Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

DIE GEGENWÄRTIGE LAGE UND UNSERE AUFGABEN*

(25. Dezember 1947)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 161-183


 Der revolutionäre Krieg des chinesischen Volkes hat jetzt einen Wendepunkt erreicht. Das bedeutet, daß die Chinesische Volksbefreiungsarmee die Angriffe der mehrere Millionen Mann starken reaktionären Truppen Tschiang Kai-scheks, des Lakaien der USA, bereits zurückgeschlagen hat und selbst zur Offensive übergegangen ist. Schon im ersten Jahr dieses Krieges, d. h. von Juli 1946 bis Juni 1947, hatte die Volksbefreiungsarmee die Angriffe Tschiang Kai-scheks an mehreren Kriegsschauplätzen zurückgeschlagen und ihn damit in die Defensive gedrängt. Im ersten Quartal des zweiten Kriegsjahrs, d. h. von Juli bis September 1947, ging die Volksbefreiungsarmee zur Offensive im Landesmaßstab über und zerschlug damit die konterrevolutionären Pläne Tschiang Kai-scheks, den Krieg weiterhin in die befreiten Gebiete zu tragen und diese völlig zu zerstören. Jetzt wird der Krieg hauptsächlich nicht mehr in den befreiten Gebieten, sondern in den Kuomintang-Gebieten geführt, in die sich die Hauptkräfte der Volksbefreiungsarmee bereits vorgekämpft haben.1 Die Chinesische Volksbefreiungsarmee hat auf diesem Stück chinesischen Bodens das Rad der Konterrevolution des USA-Imperialismus und seiner Lakaien, der Tschiangkaischek-Banditen, zurückgedreht und es auf den Weg in den Abgrund gebracht, das eigene Rad, das Rad der Revolution, vorwärtsgetrieben und es auf den Weg zum Sieg gebracht. Das ist ein geschichtlicher Wendepunkt. Das ist der Punkt, an dem sich die zwanzigjährige konterrevolutionäre Herrschaft Tschiang Kai-scheks vom Aufstieg zum Untergang wendet. Das ist auch der Punkt, an dem sich die über 100 Jahre währende imperialistische Herrschaft in China vom Aufstieg zum Untergang wendet. Das ist ein bedeutsamer Umschwung. Dieser Umschwung ist deshalb von so großer Bedeutung, weil er in einem Land mit einer Bevölkerung von 4.75 Millionen vor sich geht, weil er, einmal im Gange, notwendigerweise im ganzen Land zum Sieg führen wird. Dieser Umschwung ist auch deshalb von so großer Bedeutung, weil er im Osten vor sich geht, in einem Gebiet, wo mehr als eine Milliarde Menschen (die Hälfte der Menschheit) unter dem Joch des Imperialismus leiden. Daß der Befreiungskrieg des chinesischen Volkes von der Defensive zur Offensive übergegangen ist, muß diese unterdrückten Nationen mit Freude und Begeisterung erfüllen. Gleichzeitig bedeutet das eine Hilfe für die unterdrückten Völker aller Länder Europas und Amerikas in ihrem Kampf.

An dem Tag, an dem Tschiang Kai-schek den konterrevolutionären Krieg entfesselte, sagten wir, daß wir Tschiang Kai-schek nicht nur schlagen müssen, sondern ihn auch schlagen können. Wir müssen Tschiang Kai-schek schlagen, denn der Krieg, den er entfesselt hat, ist ein konterrevolutionärer Krieg, der sich unter der Regie des USA-Imperialismus gegen die nationale Unabhängigkeit Chinas und gegen die Befreiung des chinesischen Volkes richtet. Es war eigentlich die Aufgabe des chinesischen Volkes, nach Beendigung des zweiten Weltkriegs, nach der Niederwerfung des japanischen Imperialismus die neudemokratische Umgestaltung auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet zu vollenden, die Einheit und Unabhängigkeit des Staates herzustellen und China aus einem Agrarland in ein Industrieland zu verwandeln. Aber gerade in jener Zeit nach der siegreichen Beendigung des antifaschistischen zweiten Weltkriegs trat der USA-Imperialismus mit seinen Lakaien in verschiedenen Ländern an die Stelle des deutschen und japanischen Imperialismus und ihrer Lakaien und bildete ein reaktionäres Lager gegen die Sowjetunion, gegen die Volksdemokratien Europas, gegen die Arbeiterbewegung aller kapitalistischen Länder, gegen die nationalen Bewegungen in den kolonialen und halbkolonialen Ländern, gegen die Befreiung des chinesischen Volkes. In einer solchen Zeit dienten die chinesischen Reaktionäre unter Führung von Tschiang Kai-schek als Lakaien dem USA-Imperialismus, genau wie Wang Djing-we dem japanischen Imperialismus als Lakai gedient hatte, wobei sie China an die USA verschacherten, einen Krieg entfesselten, um das chinesische Volk zu bekämpfen und den Fortgang der Befreiung des chinesischen Volkes zu hemmen. Hätten wir uns in einer solchen Zeit schwach gezeigt oder nachgegeben, hätten wir nicht gewagt, uns entschlossen zum revolutionären Krieg gegen den konterrevolutionären Krieg zu erheben, so wäre China zu einer Welt der Finsternis geworden, so wäre die Zukunft unserer Nation verlorengegangen. Die Kommunistische Partei Chinas leitete die Chinesische Volksbefreiungsarmee an, entschlossen einen patriotischen, gerechten und revolutionären Krieg gegen die Offensive Tschiang Kai-scheks zu führen. Die Kommunistische Partei Chinas gab, gestützt auf die marxistisch-leninistische Wissenschaft, eine nüchterne Einschätzung der internationalen und inneren Lage; sie wußte, daß alle Angriffe der in- und ausländischen Reaktionäre nicht nur zurückgeschlagen werden mußten, sondern auch zum Scheitern gebracht werden konnten. Als sich am Himmel finstere Wolken zeigten, stellten wir fest: Das ist nur eine vorübergehende Erscheinung, die Finsternis wird weichen, das Morgenrot naht. Als die Tschiangkaischek-Banditen im Juli 1946 den konterrevolutionären Krieg im Landesmaßstab entfesselten, wähnten sie, in nur drei bis sechs Monaten die Volksbefreiungsarmee schlagen zu können. Sie wußten sich im Besitz von zwei Millionen Mann regulärer und mehr als einer Million Mann irregulärer Truppen, mit über einer Million Mann Militärinstitutionen und Truppeneinheiten im Hinterland, also einer totalen Truppenstärke von insgesamt über vier Millionen Mann; sie hatten die Zeit genutzt, ihre Vorbereitungen für die Offensive zu treffen; sie hielten die Großstädte wieder unter ihrer Kontrolle; sie beherrschten eine Bevölkerung von über 300 Millionen Menschen; sie hatten die gesamte Ausrüstung von einer Million Mann japanischer Aggressionstruppen in China übernommen; sie hatten von der Regierung der USA riesige militärische und finanzielle Hilfe erhalten. Sie rechneten auch damit, die Chinesische Volksbefreiungsarmee sei durch den achtjährigen Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression bereits erschöpft und könne sich zahlenmäßig und in der Ausrüstung bei weitem nicht mit den Kuomintang-Truppen messen; die befreiten Gebiete Chinas hatten auch nur etwas mehr als 100 Millionen Einwohner, und im größten Teil davon waren die reaktionären feudalen Kräfte noch nicht liquidiert, die Bodenreform war dort noch nicht allgemein und gründlich durchgeführt, das heißt, das Hinterland der Volksbefreiungsarmee war noch nicht gefestigt. Aus solchen Erwägungen heraus setzten sich die Tschiangkaischek-Banditen über den Wunsch des chinesischen Volkes nach Frieden hinweg, zerrissen schließlich das Waffenstillstandsabkommen zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei vom Januar 1946 sowie die auf der Politischen Konsultativkonferenz aller Parteien und Gruppen gefaßten Beschlüsse und brachen einen abenteuerlichen Krieg vom Zaune. Wir sagten damals, Tschiang Kai-scheks militärische Überlegenheit sei nur eine vorübergehende Erscheinung, ein Faktor, der nur eine zeitweilige Wirkung ausüben kann; die Hilfe durch den USA-Imperialismus sei auch nur ein Faktor von zeitweiliger Wirkung; aber der volksfeindliche Charakter des von Tschiang Kai-schek geführten Krieges und die Zustimmung oder Ablehnung des Volkes seien ständig wirkende Faktoren; von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet sei die Volksbefreiungsarmee überlegen. Der von der Volksbefreiungsarmee geführte Krieg, der einen patriotischen, gerechten und revolutionären Charakter trägt, wird unausbleiblich die Unterstützung des ganzen Volkes genießen. Das ist die politische Grundlage unseres Sieges über Tschiang Kai-schek. Die Erfahrungen aus 18 Kriegsmonaten haben diese Feststellung voll und ganz bestätigt.

