Mao AW Band IV

Mao Werke


Mao Tse-tung: 

DEM NEUEN AUFSCHWUNG DER CHINESISCHEN REVOLUTION ENTGEGEN*

 (1. Februar 1947)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 121-130


 1. Die Verhältnisse auf allen Gebieten weisen jetzt darauf hin, daß China in ein neues Entwicklungsstadium eintreten wird. In diesem neuen Stadium wird sich der das ganze Land erfassende Kampf gegen Imperialismus und Feudalismus zu einer neuen großen Volksrevolution entwickeln. Wir befinden uns jetzt am Vorabend dieser Revolution. Die Aufgabe unserer Partei besteht darin, für den Eintritt dieses Aufschwungs in der chinesischen Revolution und ihren Sieg zu kämpfen.

2. Die militärische Lage hat sich nun in einer für das Volk günstigen Richtung entwickelt. In sieben Monaten der Kampfhandlungen, vom Juli vergangenen Jahres bis Januar dieses Jahres, haben wir 56 Brigaden der regulären Truppen Tschiang Kai-scheks, die in die befreiten Gebiete eingedrungen waren, vernichtet, was ein Monatsdurchschnitt von 8 Brigaden ist - nicht eingerechnet die zahlreichen Marionetten- und Sicherheitstruppen, die vernichtet, und die regulären Truppen, die in die Flucht geschlagen wurden. Obwohl Tschiang Kai-scheks Offensive in Süd- und Westschantung, im Grenzgebiet Schensi-Kansu-Ningsia, an der Nordstrecke der Peiping-HankouEisenbahn und in der Südmandschurei weitergeht, ist sie viel schwächer geworden, als sie noch im vergangenen Herbst war. Die Armee Tschiang Kai-scheks verfügt nicht über genügend Truppen zur Verteilung ihrer Kräfte und kann ihre Aushebungsquoten nicht erfüllen; diese Tatsache steht in scharfem Widerspruch zu ihren ausgedehnten Kampflinien und dem enormen Verlust an Soldaten. Mit jedem Tag sinkt die Kampfmoral der Truppen Tschiang Kai-scheks. Kürzlich, während des Kampfes in Nordkiangsu, Süd- und Westschantung und Westschansi ist die Moral vieler Truppeneinheiten Tschiang Kai-scheks auf eine sehr niedrige Stufe gesunken. An verschiedenen Fronten beginnt unsere Armee die Initiative zu ergreifen, während Tschiang Kai-scheks Armee dabei ist, sie zu verlieren. Voraussichtlich werden wir in den nächsten Monaten unser Ziel erreichen können: die Vernichtung von 100 Brigaden der Armee Tschiang Kai-scheks, einschließlich der schon früher vernichteten. Tschiang Kai-schek hat insgesamt 93 reguläre Infanterie- und Kavallerie-Divisionen (Korps) mit 248 Brigaden (Divisionen), die insgesamt 1916000 Mann zählen - nicht eingerechnet die Marionettentruppen, Polizeieinheiten, örtlichen Sicherheitstruppen, Verbände der Verkehrsschutzpolizei, Truppen der rückwärtigen Dienste und Truppen der Sonderwaffengattungen. Die Truppen, die die befreiten Gebiete angreifen, belaufen sich auf 78 Divisionen (Korps), die aus 2I8 Brigaden (Divisionen) mit insgesamt 1713000 Mann bestehen und ungefähr 90 Prozent von Tschiang Kai-scheks regulären Truppen ausmachen. Nur 15 Divisionen, die aus 30 Brigaden mit insgesamt 203000 Mann bestehen und etwa 10 Prozent der gesamten Streitmacht ausmachen, bleiben im Hinterland der von Tschiang Kai-schek beherrschten Gebiete. Daher kann Tschiang Kai-schek nicht mehr viele kampffähige Truppen aus seinem Hinterland entsenden, um die befreiten Gebiete anzugreifen. Wir haben schon mehr als ein Viertel der 118 Brigaden vernichtet, die die befreiten Gebiete angreifen. Obwohl einige dieser Einheiten, nachdem sie vernichtet worden waren, unter ihren früheren Bezeichnungen mit neuen Truppen aufgefüllt und wieder hergestellt wurden, ist ihre Kampfkraft sehr gering. Einige Einheiten wurden nach ihrer Auffüllung wieder vernichtet. Andere wurden überhaupt nicht aufgefüllt. Wenn unsere Armee in den nächsten Monaten weitere 40 bis 50 Brigaden vernichten und die Gesamtzahl der vernichteten Brigaden auf ungefähr 100 bringen kann, dann wird eine bedeutende Änderung in der militärischen Lage eintreten.

