Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

LEBWOHL LEIGHTON STUART!

(18. August 1949)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 461-469


Man kann wohl verstehen, daß als Datum für die Veröffentlichung des Weißbuchs der USA der 5. August gewählt wurde, als Leighton Stuart1 Nanking schon verlassen hatte und sich in Richtung Washington bewegte, aber dort noch nicht eingetroffen war; denn Leighton Stuart ist das Symbol des völligen Fiaskos der amerikanischen Aggressionspolitik. Leighton Stuart ist ein aus China gebürtiger Amerikaner; er besitzt in China ziemlich ausgedehnte gesellschaftliche Verbindungen und hat sich hier viele Jahre hindurch damit abgegeben, Missionsschulen zu gründen und zu leiten; einmal saß er während des Widerstandskriegs gegen Japan in einem japanischen Gefängnis; er pflegte eine Liebe sowohl für die USA als auch für China vorzutäuschen und brachte es fertig, eine Anzahl von Chinesen damit zu blenden. Darum wurde er von George C. Marshall zum Botschafter der USA in China ausersehen und wurde eine der Berühmtheiten in der Marshall-Gruppe. In den Augen der Marshall-Gruppe hatte er nur einen Fehler, nämlich daß der ganze Zeitabschnitt, da er als Botschafter in China die Politik der Marshall-Gruppe vertrat, ausgerechnet jener Zeitabschnitt war, in dem diese Politik vom chinesischen Volk völlig zu Fall gebracht wurde; das war keine geringe Verantwortung. Es ist ganz natürlich, daß das Weißbuch, mit dem man die Verantwortung von sich abwälzen will, zu einem Zeitpunkt veröffentlicht wurde, als Leighton Stuart nach Washington eilte, aber dort noch nicht eingetroffen war.

Der Krieg, der China in eine amerikanische Kolonie verwandeln sollte, ein Krieg, in dem die USA das Geld und die Gewehre liefern, während Tschiang Kai-schek die Menschen stellt, um für die USA Krieg zu führen und das chinesische Volk abzuschlachten, ist ein wichtiger Bestandteil der globalen Aggressionspolitik des amerikanischen Imperialismus nach dem zweiten Weltkrieg. Die Aggressionspolitik der USA verfolgt mehrere Ziele. Die drei Hauptziele sind: Europa, Asien und der amerikanische Kontinent. China, ein großes Land mit 475 Millionen Einwohnern, ist das Gravitationszentrum Asiens; die Eroberung Chinas würde die USA zum Herrn ganz Asiens machen. Nach Sicherung der asiatischen Front würden die USA-Imperialisten ihre Kräfte auf einen Angriff gegen Europa konzentrieren können. Der USA-Imperialismus hält seine Front in ganz Amerika für relativ stabil. Alles das haben sich die USA-Aggressoren in ihren Wunschträumen bestens ausgerechnet.

Doch erstens wollen weder das amerikanische Volk noch die Völker der Welt einen Krieg. Zweitens ist die Aufmerksamkeit der USA zum großen Teil in Anspruch genommen durch das Erwachen der Völker Europas sowie durch den Aufstieg der Volksdemokratien in Osteuropa und besonders durch die Sowjetunion, dieses beispiellos machtvolle Bollwerk des Friedens, das gleichsam mit gespreizten Beinen auf den Kontinenten Europa und Asien steht und beharrlich gegen die Aggressionspolitik der USA kämpft. Drittens, und das ist das Wichtigste, ist das chinesische Volk erwacht, und die bewaffneten Kräfte sowie die organisierten Kräfte der Volksmassen unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas sind so mächtig geworden wie noch nie zuvor. Das zwang die herrschende Clique des USA-Imperialismus, von der Politik des großangelegten direkten bewaffneten Angriffs auf China Abstand zu nehmen und eine Politik der Unterstützung des Bürgerkriegs Tschiang Kai-scheks einzuschlagen.