In 17 Kriegsmonaten (von Juli 1946 bis November 1947; die Dezember-Zahlen sind noch nicht vorhanden) wurden insgesamt 1.690000 Mann der regulären und irregulären Truppen Tschiang Kai-scheks getötet, verwundet oder gefangengenommen, darunter 640000 Tote oder Verwundete und 1.050000 Gefangene. So konnte unsere Armee die Angriffe Tschiang Kai-scheks zurückschlagen, den wesentlichen Teil des Territoriums der befreiten Gebiete erhalten und selbst zur Offensive übergehen. Daß uns dies gelang, erklärt sich militärisch gesehen daraus, daß wir einen richtigen strategischen Kurs verfolgten. Unsere militärischen Prinzipien sind:

1. Erst den zersplitterten und isolierten Feind, dann den konzentrierten und starken Feind angreifen.

2. Erst kleine Städte, mittelgroße Städte und ausgedehnte ländliche Gebiete, dann die Großstädte einnehmen.

3. Das Hauptziel ist, die lebende Kraft des Feindes zu vernichten, nicht Städte und Gebiete zu halten oder einzunehmen. Die Behauptung oder Einnahme von Städten und Gebieten ist das Ergebnis der Vernichtung der lebenden Kraft des Feindes, und häufig kann eine Stadt oder ein Gebiet erst endgültig gehalten oder eingenommen werden, nachdem sie bzw. es mehrere Male den Besitzer gewechselt hat.

4. Für jede Kampfhandlung muß eine absolut überlegene Truppenstärke zusammengezogen werden (das Zwei-, Drei- oder Vierfache, manchmal sogar das Fünf- oder Sechsfache der feindlichen Stärke), die feindlichen Kräfte müssen lückenlos umzingelt werden, man muß sich bemühen, sie völlig zu vernichten und niemand aus ' dem Netz entschlüpfen zu lassen. Unter besonderen Umständen wird die Methode angewandt, den Feind vernichtend zu schlagen, das heißt, wir führen unter Konzentration aller unserer Kräfte einen Frontalangriff und gleichzeitig auch einen Angriff auf eine oder beide Flanken, mit dem Ziel, den einen Teil seiner Streitkräfte zu vernichten und den anderen in die Flucht zu schlagen, so daß unsere Armee ihre Verbände rasch zur Zerschlagung anderer gegnerischer Truppen einsetzen kann. Wir müssen auf alle Fälle Ermattungsgefechte vermeiden, bei denen wir mehr verlieren als gewinnen oder sich Gewinn und Verlust gerade die Waage halten. Auf diese Weise sind wir wohl im ganzen gesehen (zahlenmäßig) unterlegen, aber in jedem Einzelfall, in jeder konkreten Schlacht sind wir absolut überlegen, womit uns der Sieg in der Schlacht sicher ist. Mit der Zeit werden wir auch im ganzen gesehen die Oberhand gewinnen und schließlich den Feind vollständig vernichten.

5. Keine Schlacht darf ohne Vorbereitung geschlagen werden, und man darf sich auf keine Schlacht einlassen, ohne daß der Erfolg verbürgt ist; wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, Vorbereitungen für jede Schlacht zu treffen und uns den Sieg bei dem gegebenen Verhältnis zwischen unseren Bedingungen und denen des Feindes zu sichern.

6. Wir müssen unseren Kampfstil voll entfalten, d. h. mutig kämpfen, keine Opfer scheuen, keine Erschöpfung fürchten und unablässig Kämpfe führen (in einem kurzen Zeitraum ohne Ruhepause ein Gefecht nach dem anderen austragen).

7. Alle Anstrengungen sind zu unternehmen, um den Feind in beweglichen Operationen zu vernichten. Zugleich muß auch der Taktik der Angriffe auf befestigte Stellungen Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit feindliche Stützpunkte und Städte erobert werden können.

8. Was die Angriffe auf Städte betrifft, sind alle nur schwach verteidigten Stützpunkte und Städte dem Feind entschlossen zu entreißen. Alle Stützpunkte und Städte, die vom Feind nur mit Kräften mittlerer Stärke verteidigt werden und wo die Bedingungen ihre Einnahme erlauben, sind im gegebenen Augenblick zu erobern. Bei allen vom Feind stark verteidigten Stützpunkten und Städten soll man warten, bis die Bedingungen herangereift sind, und sie dann erobern.

9. Alle Waffen, die wir dem Feind entreißen, und ein Großteil der Gefangenen dienen der Ergänzung unserer eigenen Bestände. Die wichtigste Quelle von Menschen und Kriegsmaterial für unsere Armee ist die Front.

10. Die Zeitspanne zwischen zwei Schlachten muß gut genutzt werden, um die Truppen ausruhen zu lassen, sie zu konsolidieren und auszubilden. Die Zeit der Ruhe, der Konsolidierung und Ausbildung darf im allgemeinen nicht zu lang bemessen sein, und dem Feind soll nach Möglichkeit keine Atempause gegeben werden.

Das sind die hauptsächlichen Methoden der Volksbefreiungsarmee zur Niederwerfung Tschiang Kai-scheks. Diese Methoden entstanden im Feuer der langjährigen Kämpfe der Volksbefreiungsarmee gegen die inneren und äußeren Feinde und entsprechen völlig unserer gegenwärtigen Situation. Die Tschiangkaischek-Banditen und das Militärpersonal des USA-Imperialismus in China kennen diese von uns angewandten Kampfmethoden sehr gut. Tschiang Kai-schek hat mehrmals seine Generäle und Stabsoffiziere zu Schulungskursen zusammengefaßt und an sie unsere Militärliteratur sowie im Krieg erbeutete Dokumente als Studienmaterial verteilt, um zu versuchen, Methoden zur Bekämpfung zu finden. USA-Militärs gaben Tschiang Kai-schek allerlei strategische und taktische Ratschläge zur Vernichtung der Volksbefreiungsarmee; sie bildeten Tschiang Kai-scheks Truppen aus und lieferten ihm die Kriegsausrüstung. Und doch können alle diese Bemühungen die Tschiangkaischek-Banditen nicht vor der Niederlage retten. Der Grund liegt darin, daß sich unsere Strategie und Taktik auf dem Volkskrieg aufbaut, und keine volksfeindliche Armee kann sich unsere Strategie und Taktik zunutze machen. Die Volksbefreiungsarmee hat ihre machtvolle revolutionäre politische Arbeit auf der Grundlage des Volkskriegs und der Prinzipien der Einheit zwischen Armee und Volk, der Einheit zwischen Kommandeuren und Kämpfern und der Zersetzung der feindlichen Armee aufgebaut, und diese politische Arbeit ist ein wichtiger Faktor für unseren Sieg über den Feind. Als wir aus freien Stücken viele Städte aufgaben, um den tödlichen Schlägen der überlegenen Feindmacht auszuweichen und unsere Streitkräfte - mit dem Ziel der Vernichtung des Feindes in beweglichen Operationen - zu verlegen, waren unsere Feinde außer sich vor Freude. Sie hielten das für ihren Sieg und unsere Niederlage. Dieser zeitweilige vermeintliche Sieg stieg ihnen zu Kopf. Als Dschangdjiakou eingenommen worden war, erließ Tschiang Kai-schek noch am selben Nachmittag eine Anordnung für die Einberufung seiner reaktionären Nationalversammlung, als wäre seine reaktionäre Herrschaft nunmehr so stabil wie der Tai-Berg. Auch die amerikanischen Imperialisten führten Freudentänze auf, als ob nun ihre wahnwitzigen Pläne, China in eine Kolonie der USA zu verwandeln, ohne jedes Hindernis hätten verwirklicht werden können. Aber mit der Zeit sangen Tschiang Kai-schek und seine amerikanischen Herren in einer anderen Tonart. Jetzt sind alle unsere inneren und äußeren Feinde von Pessimismus erfaßt. Sie stoßen tiefe Seufzer aus, sie jammern von einer Krise, sie zeigen auch nicht das geringste Zeichen von Freude. In den vergangenen 18 Monaten hat Tschiang Kai-schek die meisten seiner hohen Frontkommandeure wegen ihrer Niederlagen abgesetzt. Darunter u. a. Liu Dschi (Dschengdschou), Hsüä Yüä (Hsüdschou), Wu Tji-we (Nordkiangsu), Tang En-bo (Südschantung), Wang Dschung-liän (Nordhonan), Du Yü-ming und Hsiung Schi-hui (Schenyang) und Sun Liän-dschung (Peiping). Auch Tschiang Kai-scheks Generalstabschef Tschen Tscheng, der die Verantwortung im Kommando über sämtliche Operationen trug, wurde seines Postens enthoben und zum Befehlshaber lediglich der einen Front im Nordosten degradiert 2 . Jedoch gerade zu der Zeit, als Tschiang Kai-schek selbst an Tschen Tschengs Stelle den Oberbefehl übernahm, änderte sich die Lage: Seine Armee mußte von der Offensive zur Defensive übergehen, während die Volksbefreiungsarmee von der Defensive zur Offensive überging. Die reaktionäre Tschiangkaischek-Clique und ihre amerikanischen Herren müssen jetzt wohl ihren Irrtum eingesehen haben. Sie hatten die Anstrengungen, die die Kommunistische Partei Chinas als Wortführer der Hoffnungen des chinesischen Volkes für eine lange Zeit nach der Kapitulation Japans um die Erhaltung des Friedens und gegen den Bürgerkrieg unternommen hatte, als Zeichen von Furcht und Schwäche ausgelegt. Sie überschätzten ihre eigene Kraft und unterschätzten die Kräfte der Revolution, stürzten sich in das Kriegsabenteuer und fielen so in die Grube, die sie selbst gegraben hatten. Die strategischen Berechnungen unserer Feinde sind gründlich danebengegangen.

