Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

ZUM FRIEDENSGESUCH DES KRIEGSVERBRECHERS*

(5. Januar 1949)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 329-334


Um die Kräfte der chinesischen Reaktion und die aggressiven Kräfte der USA in China zu bewahren, hat Tschiang Kai-schek, Chinas Kriegsverbrecher Nr. 1 und Häuptling der Kuomintang-Bande, am Neujahrstag eine Erklärung abgegeben, in der er um Frieden nachsuchte. Der Kriegsverbrecher Tschiang Kai-schek sagte:

Ich für meine Person habe keinen anderen Wunsch, als daß die Friedensverhandlungen die Unabhängigkeit und Integrität des Staates nicht beeinträchtigen, sondern zur Erholung des Volkes von den Kriegsleiden beitragen mögen, daß durch meine Handlungen die geheiligte Verfassung nicht verletzt und der demokratische Konstitutionalismus dadurch nicht untergraben werde, daß das Staatssystem der Republik China garantiert werden könne und die Kontinuität ihrer Rechtsordnung nicht unterbrochen werde, daß die Streitkräfte tatsächlich bewahrt werden und es dem Volk erlaubt sein werde, seine freiheitliche Lebensweise fortzusetzen und sein gegenwärtiges Existenzminimum aufrechtzuerhalten .

Wenn nur der Frieden verwirklicht werden kann, liegt mir persönlich nichts daran, ob ich im Amt bleibe oder in den Ruhestand trete; ich werde mich einzig und allein dem gemeinsamen Willen der Nation beugen.

Man sollte nichts Komisches daran finden, daß ein Kriegsverbrecher um Frieden nachsucht, noch sollte man meinen, daß eine solche Friedensgesuchserklärung wirklich abscheulich sei. Man muß vielmehr verstehen, daß, wenn der Kriegsverbrecher Nr. 1 und Häuptling der Kuomintang-Bande persönlich mit dem Friedensgesuch auf den Plan tritt und eine solche Erklärung an die Öffentlichkeit bringt, dies für das chinesische Volk offenbar von gewissem Nutzen ist, damit es die Intrigen der Kuomintang-Bande und der USA-Imperialisten zu durchschauen vermag. Das chinesische Volk kann daraus ersehen, daß der "Frieden", über den jetzt so viel Lärm gemacht wird, gerade das ist, was die Tschiangkaischek-Mörderbande und ihre USA-Herren dringend benötigen.

Tschiang Kai-schek hat hier ein Geständnis über den ganzen Plan dieser Bande abgelegt. Die Hauptpunkte dieses Planes sind folgende: "Die Friedensverhandlungen sollen die Unabhängigkeit und Integrität des Staates nicht beeinträchtigen" - das ist von erstrangiger Wichtigkeit. "Frieden", das sei in Ordnung, aber ein "Frieden" sei millionenmal verwerflich, wenn er die "Unabhängigkeit und Integrität" des Staates der vier großen Familien und der Kompradorenklasse sowie der Grundherrenklasse beeinträchtigt. Ein "Frieden" sei unbedingt zu verwerfen, wenn er solche Verträge wie den chinesisch-amerikanischen Vertrag über Freundschaft, Handel und Schiffahrt, das chinesischamerikanische Lufttransportabkommenl und das zweiseitige chinesisch-amerikanische Abkommen2 oder solche von den USA in China genossenen Vorrechte wie die Stationierung von Land-, See- und Luftstreitkräften, die Errichtung von Militärstützpunkten, die Ausbeutung von Bodenschätzen und ein Handelsmonopol beeinträchtigt, oder wenn er die Umwandlung Chinas in eine USA-Kolonie stört - kurzum, wenn der "Frieden" all diesen Maßnahmen schadet, die die "Unabhängigkeit und Integrität" von Tschiang Kai-scheks reaktionärem Staat schützen.

