tendenz Großbritanniens, Japan gegenüber eine relativ straffere Politik einzuschlagen [9]; die Kuangtung-Kuangsi-Ereignisse [10] der Widerstandskampf in der Provinz Suiyüan und die Bewegung zur Unterstützung der Suiyüanfront [11]; die relativ festere Haltung Nankings bei den chinesisch-japanischen Verhandlungen [12]; die SianEreignisse und schließlich das in Nanking abgehaltene 3. Plenum des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang [13]. Alle diese Ereignisse entfalteten sich um den grundlegenden Widerspruch, den Antagonismus zwischen China und Japan, sie alle standen in unmittelbarer Beziehung zu der historischen Notwendigkeit der Schaffung einer antijapanischen nationalen Einheitsfront. Die grundlegende Aufgabe der Revolution in diesem Zeitabschnitt ist die Erringung des Friedens innerhalb des Landes, die Einstellung der inneren bewaffneten Konflikte, damit der Zusammenschluß zum gemeinsamen Widerstand gegen Japan verwirklicht wird. In diesem Zeitabschnitt erließ die Kommunistische Partei den Aufruf: "Mit dem Bürgerkrieg Schluß machen und Japan einmütigen Widerstand leisten" Dieser Aufruf wurde im wesentlichen verwirklicht, und auf diese Weise wurde die erste unerläßliche Bedingung für die tatsächliche Bildung der antijapanischen nationalen Einheitsfront geschaffen.
|313| 5. Da es in den Reihen der Kuomintang eine projapanische Gruppe gibt, wurde auf dem 3. Plenum des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang keine eindeutige und vollständige Wendung in der Politik der Kuomintang zum Ausdruck gebracht, und es hat auch keine konkrete Lösung des Problems gegeben. Aber unter dem Druck des Volkes und unter dem Einfluß der Verschiebungen, die innerhalb der Kuomintang vor sich gegangen sind, mußte sie zwangsläufig damit beginnen, sich von der falschen Politik der vergangenen zehn Jahre, von der Politik des Bürgerkriegs, der Diktatur und des Nichtwiderstands gegen Japan abzuwenden und sich der Politik des inneren Friedens, der Demokratie und des Widerstands gegen Japan zuzuwenden. Sie begann die Politik einer antijapanischen nationalen Einheitsfront anzunehmen; dieser Anfang einer Wendung hat sich auf dem 3. Plenum des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang abgezeichnet. Von nun an muß man danach streben, daß sich in der Politik der Kuomintang die endgültige Wendung vollzieht. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir und das ganze chinesische Volk die antijapanische und demokratische Bewegung noch breiter entfalten, in der Kritik, im Vorwärtsstoßen und Vorwärtstreiben der Kuomintang noch weiter gehen, uns mit den in ihren Reihen vorhandenen Anhängern des Friedens, der Demokratie und des Widerstands gegen die japanische Aggression zusammenschließen, die Schwankenden und Unentschlossenen vorwärtsdrängen und die projapanisch gesinnten Elemente vertreiben.
6. Der gegenwärtige Zeitabschnitt ist der zweite Zeitabschnitt der neuen Periode. Der erste wie der zweite Zeitabschnitt sind Zeitabschnitte des Übergangs zum bewaffneten Widerstandskampf des ganzen Landes gegen die japanischen Eindringlinge. Bestand die Aufgabe des ersten Zeitabschnitts hauptsächlich im Kampf um den Frieden, so ist die Aufgabe des zweiten Zeitabschnitts hauptsächlich der Kampf um die Demokratie. Man muß begreifen, daß die Schaffung einer wahren, festen nationalen Einheitsfront gegen Japan ohne die Demokratie innerhalb des Landes selbstverständlich ebenso unmöglich ist wie ohne den inneren Frieden. Deshalb ist der Kampf um die Demokratie in dem gegenwärtigen Entwicklungsstadium das Hauptkettenglied in der Aufgabe der Revolution. Werden wir uns der Wichtigkeit der Aufgabe, die Demokratie zu erkämpfen, nicht bewußt und lassen wir im Bestreben um die Demokratie nach, so werden wir die Schaffung einer wahren, festen nationalen Einheitsfront gegen Japan nicht erreichen können.
|314| DER KAMPF UM DEMOKRATIE UND FREIHEIT
7. Die japanischen Imperialisten bereiten sich gegenwärtig verstärkt auf eine Aggression gegen Chinas Gebiete südlich der Großen Mauer vor. Im Einklang mit den intensiven Vorbereitungen Hitlers und Mussolinis für einen Raubkrieg im Westen spannt Japan im Osten nach seinen festgelegten Plänen alle Kräfte an, um Voraussetzungen zu schaffen, China mit einem Schlag zu unterwerfen: im eigenen Land handelt es sich um militärische, politische, ökonomische und ideologische Voraussetzungen und in der internationalen Arena um diplomatische Voraussetzungen; und in China züchtet es die projapanischen Kräfte hoch. Die Propagierung der sogenannten "chinesisch-japanischen Zusammenarbeit" und eine gewisse Mäßigung in den diplomatischen Maßnahmen Japans werden genau diktiert von taktischen Bedürfnissen der Aggressionspolitik Japans am Vorabend des Krieges. Der ausschlaggebende Augenblick rückt heran, da China die Frage seiner Existenz oder seines Untergangs entscheiden muß; man muß sich im raschesten Tempo auf den Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression zur Rettung Chinas vorbereiten. Wir sind eben nicht gegen solche Vorbereitung, aber wir sind gegen die Theorie der endlosen Vorbereitung, gegen den für das Vaterland verhängnisvollen müßigen und liederlichen Zeitvertreib ziviler und militärischer Beamter, der in Wirklichkeit dem Feind hilft und den man unverzüglich radikal unterbinden muß.
8. Vorbereitungen für die Landesverteidigung auf politischem, militärischem und wirtschaftlichem Gebiet sowie auf dem Gebiet des
Erziehungswesens sind gleichfalls unerläßliche Voraussetzungen für den Widerstandskrieg gegen Japan zur Rettung des Vaterlands und
dulden nicht einmal den geringsten Verzug. Die Erringung der Demokratie und Freiheit auf politischem Gebiet ist eben das Hauptkettenglied,
das den Sieg im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression gewährleisten wird. Für den Widerstandskrieg bedarf es des inneren
Friedens und der Einheit des ganzen Landes, ohne Demokratie und Freiheit können wir weder den von uns bereits erreichten inneren
Frieden verankern noch die innere Einheit stärken. Für den Widerstandskrieg ist die Mobilisierung des Volkes notwendig, aber ohne
Demokratie und Freiheit ist an die Durchführung dieser Mobilisierung gar nicht zu denken. Sind der Frieden und die Einheit nicht gefestigt
und die Kräfte des ganzen Volkes nicht mobilisiert worden,
|315| kann der Widerstandskrieg das gleiche Schicksal erleiden wie Abessinien. Abessinien erlitt eine Niederlage hauptsächlich deshalb,
weil dort das Feudalsystem herrschte und folglich Abessinien außerstande war, die innere Einheit zu festigen und die Aktivität des Volkes zu
entfalten. Ohne die Demokratie im Land ist es unmöglich, in China eine wahre, feste nationale Einheitsfront gegen Japan zu schaffen und
deren Aufgaben zu lösen.