See-, Land- und Luftstreitkräfte der USA haben an diesem Krieg in China teilgenommen. Es gab Flottenstützpunkte der USA in Tsingtao, Schanghai und auf Taiwan. Ihre Truppen waren in Peiping, Tientsin, Tangschan, Tjinhuangdao, Tsingtao, Schanghai und Nanking stationiert. Ihre Luftstreitkräfte kontrollierten den gesamten chinesischen Luftraum und machten aus der Luft Aufnahmen von allen strategischen Schlüsselpunkten Chinas, um danach militärische Karten anzufertigen. Bei dem Marktflecken Anping in der Nähe von Peiping, bei Djiutai in der Nähe von Tschangtschun, bei Tangschan und auf der Djiaodung-Halbinsel stießen Truppenteile und anderes militärisches Personal der USA mit der Volksbefreiungsarmee zusammen, die dabei wiederholt Gefangene machte? Die Luftflotte Chennaults beteiligte sich in großem Umfang am Bürgerkrieg.3 Die USA-Luftstreitkräfte transportierten nicht nur Truppen für Tschiang Kai-schek, sondern bombardierten und versenkten auch den Kreuzer "Tschungking", dessen Besatzung sich gegen die Kuomintang erhoben hatte 4. Das alles waren direkte Kriegshandlungen, die bloß noch nicht von einer offenen Kriegserklärung begleitet waren und noch kein großes Ausmaß angenommen hatten; die hauptsächliche Methode der USA-Aggression blieb die umfangreiche Versorgung Tschiang Kai-scheks mit Geld, Waffen und Beratern, um seinen Bürgerkrieg zu unterstützen.

Daß die USA zu dieser Methode ihre Zuflucht nahmen, war bestimmt durch die objektive Lage in China und in der Welt und bedeutete gar nicht, daß die Truman-Marshall-Gruppe, die herrschende Clique des USA-Imperialismus, einer direkten Aggression gegen China abgeneigt wäre. Außerdem haben die USA, als sie begannen, Tschiang Kai-schek bei der Führung des Bürgerkriegs zu helfen, die Komödie inszeniert, in der sie als Vermittler in dem Konflikt zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei auftraten; das war ein Versuch, die Kommunistische Partei Chinas aufzuweichen, das chinesische Volk zu betrügen und kampflos die Kontrolle über ganz China zu erlangen. Die Friedensverhandlungen scheiterten, der Betrug schlug fehl und der Krieg brach aus.

Liberale oder "demokratische Individualisten", die ihr noch Illusionen über die USA hegt und an einem schwachen Gedächtnis leidet, lest bitte, was Acheson selbst schreibt:

Warum haben sich die USA nicht der ersten möglichen Politik bedient? Acheson sagt:

So stehen also die Dinge: die "internationalen Verpflichtungen" der USA und ihre "traditionelle Politik der Freundschaft für China" sind demnach nichts anderes als eine Intervention gegen China. Intervention wird als internationale Verpflichtungen und als Freundschaft für China bezeichnet; Nichteinmischung ist einfach undenkbar. Hier vergewaltigt Acheson die öffentliche Meinung der USA, das ist die "öffentliche Meinung" der Wall Street, nicht aber die öffentliche Meinung des amerikanischen Volkes.

Warum haben sich die USA nicht der zweiten möglichen Politik bedient? Acheson sagt:

Was für eine wunderbare Idee! Die USA liefern das Geld und die Gewehre, während Tschiang Kai-schek die Menschen stellt, um für die USA Krieg zu führen und das chinesische Volk abzuschlachten, die "Kommunisten" zu "vernichten" und China in eine amerikanische Kolonie zu verwandeln, damit die USA ihren "internationalen Verpflichtungen" nachkommen und ihre "traditionelle Politik der Freundschaft für China" durchführen können.

Obwohl die Kuomintang korrupt und untauglich, "demoralisiert und unpopulär" war, rüsteten die USA sie dennoch mit Geld und Gewehren aus und ließen sie Krieg führen. Eine direkte militärische Intervention schien "theoretisch" ganz in Ordnung zu sein. Soweit es die Machthaber in den USA betrifft, scheint das auch "rückblickend" so zu sein. Denn eine direkte militärische Intervention wäre wirklich interessant gewesen und hätte "anziehend aussehen" können. Doch in der Praxis war das nicht durchführbar, denn "es ist ganz klar, daß das amerikanische Volk . . . (das nicht) . . . gebilligt hätte". Nicht daß sie - nämlich die imperialistische Gruppe der Truman, Marshall, Acheson und ihresgleichen - das nicht gewünscht hätten; im Gegenteil, es war ihr heißer Wunsch, jedoch die Lage in China, in den USA und die gesamte internationale Lage (Acheson erwähnt diesen Punkt nicht) ließen es nicht zu; man mußte sich daher mit dem Nächstbesten begnügen und den dritten Weg wählen.