Jetzt ist das Hinterland der Volksbefreiungsarmee viel gefestigter, als es vor 18 Monaten war. Das ist der Tatsache zu verdanken, daß unsere Partei entschieden auf der Seite der Bauern steht und die Bodenreform durchgeführt hat. Zur Zeit des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression verwandelte unsere Partei im Interesse der Bildung einer antijapanischen Einheitsfront mit der Kuomintang und des Zusammenschlusses mit denen, die damals noch gegen den japanischen Imperialismus auftreten konnten, aus eigener Initiative die von ihr vor dem Widerstandskrieg verfolgte Politik, den Boden der Grundherren zu beschlagnahmen und ihn unter die Bauern aufzuteilen, in eine Politik der Herabsetzung der Pacht- und Darlehenszinsen. Das war durchaus notwendig. Nach der Kapitulation Japans forderten die Bauern dringend Land, und wir faßten rechtzeitig den Beschluß, unsere Bodenpolitik zu ändern, d. h. von der Herabsetzung der Pacht und Darlehenszinsen abzugehen, die Ländereien der Grundherrenklasse zu beschlagnahmen und unter die Bauern aufzuteilen. Die Direktive des Zentralkomitees unserer Partei vom 4. Mai 19463 war ein Ausdruck dieser Veränderung. Im September 1947 berief unsere Partei eine Landeskonferenz über die Bodenfrage ein und arbeitete die Hauptthesen des Chinesischen Bodengesetzes4 aus, die sofort überall realisiert wurden. Dank diesem Schritt wurden nicht nur die Richtlinien, die in der "Direktive vom 4. Mai" des letzten Jahres niedergelegt worden waren, bekräftigt, sondern es wurde auch die gewisse Inkonsequenz in dieser Direktive ausdrücklich berichtigt. Die Hauptthesen des Chinesischen Bodengesetzes legen fest: Von dem Prinzip ausgehend, daß das Bodenbesitzsystem der feudalen und halbfeudalen Ausbeutung beseitigt und das System "Jedem Pflüger sein Feld!" eingeführt wird, soll der Boden je Kopf der Bevölkerung gleichmäßig verteilt werden 5 . Das ist eine Methode zur gründlichsten Beseitigung des Feudalsystems und entspricht völlig den Forderungen der breiten Massen der chinesischen Bauern. Um die Bodenreform konsequent und gründlich durchzuführen, muß man in den Dörfern als legale Organe zur Durchführung der Bodenreform nicht nur Bauernvereinigungen auf der breitesten Massenbasis der Landarbeiter, der armen Bauern und der Mittelbauern und von ihnen gewählte Ausschüsse, sondern vor allem auch Verbände der armen Bauern, denen die Masse der armen Bauern und der Landarbeiter angehören, und deren Ausschüsse organisieren; und diese Verbände der armen Bauern müssen bei allen Kämpfen auf dem Lande den führenden Kern bilden. Unsere Politik besteht darin, daß wir uns auf die armen Bauern stützen, uns

fest mit den Mittelbauern verbünden und das feudale und halbfeudale Ausbeutungssystem der Grundherrenklasse und der Großbauern alten Typus beseitigen. Den Grundherren und Großbauern darf nicht mehr Land und Eigentum als der Masse der Bauern zugeteilt werden.

Jedoch darf die falsche, "links" abweichlerische Politik der Jahre 1931 bis 1934 - "Die Grundherren erhalten keinen und die Großbauern schlechten Boden zugeteilt" - nicht wiederholt werden. Wenn auch zahlenmäßig der Anteil der Grundherren und Großbauern an der Landbevölkerung von Ort zu Ort unterschiedlich ist, beträgt er doch im allgemeinen nur etwa acht Prozent (nach Haushalten gerechnet), während ihr Grundbesitz gewöhnlich 70-80 Prozent des gesamten Bodens ausmacht. Deshalb ist die Anzahl jener Menschen, gegen die sich unsere Bodenreform richtet, sehr gering, während die Anzahl der Menschen in den Dörfern, die an der Einheitsfront für die Bodenreform teilnehmen können und sollen, über 90 Prozent der Bevölkerung (nach Haushalten gerechnet) ausmacht. Dabei müssen zwei Grundprinzipien beachtet werden: Erstens müssen die Forderungen der armen Bauern und der Landarbeiter befriedigt werden; das ist die wesentlichste Aufgabe der Bodenreform. Zweitens muß man sich mit den Mittelbauern fest zusammenschließen, ihre Interessen dürfen nicht beeinträchtigt werden. Solange wir an diesen beiden Grundprinzipien festhalten, können wir sicher sein, unsere Aufgaben in der Bodenreform erfolgreich zu erfüllen. Der Teil des Bodens der Großbauern alten Typus und der Teil ihres sonstigen Besitztums, die nach dem Prinzip der gleichmäßigen Aufteilung überschüssig sind, müssen deshalb aufgeteilt werden, weil in China die Großbauern im allgemeinen sehr weitgehend den Charakter feudaler und halbfeudaler Ausbeuter haben; die Mehrheit von ihnen verpachtet Land, verleiht Geld zu Wucherzinsen, und sie dingen unter halbfeudalen Bedingungen Arbeitskräfte 6 . Da außerdem die Großbauern verhältnismäßig mehr und besseren Boden besitzen7, können die Forderungen der armen Bauern und der Landarbeiter nur befriedigt werden, wenn dieser Boden aufgeteilt wird. Aber nach den Bestimmungen der Hauptthesen des Bodengesetzes müssen die Großbauern und die Grundherren im allgemeinen unterschiedlich behandelt werden. Bei der Bodenreform stimmen die Mittelbauern der gleichmäßigen Verteilung zu, da sie ihren Interessen keinen Abbruch tut. Bei einem Teil der Mittelbauern ändert die gleichmäßige Verteilung nichts am Bodenbesitz, bei einem anderen Teil erhöht sie den Bodenbesitz; nur der Teil der wohlhabenden Mittelbauern besitzt einen kleinen Überschuß an Boden und ist auch bereit, ihn zur gleichmäßigen Aufteilung herauszugeben, denn dadurch wird die Bürde der Bodensteuer für sie leichter. Dennoch muß man überall bei der Aufteilung des Bodens den Ansichten der Mittelbauern Rechnung tragen und, wenn sie nicht einverstanden sind, ihnen Zugeständnisse machen. Bei der Beschlagnahme und Aufteilung des Bodens und sonstigen Besitztums der Feudalklasse müssen die Bedürfnisse gewisser Mittelbauern berücksichtigt werden. Bei der Bestimmung der Klassenzugehörigkeit muß man darauf achten, daß die eigentlichen Mittelbauern nicht fälschlicherweise zu den Großbauern gezählt werden. Man muß Aktivisten unter den Mittelbauern zur Mitarbeit in den Ausschüssen der Bauernvereinigung und in den Machtorganen heranziehen. In bezug auf die Bodensteuer und die Abgaben zur Unterstützung des Krieges muß das Prinzip der Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit befolgt werden. Das sind die konkreten politischen Maßnahmen, die unsere Partei bei der Durchführung ihrer strategischen Aufgabe, sich fest mit den Mittelbauern zu verbünden, ergreifen muß. Die ganze Partei muß begreifen, daß die gründliche Reform des Bodenbesitzsystems eine grundlegende Aufgabe der chinesischen Revolution in der gegenwärtigen Phase ist. Wenn wir die Bodenfrage umfassend und gründlich lösen können, werden wir die wesentlichste Vorbedingung für unseren Sieg über alle Feinde schaffen.