9. China muß unverzüglich demokratische Umgestaltungen in folgenden zwei Richtungen in Angriff nehmen: Erstens, auf dem Gebiet des
politischen Systems ist das Regierungssystem der reaktionären Diktatur einer Partei und einer Klasse - der Diktatur der Kuomintang - durch
ein demokratisches Regierungssystem zu ersetzen, das auf der Zusammenarbeit aller Parteien und aller Klassen beruht. Hierfür muß man
damit beginnen, die antidemokratischen Verfahren für die Durchführung der Wahlen zur Nationalversammlung und für ihre Einberufung zu
ändern, demokratische Wahlen durchzuführen und die freie Tätigkeit der Nationalversammlung zu gewährleisten, bis eine wahrhaft demokratische Verfassung
ausgearbeitet und angenommen, ein wahrhaft demokratisches Parlament einberufen, eine wahrhaft demokratische Regierung gewählt und
eine wahrhaft demokratische Politik durchgeführt wird. Nur so kann man den inneren Frieden richtig festigen, die bewaffnete Konfrontation im
Land einstellen, die innere Einheit stärken, damit sich das ganze Land wie ein Mann zum Widerstand gegen den äußeren Feind erhebt. Es
kann auch so kommen, daß der Angriff der japanischen Imperialisten beginnt, bevor wir mit unseren Umgestaltungen fertig sind. Deshalb
müssen wir diese Umgestaltungen rasch durchführen und darauf vorbereitet sein, sie im Verlauf des Widerstandskriegs zu vollenden, um
jederzeit dem japanischen Angriff Widerstand leisten und Japan endgültig besiegen zu können. Das ganze chinesische Volk und die
Patrioten aller Parteien müssen ihre bisherige gleichgültige Einstellung zu den Fragen der Nationalversammlung und der Ausarbeitung der
Verfassung aufgeben und alle ihre Kräfte auf die konkrete, für die Landesverteidigung bedeutsame Bewegung für die Nationalversammlung
und für die Verfassung konzentrieren; sie müssen die an der Macht befindliche Kuomintang streng kritisieren; sie müssen sie Vorwärtsstoßen
und vorwärtstreiben, damit sie auf ihre Diktatur einer Partei und einer Klasse verzichtet und den Willen des Volkes erfüllt. Im Verlauf einiger
Monate des laufenden Jahres muß man im ganzen Land eine breite demokratische Bewegung entfachen, deren
|316| nächstes Ziel die Vollendung der Demokratisierung der Nationalversammlung und der Verfassung sein muß. Zweitens handelt es sich
um die Freiheit der Rede, der Versammlung und der Vereinigung für das Volk. Ohne diese Freiheiten wird man die demokratische
Umgestaltung des politischen Systems nicht vollziehen können, wird man weder das Volk für den Widerstandskrieg mobilisieren noch bei der
Verteidigung des Vaterlands und der Rückgewinnung der verlorenen Territorien den Sieg erringen können. Im Verlauf der nächsten Monate
muß die demokratische Bewegung des ganzen Volkes die Erfüllung gewisser Mindestforderungen auf diesem Gebiet erzwingen, die
Freilassung der politischen Häftlinge, die Aufhebung des Parteiverbots usw. mit eingeschlossen. Die demokratische Umgestaltung des
politischen Systems und das Recht auf Freiheit für das Volk sind ein wichtiger Teil des Programms der antijapanischen nationalen
Einheitsfront und zugleich eine notwendige Voraussetzung für die Schaffung einer wahren, festen nationalen Einheitsfront gegen Japan.
10. Unsere Feinde - die japanischen Imperialisten, die chinesischen Landesverräter, die projapanischen Elemente und die Trotzkisten - setzen alles daran, jede unserer Maßnahmen zu hintertreiben, die auf die Herstellung von Frieden und Einheit in China, die Einführung der Demokratie und Freiheit und den Widerstandskrieg gegen Japan gerichtet sind. Früher, als wir mit allen Kräften für Frieden und Einheit kämpften, schürten sie auf jede Weise den Bürgerkrieg und die Zersplitterung des Landes. Jetzt wie auch in der nächsten Zukunft, wo wir mit allen Kräften für Demokratie und Freiheit kämpfen, werden sie zweifellos ihre Wühltätigkeit fortsetzen. Ihr allgemeines Ziel besteht darin, uns bei der Erfüllung der Aufgabe des Widerstandskriegs zum Schutz des Vaterlands zu verhindern und ihre aggressiven Pläne der Unterwerfung Chinas zu verwirklichen. Von nun an müssen wir uns im Kampf für die Erringung der Demokratie und Freiheit nicht nur anstrengen, Propaganda und Agitation unter den Ultrakonservativen in der Kuomintang und unter dem rückständigen Teil des Volkes zu leisten und Kritik an ihnen zu üben, sondern auch die Umtriebe der japanischen Imperialisten und der projapanischen Elemente und der Trotzkisten, die ihnen bei der Aggression in China als Kettenhunde dienen, restlos entlarven und einen entschlossenen Kampf gegen sie führen.
11. Um den Frieden herzustellen und die Demokratie zu errichten, um den Widerstandskrieg zu führen, um die antijapanische nationale
Einheitsfront zu schaffen, hat die Kommunistische Partei
|317| Chinas in dem Telegramm an das 3. Plenum des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang folgende vier Garantien gegeben: a. die
unter Führung der Kommunistischen Partei stehende Regierung des revolutionären Stützpunktgebiets Schensi-Kansu-Ningsia umzubenennen
in Regierung des Sondergebiets der Republik China und die Rote Armee umzubenennen in Nationalrevolutionäre Armee und sie der
Anleitung der Zentralregierung beziehungsweise ihrem Militärrat in Nanking zu unterstellen; b. auf dem Territorium der Regierung des
Sondergebiets ein konsequentes demokratisches System einzuführen; c. mit der Politik des gewaltsamen Sturzes der Kuomintang Schluß zu
machen; d. die Beschlagnahme des Bodens der Grundherren einzustellen. Diese Verpflichtungen sind notwendig und zulässig. Denn nur so
kann man in Übereinstimmung mit der Änderung des politischen spezifischen Gewichts der äußeren und der inneren Widersprüche die Lage
der antagonistischen Gegenüberstellung zweier politischer Mächte im Land ändern und auf diese Weise sich für den gemeinsamen Kampf
gegen den Feind zusammenschließen. Das sind Zugeständnisse nach bestimmten Prinzipien und unter bestimmten Bedingungen,
Zugeständnisse, die gemacht wurden, um - wie es die ganze Nation braucht - im Austausch dagegen Frieden, Demokratie und den
Widerstandskrieg zu erhalten. Aber unsere Zugeständnisse haben ihre Grenzen. Die Kommunistische Partei behält die Führung im
Sondergebiet und in der Roten Armee und wahrt in den Beziehungen zur Kuomintang ihre Unabhängigkeit und die Freiheit der Kritik. Das
sind die Grenzen dieser Zugeständnisse, und es ist unzulässig, diese Grenzen zu überschreiten. Zugeständnisse müssen von beiden
Parteien gemacht werden: Die Kuomintang verzichtet auf die Politik des Bürgerkriegs, der Diktatur und auf die Politik, dem äußeren Feind
keinen Widerstand zu leisten; die Kommunistische Partei verzichtet auf die Politik der antagonistischen Gegenüberstellung der beiden
politischen Mächte. Wir tauschen das letztere gegen das erstere aus und nehmen die Zusammenarbeit mit der Kuomintang wieder auf zum
Kampf für die Rettung des Vaterlands vor dem Untergang. Das als Kapitulation der Kommunistischen Partei zu bezeichnen, wäre nichts als
"Ah-Queh-ismus" [14] und böswillige Verleumdung.
12. Ist die Kommunistische Partei mit den Drei Volksprinzipien einverstanden? Wir antworten: Ja, sie ist einverstanden [15] . Die Drei
Volksprinzipien haben im Laufe ihrer Geschichte Veränderungen erfahren. Die revolutionären Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yat-sens
|318| eroberten sich das Vertrauen des Volkes und wurden in den Jahren 1924 bis 1927 zum siegreichen Banner der Revolution, weil sie von
Dr. Sun Yat-sen in Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei unbeirrt in die Tat umgesetzt wurden. Aber als die Kuomintang im Jahre
1927 die Kommunistische Partei ausschaltete (die Säuberung der Partei [16] und der antikommunistische Krieg) und eine entgegengesetzte
Politik verfolgte, verschuldete sie die Niederlage der Revolution und stürzte die Nation in eine gefährliche Lage; infolgedessen hat das Volk
das Vertrauen zu diesen Drei Volksprinzipien verloren. Gegenwärtig, da eine äußerst scharfe Krise über die Nation hereingebrochen ist, kann
die Kuomintang bereits nicht mehr in der alten Manier regieren, und im Zusammenhang damit fordert das ganze chinesische Volk, fordern die
patriotischen Kräfte der Kuomintang erneut aufs dringendste die Zusammenarbeit der beiden Parteien. Deshalb entspricht es voll und ganz
den historischen Forderungen der chinesischen Revolution, den Geist der Drei Volksprinzipien zu erneuern und wiederherzustellen, die
Zusammenarbeit der beiden Parteien in Übereinstimmung mit diesen Prinzipien wiederaufzunehmen: nach außen hin mit dem Prinzip des
Nationalismus, das heißt um Unabhängigkeit und Befreiung zu kämpfen, und nach innen hin mit dem Prinzip der Demokratie, das heißt
Demokratie und Freiheit zu verwirklichen, sowie mit dem Prinzip des Volkswohls, das heißt den Wohlstand des Volkes zu fördern. Beide
Parteien müssen das Volk bei der entschlossenen Verwirklichung dieser drei Prinzipien führen. Und das muß jedem Kommunisten völlig klar
sein. Die Kommunisten verzichten keineswegs auf ihre sozialistischen und kommunistischen Ideale; sie werden über das Stadium der
bürgerlich-demokratischen Revolution zum Stadium des Sozialismus und Kommunismus gelangen. Die Kommunistische Partei Chinas hat
ihr eigenes politisches und ökonomisches Programm. Ihr Maximalprogramm ist Sozialismus und Kommunismus, und das unterscheidet sich
von den Drei Volksprinzipien. Auch ihr Programm in der Periode der demokratischen Revolution geht weiter als die Programme aller anderen
Parteien Chinas, aber es widerspricht im wesentlichen nicht dem Programm der Drei Volksprinzipien, das vom I. Nationalkongreß der
Kuomintang verkündet worden ist. Deshalb lehnen wir die Drei Volksprinzipien nicht ab, sondern wollen sie fest und entschlossen
verwirklichen; wir fordern außerdem, daß die Kuomintang mit uns zusammen diese Prinzipien in die Tat umsetzt, und rufen das ganze
chinesische Volk auf, das gleiche zu tun. Wir sind der Meinung, daß
|319| die Kommunistische Partei, die Kuomintang und das ganze chinesische Volk sich einmütig zum Kampf für die drei großen Ziele
erheben müssen: für die nationale Unabhängigkeit, für Demokratie und Freiheit und für Glück und Wohlfahrt des Volkes.