Ihr Chinesen, die ihr da glaubt, "der Sieg ist auch ohne internationale Hilfe möglich", solltet zuhören, Acheson erteilt euch eine Lektion. Acheson ist ein guter Lehrer, der unentgeltlich Unterricht erteilt; er sagt euch mit so nimmermüdem Lehreifer und unverhohlen die ganze Wahrheit. Die USA unterließen es, große Truppeneinheiten zum Angriff auf China zu entsenden, nicht etwa, weil es die USA-Regierung nicht wollte, sondern weil sie Bedenken hatte. Das erste Bedenken: das chinesische Volk könnte sich gegen die USA-Regierung wehren, und sie fürchtete, dann hoffnungslos in eine Klemme zu geraten. Das zweite Bedenken: das amerikanische Volk könnte sich gegen die USA-Regierung auflehnen, und deshalb wagte sie nicht, den Befehl zur Mobilmachung zu geben. Das dritte Bedenken: die Völker der Sowjetunion, Europas und der übrigen Welt könnten gegen die USA-Regierung Stellung nehmen, und diese würde auf Abscheu und Verurteilung in der ganzen Welt stoßen. Achesons charmante Offenheit hat ihre Grenzen, und er ist nicht gewillt, das dritte Bedenken zu erwähnen. Der Grund dafür ist seine Angst, bei der Sowjetunion sein Gesicht zu verlieren, auch fürchtet er, daß der Marshall-Plan5 in Europa, der bereits versagt hat, aber den Anschein des Gegenteils geben soll, unglücklich mit einem totalen Zusammenbruch enden würde.

Ihr Chinesen, die ihr kurzsichtige, verwirrte Liberale oder demokratische Individualisten seid, hört zu! Acheson erteilt euch eine Lektion. Er ist für euch ein guter Lehrer. Mit einer Handbewegung hat er die von euch zusammenphantasierte Humanität, Gerechtigkeit und Tugend der USA hinweggefegt. Stimmt das nicht? Könnt ihr auch nur eine Spur von Humanität, Gerechtigkeit oder Tugend im Weißbuch oder im Begleitschreiben Achesons entdecken?

Es trifft zu, daß es in den USA Wissenschaft und Technik gibt. Doch bedauerlicherweise befinden sich diese in den Händen der Kapitalisten, nicht in den Händen des Volkes, und sie werden dazu verwendet, im Inland das Volk auszubeuten und zu unterdrücken und im Ausland Aggressionen durchzuführen und Völker abzuschlachten. Auch in den USA gibt es eine "Demokratie". Doch bedauerlicherweise ist das nur ein anderer Name für die diktatorische Herrschaft einer einzigen Klasse, der Bourgeoisie. Die USA haben sehr viel Geld. Doch bedauerlicherweise sind sie nur bereit, den Tschiangkaischek-Reaktionären Geld zu geben, die bis ins Innerste verfault sind. Man sagt, daß die USA sehr gern bereit sind und auch sein werden, ihrer Fünften Kolonne in China etwas Geld zu geben, doch sind sie nicht bereit, es den einfachen Liberalen oder demokratischen Individualisten zu geben, die reine Gelehrte sind und eine Gunst nicht zu würdigen wissen; selbstverständlich sind sie noch viel weniger bereit, den Kommunisten Geld zu geben. Geld kann man bekommen, doch nicht ohne Bedingungen. Was sind die Bedingungen? Folgt uns! Die Amerikaner haben in Peiping, Tientsin und Schanghai etwas gespendetes Mehl hingestreut, um zu sehen, wer sich bücken wird, um es aufzulesen. So wie der Greis Djiang Tai Gung haben sie die Angelschnur ausgeworfen, um zu sehen, welcher Fisch anbeißen will. Aber wer Essen schluckt, das auf erniedrigende Art und Weise verteilt wird, bekommt Bauchschmerzen 6