Um die Bodenreform entschlossen und gründlich durchzuführen und das Hinterland der Volksbefreiungsarmee zu festigen, müssen wir die Reihen unserer Partei konsolidieren. Während des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression verlief die Ausrichtungsbewegung in der Partei im allgemeinen erfolgreich. Dieser Erfolg besteht hauptsächlich darin, daß unsere führenden Organe sowie die breite Masse der Funktionäre und Mitglieder der Partei unsere grundlegende Orientierung auf Verbindung der allgemeingültigen Wahrheit des Marxismus-Leninismus mit der konkreten Praxis der chinesischen Revolution besser erfaßt haben. Im Vergleich zu den Geschichtsperioden vor dem Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression hat unsere Partei in dieser Hinsicht einen großen Fortschritt erzielt. In den örtlichen Parteiorganisationen jedoch, besonders in den Grundorganisationen auf dem Lande, ist das Problem der Unreinheit in der Klassenzusammensetzung und im Arbeitsstil noch nicht gelöst. In den elf Jahren von 1937 bis 1947 ist die Zahl der Mitglieder unserer Partei von einigen Zehntausend auf 2.700000 gestiegen; das ist ein riesiger Sprung vorwärts. Damit ist unsere Partei zur mächtigsten Partei in der Geschichte Chinas geworden. Dadurch konnten wir den japanischen Imperialismus besiegen, Tschiang Kai-scheks Angriffe zurückschlagen, die Führung der befreiten Gebiete mit einer Bevölkerung von über 100 Millionen und der Volksbefreiungsarmee mit zwei Millionen Mann innehaben. Daraus ergaben sich jedoch auch Mängel: Viele Grundherren, Großbauern und asoziale Elemente haben die Gelegenheit benutzt, sich in unsere Partei einzuschleichen. Auf dem Lande üben sie die Kontrolle über eine große Anzahl von Parteiorganisationen, Machtorganen und Massenorganisationen aus, schalten und walten, wie es ihnen beliebt, mißhandeln und quälen das Volk, entstellen die Politik der Partei, so daß diese Organisationen sich von den Massen lösen und die Bodenreform nicht gründlich durchgeführt werden kann. Diese ernste Lage stellt uns vor die Aufgabe, die Reihen unserer Partei zu konsolidieren. Wird diese Aufgabe nicht erfüllt, können wir auf dem Lande nicht vorankommen. Die Landeskonferenz der Partei über die Bodenfrage diskutierte dieses Problem gründlich und legte dazu entsprechende Maßnahmen und Methoden fest. Diese Maßnahmen und Methoden werden jetzt überall zusammen mit dem Beschluß über die gleichmäßige Verteilung des Bodens konsequent in die Tat umgesetzt. Dabei ist es am allerwichtigsten, in der Partei Kritik und Selbstkritik zu entfalten und die von der Parteilinie abweichenden falschen Ansichten und ernsten Erscheinungen, die in den örtlichen Organisationen vorhanden sind, restlos aufzudecken. Alle Mitglieder der Partei müssen sich darüber klar sein, daß ein entscheidendes Kettenglied für die Lösung der Bodenfrage und für die Unterstützung des langdauernden Krieges darin besteht, das Problem der Unreinheit in der Klassenzusammensetzung und im Arbeitsstil in der Partei zu lösen und ihre Reihen zu konsolidieren, was es der Partei ermöglichen wird, mit den breitesten Massen der Werktätigen gemeinsam in derselben Richtung zu marschieren und sie vorwärts zu führen.

Der Bodenbesitz der Feudalklasse wird beschlagnahmt und geht in den Besitz der Bauern über; das Monopolkapital unter Führung von Tschiang Kai-schek, Sung Dsi-wen, Kung Hsiang-hsi und Tschen Lifu wird enteignet und geht auf den neudemokratischen Staat über; Industrie und Handel der nationalen Bourgeoisie werden geschützt das sind die drei wirtschaftlichen Hauptrichtlinien der neudemokratischen Revolution. Die vier großen Familien Tschiang, Sung, Kung und Tschen haben während ihrer zwanzigjährigen Herrschaft ein gewaltiges Vermögen im Werte von 10-20 Milliarden USA-Dollar zusammengerafft, sie haben die wirtschaftlichen Kommandohöhen im ganzen Land monopolisiert. Dieses Monopolkapital ist durch die Verbindung mit der Staatsgewalt zum staatsmonopolistischen Kapitalismus geworden. Dieser monopolistische Kapitalismus, der eng mit dem ausländischen Imperialismus, der heimischen Grundherrenklasse und den heimischen Großbauern alten Typus verbunden ist, ist zu einem staatsmonopolistischen Kapitalismus mit Kompradoren- und Feudalcharakter geworden. Das ist die ökonomische Basis des reaktionären Regimes Tschiang Kai-scheks. Dieser staatsmonopolistische Kapitalismus unterjocht sowohl die Arbeiter und Bauern wie auch das städtische Kleinbürgertum und schadet der mittleren Bourgeoisie. Dieser staatsmonopolistische Kapitalismus erreichte während des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression und nach der Kapitulation Japans den höchsten Stand seiner Entwicklung; er hat ausreichende materielle Voraussetzungen für die neudemokratische Revolution geschaffen. Dieses Kapital wird in China allgemein als das bürokratische Kapital bezeichnet. Diese Klasse von Kapitalisten, die als die bürokratische Bourgeoisie bezeichnet wird, ist die Großbourgeoisie Chinas. Die Aufgabe der neudemokratischen Revolution ist es, neben der Beseitigung der Privilegien des Imperialismus in China, im Land die Ausbeutung und Unterdrückung durch die Grundherrenklasse und die bürokratische Bourgeoisie (die Großbourgeoisie) zu beseitigen, die kopradorischen und feudalen Produktionsverhältnisse umzuwandeln und die gefesselten Produktivkräfte freizusetzen. Die Oberschicht des Kleinbürgertums und die mittlere Bourgeoisie, die von der Grundherrenklasse und der bürokratischen Bourgeoisie und ihrer Staatsgewalt unterdrückt und geschädigt werden, gehören zwar auch zur Bourgeoisie, können sich jedoch der neudemokratischen Revolution anschließen oder neutral bleiben. Sie haben keine oder nur verhältnismäßig geringe Verbindungen zum Imperialismus, sie sind die wahre nationale Bourgeoisie. Wohin die neudemokratische Staatsgewalt reicht, muß sie diese Klassen entschlossen und ohne Vorbehalt schützen. In den von Tschiang Kai-schek beherrschten Gebieten gibt es in der Oberschicht des Kleinbürgertums und unter der mittleren Bourgeoisie eine geringe Anzahl von Leuten, die rechten Elemente dieser Klassen, welche reaktionäre politische Tendenzen haben, Illusionen über den USA-Imperialismus und die reaktionäre Tschiangkaischek-Clique verbreiten und die volksdemokratische Revolution bekämpfen. Solange sie mit ihren reaktionären Tendenzen die Massen noch beeinflussen können, müssen wir sie vor den Massen, die unter ihrem Einfluß stehen, entlarven; wir müssen ihren politischen Einfluß unter den Massen bekämpfen und die Massen davon befreien. Jedoch sind politische Schläge und wirtschaftliche Vernichtung zwei verschiedene Dinge; wenn wir die beiden miteinander verwechseln, dann begehen wir Fehler. Das, was durch die neudemokratische Revolution beseitigt werden soll, sind nur der Feudalismus und der Monopolkapitalismus, nur die Grundherrenklasse und die bürokratische Bourgeoisie (die Großbourgeoisie), nicht aber der Kapitalismus im allgemeinen, nicht die Oberschicht des Kleinbürgertums und die mittlere Bourgeoisie. Auf Grund der Rückständigkeit der chinesischen Wirtschaft wird selbst nach dem Sieg der Revolution im ganzen Land noch auf lange Zeit das Fortbestehen des kapitalistischen Wirtschaftssektors, vertreten durch die breite Oberschicht des Kleinbürgertums und die mittlere Bourgeoisie, gestattet werden müssen; ferner ist entsprechend der Arbeitsteilung innerhalb der Volkswirtschaft allen Teilen dieses Sektors, die für die Volkswirtschaft von Nutzen sind, eine bestimmte Entwicklung zu ermöglichen. Dieser kapitalistische Sektor ist noch ein unentbehrlicher Bestandteil der gesamten Volkswirtschaft. Unter der hier erwähnten Oberschicht des Kleinbürgertums versteht man die kleinen Industriellen und Kaufleute, die Lohnarbeiter oder Handlungsgehilfen beschäftigen. Außerdem gibt es noch die Masse der kleinen selbständigen Handel- und Gewerbetreibenden, die weder Lohnarbeiter noch Handlungsgehilfen beschäftigen und die selbstverständlich konsequent geschützt werden müssen. Nach dem Sieg der Revolution im ganzen Land wird der neudemokratische Staat staatliche Großbetriebe besitzen, die der bürokratischen Bourgeoisie abgenommen worden sind und die wirtschaftlichen Kommandohöhen des Landes kontrollieren; es wird eine vom Feudalismus befreite Landwirtschaft geben, die zwar im wesentlichen noch eine ziemlich lange zeit zersplittert sein und individuell betrieben werden wird, aber doch später Schritt für Schritt zur Vergenossenschaftlichung übergeleitet werden kann. Unter diesen Bedingungen stellt die Existenz und Entwicklung dieses kleinen und mittelgroßen kapitalistischen Sektors keine Gefahr dar. Dasselbe gilt auch für die neue Großbauernwirtschaft, die notwendigerweise nach der Bodenreform auf dem Lande aufkommen wird. Es darf sich auf keinen Fall wiederholen, daß dem Wirtschaftssektor der Oberschicht des Kleinbürgertums und der mittleren Bourgeoisie gegenüber eine falsche, "links" abweichlerische Politik eingeschlagen wird, wie es in unserer Partei während der Periode 1931-1934 der Fall war (zu großzügige Arbeitsbedingungen, zu hohe Einkommensteuersätze, Übergriffe gegen Handel- und Gewerbetreibende während der Bodenreform, kurzsichtige und einseitige Zielsetzung im Hinblick auf die sogenannte Wohlfahrt der Werktätigen, statt der Zielsetzung der Entwicklung der Produktion, des Aufblühens der Wirtschaft, der Berücksichtigung sowohl von staatlichen wie privaten Interessen und des beiderseitigen Nutzens für Arbeit und Kapital). Die Wiederholung dieser Fehler würde unausbleiblich den Interessen der werktätigen Massen wie auch denen des neudemokratischen Staates schaden. Eine der Bestimmungen in den Hauptthesen des Chinesischen Bodengesetzes lautet: "Das Eigentum und die rechtmäßige Geschäftstätigkeit der Industriellen und Kaufleute sind vor Übergriffen zu schützen." Mit den Industriellen und Kaufleuten, die hier erwähnt werden, sind alle kleinen selbständigen Handel und Gewerbetreibenden sowie der gesamte kleine und mittelgroße kapitalistische Sektor gemeint. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich die Wirtschaft des neuen China aus den folgenden Sektoren zusammensetzen wird:

1. der staatlichen Wirtschaft, dem führenden Sektor;

2. der Landwirtschaft, die sich Schritt für Schritt von der Einzel- zur Kollektivwirtschaft entwickeln wird;

3. der Wirtschaft der kleinen selbständigen Handel- und Gewerbetreibenden und der kleinen und mittleren privatkapitalistischen Wirtschaft.

Sie bilden in ihrer Gesamtheit die neudemokratische Volkswirtschaft. Die Leitprinzipien für die neudemokratische Volkswirtschaft müssen sich sehr eng auf das allgemeine Ziel der Entwicklung der Produktion, des Aufblühens der Wirtschaft, der Berücksichtigung sowohl von staatlichen wie privaten Interessen und des beiderseitigen Nutzens für Arbeit und Kapital orientieren. Jedes Prinzip, jede politische Richtlinie oder Maßnahme, die von diesem allgemeinen ziel abweicht, ist falsch.

Im Oktober 1947 veröffentlichte die Volksbefreiungsarmee eine Deklaration, in der es u. a. hieß:

Alle unterdrückten Klassen - die Arbeiter, Bauern, Soldaten, Intellektuellen und Kaufleute -, alle Massenorganisationen, alle demokratischen Parteien und Gruppen, alle nationalen Minderheiten, alle Auslandschinesen und alle anderen Patrioten zu vereinigen, um eine nationale Einheitsfront zu bilden, die diktatorische Regierung Tschiang Kai-scheks zu stürzen und eine demokratische Koalitionsregierung zu errichten.