3. Mittlerweile hat sich in den von Tschiang Kai-schek beherrschten Gebieten eine große Volksbewegung entfaltet. Die Erhebung der Bevölkerung von Schanghai1, die am 30. November vorigen Jahres wegen der Verfolgung der Straßenhändler durch die Kuomintang ausgebrochen war, und die Studentenbewegung in Peiping, die am 30. Dezember desselben Jahres wegen der Vergewaltigung einer chinesischen Studentin durch USA-Soldaten anfing,2 kennzeichnen einen neuen Aufschwung im Kampf des Volkes in den von Tschiang Kai-schek beherrschten Gebieten. Die Studentenbewegung, die in Peiping den Stein ins Rollen brachte, breitete sich auf andere Großstädte des Landes aus und Hunderttausende beteiligten sich daran, so daß sie ein breiteres Ausmaß erreichte als die Studentenbewegung des 9. Dezember gegen den japanischen Imperialismus3.

4. Die Siege der Volksbefreiungsarmee in den befreiten Gebieten und die Entwicklung der Volksbewegung in den Tschiangkaischek-Gebieten lassen voraussehen, daß eine neue große Volksrevolution Chinas gegen Imperialismus und Feudalismus zweifellos im Anzug ist und siegen wird.

5. Diese Lage hat sich unter Umständen herausgebildet, da der USA-Imperialismus und sein Lakai Tschiang Kai-schek den Platz des japanischen Imperialismus und seines Lakaien Wang Djing-we eingenommen und die Politik eingeschlagen haben, China in eine USA-Kolonie umzuwandeln, einen Bürgerkrieg zu entfesseln und die faschistische Diktatur zu verstärken. Dieser reaktionären Politik des USA-Imperialismus und Tschiang Kai-scheks gegenüber sieht das chinesische Volk keinen anderen Ausweg als den des Kampfes. Der Kampf um Unabhängigkeit, Frieden und Demokratie ist immer noch die grundlegende Forderung des chinesischen Volkes in der gegenwärtigen Periode. Schon im April 1945 sah der 7. Parteitag unserer Partei die Möglichkeit voraus, daß der USA-Imperialismus und Tschiang Kai-schek diese reaktionäre Politik durchführen würden, und arbeitete eine vollständige und durchaus richtige politische Linie aus, um sie zu vereiteln.

6. Diese reaktionäre Politik des USA-Imperialismus und Tschiang Kai-scheks hat alle Schichten des chinesischen Volkes gezwungen, sich zu ihrer eigenen Rettung zu vereinigen. Diese Schichten schließen die Arbeiter, die Bauern, das städtische Kleinbürgertum, die nationale Bourgeoisie, die aufgeklärten Schenschi, andere patriotische Elemente, die nationalen Minderheiten und die Überseechinesen ein. Das ist eine sehr breite Einheitsfront der ganzen Nation. Im Vergleich mit der Einheitsfront zur Zeit des Widerstandskriegs gegen Japan hat sie nicht nur den gleichen Umfang, sondern außerdem eine tiefere Grundlage. Alle Genossen in der Partei müssen für die Konsolidierung und Entwicklung dieser Einheitsfront kämpfen. In den befreiten Gebieten bleibt die Politik des "Drei-Drittel-Systems"4 unverändert, vorausgesetzt, daß die Politik "Jedem Pflüger sein Feld!" entschlossen und ohne Zaudern durchgeführt wird. Neben den Kommunisten müssen wir auch weiterhin die breiten Kreise der fortschrittlichen Elemente außerhalb der Kommunistischen Partei und der in der Mitte Stehenden (wie z. B. aufgeklärte Schenschi) zur Mitarbeit in den politischen Machtorganen und zur gesellschaftlichen Tätigkeit heranziehen. In den befreiten Gebieten haben alle Bürger, ohne Rücksicht auf Klasse, Geschlecht oder Glauben, das Recht zu wählen und gewählt zu werden, mit Ausnahme der Landesverräter und jener Reaktionäre, die gegen die Interessen des Volkes handelten und sich daher seinen bitteren Haß zugezogen haben. Nachdem das System "Jedem Pflüger sein Feld!" gründlich durchgeführt worden ist, wird das Recht auf Privateigentum dem Volk in den befreiten Gebieten weiter garantiert.