13. War unsere frühere Losung von der demokratischen Arbeiter- und Bauernrepublik ein Fehler? Nein, sie war kein Fehler. Da die Bourgeoisie und insbesondere die Großbourgeoisie sich von der Revolution abwandte, sich den Imperialisten und den feudalen Kräften verschrieb und folglich zum Feind des Volkes wurde, blieben nur das Proletariat, die Bauernschaft und das städtische Kleinbürgertum die Triebkräfte der Revolution; als revolutionäre Partei blieb nur die Kommunistische Partei; und die Mission des Organisators der Revolution mußte deshalb der einzigen revolutionären Partei der Kommunistischen Partei - zufallen. Nur die Kommunistische Partei hielt das Banner der Revolution weiterhin hoch, wahrte die revolutionären Traditionen, stellte die Losung der demokratischen Arbeiter- und Bauernrepublik auf und führte viele Jahre lang einen harten Kampf für die Verwirklichung dieser Losung. Die Losung der demokratischen Arbeiter- und Bauernrepublik lief den Aufgaben der bürgerlich-demokratischen Revolution nicht zuwider, sondern bedeutete die strikte Verwirklichung gerade dieser Aufgaben. In der Politik, die wir im Verlauf unseres tatsächlichen Kampfes betrieben, gibt es nichts, was nicht diesen Aufgaben entspräche. In unserer Politik, einschließlich der Beschlagnahme des Bodens der Grundherren sowie der Einführung des Achtstundentags, sind wir nicht über den Rahmen des Systems des kapitalistischen Privateigentums hinausgegangen und haben nicht den Sozialismus verwirklicht. Wie wird die Zusammensetzung der neuen demokratischen Republik sein? Sie besteht aus dem Proletariat, der Bauernschaft, dem städtischen Kleinbürgertum, der Bourgeoisie und all jenen im Land, die die Ideen der nationalen und demokratischen Revolution teilen. Eine solche Republik wird ein Bündnis aller dieser Klassen in der nationalen und demokratischen Revolution sein. Die Besonderheit dieses Bündnisses besteht darin, daß ihm auch die Bourgeoisie angehört, weil in der gegenwärtigen Lage die Möglichkeit gegeben ist, daß sie erneut mit uns zusammenarbeitet und am Widerstand gegen die japanische Aggression teilnimmt; deshalb darf die Partei des Proletariats die Bourgeoisie nicht ablehnen - im Gegenteil, sie soll die Bourgeoisie heranziehen und das Bündnis mit ihr erneuern für den gemeinsamen Kampf im Interesse der Entwicklung der chinesischen Revolution.
|320| Um mit bewaffneten Zusammenstößen innerhalb des Landes Schluß zu machen, ist die Kommunistische Partei gewillt, die Politik der gewaltsamen Beschlagnahme des Bodens der Grundherren einzustellen, und sie ist bereit, die Bodenfrage auf dem Wege der Gesetzgebung und durch andere entsprechende Verfahren im Prozeß des Aufbaus der neuen demokratischen Republik zu lösen. Vor allem jedoch ist die Frage zu lösen, wem der chinesische Boden gehört: den Japanern oder den Chinesen. Da man bei der Lösung der Bodenfrage der Bauern von der Hauptvoraussetzung der Verteidigung Chinas ausgehen muß, ist der Übergang von den Methoden der gewaltsamen Beschlagnahme zu neuen, der Lage entsprechenden Methoden absolut notwendig geworden.
Die Losung der demokratischen Arbeiter- und Bauernrepublik war in der Vergangenheit mit Recht aufgestellt worden und wird gegenwärtig ebenfalls mit Recht zurückgezogen.
14. Um die nationale Einheitsfront für den gemeinsamen Kampf gegen den Feind zu schaffen, muß man einige Widersprüche innerhalb des Landes auf gebührende Weise lösen, wobei man von dem Prinzip ausgehen muß, daß die Lösung dieser Widersprüche zur Verstärkung und Erweiterung der antijapanischen nationalen Einheitsfront beiträgt, keinesfalls aber zu ihrer Schwächung und Einengung führen darf. In dem Zeitabschnitt der demokratischen Revolution können Widersprüche und Kampf innerhalb des Landes zwischen den Klassen, Parteien sowie politischen Gruppierungen nicht vermieden werden, aber man kann und muß jene Kämpfe einstellen, die den Zusammenschluß der Kräfte für den Widerstand gegen die japanischen Eindringlinge behindern (Bürgerkrieg, antagonistische Gegenüberstellung der politischen Parteien, örtliche Separatregimes, feudale politische und ökonomische Unterdrückung einerseits und andererseits die Politik der Aufstände, übermäßige ökonomische Forderungen, die den Widerstand gegen die japanischen Aggressoren nicht fördern, usw.), aber man kann und muß jene Kämpfe beibehalten, die den Zusammenschluß für den Widerstand gegen Japan fördern (die Kämpfe für die Freiheit der Kritik, für die Unabhängigkeit der Parteien, für die Verbesserung des politischen und ökonomischen Lebens des Volkes usw.).
15. Im Rahmen der allgemeinen Aufgaben des Kampfes für die antijapanische nationale Einheitsfront und die einheitliche demokratische
Republik stehen vor der Roten Armee und den Stützpunktgebieten des Widerstands gegen Japan. folgende Aufgaben: a. Es ist zu
|321| erreichen, daß die Rote Armee der Situation des Widerstandskriegs entspricht, und dazu muß die Rote Armee unverzüglich zur
Nationalrevolutionären Armee reorganisiert und das Niveau ihrer militärischen, politischen und kulturellen Erziehung noch höher gehoben
werden, damit die Rote Armee im Widerstandskrieg als Vorbild dienen wird; b. die Stützpunktgebiete sind in einen Bestandteil der gesamten
Republik umzuwandeln, in denen ist eine den neuen Bedingungen entsprechende demokratische Ordnung zu errichten, die
Sicherheitstruppen sind zu reorganisieren, die Landesverräter und Saboteure zu liquidieren, damit diese Stützpunktgebiete zum Vorbild im
Widerstandskrieg und zum Muster der Demokratie werden; c. in diesen Gebieten ist der notwendige wirtschaftliche Aufbau durchzuführen,
und die Lebensbedingungen der Volksmassen sind zu verbessern; d. der notwendige kulturelle Aufbau ist durchzuführen.
UNSERE VERANTWORTUNG FÜR DIE FÜHRUNG
16. Die chinesische Bourgeoisie, die in einer bestimmten historischen Situation fähig ist, sich am Kampf gegen den Imperialismus und das
Feudalsystem zu beteiligen, kann in einer anderen historischen Situation infolge ihrer ökonomischen und politischen Schwäche ins
Schwanken geraten und Verrat üben. Diese Gesetzmäßigkeit ist durch Tatsachen aus der chinesischen Geschichte bestätigt worden.
Deshalb können die Aufgaben der antiimperialistischen und antifeudalen bürgerlich-demokratischen Revolution in China nur dann erfüllt
werden, wenn die Führung, wie das durch den Lauf der Geschichte bestimmt ist, nicht die Bourgeoisie, sondern das Proletariat innehat.