Das ist das grundlegende politische Programm der Volksbefreiungsarmee und auch der Kommunistischen Partei Chinas. Oberflächlich gesehen scheint sich unsere revolutionäre nationale Einheitsfront in der gegenwärtigen Periode im Vergleich zur Periode des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression verengt zu haben. In Wirklichkeit aber erweitert sich unsere nationale Einheitsfront gerade jetzt erst richtig, da Tschiang Kai-schek die Interessen der Nation an den USA-Imperialismus verschachert und seinen volksfeindlichen Bürgerkrieg im Landesmaßstab entfesselt hat, da die Verbrechen des USAImperialismus und der reaktionären herrschenden Tschiangkaischek-Clique vor den Augen des chinesischen Volkes restlos offenbar geworden sind. Während des Widerstandskriegs hatten Tschiang Kai-schek und die Kuomintang ihr Ansehen beim chinesischen Volk noch nicht gänzlich eingebüßt und besaßen noch viele Möglichkeiten, es hinters Licht zu führen. Jetzt liegen die Dinge anders, all ihre Betrügereien wurden durch ihre eigenen Taten ans Licht gebracht, sie besitzen keine Massenbasis mehr, sie sind bereits völlig isoliert. Im Gegensatz zur Kuomintang genießt die Kommunistische Partei Chinas nicht nur das Vertrauen der breitesten Volksmassen in den befreiten Gebieten, sie wird auch von den breiten Volksmassen in den Gebieten, die unter der Kuomintang-Herrschaft stehen, wie auch in den Großstädten, die von der Kuomintang kontrolliert werden, unterstützt. Wenn es 1946 noch bei einem Teil der Intellektuellen aus der Oberschicht des Kleinbürgertums und der mittleren Bourgeoisie, die unter der Herrschaft Tschiang Kai-scheks standen, Vorstellungen über einen sogenannten dritten Weg8 gab, so sind solche Vorstellungen heute bankrott. Da unsere Partei eine radikale Bodenpolitik verfolgt, wird sie jetzt aus ganzem Herzen von viel breiteren Massen der Bauern unterstützt als im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression. Infolge der Aggression des USA-Imperialismus und der Unterdrückung durch Tschiang Kai-schek, dank dem richtigen Kurs unserer Partei auf entschlossene Verteidigung der Interessen der Massen hat sich unsere Partei die Sympathie der breiten Massen der Arbeiterklasse, der Bauernschaft, des städtischen Kleinbürgertums und der mittleren Bourgeoisie in den von Tschiang Kai-schek beherrschten Gebieten erworben. Weil diese Massen hungern, politisch unterdrückt sind und ihnen der von Tschiang Kai-schek entfesselte volksfeindliche Bürgerkrieg jede Existenzmöglichkeit versperrt, führen sie ununterbrochen Kämpfe gegen den USA-Imperialismus und die reaktionäre Tschiangkaischek-Regierung, richten sich ihre grundlegenden Losungen gegen Hunger, gegen Verfolgung, gegen den Bürgerkrieg und gegen die Einmischung der USA in Chinas innere Angelegenheiten. Noch nie, weder vor dem Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression noch während desselben oder selbst eine Zeitlang nach der Kapitulation Japans, erreichte ihr politisches Bewußtsein eine solche Höhe. Deshalb sagen wir, unsere neudemokratische, revolutionäre Einheitsfront ist jetzt breiter und gefestigter als je zuvor. Diese Tatsache hängt nicht nur mit unserer Bodenpolitik und unserer Politik in den Städten zusammen, sondern sie steht auch in enger Verbindung mit der allgemeinen politischen Lage - mit den Siegen der Volksbefreiungsarmee, damit, daß Tschiang Kai-schek aus der Offensive in die Defensive gezwungen wurde, während die Volksbefreiungsarmee aus der Defensive zur Offensive überging, und damit, daß die chinesische Revolution bereits in den Zeitabschnitt eines neuen Aufschwungs eingetreten ist. Jetzt erkennt man, daß Tschiang Kai-scheks Herrschaft unausweichlich ihrem Untergang entgegengeht, und setzt daher seine Hoffnung auf die Kommunistische Partei Chinas und die Volksbefreiungsarmee, was durchaus natürlich ist. Ohne die breiteste Einheitsfront der überwältigenden Mehrheit der Nation könnte Chinas neudemokratische Revolution nicht siegen. Nicht nur das, diese Einheitsfront muß unter der festen Führung der Kommunistischen Partei Chinas stehen. Ohne die feste Führung durch die Kommunistische Partei Chinas kann keine revolutionäre Einheitsfront siegen. Als 1927 der Nordfeldzug seinen Höhepunkt erreichte, gaben die Kapitulanten im leitenden Organ unserer Partei freiwillig die Führung der Bauernmassen, des städtischen Kleinbürgertums und der mittleren Bourgeoisie, vor allem aber die Führung der Streitkräfte auf und verursachten die Niederlage der Revolution. Während des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression hat unsere Partei Ansichten bekämpft, die denen des Kapitulantentums ähnlich waren, nämlich die Ansichten, daß man der volksfeindlichen Politik der Kuomintang gegenüber Konzessionen machen und mehr auf die Kuomintang als auf die Volksmassen vertrauen solle, daß man nicht wagen dürfe, die Massen weitestgehend zum Kampf zu mobilisieren, die befreiten Gebiete und die Volksstreitkräfte in den von Japan besetzten Gebieten zu vergrößern, und daß man der Kuomintang die Führung im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression überlassen müsse. Unsere Partei kämpfte entschlossen gegen diese aus Schwäche und Unfähigkeit herrührenden faulen Ansichten, die gegen die Prinzipien des MarxismusLeninismus verstoßen, führte konsequent die politische Linie der "Entfaltung der fortschrittlichen Kräfte, Gewinnung der Kräfte der Mitte und Isolierung der ultrakonservativen Kräfte" durch und vergrößerte beharrlich die befreiten Gebiete und die Volksbefreiungsarmee. Damit wurde nicht nur gewährleistet, daß unsere Partei den Sieg über den japanischen Imperialismus in der Periode der Aggression durch die japanischen Imperialisten erringen konnte, sondern auch die Gewähr geboten, daß unsere Partei in der Periode nach der Kapitulation Japans, als Tschiang Kai-schek den konterrevolutionären Krieg vom Zaune brach, reibungslos und ohne Verluste auf die Bahn der Bekämpfung des konterrevolutionären Krieges Tschiang Kai-scheks durch einen revolutionären Volkskrieg umschwenken konnte und innerhalb kurzer Zeit große Siege errang. Diese geschichtlichen Lehren sollten alle Genossen unserer Partei fest im Gedächtnis behalten.

Als die reaktionäre Tschiangkaischek-Clique 1946 ihren volksfeindlichen Bürgerkrieg im Landesmaßstab entfesselte, wagte sie es, sich auf ein Kriegsabenteuer einzulassen, weil sie sich neben ihren überlegenen militärischen Kräften hauptsächlich auch auf den USAImperialismus verließ, den sie für "außerordentlich mächtig" und "unbesiegbar in der Welt" hielt und der die Atombombe in der Hand hatte. Einerseits glaubte sie, der USA-Imperialismus könnte ihren militärischen und finanziellen Bedarf mit einem Strom von Lieferungen decken; andererseits spekulierte sie frech auf die "Unvermeidlichkeit eines Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion" und den "unvermeidlichen Ausbruch eines dritten Weltkriegs". Diese Abhängigkeit vom USA-Imperialismus ist den reaktionären Kräften aller Länder der Welt seit dem Ende des zweiten Weltkriegs gemein. Sie ist ein Ausdruck der Schwere der Schläge, die der zweite Weltkrieg dem Weltkapitalismus beigebracht hat; sie spiegelt auch die Schwäche der reaktionären Kräfte aller Länder wider, ihre panische Furcht und die Einbuße ihrer Zuversicht; sie spiegelt ferner die Stärke der revolutionären Kräfte der ganzen Welt wider. Das alles läßt die Reaktionäre aller Länder fühlen, daß es für sie nur noch den einen Ausweg gibt, sich auf die Hilfe des USA-Imperialismus zu verlassen. Ist aber der USA-Imperialismus nach dem zweiten Weltkrieg tatsächlich so mächtig, wie Tschiang Kai-schek und die Reaktionäre aller Länder es sich einbilden? Kann er wirklich Tschiang Kai-schek und den Reaktionären aller Länder Ströme von Hilfssendungen zukommen lassen? Nein, so ist es nicht. Die wirtschaftliche Macht des USA-Imperialismus, die sich während des zweiten Weltkriegs vergrößerte, sieht sich einem labilen und täglich weiter schrumpfenden heimischen und ausländischen Markt gegenüber. Das weitere Schrumpfen dieser Märkte wird zum Ausbruch einer Wirtschaftskrise führen. Die Konjunktur in den USA während des Krieges war nur eine zeitweilige Erscheinung. Ihre Stärke ist nur äußerlich und vorübergehend: Unlösbare innere und äußere Widersprüche aller Art gleichen einem Vulkan, der tagtäglich den USA-Imperialismus bedroht; der USA-Imperialismus sitzt auf diesem Vulkan. Diese Umstände zwingen die USA-Imperialisten, einen Plan zur Versklavung der Welt aufzustellen. Sie rasen wie wilde Tiere durch Europa, Asien und andere Teile der Welt, sammeln die reaktionären Kräfte aller Länder, den von den Völkern ausgestoßenen Abschaum, um ein imperialistisches, antidemokratisches Lager gegen alle von der Sowjetunion geführten demokratischen Kräfte ins Leben zu rufen, und treffen Kriegsvorbereitungen, in der Hoffnung, daß sie dereinst in ferner Zukunft einen dritten Weltkrieg zur Niederwerfung der demokratischen Kräfte anzetteln könnten. Das ist ein wahnwitziger Plan. Die demokratischen Kräfte der ganzen Welt müssen und können diesen Plan bestimmt zum Scheitern bringen. Die Macht des antiimperialistischen Weltlagers übersteigt die des imperialistischen Lagers. Die Überlegenheit ist auf unserer Seite und nicht auf der Seite des Feindes. Ein antiimperialistisches Lager unter Führung der Sowjetunion hat sich gebildet. Die sozialistische Sowjetunion kennt keine Krisen, sie ist im Aufstieg begriffen, ihr gilt die Liebe der breiten Volksmassen in der ganzen Welt; ihre Macht übertrifft bereits die der imperialistischen USA, die ernstlich von Krisen bedroht sind, ihrem Untergang entgegengehen und überall in der Welt von den breiten Volksmassen bekämpft werden. Die Volksdemokratien Europas festigen sich innerlich und schließen sich zusammen. In den kapitalistischen Ländern Europas entwickeln sich die antiimperialistischen Kräfte der Völker, wobei Frankreich und Italien vorangehen. Auch in den USA gibt es demokratische Volkskräfte, die von Tag zu Tag erstarken. Die Völker Lateinamerikas sind keineswegs willige Sklaven des USA-Imperialismus. In ganz Asien ist eine gewaltige nationale Befreiungsbewegung entstanden. Alle Kräfte des antiimperialistischen Lagers vereinigen sich und schreiten vorwärts. Die kommunistischen und Arbeiterparteien von neun europäischen Ländern haben ein Informationsbüro geschaffen und einen Appell an die Völker der ganzen Welt gerichtet, sich gegen den imperialistischen Plan der Versklavung zu erheben 9. Dieser Appell ermutigt alle unterdrückten Völker, weist ihrem Kampf die Richtung, festigt ihre Zuversicht auf den Sieg. Angesichts dieses Appells geraten die Reaktionäre der ganzen Welt in Panik und Verwirrung. Auch in den Ländern des Ostens müssen sich alle antiimperialistischen Kräfte zusammenschließen, der Unterdrückung durch den Imperialismus und die einheimischen Reaktionäre Widerstand leisten und sich die Befreiung der mehr als eine Milliarde zählenden unterdrückten Menschen des Ostens zum Ziel ihres Kampfes setzen. Wir müssen unsere Geschicke ganz und gar in die eigenen Hände nehmen. Wir müssen unsere Reihen von jeglichem Schwäche- und Ohnmachtgedanken säubern. Alle Ansichten, in denen eine Überschätzung der Kräfte des Feindes und eine Unterschätzung der Kräfte des Volkes zum Ausdruck kommen, sind falsch. Wenn wir mit allen demokratischen Kräften der Welt gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, werden wir bestimmt den imperialistischen Plan der Versklavung zum Scheitern bringen, den Ausbruch eines dritten Weltkriegs verhindern, alle reaktionären Regimes stürzen und den Triumph eines ewigen Friedens für die Menschheit erringen. Wir erkennen nüchtern, daß sich uns auf diesem Weg des Fortschritts immer noch Hindernisse und Schwierigkeiten aller Art entgegenstellen werden; wir müssen auf weitestgehenden Widerstand und einen äußerst verzweifelten Kampf aller inneren und äußeren Feinde gefaßt sein. Aber wenn wir die Wissenschaft des Marxismus-Leninismus beherrschen, auf die Massen vertrauen, eng mit ihnen verbunden bleiben und sie vorwärtsführen, werden wir durchaus imstande sein, jedes Hindernis zu beseitigen und jede Schwierigkeit zu überwinden. Unsere Kraft ist unbesieglich. Wir befinden uns jetzt in der geschichtlichen Periode, da in der ganzen Welt der Kapitalismus und Imperialismus ihrem Untergang und der Sozialismus und die Volksdemokratie ihrem Sieg entgegengehen. Das Morgenrot naht, laßt uns alle Kräfte anspannen!