Wir Chinesen besitzen Rückgrat. Viele ehemalige Liberale oder demokratische Individualisten sind gegen die USA-Imperialisten und ihre Lakaien, die Kuomintang-Reaktionäre, aufgestanden. Wen Yiduo erhob sich in seiner ganzen Größe, schlug mit der Faust auf den Tisch, stellte sich zornig den Revolvern der Kuomintang und zog es vor, eher zu sterben, als sich zu unterwerfen7 Dschu Dsi-tjing, der schwer krank war, verhungerte lieber, als daß er die "Lebensmittelunterstützung" der USA angenommen hätte.8 Han Yü schrieb zur Zeit der Tang-Dynastie ein "Loblied auf Bo Yi" 9. Darin lobte er einen Mann mit recht vielen Auffassungen des "demokratischen Individualismus", der seinen Pflichten gegenüber den Landsleuten nicht nachgekommen war, seinen Posten verlassen, sein Heil in der Flucht gesucht und überdies sich gegen den Volksbefreiungskrieg jener Zeit, der von König Wu geführt wurde, gestellt hatte. Er lobte den falschen Mann. Wir sollten Lobgesänge über Wen Yi-duo und Dschu Dsi-tjing schreiben, die das Heldentum unserer Nation zum Ausdruck bringen.

Was macht es schon, wenn wir einigen Schwierigkeiten begegnen? Soll man uns nur blockieren! Soll man uns nur acht oder zehn Jahre lang blockieren! Bis dahin wird China alle seine Probleme gelöst haben. Sollten die Chinesen etwa Schwierigkeiten scheuen, wenn sie nicht einmal den Tod fürchten? Lao Dsi sagte: "Das Volk fürchtet den Tod nicht, warum sollte man es damit schrecken wollen?"10 Der USA-Imperialismus und seine Lakaien, die Tschiangkaischek-Reaktionäre, haben uns nicht nur "mit dem Tod schrecken wollen", sondern sie haben auch tatsächlich viele von uns getötet. Sie haben nicht nur Menschen wie Wen Yi-duo umgebracht, sondern in den letzten drei Jahren mit Karabinern, Maschinengewehren, Mörsern, Bazookas, Haubitzen, Panzern und Bomben aus den USA Millionen von Chinesen ermordet. Dieser Zustand nähert sich jetzt seinem Ende. Sie erlitten eine Niederlage. Es sind jetzt nicht mehr diese Mörderbanden, die über uns herfallen. Wir sind es, die mit voller Wucht des Angriffs gegen sie losstürmen. Bald geht es mit ihnen zu Ende. Uns wurden einige Schwierigkeiten hinterlassen wie Blockade, Arbeitslosigkeit, Hungersnot, Inflation und steigende Preise - das sind wirklich Schwierigkeiten, doch wir können jetzt schon leichter atmen als während der letzten drei Jahre. Wir haben uns erfolgreich durch die Härten und Strapazen der letzten drei Jahre durchgekämpft, warum sollten wir nicht imstande sein, die wenigen Schwierigkeiten der Gegenwart zu meistern? Warum sollten wir ohne die USA nicht leben können?

Als die Volksbefreiungsarmee den Yangtse überschritt, floh die Nankinger USA-Kolonialregierung Hals über Kopf in alle Windrichtungen. Seine Exzellenz Botschafter Stuart aber blieb sitzen, beobachtete mit offenen Augen und hoffte, sich unter einem neuen Aushängeschild etablieren zu können und einige Profite einzuheimsen. Was aber sah er? Er sah nicht nur Kolonne auf Kolonne der Volksbefreiungsarmee vorbeimarschieren, sah nicht nur, wie sich Arbeiter, Bauern und Studenten massenweise erhoben, sondern er sah noch etwas anderes - die chinesischen Liberalen oder demokratischen Individualisten kamen in Scharen hervor, riefen gemeinsam mit den Arbeitern, Bauern, Soldaten und Studenten Losungen und sprachen über die Revolution. Kurz gesagt, niemand würdigte ihn eines einzigen Blickes, und "so stand er allein mit seinem Schatten, und die beiden trösteten einander"11. Es gab nichts mehr für ihn zu tun, und so mußte er sich, mit der Aktenmappe unter dem Arm, auf den Weg machen.