Überdies kann man nur dann die der Bourgeoisie angeborene Unbeständigkeit und Inkonsequenz überwinden und verhindern, daß die Revolution mit einer
Fehlgeburt endet, wenn das Proletariat seine Beharrlichkeit und Konsequenz bei der Durchführung der demokratischen Revolution in vollem
Maße zur Geltung bringt. Soll das Proletariat der Bourgeoisie folgen oder die Bourgeoisie dem Proletariat? Von dieser Frage der
Verantwortung für die Führung der chinesischen Revolution hängt der Ausgang dieser Revolution ab. Die Erfahrungen der Jahre 1924 bis
1927 haben gezeigt, wie erfolgreich die Revolution sich entwickelte, als die Bourgeoisie der politischen Führung des Proletariats folgte, und
welche Niederlage die Revolution
|322| erlitt, als das Proletariat (dafür trägt die Kommunistische Partei die Verantwortung) in politischer Hinsicht der Bourgeoisie
nachtrabte.[17] Man darf nicht zulassen, daß sich eine derartige Geschichte wiederholt. In der gegenwärtigen Situation wird es ohne die
politische Führung durch das Proletariat und seine Partei unmöglich sein, die antijapanische nationale Einheitsfront herzustellen, unsere Ziele
Frieden, Demokratie und Widerstandskrieg - zu verwirklichen und das Vaterland zu verteidigen; wird es nicht gelingen, eine einheitliche
demokratische Republik erfolgreich zu schaffen. Heute ist die durch die Kuomintang vertretene chinesische Bourgeoisie noch sehr passiv
und konservativ; der Beweis dafür ist die Tatsache, daß sie lange zögert, die antijapanische nationale Einheitsfront, deren Initiator die
Kommunistische Partei ist, zu akzeptieren. Dieser Umstand erlegt dem Proletariat und seiner Partei eine noch größere Verantwortung für die
politische Führung auf. Die Rolle des Generalstabs im Widerstandskampf gegen die japanische Aggression zur Rettung des Vaterlands zu
übernehmen ist die heilige Pflicht der Kommunistischen Partei, die sie weder ablehnen darf noch kann.
17. Wie verwirklicht das Proletariat durch seine Partei die politische Führung aller revolutionären Klassen im Land? Erstens wird
entsprechend dem Ablauf der historischen Entwicklung die politische Hauptlosung ausgegeben, und zu ihrer Verwirklichung werden in jedem
Entwicklungsstadium und am Wendepunkt eines jeden wichtigen Ereignisses Aktionslosungen aufgestellt. So haben wir beispielsweise als
konkrete Ziele einmütiger Aktionen des ganzen Volkes folgende Hauptlosungen aufgestellt: "Antijapanische nationale Einheitsfront",
"Einheitliche demokratische Republik", und wir haben die Losungen "Einstellung des Bürgerkriegs", "Kampf um die Demokratie",
"Verwirklichung des Widerstandskriegs" hinzugefügt. Ohne solche konkreten Zielsetzungen kann von einer politischen Führung nicht die Rede
sein. Zweitens müssen das Proletariat und insbesondere seine Avantgarde, die Kommunistische Partei, grenzenlose Aktivität und
Ergebenheit an den Tag legen und zum Vorbild bei der Verwirklichung dieser konkreten Ziele werden, wenn in Übereinstimmung mit diesen
konkreten Zielsetzungen das ganze Land in Bewegung gerät. Im Kampf für die Lösung aller Aufgaben der antijapanischen nationalen
Einheitsfront und der demokratischen Republik müssen die Kommunisten den größten Weitblick besitzen, den höchsten Grad von
Opferbereitschaft aufweisen, die größte Standhaftigkeit an den Tag legen, mit maximaler Unbefangenheit eine
|323| Situation erfassen können; sie müssen sich auf die Mehrheit der Volksmassen stützen und die Unterstützung der Volksmassen
erlangen. Drittens muß man, indem man an dem Prinzip festhält, das gestreckte politische Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren,
entsprechende Beziehungen zu den Verbündeten aufnehmen und das Bündnis mit ihnen entwickeln und festigen. Viertens muß man die
Reihen der Kommunistischen Partei erweitern, ihre ideologische Einheit und eine strenge Disziplin wahren. Die politische Führung des
ganzen Volkes durch die Kommunistische Partei wird dadurch verwirklicht, daß alle oben aufgezählten Bedingungen erfüllt werden. Diese
Bedingungen sind die Grundlage dafür, daß unsere politische Führung gewährleistet und die Revolution den vollständigen Sieg erhalten und
nicht durch die Unbeständigkeit unserer Verbündeten fehlgeleitet wird.
18. Nachdem der Frieden verwirklicht und die Zusammenarbeit der beiden Parteien hergestellt worden ist, müssen die Formen des Kampfes, die Formen der Organisation und die Methoden der Arbeit geändert werden, die wir früher bei der Befolgung der Linie anwandten, die durch die antagonistische Gegenüberstellung zweier politischer Mächte bedingt war. Diese Änderungen müssen hauptsächlich darin bestehen, daß von bewaffneten Formen zu friedlichen Formen, von illegalen zu legalen Formen übergegangen wird. Eine solche Wendung ist nicht leicht zu vollziehen, man wird umlernen müssen. Die Umschulung der Kader wird zum Hauptkettenglied in unserer Arbeit.
19. Viele Genossen haben bereits die Frage nach dem Charakter der demokratischen Republik und nach ihren Perspektiven gestellt. Darauf
antworten wir so: Ihrem Klassencharakter nach ist sie das Bündnis aller revolutionären Klassen, in der Perspektive aber kann sie auf den
Sozialismus zusteuern. Unsere demokratische Republik wird geschaffen im Prozeß der Erfüllung der Aufgaben des nationalen
Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression, sie wird geschaffen unter der Führung des Proletariats, in einer neuen internationalen
Situation (Sieg des Sozialismus in der Sowjetunion, Vorabend einer neuen Periode in der Weltrevolution). Darum muß sie, obwohl sie infolge
der sozialen und ökonomischen Bedingungen ihrem Charakter nach ein bürgerlich-demokratischer Staat bleibt, dennoch infolge der
konkreten politischen Bedingungen zu einem Staat werden, der auf dem Bündnis der Arbeiter, der Bauern, des Kleinbürgertums und der
Bourgeoisie beruht - darin eben unterscheidet sie sich von einer gewöhnlichen bürgerlichen Republik. Aus dem gleichen Grunde
|324| besteht, obwohl sie in der Perspektive immer noch die kapitalistische Richtung einschlagen könnte, zugleich auch die Möglichkeit ihres
Übergangs auf den Weg zum Sozialismus, und die Partei des chinesischen Proletariats muß mit allen Kräften für diese zweite Perspektive kämpfen.
20. Eine notwendige Bedingung für die Erfüllung der vor der Partei stehenden Aufgaben ist der Kampf gegen die Politik der verschlossenen Tür, gegen Abenteurertum und Nachtrabpolitik. In den Massenbewegungen sind in unserer Partei althergebrachte Tendenzen vorhanden - die starke Tendenz zur Politik der verschlossenen Tür und die Tendenz zum überheblichen Sektierertum und zum Abenteurertum. Diese üblen Tendenzen hindern die Partei, die antijapanische nationale Einheitsfront zu schaffen und die Mehrheit der Volksmassen zu gewinnen. Es ist unbedingt notwendig, daß man sie in jeder konkreten Arbeit ausmerzt. Unsere Forderung geht dahin, sich auf die Mehrheit zu stützen und Rücksicht auf die gesamte Lage zu nehmen. Wir können das Wiederaufleben der Nachtrabpolitik Tschen Du-hsius nicht zulassen, die eine Widerspiegelung des bürgerlichen Reformismus in den Reihen des Proletariats gewesen ist. Von dem Standpunkt der Partei heruntergehen, ihr politisches Gepräge vertuschen, die Interessen der Arbeiter und Bauern opfern, um sich den Forderungen des bürgerlichen Reformismus anzupassen heißt die Revolution unweigerlich zur Niederlage führen. Unsere Forderung besteht darin, eine entschlossene revolutionäre Politik durchzuführen und den vollen Sieg der bürgerlich-demokratischen Revolution zu erringen. Um alle obenerwähnten schädlichen Tendenzen zu überwinden, ist es absolut notwendig, das marxistischleninistische theoretische Niveau in der ganzen Partei zu heben, weil die marxistisch-leninistische Theorie allein der Kompaß ist, der der chinesischen Revolution den Weg zum Sieg weist.
ANMERKUNGEN
* Referat des Genossen Mao Tse-tung auf der Landeskonferenz der Kommunistischen Partei Chinas im Mai 1937 in Yenan.