"Zur Erholung des Volkes von den Kriegsleiden beitragen" d. h., der "Frieden" müsse zur Erholung der chinesischen Reaktionäre, die bereits niedergeschlagen, aber noch nicht vernichtet sind, beitragen, so daß sie, einmal erholt, einen frischen Anlauf nehmen und die Revolution niederwerfen könnten. Das ist es, wofür der "Frieden" da sein soll. Der Krieg dauert jetzt schon zweieinhalb Jahre, "die Laufburschen können nicht mehr laufen", und die Amerikaner sind böse; eine Ruhepause, wie kurz sie auch sein mag, wäre besser als nichts.

"Durch meine Handlungen soll die geheiligte Verfassung nicht verletzt und der demokratische Konstitutionalismus dadurch nicht untergraben werden, das Staatssystem der Republik China soll garantiert sein, und die Kontinuität ihrer Rechtsordnung wird nicht unterbrochen" - all das heißt, die herrschende Stellung der reaktionären Klassen und der reaktionären Regierung Chinas soll garantiert sein, und es sei auch zu garantieren, daß die "Kontinuität der Rechtsordnung" dieser Klassen und dieser Regierung "nicht unterbrochen" wird. Die Kontinuität dieser "Rechtsordnung" darf auf keinen Fall "unterbrochen" werden; denn falls sie "unterbrochen" würde, wäre das sehr gefährlich - die ganze Kompradorenklasse und die ganze Grundherrenklasse würden vernichtet, die Kuomintang-Bande würde zugrunde gehen, alle Kriegsverbrecher, große, mittlere und kleine, würden verhaftet und bestraft werden.

"Die Streitkräfte sollen tatsächlich bewahrt werden" - sie sind der Lebensnerv der Kompradorenklasse und der Grundherrenklasse, und obwohl die verhaßte Volksbefreiungsarmee mehrere Millionen davon vernichtet hat, bleiben immer noch eine Million und mehrere Hunderttausend Mann übrig, die "bewahrt" werden müssen, und zwar "tatsächlich". Wenn sie "bewahrt" werden, aber nicht "tatsächlich", dann werden die Kompradorenklasse und die Grundherrenklasse ihr Kapital verlieren, dann bleibt es dabei, daß die Kontinuität ihrer "Rechtsordnung" "unterbrochen" wird, daß die Kuomintang-Bande vernichtet und alle Kriegsverbrecher, große, mittlere und kleine, verhaftet und bestraft werden. Genauso wie der Lebensnerv von Djia Bao-yü im Grandiosen Aussichtspark ein Stück Jade an seiner Halskette war,3 ist der Lebensnerv der Kuomintang ihre Armee; wie könne man da sagen, daß ihre Armee nicht "bewahrt" werden solle, oder wenn schon "bewahrt", dann aber nicht "tatsächlich"?

"Dem Volk soll es erlaubt sein, seine freiheitliche Lebensweise fortzusetzen und sein gegenwärtiges Existenzminimum aufrechtzuerhalten" - d. h., die Kompradorenklasse und die Grundherrenklasse Chinas müßten ihre Freiheit aufrechterhalten können, das ganze Volk zu unterdrücken und auszubeuten, und sie müßten ihren gegenwärtigen Lebensstandard, wie er für ein herrschaftliches, luxuriöses, liederliches und müßiges Leben unentbehrlich ist, aufrechterhalten dürfen, während die chinesischen Werktätigen ihre Freiheit, unterdrückt und ausgebeutet zu werden, und ihren jetzigen Lebensstandard, der durch den unerträglichen Druck der Kälte und des Hungers gekennzeichnet ist, aufrechterhalten müßten. Das ist das Endziel der Kriegsverbrecher, wenn sie um Frieden nachsuchen. Wozu denn Frieden, wenn die Kriegsverbrecher und die Klassen, zu denen sie gehören, ihre Freiheit, zu unterdrücken und auszubeuten, nicht bewahren können und den Standard eines herrschaftlichen, luxuriösen, liederlichen und müßigen Lebenswandels aufgeben müssen? Um all dies zu bewahren, ist es natürlich für die Arbeiter, Bauern, Intellektuellen, für die öffentlichen Bediensteten und die Lehrer notwendig, ihre "freiheitliche Lebensweise" und ihr "Existenzminimum" - ein Leben unter unerträglichem Druck durch Kälte und Hunger, wie sie es gegenwärtig zu fristen haben - aufrechtzuerhalten. Wenn einmal unser geliebter Präsident Tschiang diese Bedingung aufgestellt hat, können Dutzende Millionen Arbeiter, Handwerker und Angehörige der freien Berufe, Hunderte von Millionen Bauern und Millionen Intellektuelle, öffentliche Bedienstete und Lehrer lediglich in Eintracht in die Hände klatschen, sich niederwerfen und ausrufen: "Es lebe unser Präsident!" Wenn die Kommunistische Partei immer noch den Frieden verweigert, so daß diese wundervolle Lebensweise und dieser herrliche Lebensstandard nicht bewahrt bleiben können, dann macht sie sich eines Verbrechens schuldig, für welches sie einen zehntausendfachen Tod verdient, und "dann muß die Kommunistische Partei die ganze Verantwortung für die Konsequenzen tragen".

