Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

WESENTLICHE PUNKTE DER BODENREFORM IN DEN NEUEN BEFREITEN GEBIETEN*

(15. Februar 1948)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 209-211


1. Man darf nichts überstürzen. Das Tempo der Bodenreform soll nach den Umständen, dem Bewußtseinsgrad der Massen und der Stärke der führenden Kader bestimmt werden. Man soll nicht versuchen, die Bodenreform in einigen Monaten zu vollenden, sondern sich darauf vorbereiten, sie in jedem Gebiet binnen zwei oder drei Jahren abzuschließen. Das gilt auch für die alten und die jüngeren befreiten Gebiete.

2. In den neuen befreiten Gebieten soll die Bodenreform in zwei Stadien durchgeführt werden. Im ersten Stadium werden den Grundherren Schläge versetzt und die Großbauern neutral gehalten. Dieses Stadium wird wiederum in mehrere Schritte unterteilt: Zuerst versetzt man den großen Grundherren Schläge und dann den anderen Grundherren. Örtliche Despoten sollen anders behandelt werden als Nichtdespoten, und auch die großen, mittleren und kleinen Grundherren sollen differenziert behandelt werden. Das zweite Stadium besteht in der gleichmäßigen Verteilung des Bodens, einschließlich des verpachteten und überschüssigen Bodens der Großbauern. Doch sollen die Großbauern anders behandelt werden als die Grundherren. Die gesamte Angriffsfläche soll sich im allgemeinen auf nicht mehr als acht Prozent der Höfe oder zehn Prozent der Bevölkerung erstrecken. In den jüngeren befreiten Gebieten sollen die Unterschiedlichkeit in der Behandlung und die gesamte Angriffsfläche die gleichen sein. Diese Probleme treten in den alten befreiten Gebieten, wo im allgemeinen nur ein Ausgleich der Verteilung des Bodens und anderer Produktionsmittel notwendig ist, nicht auf.

3. Zuerst sind Verbände der armen Bauern und dann, nach einigen Monaten, Bauernvereinigungen zu organisieren. Den Grundherren und Großbauern ist strengstens zu verbieten, daß sie sich in die Bauernvereinigungen und Verbände der armen Bauern einschleichen. Die Aktivisten in den Verbänden der armen Bauern sollen den Kern der Führung in den Bauernvereinigungen bilden, aber auch ein Teil der Aktivisten aus den Reihen der Mittelbauern muß in die Komitees der Bauernvereinigungen aufgenommen werden. Die Mittelbauern

müssen in den Kampf für die Bodenreform einbezogen werden, und , ihre Interessen sind zu berücksichtigen.

4. Man soll die Arbeit nicht überall zu gleicher Zeit in Angriff nehmen, sondern tüchtige Kader auswählen, die sie zuerst an bestimmten Orten durchführen, um Erfahrungen zu sammeln, diese Erfahrungen dann Schritt für Schritt verbreiten, so daß die Arbeit wellenförmig vorangetrieben wird. Das gilt sowohl für ein ganzes strategisches Gebiet als auch für einen einzelnen Kreis. Das gilt auch für die alten wie für die jüngeren befreiten Gebiete.

5. Zwischen den gefestigten befreiten Gebieten und den Partisanengebieten ist ein Unterschied zu machen. In den ersteren kann die Bodenreform schrittweise vorangehen. In den letzteren sollen wir uns nur auf Propaganda, getarnte Organisationsarbeit und Verteilung einer gewissen Menge von beweglichen Vermögenswerten beschränken. Dort soll man nicht offen Massenorganisationen errichten, nicht die Bodenreform durchführen, damit die Massen vom Feind nicht verfolgt werden.

6. Die reaktionären bewaffneten Banden der Grundherren und die reaktionären Geheimdienste müssen liquidiert werden, und man darf sich ihrer nicht bedienen.

7. Die Reaktionäre müssen unterdrückt werden, aber willkürliches Hinrichten ist strengstens verboten; je weniger Menschen getötet werden, desto besser. Jedes Todesurteil muß von einem Komitee, das auf Kreisebene gebildet wird, geprüft und bestätigt werden. Die Befugnis zur strafrechtlichen Verfolgung politisch Verdächtigter steht den Ausschüssen auf Gebietsparteikomitee-Ebene zu. Das gilt auch für die alten wie für die jüngeren befreiten Gebiete.

8. Man soll die revolutionären Intellektuellen und Halbintellektuellen in den einzelnen Orten, die von Grundherren- oder Großbauernfamilien abstammen, aber die Bodenreform unterstützen, verwenden, sie zur Arbeit bei der Errichtung von Stützpunktgebieten heranziehen. Wir müssen aber unsere Erziehungsarbeit unter ihnen verstärken und verhüten, daß sie die Macht an sich reißen und der Bodenreform im Weg stehen. Im allgemeinen sollen wir sie nicht in ihrem Heimatdistrikt oder ihrer Heimatgemeinde arbeiten lassen. Nachdruck sollte darauf gelegt werden, daß aus Bauernfamilien stammende Intellektuelle und Halbintellektuelle angestellt werden.

9. Es ist streng darauf zu achten, daß Industrie und Handel geschützt werden. Die Planung und Leitung der wirtschaftlichen und finanziellen Angelegenheiten muß auf lange Sicht erfolgen. Die Truppen sowie die Distrikts- und Gemeindeverwaltungen müssen sich alle vor Verschwendung hüten.

ANMERKUNGEN

* Eine von Genossen Mao Tse-tung verfaßte innerparteiliche Direktive des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas.

1. Siehe Anmerkung n zur Arbeit Dem neuen Aufschwung der chinesischen Revolution entgegen", vorliegender Band 3, S. l30.

Mao AW Band IV

Mao Werke