1 Die Nordchina-Ereignisse - gemeint sind eine Reihe von Ereignissen des Jahres 1935, bei denen die japanischen Eindringlinge ihre
Aggression gegen Nordchina durchführten und die Kuomintang-Regierung mit Tschiang Kai-schek an der Spitze die souveränen Rechte
auf Nordchina preisgab und die Nation demütigte. Im Mai 1935 richteten die japanischen Eindringlinge an die Kuomintang-Regierung die
Forderung, ihnen das Recht auf die Errichtung ihrer Herrschaft über Nordchina zuzugestehen.
|325| Im Juni unterzeichnete der Vertreter der Kuomintang-Regierung in Nordchina, Ho Ying-tjin, mit dem Oberbefehlshaber der
japanischen Truppen in Nordchina, Yoshijiro Umezu, ein Abkommen, in dem die Forderung der japanischen Eindringlinge erfüllt wurde -
das war das sogenannte "Ho-Umezu-Abkommen". Kraft dieses Abkommens büßte China den größten Teil seiner souveränen Rechte in
den Provinzen Hopeh und Tschahar (Tschahar entspricht jetzt dem Nordwestteil Hopehs und dem Zentralteil der Inneren Mongolei - der
Übers.) ein. Im Oktober des gleichen Jahres entfesselten Landesverräter, von den japanischen Aggressoren angestiftet, einen Aufruhr im Kreis
Hsiangho (Provinz Hopeh) und besetzten die Kreisstadt. Im November inszenierten Landesverräter auf Betreiben der japanischen
Eindringlinge die sogenannte Bewegung für die Autonomie der fünf Provinzen Nordchinas und schufen in Osthopeh eine
Marionettenregierung - die "Autonome Regierung zum Schutz gegen den Kommunismus". Auf Anweisung der Kuomintang-Regierung
bildeten Sung Dschö-yüan und andere den ,Politischen Rat für Hopeh und Tschahar", um so der Forderung der japanischen
Eindringlinge nach "Errichtung einer Spezialverwaltung in Nordchina" nachzukommen.
2 Gemeint ist die am 1. August 1935 veröffentlichte Deklaration der Kommunistischen Partei Chinas. Nachstehend der Hauptteil dieser
Deklaration: Im gegenwärtigen Augenblick, da die Gefahr des Untergangs unseres Vaterlands und der Versklavung des ganzen Volkes
über uns heraufgezogen ist, wendet sich die Kommunistische Partei Chinas noch einmal an alle Landsleute mit folgendem Appell: Alle politischen
Parteien und Gruppen, unabhängig davon, wie weit ihre früheren und gegenwärtigen politischen Überzeugungen und Interessen
auseinandergehen, alle Landsleute der verschiedenen Bevölkerungskreise, ganz gleich, welche Ansichten sie vertreten und welche
Interessen sie wahrnehmen, alle Truppenverbände, unabhängig davon, ob sie feindselige Handlungen untereinander geführt haben oder
gegenwärtig noch führen - alle müssen sich aufrichtig von der Einsicht durchdringen lassen, daß ,Brüder zu Hause miteinander streiten,
aber einem äußeren Feind gemeinsam entgegentreten, das heißt, sie müssen vor allem den Bürgerkrieg einstellen, um die ganze Macht
des Landes (Menschenreserven, materielle und finanzielle Hilfsquellen sowie die bewaffneten Kräfte) zum Kampf für die heilige Sache
des Widerstands gegen die japanische Aggression zur Rettung des Vaterlands zu konzentrieren. Die Kommunistische Partei erklärt
erneut mit allem Ernst: Sobald die Kuomintang-Truppen die Angriffsoperationen gegen die Rote Armee einstellen, sobald irgendein
Truppenteil in den Widerstandskrieg gegen Japan eintritt, wird die Rote Armee nicht nur unverzüglich ihnen gegenüber alle feindseligen
Handlungen einstellen, sondern auch bereit sein, Schulter an Schulter mit ihnen durch einträchtige gemeinsame Anstrengungen das
Vaterland zu retten, unabhängig davon, ob zwischen ihnen und der Roten Armee irgendwelche von früher stammende Feindschaft
bestanden hat und jetzt noch besteht, und unabhängig davon, ob zwischen den betreffenden Truppenteilen und der Roten Armee in den
innenpolitischen Fragen irgendwelche Meinungsverschiedenheiten bestehen. Die Kommunistische Partei ist bereit, die Initiative zur
Schaffung einer solchen Regierung der Landesverteidigung zu übernehmen. Die Kommunistische Partei bringt ihre Bereitschaft zum
Ausdruck, unverzüglich Verhandlungen über die gemeinsame Schaffung einer Regierung der Landesverteidigung aufzunehmen mit allen
politischen Parteien, Gruppen und Organisationen (Gewerkschaften, Bauernvereinigungen, Studentenbünden, Handelskammern,
Vereinigungen für Erziehung, Journalistenverbänden, Verbänden für Lehrer und Schulangestellte, Landsmannschaften, Dschigungtang,
Gesellschaft für Nationalen Bewaffneten Selbstschutz, Antijapanischem Bund, Vereinigung zur Rettung des Vaterlands usw. usf.), mit
bekannten Persönlichkeiten, mit Gelehrten, Politikern und allen örtlichen militärischen und administrativen
|326| Organen, die alle an der Sache des Widerstands gegen die japanische Aggression zur Rettung des Vaterlands teilnehmen
möchten. Die Regierung der Landesverteidigung, die im Ergebnis dieser Verhandlungen gebildet werden wird, muß zu einem
provisorischen leitenden Organ werden, das sich das Ziel setzt, das Vaterland vor dem Untergang zu retten und seine Existenz zu sichern.
Eine solche Regierung der Landesverteidigung muß danach streben, eine Vertretungskörperschaft einzuberufen, die wirklich alle
Landsleute vertritt (das werden Vertreter sein, die auf Grund demokratischer Prinzipien gewählt werden von Arbeitern, Bauern,
Militärangehörigen, Staatsangestellten, Kaufleuten und der Intelligenz, von allen Parteien, Gruppen und Organisationen, die Japan
Widerstand zu leisten und das Vaterland zu retten trachten, sowie von den Auslandschinesen und von allen Nationalitäten in China),
damit sie alle mit dem Widerstand gegen Japan zur Rettung des Vaterlands verbundenen Fragen konkreter erörtern kann. Die
Kommunistische Partei wird unter Aufbietung aller Kräfte die Einberufung einer solchen Vertretungskörperschaft des ganzen Volkes
unterstützen und deren Beschlüsse widerspruchslos erfüllen. Die Vereinigte Antijapanische Armee muß aus allen Truppenteilen
bestehen, die bereit sind, Japan Widerstand zu leisten. Unter Führung der Regierung der Landesverteidigung wird ein einheitliches
Oberkommando der Vereinigten Antijapanischen Armee gebildet. Wie dieses Oberkommando zu bilden ist - ob aus Vertretern, die von
den Offizieren und Soldaten der antijapanischen Truppenverbände gewählt werden, oder auf irgendeine andere Weise-, das wird durch die
Vertreter aller Seiten und vom Willen des ganzen Volkes bestimmt werden. Die Rote Armee wird zweifellos als erste dieser Vereinigten
Antijapanischen Armee beitreten, um ihre heilige Pflicht im Widerstand gegen die japanische Aggression zur Rettung des Vaterlands zu
erfüllen. Damit die Regierung der Landesverteidigung und die Vereinigte Antijapanische Armee die ganze Schwere ihrer Verantwortung
zum Schutz des Landes bzw. für den Widerstand gegen Japan tatsächlich tragen können, ruft die Kommunistische Partei alle Landsleute
auf: Wer Geld hat, gibt Geld; wer Waffen hat, gibt Waffen; wer Lebensmittelvorräte hat, gibt Lebensmittel; wer körperlich stark ist, setzt seine
Kräfte ein; wer über Fachkenntnisse verfügt, stellt seine Kenntnisse und Fähigkeiten zur Verfügung, damit alle Landsleute mobilisiert und
die viele Millionen zählenden Volksmassen mit allen bei uns vorhandenen neuen wie auch alten Waffen ausgerüstet werden."
3 Gemeint ist der "Beschluß über die gegenwärtige politische Lage und die Aufgaben der Partei", der in der Sitzung des Politbüros des
Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas am 25. Dezember 1935 in Wayaobao, in Nordschensi, angenommen wurde. In
diesem Beschluß unterzog das Politbüro die damalige äußere und innere Lage Chinas sowie die damals in den Beziehungen zwischen
den Klassen im Lande eingetretenen Veränderungen einer allseitigen Analyse und legte die Politik der Partei fest. Nachstehend ein
Abschnitt aus diesem Beschluß: "Die gegenwärtige Lage zeigt, daß die Schritte der japanischen Imperialisten, China zu annektieren,
ganz China und die ganze Welt erschüttert haben. Die Klassen, die Gesellschaftsschichten, die politischen Parteien, die bewaffneten
Kräfte - sie alle agieren in China in der politischen Arena - haben in ihren wechselseitigen Beziehungen Änderungen vorgenommen oder
sind im Begriff, solche Änderungen vorzunehmen. Die Front der nationalen Revolution und die Front der nationalen Konterrevolution
befinden sich im Prozeß der Umgruppierung. Im Zusammenhang damit muß die taktische Linie der Partei darin bestehen, die
revolutionären Kräfte des ganzen Landes, der ganzen Nation zum Kampf gegen den gegenwärtigen Hauptfeind - den japanischen
Imperialismus und den Häuptling der Landesverräter, Tschiang Kai-schek, - zu mobilisieren, zusammenzuschließen und zu organisieren.