7. Weil die Tschiangkaischek-Regierung lange Zeit eine reaktionäre Finanz- und Wirtschaftspolitik betrieben hat und weil Tschiang Kai-scheks bürokratisch-kopradorisches Kapital mit dem imperialistischen Kapital der USA durch den berüchtigten landesverräterischen chinesisch-amerikanischen Handelsvertrag5 eng verknüpft ist, hat sich schnell eine bösartige Inflation entwickelt; Chinas nationale Industrie und nationaler Handel gehen mehr und mehr dem Bankrott entgegen; die Lebenshaltung der werktätigen Massen, der öffentlichen Bediensteten und der Lehrer verschlimmert sich mit jedem Tag; zahlreiche Angehörige der Mittelschichten verlieren mehr und mehr ihre Ersparnisse und werden zu Besitzlosen; darum gibt es immer wieder Arbeiter und Studentenstreiks und andere Kämpfe. Eine Wirtschaftskrise, viel schlimmer als China sie je erlebt hat, bedroht alle Volksschichten. Um den Bürgerkrieg weiterführen zu können, hat Tschiang Kai-schek das höchst verderbliche System der Rekrutierungen und Getreiderequisitionen aus der Zeit des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression wiedereingeführt; das macht das Leben der breiten Massen der Landbevölkerung, vor allem der verarmten Bauern, unerträglich; die Folge davon ist, daß jetzt schon Bauernaufstände ausbrechen, und diese werden sich weiter ausbreiten. Daher wird sich die reaktionäre herrschende Clique Tschiang Kai-scheks immer mehr in den Augen der breiten Volksmassen diskreditieren und einer ernsten politischen und militärischen Krise gegenübersehen. Auf der einen Seite treibt diese Lage die antiimperialistische, antifeudale Volksbewegung in den von Tschiang Kai-schek beherrschten Gebieten ständig vorwärts; auf der anderen Seite wird dies die Truppen Tschiang Kai-scheks weiter demoralisieren und die Möglichkeit des Sieges der Volksbefreiungsarmee vergrößern.

8. Die rechtswidrige und spalterische Nationalversammlung, die von Tschiang Kai-schek einberufen wurde, um unsere Partei und andere demokratische Kräfte zu isolieren, und die von ihr fabrizierte Pseudoverfassung genießen beim Volk nicht das geringste Ansehen. Statt unsere Partei und andere demokratische Kräfte zu isolieren, haben sie die reaktionäre herrschende Clique Tschiang Kai-scheks selbst isoliert. Unsere Partei und andere demokratische Kräfte haben die Politik der Verweigerung der Teilnahme an dieser Pseudo-Nationalversammlung verfolgt; das war vollkommen richtig. Die reaktionäre herrschende Clique Tschiang Kai-scheks hat die Jugendpartei6 und die Demokratisch-sozialistische Partei7, zwei kleine Parteien, die niemals irgendwelches Ansehen in der chinesischen Gesellschaft genossen, wie auch gewisse "angesehene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens"8 auf ihre Seite gebracht, und man kann voraussehen, daß auch ein Teil aus den Reihen der Mittelkräfte mit der Zeit auf die Seite der Reaktion gehen könnte. Das kommt daher, weil die demokratischen Kräfte in China immer stärker, die reaktionären Kräfte immer isolierter werden, und darum muß die Trennungslinie zwischen uns und dem Feind scharf gezogen werden. Alle Elemente, die sich in der demokratischen Front verstecken, um das Volk zu betrügen, werden letzten Endes ihr wahres Gesicht zeigen und vom Volk verworfen werden, während die Reihen der antiimperialistischen und antifeudalen Kräfte des Volkes noch stärker werden, da sie einen klaren Trennungsstrich zwischen sich und diesen verborgenen Reaktionären gezogen haben.