Damit haben wir noch immer nicht den ganzen Reichtum der wunderbaren Ideen erschöpft, die in der Erklärung des Kriegsverbrechers vom I. Januar, in der er um Frieden nachsucht, eingeschlossen sind. Hier ist ein anderes Glanzstück, das Tschiang Kai-schek in seiner Neujahrsbotschaft "eine Entscheidungsschlacht im Raum Nanking-Schanghai" nennt. Woher nimmt er die Kraft für so eine "Entscheidungsschlacht"? Tschiang Kai-schek sagt: "Es muß allen bekannt sein, daß die Stärke der Regierung auf allen Gebieten - sei es auf militärischem, auf politischem, sei es auf ökonomischem Gebiet - heute viele Male, ja sogar mehrere Dutzend Male so groß ist wie die der Kommunistischen Partei." Oho! Wie ist es möglich, daß die Menschen angesichts solch gewaltiger Stärke nicht zu Tode erschrecken? Lassen wir einmal die politische und ökonomische Stärke beiseite und befassen wir uns nur mit der "militärischen Stärke"; in dieser Hinsicht verfügt die Volksbefreiungsarmee jetzt über mehr als drei Millionen Mann; eine zweimal "so große" Zahl wäre mehr als sechs Millionen und eine zehnmal "so große" mehr als dreißig Millionen. Und wieviel wäre eine "mehrere Dutzend Male so große" Zahl? Gut, sagen wir: zwanzigmal; das würde über sechzig Millionen Mann ergeben. Kein Wunder, daß Präsident Tschiang behauptet, er sei "des Sieges in der Entscheidungsschlacht gewiß". Warum aber will er um Frieden nachsuchen? Bestimmt nicht, weil er nicht mehr in der Lage wäre zu kämpfen. Denn könnte es für die Kommunistische Partei oder irgendeine andere Partei in der Welt noch eine Überlebenschance geben, wenn er mit einer Truppenstärke von über sechzig Millionen Mann einen Druck ausübte? Natürlich würde alles zu Pulver zermalmt. Es ist daher klar, daß ihm, wenn er um Frieden nachsucht, bestimmt nichts anderes am Herzen liegt, als "für die Befreiung des Volkes von seinen Leiden zu plädieren".

Aber wird alles wie am Schnürchen gehen, ohne jeden Haken? Die Sache hat einen Haken, wie man sagt. Was ist nun der Haken? Präsident Tschiang sagt:

Es ist heute zu bedauern, daß gewisse Leute in unserer Regierung unter den Einfluß der heimtückischen kommunistischen Propaganda geraten sind und sich daher in einer schwankenden Gemütsverfassung befinden und beinahe ihr Selbstvertrauen verloren haben. Da sie sich geistig von den Kommunisten einschüchtern lassen, sehen sie nur die Stärke des Feindes, aber nicht unsere eigene gewaltige Macht, die mehrere Dutzend Male größer ist als die des Feindes.

Jedes Jahr bringt seine Neuigkeiten, aber das angebrochene Jahr hat mit etwas ganz Besonderem aufzuwarten. Ist es nicht eine außergewöhnliche Neuigkeit, daß Kuomintang-Leute mit ihren mehr als sechzig Millionen Offizieren und Soldaten nur die mehr als drei Millionen Mann der Volksbefreiungsarmee sehen, aber nicht ihre eigene Armee von mehr als sechzig Millionen?