Noch gibt es in China eine Anzahl Intellektuelle und andere, die verworrene Vorstellungen haben und sich über die USA-Illusionen machen. Daher müssen wir sie überzeugen, müssen sie gewinnen, sie erziehen und uns mit ihnen zusammenschließen, damit sie auf die Seite des Volkes treten und nicht in den Fallen der Imperialisten landen. Das ganze Prestige des USA-Imperialismus hat jedoch beim chinesischen Volk Bankrott gemacht, und das USA-Weißbuch ist das Protokoll dieses Bankrotts. Alle fortschrittlichen Menschen müssen das Weißbuch gut benutzen und damit Aufklärungsarbeit unter dem chinesischen Volk leisten.

Leighton Stuart ist abgehauen, und das Weißbuch ist erschienen. Sehr gut! Ausgezeichnet! Beide Ereignisse sind es wert, gefeiert zu werden.

ANMERKUNGEN

 

1. John Leighton Stuart, 1876 in China geboren, war stets ein treuer Agent der amerikanischen kulturellen Aggression in China. 1905 nahm er die Missionsarbeit in China auf und wurde 1919 Rektor der Yändjing-Universität, einer Gründung der USA in Peking. Am 2. Juli 1946 wurde er zum Botschafter der USA in China ernannt. Er half den Kuomintang-Reaktionären eifrig beim volksfeindlichen Bürgerkrieg und zettelte verschiedene politische Intrigen gegen das chinesische Volk an. Am 2. August 1946 mußte Leighton Stuart China in aller Stille verlassen, da alle Bemühungen der USA-Imperialisten, den Sieg der chinesischen Volksrevolution zu verhindern, völlig fehlgeschlagen waren.

2. Nach der Kapitulation Japans 1945 landeten die USA, um eine Aggression gegen das Territorium und die Souveränität Chinas zu verüben und sich in seine inneren Angelegenheiten einzumischen, Truppen in China und stationierten sie in Peiping, Schanghai, Nanking, Tientsin, Tangschan, Kaiping, Tjinhuangdao, Djinghai, Tsingtao und anderen Orten. Außerdem drangen sie wiederholt in die befreiten Gebiete ein. Am 29. Juli 1946 griffen Truppen der USA aus Tientsin gemeinsam mit Truppen der Tschiangkaischek-Banditen den Marktflecken Anping im Kreis Hsiangho, Provinz Hopeh, an; das ist der im Text erwähnte Anping-Zwischenfall. Am 1. März 1947 unternahmen Einheiten der USA-Armee eine militärische Erkundung von Stellungen der Volksbefreiungsarmee in Hohsibao zwischen Tschangtschun und Djiutai (der Djiutai-Zwischenfall). Am 16. Juni 1946 drangen USA-Einheiten von Tangschan aus zu einer Störaktion in Sungdjiaying und andere Orte ein; im Juli desselben Jahres fielen sie in die in der Nähe von Tangschan gelegenen Dörfer Sanho im Kreis Luanhsiän und Hsihonan im Kreis Tschangli ein (die Ereignisse bei Tangschan). Zwei der bekanntesten unter den zahlreichen Angriffen der USA-Truppen auf die Djiaodung-Halbinsel wurden am 28. August 1947 von Flugzeugen und Kriegsschiffen der USA auf Langnuankou und die Insel Hsiaoli, Kreis Mouping, und am 25. Dezember 1947 von Truppen der USA gemeinsam mit Truppen der Tschiangkaischek-Banditen auf das Dorf Wanglintao im Norden des Kreises Djimo durchgeführt. Gegen alle diese Aggressionsakte, bei denen Truppen der USA in befreite Gebiete eindrangen, trafen die Chinesische Volksbefreiungsarmee oder örtliche bewaffnete Kräfte des Volkes ernsthafte und gerechte Maßnahmen zur Selbstverteidigung.

