Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

WOHIN GEHT DIE NANKING-REGIERUNG?

(4. April 1949)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 407-410


Zwei Wege stehen der Nankinger Kuomintang-Regierung und ihrem Militär- und Verwaltungspersonal offen: Entweder klammern sie sich an die Tschiangkaischek-Kriegsverbrecherclique und deren Herrn, den USA-Imperialismus, d. h., sie bleiben Feinde des Volkes und gehen so zusammen mit der Tschiangkaischek-Kriegsverbrecherclique im Volksbefreiungskrieg unter, oder sie gehen zum Volk über, d. h., sie brechen mit der Tschiangkaischek-Kriegsverbrecherclique und dem USA-Imperialismus, machen sich im Volksbefreiungskrieg verdient, um ihre Verbrechen abzubüßen und so beim Volk Gnade und Verständnis zu finden. Einen dritten Weg gibt es nicht.

In der Nankinger Regierung Li Dsung-jen - Ho Ying-tjin1 gibt es drei verschiedene Gruppen von Menschen. Eine Gruppe verfolgt starrsinnig den ersten Weg. Welch schönklingende Worte sie auch immer im Mund führen mögen, in ihren Taten fahren sie fort, zum Krieg zu rüsten, das Land zu verschachern und das Volk, das den wahren Frieden will, zu unterdrücken und zu ermorden. Diese Leute sind geschworene Spießgesellen Tschiang Kai-scheks. Eine andere Gruppe will den zweiten Weg verfolgen; aber sie haben bisher noch keinen entscheidenden Schritt machen können. Die dritte Gruppe besteht aus Menschen, die an der Wegkreuzung zögern, und es steht noch nicht fest, welchen Weg sie einschlagen werden. Sie wollen Tschiang Kai-schek und der USA-Regierung nicht weh tun, hoffen aber dennoch, daß ihnen das Lager der Volksdemokratie Verständnis entgegenbringen und sie aufnehmen werde. Aber das ist eine Illusion, eine Unmöglichkeit.

Die Nankinger Regierung Li Dsung-jen - Ho Ying-tjin stellt im wesentlichen ein Gemisch von Leuten der ersten und der dritten Gruppe dar, während die zweite Gruppe nur eine ganz geringfügige Vertretung in ihr hat. Bis heute bleibt diese Regierung ein Instrument Tschiang Kai-scheks und der USA-Regierung.

Das Gemetzel, das am 1 April in Nanking stattfand2, war kein Zufall. Es war die unvermeidliche Folge der Handlungen der Regierung Li Dsung-jen - Ho Ying-tjin, die darauf abzielten, Tschiang Kai-schek, seine verbissenen Anhänger und die aggressiven Kräfte der USA zu schützen. Es war die Folge dessen, daß die Regierung Li Dsung-jen - Ho Ying-tjin mit jenen Anhängern Tschiang Kai-scheks ins gleiche Horn stieß und ihre absurde Parole von einem "ehrenhaften Frieden auf der Basis der Gleichberechtigung" ausposaunte, um sie den acht Friedensbedingungen der Kommunistischen Partei Chinas und besonders der Forderung nach Bestrafung der Kriegsverbrecher entgegenzusetzen. Nun, da die Regierung Li Dsung-jen - Ho Yingtjin eine Delegation nach Peiping zu Friedensverhandlungen mit der Kommunistischen Partei Chinas entsandt und ihre Bereitwilligkeit gezeigt hat, die acht Bedingungen der Kommunistischen Partei Chinas als Grundlage der Verhandlungen anzunehmen, sollte sie, wenn sie nur ein Minimum an Aufrichtigkeit hat, mit der Behandlung des Gemetzels von Nanking anfangen, die Haupthenker Tschiang Kai-schek, Tang En-bo und Dschang Yao-ming verhaften und schwer bestrafen, die Geheimagenten und Totschläger in Nanking und Schanghai verhaften und schwer bestrafen und die konterrevolutionären Rädelsführer, welche sich hartnäckig dem Frieden widersetzen, nach Kräften die Friedensverhandlungen zu hintertreiben suchen und sich aktiv darauf vorbereiten, dem Vorrücken der Volksbefreiungsarmee in den Raum südlich des Yangtse Widerstand zu leisten, verhaften und schwer bestrafen. Solange Tjing-fu lebt, hat die Not im Fürstentum Lu kein Ende.3 Solange die Kriegsverbrecher nicht aus dem Weg geräumt sind, wird das Land keinen einzigen Tag Frieden haben. Ist diese Wahrheit jetzt nicht klar genug?