Man mag fragen: "Kann eine solche Neuigkeit noch Absatz auf dem Markt finden?" und "Ist sie auch nur eines flüchtigen Blickes wert?" Aus der Stadt Peiping erhalten wir diese Information: "Am Morgen des Neujahrstags sanken die Preise ein wenig, aber am Nachmittag hatten sie sich wieder erholt." Und eine ausländische Nachrichtenagentur berichtet: "Schanghai reagiert kühl auf Tschiang Kai-scheks Neujahrsbotschaft." Das beantwortet die Frage, ob der Kriegsverbrecher Tschiang Kai-schek irgendeinen Absatz auf dem Markt hat. Wie wir schon seit langem sagen: Tschiang Kai-schek hat seine Lebensgeister verloren, er ist nur ein Leichnam, und niemand glaubt ihm mehr.

ANMERKUNGEN 

* Dieser Kommentar war der erste einer Reihe von Kommentaren, die Genosse Mao Tse-tung für die Hsinhua-Nachrichtenagentur geschrieben hat, um zu enthüllen, wie die Kuomintang die Friedensverhandlungen zur Erhaltung ihrer konterrevolutionären Kräfte benutzte. Die Titel anderer Kommentare dieser Serie lauten: "Warum verbreitet die aus allen Fugen gehende reaktionäre Clique noch immer ihre hohlen Phrasen von einem ,totalen Frieden'?", "Die Kuomintang-Reaktionäre verwandeln den ,Friedensappell` in einen Kriegsappell", "Über die verschiedenen Antworten der Kuomintang auf die Frage nach der Verantwortung für den Krieg" und "Wohin geht die Nanking-Regierung?"

1. Das "chinesisch-amerikanische Lufttransportabkommen" zwischen der Regierung Tschiang Kai-schek und dem USA-Imperialismus wurde am 20. Dezember 1946 unterzeichnet. In diesem Abkommen veräußerte Tschiang Kai-schek die gesamte Luftraum-Souveränität Chinas. Nach den Bestimmungen dieses Abkommens wat es den Flugzeugen der USA gestattet, überall innerhalb der Grenzen Chinas zu fliegen, zu laden, auszuladen oder umzuladen, und die USA erhielten dadurch die volle Kontrolle über den Lufttransport Chinas. Den amerikanischen Flugzeugen wurde auch das "Recht nichtkommerzieller Landungen" auf chinesischem Territorium, d. h. das Recht militärischer Landungen, zuerkannt.

2. Das "zweiseitige chinesisch-amerikanische Abkommen" war das sogenannte "chinesisch-amerikanische Abkommen über die Wirtschaftshilfe", das am 3. Juli 1948 in Nanking von den Vertretern der Tschiangkaischek-Regierung und des USA-Imperialismus unterzeichnet wurde. Es sah folgendes vor: Der USA-Imperialismus sollte die höchste Autorität der Beaufsichtigung und Entscheidung über finanzielle und ökonomische Angelegenheiten der Tschiangkaischek-Regierung besitzen, und das USA-Personal, das in China die direkte Kontrolle ausübte, sollte "exterritoriale Rechte" genießen; der USA-Imperialismus konnte von China jedes strategische Material, das er benötigte, erhalten, und die Tschiangkaischek-Regierung mußte ihm regelmäßig Informationen über dieses Material zur Verfügung stellen; die Regierung Tschiang Kai-scheks sollte das Dumping von USA-Waren in China garantieren.

3. Djia Bao-yü ist eine Figur im Traum der roten Kammer, einem chinesischen Roman aus dem 18. Jahrhundert, und der Grandiose Aussichtspark war der Familiengarten der Djias. In diesem Roman wird erzählt, daß Djia Bao-yü mit einem Stück Jade im Mund geboren wurde. Dieses Stück Jade war sein Lebensnerv, und et mußte es immer um seinen Hals tragen. Er durfte sich nie davon trennen. Sollte dieses Stück verlorengehen, würde er "seiner Lebensgeister beraubt".

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