3. Der Amerikaner Claire Lee Chennault war einst Berater der Luftstreitkräfte der Kuomintang-Regierung. Nach der Kapitulation Japans organisierte er aus Angehörigen der 14. USA-Luftflotte eine Lufttransporteinheit, um der Kuomintang beim Bürgerkrieg zu helfen. Seine Lufttransporteinheit nahm unmittelbar an den verbrecherischen Aufklärungsflügen und Bombenangriffen über den befreiten Gebieten teil.

4. Siehe "Erklärung des Sprechers des Oberkommandos der Chinesischen Volksbefreiungsarmee über die Gewaltakte britischer Kriegsschiffe", Anmerkung 4, vorliegender Band, S. 430.

5. Am 5. Juni 1947 hielt der amerikanische Außenminister George C. Marshall in der Harvard-Universität eine Rede über den Plan einer "Hilfe" der USA für den Wiederaufbau in Europa. Das "Europäische Wiederaufbauprogramm', das später von der Regierung der USA auf der Grundlage dieser Rede formuliert wurde, bezeichnete man als "Marshall-Plan".

6. In einer Volkserzählung heißt es, daß der Greis Djiang Tai Gung aus der Dschou-Dynastie einmal im We-Fluß fischte, dabei eine Angel ohne Haken und Köder drei Fuß über dem Wasser hielt und sagte: "Der Fisch, der vorausbestimmt ist, gefangen zu werden, wird heraufkommen und anbeißen." (Aus Geschichten über den Feldzug des Königs Wu gegen die Yin-Dynastie.) Mit "Essen, das auf erniedrigende .Art und Weise verteilt wird", ist ein Almosen gemeint, das beleidigenden Charakter hat. Es ist eine Anspielung auf eine Geschichte, die von einem hungrigen Mann im Staat Tji berichtet, der lieber verhungerte, als sich durch Almosen demütigen zu lassen. Siehe "Tangung, Zweiter Teil" im Li Dji (Buch der Riten).

7. Wen Yi-duo (1899-1946), ein berühmter chinesischer Dichter, Gelehrter und Universitätsprofessor. 1943 begann er, aus bitterem Haß gegen die Reaktion und Korruption der Tschiangkaischek-Regierung, aktiven Anteil am Kampf um die Demokratie zu nehmen. Nach dem Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression bekämpfte er tatkräftig die Verschwörung der Kuomintang mit dem USA-Imperialismus, einen Bürgerkrieg gegen das Volk zu entfesseln. Am 15. Juli 1946 wurde er von Kuomintang-Banditen in Kunming meuchlerisch ermordet.

8. Dschu Dsi-tjing (1898-1948), ein moderner chinesischer Schriftsteller und Universitätsprofessor. Nach dem Widerstandskrieg gegen Japan unterstützte er aktiv die Studentenbewegung gegen das Tschiangkaischek-Regime. Im Juni 1948 unterzeichnete er eine Erklärung zum Protest gegen die Aufpäppelung des japanischen Militarismus durch die USA und zur Verweigerung der Annahme von Mehl aus der "USA-Hilfe". Er lebte damals in großer Not. Er starb am 12. August 1948 in Peiping an Armut und Krankheit. Doch selbst auf seinem Totenbett mahnte er seine Familie, kein Mehl aus den USA zu kaufen, das von der Kuomintang-Regierung auf Karten verkauft wurde.

9. Han Yü (768-824) war ein berühmtet Schriftsteller der Tang-Dynastie. "Loblied auf Bo Yi" war eins seiner Prosastücke. Bo Yi, der gegen Ende der Yin-Dynastie lebte, war Gegner des Feldzugs des Königs Wu von Dschou gegen die Yin-Dynastie. Nach dem Sturz der Yin flüchtete er in die Schouyang-Berge und verhungerte lieber, als Getreide der Dschou zu essen.

10. Siehe Lao Dsi, Kapitel 74.

11. Ein Zitat aus Li Mis "Gesuch an den Kaiser".

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