Wir möchten die Nanking-Regierung in aller Form warnen: Wenn ihr dieser Aufgabe nicht gewachsen seid, solltet ihr wenigstens der Volksbefreiungsarmee, die nun im Begriff ist, den Yangtse zu überqueren und nach dem Süden vorzurücken, bei der Erfüllung dieser Aufgabe behilflich sein. Es ist höchste Zeit, mit allem leeren Geschwätz Schluß zu machen. Ihr tätet besser daran, ordentliche Arbeit zu leisten, um so durch Verdienste eure Verbrechen abzubüßen. Dann brauchtet ihr nicht mehr zu fliehen, um euer Leben zu retten, brauchtet euch nicht mehr von den verbissenen Anhängern Tschiang Kai-scheks drangsalieren zu lassen, und ihr würdet nicht für ewig vom Volk bespuckt und geächtet werden. Das ist eure letzte Chance, verpaßt sie nicht! Die Volksbefreiungsarmee wird bald ihren Vormarsch in den Raum südlich des Yangtse antreten. Das sind keine leeren Drohungen, um euch ins Bockshorn zu jagen. Die Volksbefreiungsarmee wird auf jeden Fall vorwärts marschieren, ob ihr ein Abkommen über die Annahme der acht Bedingungen unterzeichnet oder nicht. Wird das Abkommen vor dem Vorrücken unserer Armee unterzeichnet, so werden verschiedene Seiten Vorteil davon haben: das Volk, die Volksbefreiungsarmee, alle jene im System der Kuomintang-Regierung, die ihre Verbrechen durch Verdienste abbüßen wollen, und die Masse der Offiziere und Soldaten der Kuomintang-Armee; unvorteilhaft wird das nur für Tschiang Kai-schek sein, für seine verbissenen Anhänger und für die Imperialisten. Wird das Abkommen nicht unterzeichnet, dann wird sich die Situation kaum ändern, und die Lösung kann durch örtliche Verhandlungen erreicht werden. Es wird vielleicht noch Kämpfe geben, aber viele werden es nicht sein. Über ein so riesiges Gebiet, das sich von Sinkiang bis Taiwan erstreckt, über eine so lange Frontlinie muß die Kuomintang ihre nur noch etwa 1.100000 Mann zählenden Kampftruppen verstreuen, und daher wird es nicht viele Gefechte geben. Ob ein umfassendes Abkommen oder statt dessen viele örtliche Abkommen unterzeichnet werden, wird für Tschiang Kai-schek, seine verbissenen Anhänger und für den USA-Imperialismus, mit einem Wort, für alle jene Reaktionäre, die sich bis zum Tod nicht ändern wollen, das gleiche sein: Sie alle sind unweigerlich dem Untergang geweiht. Vielleicht wird es für Nanking wie auch für uns ein ganz klein wenig vorteilhafter sein, ein umfassendes Abkommen zu unterzeichnen, als das nicht zu tun, und deshalb bemühen wir uns immer noch darum, ein solches abzuschließen. Wenn aber ein umfassendes Abkommen unterzeichnet werden soll, müssen wir demzufolge darauf vorbereitet sein, uns mit vielen lästigen Umständlichkeiten abzuquälen. Es wäre bedeutend erquicklicher für uns, statt eines umfassenden Abkommens viele örtliche Abkommen zu unterzeichnen. Trotzdem sind wir immer noch bereit, ein umfassendes Abkommen abzuschließen. Wenn die Nanking-Regierung und ihre Delegation gewillt sind, das gleiche zu tun, müssen sie sich in den nächsten Tagen entscheiden und alle Illusionen und alles leere Geschwätz fallen lassen. Wir zwingen euch nicht, euch für diesen Schritt zu entscheiden. Der Nanking-Regierung und ihrer Delegation steht das völlig frei. Das heißt, ihr könnt entweder auf Tschiang Kai-schek und Leighton Stuart hören und unwiderruflich auf ihrer Seite bleiben oder auf uns hören und euch auf unsere Seite stellen; ihr habt die Wahl. Aber ihr habt nicht viel Zeit, eure Wahl zu treffen. Die Volksbefreiungsarmee wird bald ihren Vormarsch beginnen, und es gibt keine Verzögerungsmöglichkeit mehr.

 

ANMERKUNGEN

1. Nach Sun Fos Abdankung ernannte Li Dsung-jen am 12. März 1949 Ho Ying-tjin zum Präsidenten des Pseudo-Exekutivrats.

2. Am 1. April 1949 demonstrierten in Nanking mehr als 6000 Studenten von elf Hochschulen und Universitäten mit der Forderung, die reaktionäre Kuomintang-Regierung solle die acht Friedensbedingungen der Kommunistischen Partei Chinas annehmen. Auf Weisung Tschiang Kai-scheks befahl Dschang Yao-ming, Oberbefehlshaber der Nankinger Garnisontruppen der Kuomintang, den Soldaten, Polizisten und Geheimagenten, gegen die Demonstranten tätlich vorzugehen; dabei wurden zwei Studenten getötet und mehr als hundert verwundet.

3. Aus Dsuo Dscbuan. Tüng-fu, ein Fürstensohn im Fürstentum Lu aus der Frühlings- und Herbstperiode, schürte wiederholt innere Unruhe im Fürstentum Lu und ermordete nacheinander zwei regierende Fürsten. Damals sagte man: "Solange Tjinb fu nicht beseitigt ist, hat die Not im Fürstentum Lu kein Ende." Der Name Tjing-fu gilt seitdem häufig als Beiname für Leute, die zu inneren Zwistigkeiten aufhetzen.

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