Alle Menschen, alle Parteien und Gruppen, alle bewaffneten Kräfte und alle Klassen, soweit sie gegen den japanischen Imperialis-
|327| mus und den Landesverräter Tschiang Kai-schek kämpfen, müssen sich vereinigen, den heiligen revolutionären nationalen Krieg
entfalten, die japanischen Imperialisten aus China verjagen, die Herrschaft der Lakaien des japanischen Imperialismus in China stürzen,
die völlige Befreiung der chinesischen Nation erringen und Chinas Unabhängigkeit sowie territoriale Integrität behaupten. Nur die
breiteste antijapanische nationale Einheitsfront (einschließlich der unteren wie auch der oberen Gesellschaftsschichten) kann die
japanischen Imperialisten und ihren Lakaien Tschiang Kai-schek besiegen. Gewiß gehen die verschiedensten Menschen, die
verschiedensten Organisationen, die verschiedensten Gesellschaftsklassen und -schichten, die verschiedensten Streitkräfte bei ihrer
Teilnahme an der antijapanischen nationalen Revolution von verschiedensten Beweggründen und Standpunkten aus. Die einen tun das,
um ihre frühere Stellung zu behaupten, die anderen wollen die Führung in dieser Bewegung an sich reißen, damit diese den von ihrem
Standpunkt aus zulässigen Rahmen nicht sprenge; die dritten kämpfen wirklich für die völlige Befreiung der chinesischen Nation. Eben
weil jeder von seinen eigenen Beweggründen und seinem eigenen Standpunkt ausgeht, werden die einen schon gleich zu Beginn des
Kampfes ins Schwanken geraten und Verrat üben, die anderen können auf halbem Wege passiv werden oder sich aus der Kampffront
zurückziehen, die dritten aber wollen bis zu Ende kämpfen. Aber unsere Aufgabe beschränkt sich nicht darauf, alle möglichen
antijapanischen Hauptkräfte zusammenzuschließen, wir müssen auch alle eventuellen antijapanischen Verbündeten vereinigen, d. h. wir
müssen erreichen, daß vom ganzen Volk kein einziger chinesischer Patriot nicht an der antijapanischen Front teilnimmt: Wer körperlich
stark ist, setzt seine Kräfte ein; wer Geld hat, spendet Geld; wer Waffen hat, gibt Waffen; wer Kenntnisse hat, stellt seine Kenntnisse zur
Verfügung. Das ist die Generallinie der Taktik der Partei hinsichtlich der allumfassenden nationalen Einheitsfront. Nur auf Grund dieser
Linie werden wir alle Kräfte des Volkes zum Kampf gegen den gemeinsamen Feind unseres ganzen Volkes - die japanischen
Imperialisten und den Landesverräter Tschiang Kai-schek - mobilisieren können. Die chinesische Arbeiterklasse und Bauernschaft sind
nach wie vor die Haupttriebkräfte der chinesischen Revolution, während die breiten Massen des Kleinbürgertums und die revolutionäre
Intelligenz ihre zuverlässigsten Verbündeten in der nationalen Revolution sind. Das feste Bündnis der Arbeiter, der Bauern und des
Kleinbürgertums ist die Hauptkraft, welche die japanischen Imperialisten sowie die Landesverräter und Kollaborateure besiegen wird.
Wenn ein Teil der nationalen Bourgeoisie und der Militärmachthaber mit dem Kampf gegen den japanischen Imperialismus sowie gegen
die Landesverräter und Kollaborateure sympathisiert, oder wenn er eine wohlwollende Neutralität wahrt oder sich selbst unmittelbar an
diesem Kampf beteiligt, ist das in jedem Fall für die Entfaltung der antijapanischen Front von Nutzen - ganz gleich, wie ablehnend sie
such zur Agrarrevolution und zur roten Macht eingestellt sein mögen. Denn das wird sie vom Lager der gesamten konterrevolutionären
Kräfte losreißen und die revolutionären Kräfte in ihrer Gesamtheit mehren. Um dieses Ziel zu erreichen, muß die Partei alle
entsprechenden Methoden und Formen anwenden, um diese Kräfte für die antijapanische Front zu gewinnen. Ferner gibt es selbst im
Lager der Grundherren- und Kompradorenklasse keine völlige Einheit. Da der Kampf der verschiedenen imperialistischen Mächte um
China zur Entstehung von miteinander rivalisierenden Cliquen der Landesverräter geführt hat, die den Interessen der verschiedenen
imperialistischen Staaten dienen, und zur Entstehung von Widersprüchen und Konflikten unter diesen Cliquen, muß die Partei gleichfalls
mannigfaltige Methoden anwenden, damit wenigstens ein Teil der konterrevolutionären Kräfte zeitweilig der antijapanischen Front nicht
aktiv entgegentritt. Eine analoge Politik muß auch gegenüber allen imperialistischen Mächten, außer Japan, betrieben werden. Indem die
|328| Partei die Kräfte des chinesischen Volkes zum Kampf gegen seinen gemeinsamen Feind mobilisiert, zusammenschließt und
organisiert, muß sie die Tendenzen zu Schwankungen, Kompromißlertum, Kapitulation und Verrat innerhalb der antijapanischen
Einheitsfront entschlossen und unentwegt bekämpfen. Wer die Bewegung des chinesischen Volkes gegen den japanischen
Imperialismus zu untergraben versucht, ist ein Landesverräter oder ein Kollaborateur; ihn anzuprangern muß die Sache der Volksmassen
sein. Die Kommunistische Partei muß durch die Richtigkeit und Konsequenz ihrer Worte und Taten im Kampf gegen den japanischen
Imperialismus, gegen die Landesverräter und Kollaborateure die Führung in der antijapanischen Front erobern. Die antijapanische
Bewegung ihrerseits kann nur unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas den vollständigen Sieg erringen. Was die breiten
Volksmassen betrifft, die am antijapanischen Krieg teilnehmen, müssen ihre Forderungen, die mit ihren elementaren Interessen
verbunden sind (die Forderung der Bauern nach dem Boden, die Forderung der Arbeiter, der Soldaten, der Stadtarmut und der Intelligenz
nach Verbesserung der Lebensbedingungen), befriedigt werden. Nur wenn diese Forderungen befriedigt werden, ist es möglich, noch
breitere Volksmassen zu mobilisieren, daß sie sich in den Kampf gegen den japanischen Imperialismus einreihen, ist es möglich, der
antijapanischen Bewegung einen dauerhaften Charakter zu geben und sie bis zum vollständigen Sieg durchzuführen. Und nur auf diesem
Wege wird die Partei die Führung im antijapanischen Krieg erobern können." Siehe auch die Arbeit "Über die Taktik im Kampf gegen den
japanischen Imperialismus" (vorliegender Band, S. 177 ff.).