ANMERKUNGEN

* Dieser Bericht wurde von Genossen Mao Tse-tung auf der Tagung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas erstattet, die vom 25. bis 28. Dezember 1947 in Yangdjiagou, Kreis Midschi, Nordschensi, stattfand. Außer den Mitgliedern und Kandidaten des Zentralkomitees, die an dieser Tagung teilnehmen konnten, waren auch verantwortliche Genossen aus den Grenzgebieten Schensi-Kansu-Ningsia und Schansi-Suiyüan zugegen. Die Tagung diskutierte den Bericht des Genossen Mao Tse-tung sowie seine Schrift "Einige Erwägungen zur gegenwärtigen internationalen Lage" (vorliegender Band, S. 87 f.) und nahm beides an. Zum Bericht des Genossen Mao Tse-tung wurde in einem der Beschlüsse der Tagung festgestellt: "Dieser Bericht ist ein programmatisches Dokument auf politischem, militärischem und wirtschaftlichem Gebiet über die ganze Periode des Sturzes der reaktionären herrschenden Tschiangkaischek-Clique und der Errichtung eines neudemokratischen China. Die ganze Partei und die ganze Armee müssen auf Grund dieses Dokuments und in Verbindung mit allen Dokumenten vom 10. Oktober 1947 gemeint sind hier die am 10. Oktober 1947 veröffentlichten Dokumente: "Deklaration der Chinesischen Volksbefreiungsarmee", "Losungen der Chinesischen Volksbefreiungsarmee", "Instruktion übet die erneute Bekanntmachung der drei Hauptregeln und der acht Punkte zur Beachtung", "Hauptthesen des Chinesischen Bodengesetzes" und "Beschluß des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas zur Verkündung der Hauptthesen des Chinesischen Bodengesetzes" eine intensive Erziehungsarbeit leisten und das Dokument in der Praxis strikte befolgen. Wo sich bei der Durchführung der politischen Richtlinien herausstellt, daß keine Übereinstimmung mit den in diesem Bericht dargelegten Grundsätzen besteht, müssen sofort entsprechende Korrekturen vorgenommen werden." Weitere wichtige Beschlüsse dieser Tagung waren: 1. Der revolutionäre Krieg des chinesischen Volkes muß unter Anspannung aller Kräfte ununterbrochen bis zum völligen Sieg geführt werden; dem Feind darf nicht gestattet werden, durch Hinhaltemanöver (Friedensverhandlungen) Zeit für eine Ruhepause und seine Reorganisation zu gewinnen, um dann wieder das Volk angreifen zu können. 2. Die Zeit ist augenblicklich noch nicht reif, eine revolutionäre Zentralregierung zu bilden; wir müssen warten, bis unsere Armee noch größere Siege errungen hat, bevor wir diese Frage in Erwägung ziehen können; um so mehr ist die Verkündung einer Verfassung eine Frage der Zukunft. Die Tagung diskutierte auch sehr gründlich die Frage der zur damaligen Zeit in der Partei vorhandenen Tendenzen sowie einige konkrete Fragen der Politik in bezug auf die Bodenreform und die Massenbewegungen. Die Ergebnisse dieser Diskussion wurden später von Genossen Mao Tse-tung in der Schrift "Über einige wichtige Fragen in der gegenwärtigen Politik der Partei" (vorliegender Band, S. 189 ff.) festgehalten. Alle Schriften in diesem Band, angefangen mit diesem Bericht bis zum "Rundschreiben über die Lage" vom 20. März 1948, wurden in Yangdjiagou, Kreis Midschi, Nordschensi, geschrieben.

1. Darüber, wie die Volksbefreiungsarmee sukzessiv an verschiedenen Fronten zur Offensive überging und sich in die Kuomintang-Gebiete vorkämpfte, siehe die Arbeit "Über den großen Sieg im Nordwesten und die Konsolidierungsbewegung von neuem Typus in der Befreiungsarmee", Anmerkung 1, vorliegender Band, S. 228 f.

2. Liu Dschi, Leiter des Befriedungs-Oberkommandos der Kuomintang von Dschengdschou, wurde im November 1946 wegen seiner Niederlage im September 1946 in der Schlacht von Dingtao entlassen. Hsüä Yüä, Leiter des Befriedungs-Oberkommandos der Kuomintang von Hsüdschou, wurde im März 1947 wegen einer Reihe schwerer Niederlagen, welche die von ihm befehligten Kuomintang-Truppen in der Schlacht nördlich von Sutjiän im Dezember 1946, in der Schlacht in Südschantung im Januar 1947 und in der Schlacht von Laiwu im Februar 1947 erlitten hatten seines Postens enthoben. Wu Tji-we, stellvertretender Leiter des Befriedungs-Oberkommandos der Kuomintang von Hsüdschou, wurde im März 1947 wegen der im Dezember 1946 in der Schlacht nördlich von Sutjiän erlittenen Niederlage abgesetzt. Tang En-bo, Befehlshaber der 1. Armee der Kuomintang, wurde im Juni 1947 abberufen, weil die reorganisierte 74. Division der Kuomintang in der Schlacht von Menglianggu im Mai 1947 vernichtet worden war. Wang Dschungliän, Befehlshaber der 4. Armee der Kuomintang, wurde im August 1947 entlassen, weil er in der Schlacht in Südwestschantung im Juli eine Niederlage erlitten hatte. Du Yü-ming, Kommandeur des Hauptquartiers der Kuomintang zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Nordosten, und Hsiung Schi-hui, Leiter des Hauptquartiers des Generalissimus der Kuomintang im Nordosten, wurden beide abgesetzt, weil ihnen unsere Armee im Nordosten in ihrer Sommeroffensive im Juni 1947 eine empfindliche Niederlage beigebracht hatte. Sun Liän-dschung, Oberbefehlshaber der 11. Kriegszone der Kuomintang, wurde zum Leiter des Befriedungs-Oberkommandos von Baoding degradiert, weil er in der Schlacht in Tjinghsiän und Tsanghsiän und in der Schlacht nördlich von Baoding (im Gebiet Hsüschui) im Juni 1947 geschlagen wurde. Tschen Tscheng, Tschiang Kai-scheks Generalstabschef, wurde im August 1947 zum General-Gouverneur im Nordosten degradiert, weil alle von ihm geleiteten Schlachten in der Provinz Schantung verloren worden waren.

3. Gemeint ist die "Direktive über die Bodenfrage", die vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas am 4. Mai 1946 herausgegeben wurde. Siehe die Arbeit "Ein Überblick über drei Monate", Anmerkung 4, vorliegender Band, S. 114.