4 Am 5. Mai 1936 sendete die Rote Armee ein offenes Telegramm mit der Forderung an die Nanking-Regierung, den Krieg einzustellen, in Friedensverhandlungen einzutreten und am gemeinsamen Kampf gegen Japan teilzunehmen. Dieses Telegramm hat folgenden Wortlaut:
An den Militärrat der Nankinger Nationalregierung, an alle See-, Land- und Luftstreitkräfte, an alle Parteien, Gruppen, Organisationen und
Zeitungsredaktionen, an alle Landsleute, die keine Sklaven unter dem Joch der Fremdherrschaft sein wollen. Seitdem die Antijapanische
Vorhutarmee der Roten Armee des Chinesischen Volkes, die von der Revolutionären Militärkommission der chinesischen Roten Armee
organisiert worden war, den Gelben Fluß überschritten und ihren Feldzug nach dem Osten begonnen hat, errang sie überall Siege und
gewann vom ganzen Land begeisterte Unterstützung. Als jedoch die Vorhutarmee die Datung-Pudschou-Eisenbahn besetzte und aktiv
rüstete, nach dem Osten in die Provinz Hopeh vorzustoßen, um unmittelbar gegen die japanischen Imperialisten zu operieren, schickte
Tschiang Kai-schek bewaffnete Kräfte in einer Stärke von mehr als zehn Divisionen nach der Provinz Schansi, um im Zusammenwirken
mit Yän Hsi-schan die Rote Armee bei ihrem Vorrücken gegen die japanischen Aggressoren aufzuhalten. Außerdem befahl er den
Truppen Dschang Hsüä-liangs und Yang Hu-tschengs sowie den in Nordschensi stehenden Truppen, nach dem roten Gebiet
Schensi-Kansu vorzurücken, um das Hinterland unseres Widerstandskriegs zu desorganisieren. Um unmittelbar gegen die japanischen
Eindringlinge kämpfen zu können, hätte die Antijapanische Vorhutarmee der Roten Armee des Chinesischen Volkes eigentlich all ihre
Kräfte konzentrieren und die Truppen Tschiang Kai-scheks vernichten sollen, die der Vorhutarmee den Weg zur Front des
Widerstandskriegs gegen Japan versperrten. Die Revolutionäre Militärkommission der Roten Armee kam jedoch nach wiederholten
Überlegungen zu dem Schluß: Im jetzigen Augenblick einer bevorstehenden nationalen Katastrophe kann ein Entscheidungskampf zwischen den
Truppen beider Seiten der Verteidi-
|329| gungskraft Chinas nur Verlust zufügen und allein den japanischen Imperialisten gelegen kommen - unabhängig davon, wer aus
solchem Entscheidungskampf als Sieger hervorgehen würde. Außerdem gibt es unter den Truppen Tschiang Kai-scheks und Yän
Hsi-schans nicht wenige patriotische Offiziere und Soldaten, die den Bürgerkrieg einstellen und mit vereinten Kräften den Kampf gegen
Japan führen möchten. Diese Patrioten können es wahrhaftig nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, daß sie heute Tschiang Kai-scheks
und Yän Hsi-schans Befehl gehorchen, der in den Kampf gegen Japan ziehenden Roten Armee den Weg zu verlegen. Deshalb hat die
Revolutionäre Militärkommission der Roten Armee die Antijapanische Vorhutarmee des Volkes trotz ihrer zahlreichen Siege in der
Provinz Schansi auf das Westufer des Gelben Flusses zurückgezogen, und zwar in dem Bestreben, Chinas Kräfte für die
Landesverteidigung zu erhalten und dadurch die rascheste Entfaltung des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression zu
fördern, sowie in dem Bestreben, die in unseren Deklarationen an das Volk wiederholten Forderungen nach Einstellung des Bürgerkriegs
und nach Zusammenschluß für den Widerstand gegen Japan entschlossen zu verwirklichen und schließlich Tschiang Kai-schek und die
patriotisch gesinnten Militärangehörigen unter seinem Befehl noch in letzter Minute wachzurütteln. Mit diesem Akt haben wir der
Nanking-Regierung, allen See-, Land- und Luftstreitkräften des Landes und dem ganzen chinesischen Volk unsere Aufrichtigkeit
bewiesen: Wir sind bereit, innerhalb eines Monats mit allen bewaffneten Kräften, die gegen die antijapanische Rote Armee kämpfen, den
Waffenstillstand zu arrangieren und Friedensverhandlungen einzuleiten, um den Bürgerkrieg einzustellen und Japan Widerstand zu
leisten. Die Revolutionäre Militärkommission der Roten Armee gibt Ihnen, meine Herren der Nanking-Regierung, mit allem Ernst den
Rat, sich im gegenwärtigen äußerst kritischen Moment, da dem Vaterland der Untergang und dem Volk die Versklavung drohen,
unverzüglich zu entschließen, die begangenen Sünden zu bekennen und Wiedergutzumachen und im Geiste des alten Spruchs "Brüder
streiten zu Hause miteinander, aber einem äußeren Feind treten sie gemeinsam entgegen" den Bürgerkrieg im ganzen Land und vor
allem in den Provinzen Schensi, Kansu und Schansi einzustellen; darauf sollen beide Seiten ihre Vertreter entsenden, um konkrete
Maßnahmen zum Widerstand gegen die japanische Aggression zur Rettung des Vaterlands zu beraten. Das wird nicht nur ein günstiger
Ausweg für Sie, meine Herren, sondern auch ein Glück für die Nation und den Staat sein. Wenn Sie das nicht einsehen wollen und
weiterhin hartnäckig den falschen Weg verfolgen, wenn Sie es vorziehen, Landesverräter und Kollaborateure zu werden, dann wird am
Ende Ihre Herrschaft unausbleiblich zusammenbrechen, werden Sie gewiß von dem ganzen Volk verächtlich zur Seite getreten und
gestürzt werden. Ein alter Spruch lautet: "Wenn tausend anklagende Finger auf einen Menschen gerichtet werden, stirbt er, ohne krank
gewesen zu sein `, und ein anderer lautet: "Der Metzger braucht nur sein Schlachtmesser fortzuwerfen, und er wird auf der Stelle ein
Buddha." Sie möchten sich das alles ernstlich überlegen. Die Revolutionäre Militärkommission der Roten Armee wendet sich an alle
Organisationen, Parteien, Gruppen und Landsleute, die keine Sklaven unter dem Joch der Fremdherrschaft sein wollen, mit dem Appell,
unsere Forderung nach Einstellung des Bürgerkriegs, nach Friedensverhandlungen und Zusammenschluß zum Widerstand gegen
Japan zu unterstützen, Komitees zur Förderung der Einstellung des Bürgerkriegs zu organisieren, Vertreter an die Front zu entsenden,
damit sie den Feuerwechsel zwischen den beiden kämpfenden Seiten stoppen, zur vorbehaltlosen Durchsetzung dieser Forderung
anhalten und darüber Aufsicht führen.
|330| 5 Siehe "Eine Erklärung zur Erklärung Tschiang Kai-scheks", Anmerkung 7 (vorliegender Band, S. 30; ff.).
6 In dem "Beschluß über die gegenwärtige politische Lage und die Aufgaben der Partei", der in der Sitzung des Politbüros des
Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas im Dezember 1935 angenommen wurde, und in dem Referat des Genossen Mao
Tse-tung "Über die Taktik im Kampf gegen den japanischen Imperialismus" wurde die Losung einer Volksrepublik aufgestellt. Später
wandte die Partei, wie es die Entwicklung der Lage erforderte, die Politik an, Tschiang Kai-schek zum Widerstand gegen Japan zu
zwingen; und da die Partei damit rechnete, daß die Losung einer Volksrepublik für die Tschiangkaischek-Clique unannehmbar war,
ersetzte sie in ihrem Brief an die Kuomintang im August 1936 diese Losung durch die Losung einer demokratischen Republik. Kurz
darauf gab das Zentralkomitee der Partei in seinem "Beschluß über die neue Lage in der Bewegung für den Widerstand gegen die
japanische Aggression zur Rettung des Vaterlands sowie über die demokratische Republik", der im September des gleichen Jahres
angenommen wurde, eine konkrete Erläuterung der Losung der demokratischen Republik. Obwohl sich diese zwei Losungen in der Form
unterscheiden, sind sie ihrem Wesen nach gleichbedeutend. Nachstehend werden aus dem Beschluß, der im September 1936 vom
Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas angenommen wurde, zwei Abschnitte über die Frage der demokratischen Republik
angeführt: "Das Zentralkomitee ist der Meinung, daß in der gegenwärtigen Lage die Losung der Schaffung einer demokratischen
Republik ausgegeben werden muß, da das der beste Weg ist, um alle antijapanischen Kräfte zusammenzuschließen zur Sicherung der
territorialen Integrität Chinas und zur Abwendung der dem chinesischen Volk drohenden Katastrophe des Untergangs des Vaterlands und
der Versklavung des Volkes. Zudem ist das auch die für die Einheitsfront geeigneteste Losung, die aus den demokratischen Forderungen
der breiten Volksmassen hexvorgegangen ist. Die demokratische Republik verkörpert eine geographisch noch umfassendere
Demokratie als die demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern in lediglich einem Teil des Territoriums Chinas, und sie ist ein
weitaus fortschrittlicheres politisches System als die Diktatur einer Partei - die Diktatur der Kuomintang - in dem Hauptteil des Landes.