4. Die Landeskonferenz der Kommunistischen Partei Chinas über die Bodenfrage wurde im September 1947 im Dorf Hsibaipo, Kreis Pingschan, Provinz Hopeh, abgehalten. Die "Hauptthesen des Chinesischen Bodengesetzes", die von dieser Konferenz am 13. September angenommen wurden, wurden vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas am 10. Oktober 1947 veröffentlicht. Sie enthielten folgende Bestimmungen:

Das Bodenbesitzsystem der feudalen und halbfeudalen Ausbeutung wird beseitigt und das System "Jedem Pflüger sein Feld!" eingeführt.

Der gesamte Bodenbesitz der Grundherren und sämtliche Ländereien der öffentlichen Hand in den Dörfern werden von der örtlichen Bauernvereinigung übernommen und zusammen mit dem gesamten übrigen Boden der Ortschaft gleichmäßig unter die ganze ländliche Bevölkerung ohne Unterschied des Geschlechts oder Alters verteilt.

Die Bauernvereinigungen in den Dörfern übernehmen die Zugtiere, landwirtschaftlichen Geräte, Häuser, das Getreide und anderes Eigentum der Grundherren, ziehen den Überschuß der Großbauern an diesen Vermögenswerten ein und verteilen dies alles an Bauern und andere arme Leute, denen es daran mangelt. Dabei wird auch den Grundherren ein gleicher Teil zugewiesen.

Somit bestätigten die Hauptthesen des Chinesischen Bodengesetzes nicht nur den Grundsatz "Beschlagnahme des Bodens der Grundherren und seine Aufteilung unter die Bauern", der in der "Direktive vom 4. Mai" 1946 niedergelegt war; sie korrigierten auch die darin enthaltene Inkonsequenz, die darin zum Ausdruck kam, daß gewisse Grundherren zu schonend behandelt wurden.

5. Im Verlauf der späteren Durchführung wurden einige Veränderungen an der Methode der gleichmäßigen Verteilung des Bodens, wie sie in den "Hauptthesen des Chinesischen Bodengesetzes" festgelegt war, vorgenommen. Im Februar 1948 verfügte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas in seiner "Direktive über die Arbeit zur Durchführung der Bodenreform und zur Konsolidierung der Partei in den alten sowie in den jüngeren befreiten Gebieten", daß in diesen Gebieten, wo das Feudalsystem bereits gestürzt war, keine gleichmäßige Neuaufteilung des Bodens mehr stattfinden dürfe, daß aber - nur wenn erforderlich - für arme Bauern und Landarbeiter, die das feudale Joch noch nicht völlig abgeschüttelt hatten, ein Ausgleich geschaffen werden müsse, ihnen sollte ein bestimmter Anteil an Boden und anderen Produktionsmitteln zugewiesen werden, wobei von den Mehr-Besitzenden etwas zu nehmen und den Weniger-Besitzenden zu geben, von den Besser-ausgestatteten zu nehmen und den Schlechter-Ausgestatteten zu geben war. Außerdem sollten die Mittelbauern mehr Land als im Durchschnitt die armen Bauern behalten dürfen. Wo das Feudalsystem noch bestand, beschränkte sich die gleichmäßige Aufteilung hauptsächlich auf den Boden und anderes Eigentum der Grundherren sowie den Überschuß der Großbauern alten Typus an Boden und sonstigem Eigentum. In allen Gebieten war es nur dann erlaubt, den Überschuß an Boden bei den Mittelbauern und Großbauern neuen Typus zum Zweck des Ausgleichs einzuziehen, wenn es unumgänglich notwendig war und die Eigentümer zustimmten. Bei der Bodenreform in den neuen befreiten Gebieten durfte den Mittelbauern kein Land weggenommen werden.

6. Das Problem der Großbauern war bei der chinesischen Bodenreform ein spezifisches Problem, das sich aus den konkreten historischen und wirtschaftlichen Bedingungen Chinas ergab. Die chinesischen Großbauern unterschieden sich in zweifacher Hinsicht von denen vieler kapitalistischer Länder: Im allgemeinen hatten sie sehr weitgehend den Charakter feudaler und halbfeudaler Ausbeuter, ferner nahm die Großbauernwirtschaft in der Agrarwirtschaft des Landes keine wichtige Stellung ein. Im Kampf gegen die feudale Ausbeutung durch die Klasse der Grundherren in China verlangten die breiten Massen der armen Bauern und der Landarbeiter auch die Beseitigung der feudalen und halbfeudalen Ausbeutung durch die Großbauern. Während des Befreiungskriegs verfolgte die Kommunistische Partei Chinas die Politik, den Überschuß der Großbauern an Boden und anderem Eigentum zur Aufteilung unter die Bauern einzuziehen; damit wurden die Forderungen der breiten Massen der armen Bauern und der Landarbeiter befriedigt und der Sieg im Volksbefreiungskrieg gesichert. Im Zuge der siegreichen Entwicklung des Krieges legte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas im Februar 1948 eine neue Politik für die Durchführung der Bodenreform in den neuen befreiten Gebieten fest. Die Bodenreform sollte in zwei Phasen vor sich gehen: In der ersten Phase sollten die Großbauern neutral gehalten werden und die Schläge sich nur gegen die Grundherren, besonders die großen unter ihnen, richten; in der zweiten Phase sollte bei der Aufteilung des Bodens der Grundherren auch der von den Großbauern verpachtete Boden und ihr Überschuß an Boden verteilt werden, wobei die Großbauern anders als die Grundherren zu behandeln sind (siehe die Arbeit "Wesentliche Punkte der Bodenreform in den neuen befreiten Gebieten", vorliegender Band, S. 109 ff.). Nach der Gründung der Volksrepublik China erließ die Zentrale Volksregierung im Juni 1950 das Gesetz über die Bodenreform, in dem festgelegt ist, daß bei der Bodenreform nur das von den Großbauern verpachtete Land teilweise oder völlig eingezogen, während ihr übriger Grundbesitz und ihr sonstiges Eigentum unter Schutz gestellt werden. In der darauffolgenden Phase der sozialistischen Revolution verschwand die Großbauernwirtschaft in dem Maße, wie sich die Bewegung für die landwirtschaftliche Vergenossenschaftlichung vertiefte und sich die Wirtschaft auf dem Lande entwickelte.

7. Wenn hier davon die Rede ist, daß der Bodenbesitz der Großbauern verhältnismäßig groß und dessen Qualität verhältnismäßig gut war, bedeutet das, daß eine Großbauernfamilie im Durchschnitt mehr und besseren Boden als eine Familie der armen Bauern besaß. Im Landesmaßstab gesehen waren das Eigentum der chinesischen Großbauern an Produktionsmitteln und die Quantität ihrer landwirtschaftlichen Produkte nur gering. Die Großbauernwirtschaft nahm keine bedeutende Stellung in Chinas Wirtschaftsleben auf dem Lande ein.

8. Am Anfang des Volksbefreiungskriegs machten sich einige demokratische Persönlichkeiten Illusionen, sie könnten außer dem Weg der Kuomintang-Diktatur der Großgrundherren und der Großbourgeoisie, außer dem Weg der demokratischen Diktatur des Volkes unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas noch einen sogenannten dritten Weg finden. Dieser Weg war in Wirklichkeit nichts anderes als der Weg der Diktatur der Bourgeoisie britisch-amerikanischer Prägung.

9. Das Informationsbüro der Kommunistischen und Arbeiterparteien wurde im September 1947 auf einer Tagung in Warschau, Polen, von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien Bulgariens, Rumäniens, Ungarns, Polens, der Sowjetunion, Frankreichs, der Tschechoslowakei, Italiens und Jugoslawiens gegründet. Später, auf einer Tagung des Informationsbüros im Juni 1948 in Rumänien, wurde die Kommunistische Partei Jugoslawiens aus dem Informationsbüro ausgeschlossen, weil sie auf ihrem anti-marxistisch-leninistischen Standpunkt beharrte und sich eine Haltung zu eigen machte, die gegen die Sowjetunion und das sozialistische Lager gerichtet war. Der hier von Genossen Mao Tse-tung erwähnte Appell des Informationsbüros an die Völker der Welt, sich gegen den imperialistischen Plan der Versklavung zu erheben war die ,Deklaration zur internationalen Lage", die im September 1947 auf der Tagung des Informationsbüros angenommen wurde.

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