Deshalb wird die demokratische Republik die allgemeine Mobilisierung des Volkes zum Widerstandskrieg gegen die japanische
Aggression und den vollständigen Sieg in diesem Krieg noch erfolgreicher gewährleisten können. Zugleich wird die demokratische
Republik nicht nur die breitesten Volksmassen ganz Chinas zur Teilnahme am politischen Leben heranziehen, das Niveau ihrer
politischen Bewußtheit heben und ihre organisierten Kräfte stärken, sondern auch dem chinesischen Proletariat und seiner Führerin, der
Kommunistischen Partei Chinas, breiten Spielraum für ihre ungehinderte Tätigkeit im Kampf um den künftigen Sieg des Sozialismus
gewähren. Deshalb erklärt die Kommunistische Partei Chinas, daß sie die Bewegung für die demokratische Republik aktiv unterstützt. Sie
erklärt ferner: Sobald die demokratische Republik in ganz China geschaffen und das aus den allgemeinen Wahlen hervorgegangene
Parlament einberufen sein wird, werden die roten Gebiete unverzüglich in diese Republik als ihr Bestandteil eingehen. Die Bevölkerung
der roten Gebiete wird ihre Deputierten in das Parlament wählen, und in diesen Gebieten wird die gleiche demokratische Ordnung errichtet
werden." "Das Zentralkomitee weist nachdrücklich darauf hin: Nur durch fortgesetzte Entfaltung der Bewegung des gesamten
chinesischen Volkes für den Widerstand gegen die japanische Aggression zur Rettung des Vaterlands, nur durch Erweiterung der
antijapanischen nationalen Einheitsfront aller Parteien, Gruppen und Bevölkerungskreise sowie aller Streitkräfte, nur durch Verstärkung
der politisch führenden Rolle der Kommunistischen Partei Chinas in der nationalen Einheitsfront, nur durch maxi-
|331| male Festigung der roten Macht und der Roten Armee und nur durch entschlossenen Kampf gegen alle Äußerungen und
Handlungen, die die Souveränität Chinas verraten und der chinesischen Nation Schmach und Schande antun sowie die Kräfte der
nationalen Einheitsfront schwächen, - nur so können wir die Nankinger KuomintangRegierung dazu treiben, den Weg des Kampfes gegen
Japan einzuschlagen, und die Voraussetzungen für die Errichtung einer demokratischen Republik schaffen. Die Realisierung einer
solchen Republik ist ohne einen schweren und langwierigen Kampf, ohne die Mobilisierung des gesamten chinesischen Volkes und ohne
einen Aufschwung der Revolution unmöglich. Im Verlauf des Kampfes für eine demokratische Republik muß die Kommunistische Partei
Chinas erreichen, daß diese Republik mit der Verwirklichung des von unserer Partei aufgestellten Zehn-Punkte-Programms des
Widerstands gegen Japan zur Rettung des Vaterlands beginnen muß, bis sie die grundlegenden Aufgaben der
bürgerlich-demokratischen Revolution in China endgültig erfüllt hat."
7 Dieses Telegramm wurde am 10. Februar 1937 abgesandt. Sein Wortlaut:
An die Herren des 3. Plenums des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang! Die Sian-Ereignisse sind zur Beruhigung und Freude des ganzen Landes friedlich beigelegt worden. Von diesem Augenblick an besteht die reale Möglichkeit, den Kurs auf Herstellung von Frieden und Einheit, auf den Zusammenschluß der Kräfte für den Widerstand gegen den äußeren Feind einzuschlagen, und das ist ein wahres Glück für Staat und Nation. Im gegenwärtigen Augenblick, da die japanischen Aggressoren in ihrer maßlosen Arroganz außer Rand und Band geraten sind, da die bloße Existenz der chinesischen Nation an einem Haar hängt, wünscht unsere Partei von ganzem Herzen, daß das ;. Plenum des Zentralexekutivkomitees Ihrer Partei in Übereinstimmung mit diesem Kurs nachstehende Punkte als Staatspolitik festlegt:
8 Vom November bis Dezember 1936 streikten in Schanghai über 41 000 Arbeiter von 26 japanischen und chinesischen Textilfabriken. Aus Solidarität mit den Schanghaier Arbeitern traten die Arbeiter aller japanischen Textilfabriken in Tsingtao im Dezember ebenfalls in den allgemeinen Streik. Die Schanghaier Arbeiter errangen den Sieg: Ab November wurde ihr Lohn um 5 Prozent erhöht; der Fabrikverwaltung wurde verboten, die Arbeiter willkürlich zu entlassen, zu schlagen oder zu beschimpfen. Der Streik der Tsingtaoer Arbeiter wurde jedoch durch Truppenteile der japanischen Marineinfanterie niedergeschlagen.
9 Nach der Besetzung des Passes von Schanhaiguan durch die japanischen Aggressoren und deren Eindringen in Nordchina im Jahre 1933 und besonders nach dem Abschluß des "Ho-Umezu-Abkommens" im Jahre 1935 waren die Interessen des englisch-amerikanischen Imperialismus in Nord- und Zentralchina direkten Schlägen seitens des japanischen Imperialismus ausgesetzt; deshalb begannen Großbritannien und die USA ihre Haltung gegenüber Japan zu ändern und beeinflußten auch die Japanpolitik der Tschiangkaischek-Regierung. Während der Sian-Ereignisse des Jahres 1936 machte Großbritannien seinen Standpunkt klar, daß die Forderungen Japans, die die Interessen Großbritanniens in China beeinträchtigten, abgelehnt werden sollten, und ließ sogar durchblicken, daß - soweit die Tschiangkaischek-Regierung noch imstande sei, das chinesische Volk weiter zu regieren - es nicht schaden könne, "eine Art Bündnis mit der Kommunistischen Partei" einzugehen, um der Aggressionspolitik Japans einen Schlag zu versetzen.
10 Im Juni 1936 gingen die Kuangsi-Militärmachthaber Li Dsung-jen und Bai Tschung-hsi sowie der Kuangtung-Militärmachthaber Tschen Dji-tang und andere, getarnt unter der Losung des "Widerstands gegen Japan zur Rettung des Vaterlands", gemeinsam gegen Tschiang Kai-schek vor. Im August des gleichen Jahres konnte Tschiang Kai-schek erreichen, daß diese Auflehnung im Sande verlief, indem er mit der Taktik der Spaltung und Bestechung lavierte.
11 lm August 1936 begannen japanische und Marionettentruppen den Einfall in die Provinz Suiyüan. Im November traten ihnen chinesische Truppen in dieser Provinz entgegen. Das ganze chinesische Volk entfaltete eine Bewegung zur Unterstützung der Suiyüanfront.
12 Nach Abschluß des "Ho-Umezu-Abkommens" im Jahre 1935 bezog die Nankinger Kuomintang-Regierung unter dem Druck der wachsenden antijapanischen Bewegung des chinesischen Volkes und unter dem Einfluß der relativ strafferen Japanpolitik der englisch-amerikanischen Imperialisten ebenfalls eine verhältnismäßig härtere Position Japan gegenüber. Während der Verhandlungen mit Japan, die von September bis Dezember 1936 stattfanden, nahm die Kuomintang-Regierung zu Verzögerungs- und Verschleppungsmanövern Zuflucht, so daß die Verhandlungen zu keinerlei Ergebnissen führten und abgebrochen wurden.
13 Es handelt sich um eine Sitzung des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang, die am 15. Februar 1937 nach der friedlichen Beilegung der Sian-Ereignisse in Nanking stattfand.
14 Ah Queh - die Hauptgestalt der bekannten Erzählung des großen chinesischen Schriftstellers Lu Hsün Die wahre Geschichte von Ah Queh. In der Gestalt Ah Quehs zeigt Lu Hsün einen Menschentyp, der sich über alles Mißgeschick hinwegzutrösten weiß, sich in allen Lebenslagen für den Sieger hält, indem er stets den "moralischen Sieg" errungen zu haben glaubt.
15 In diesem Fall sind unter den Drei Volksprinzipien die Grundsätze und das Programm über Nationalismus, Demokratie und Volkswohl gemeint, die von Sun Yat-sen aufgestellt wurden, nicht aber seine Weltanschauung oder das theoretische System seiner Ansichten. In der Periode der bürgerlich-demokratischen Revolution stimmten die Kommunisten den Hauptthesen des Programms von Sun Yat-sen zu und arbeiteten seinerzeit mit ihm zusammen; aber mit der von ihm vertretenen Weltanschauung oder mit dem von ihm vertretenen theoretischen System der Ansichten der Bourgeoisie und des Kleinbürgertums sind sie durchaus nicht einverstanden. Als Vortrupp des chinesischen Proletariats unterscheiden sich die Kommunisten in ihrer Weltanschauung oder im theoretischen System ihrer Ansichten, in ihren theoretischen Anschauungen über die nationalen und sonstigen Fragen grundlegend von Sun Yat-sen.
Siehe die Arbeit "Über die Neue Demokratie" (Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. II).
16 Die Kuomintang war nach ihrer Reorganisation durch Sun Yat-sen im Jahre 1924 zu einem revolutionären Bündnis verschiedener Klassen geworden. In dieser Periode traten die Kommunisten als Einzelpersonen der Kuomintang bei. Nachdem die Kuomintang im Jahre 1927 die Revolution verraten hatte, wurde überall in China ein Blutbad unter den Kommunisten sowie jenen zahlreichen linken Kuomintang-Mitgliedern angerichtet, die wahre Anhänger der drei politischen Hauptrichtlinien Sun Yat-sens waren, was die Kuomintang als "Kampagne zur Säuberung der Partei` bezeichnete. Seitdem ist die Kuomintang zur konterrevolutionären Partei der Großgrundherren und der Großbourgeoisie geworden.
17 Gemeint ist die Lage, die in der ersten Hälfte des Jahres 1927 durch die opportunistische Führung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas verschuldet wurde.