9. Die Entwicklung der internationalen Lage ist für den Kampf des chinesischen Volkes äußerst günstig. Die wachsende Macht der Sowjetunion und ihre Erfolge in der Außenpolitik, die zunehmende Linkstendenz der Völker der Welt und ihr anwachsender Kampf gegen die reaktionären Kräfte im In- und Ausland - diese beiden bedeutenden Faktoren haben den USA-Imperialismus und seine Lakaien in verschiedenen Ländern in eine immer größere Isolation gedrängt und werden dies weiterhin tun. Wenn noch der Faktor der unvermeidlichen Wirtschaftskrise in den USA dazukommt, dann werden der USA-Imperialismus und seine Lakaien in verschiedenen Ländern in eine noch schlimmere Lage geraten. Die Stärke des USA-Imperialismus und seines Lakaien Tschiang Kai-schek ist nur vorübergehend; ihre Offensiven können zerschlagen werden. Der Mythos von der angeblichen Unmöglichkeit, die Offensiven der Reaktionäre zu zerschlagen, darf in unseren Reihen keinen Anklang finden. Das Zentralkomitee hat dies wiederholt betont, und die Entwicklung der internationalen und inneren Lage bestätigt immer mehr die Richtigkeit dieser Feststellung.

10. Um eine Ruhepause zur Auffüllung seiner Truppen und zur Entfaltung einer neuen Offensive zu gewinnen, um neue Anleihen und neues Rüstungsmaterial von den USA zu erhalten und um den Zorn des Volkes zu dämpfen, begeht Tschiang Kai-schek einen neuen Betrug, indem er die Wiederaufnahme der sogenannten Friedensverhandlungen mit unserer Partei verlangt.9 Unsere Partei verfolgt die Politik, die Verhandlungen nicht abzulehnen, damit auf diese Weise sein Betrug an den Tag kommt.

11. Um die Offensiven der Truppen Tschiang Kai-scheks vollständig zu zerschlagen, müssen wir in den nächsten Monaten weitere vierzig bis fünfzig seiner Brigaden vernichten; das ist der Schlüssel, der alles entscheiden wird. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die Direktive des Zentralkomitees vom 1. Oktober vergangenen Jahres, "Ein Überblick über drei Monate", und die Direktive des Militärausschusses vom 16. September vorigen Jahres über die Konzentration einer Streitmacht zur Einzelvernichtung der feindlichen Truppenteile voll und ganz in die Tat umsetzen. Hier heben wir noch einmal einige Punkte hervor, die unsere Genossen in allen Gebieten beachten müssen:

a. Das Militärproblem. In den vergangenen sieben Monaten erbitterter Kämpfe hat unsere Armee bewiesen, daß sie mit aller Sicherheit Tschiang Kai-scheks Offensiven zerschlagen und den Endsieg erringen kann. Unsere Armee hat ihre Ausrüstung und Taktik verbessert. Von jetzt an wird die zentrale Aufgabe beim Aufbau unserer Armee darin bestehen, mit allen Kräften den Aufbau unserer Artillerie und Pioniertruppen zu intensivieren. Alle Militärbezirke, groß oder klein, und alle Verbände der Feldtruppen sollen alle die Verstärkung der Artillerie und der Pioniereinheiten betreffenden Fragen konkret lösen, vor allem die beiden Probleme der Kaderausbildung und der Munitionsherstellung.

b. Das Bodenproblem. In ungefähr zwei Dritteln des Territoriums jedes befreiten Gebiets wurde die Direktive des Zentralkomitees vom 4. Mai 194610 in die Tat umgesetzt, das Bodenproblem gelöst und die Losung "Jedem Pflüger sein Feld!" verwirklicht; das ist ein großartiger Sieg. Es bleibt aber noch ungefähr ein Drittel des Territoriums, wo man sich weiter bemühen muß, die Massen kühn zu mobilisieren und die erwähnte Losung zu verwirklichen. Dort, wo das Prinzip "Jedem Pflüger sein Feld!" verwirklicht wurde, gibt es immer noch Schwächen, soweit die Lösung nicht gründlich war hauptsächlich darum, weil man die Massen nicht kühn mobilisiert hatte, so daß die Beschlagnahme und die Verteilung des Bodens nicht gründlich durchgeführt und bei den Massen Unzufriedenheit hervorgerufen wurde. An solchen Orten müssen wir sorgfältige Untersuchungen anstellen und "ausgleichen"11, um sicher zu sein; daß landlose und landarme Bauern Boden erhalten und die Feudalherren und örtlichen Despoten bestraft werden. Im ganzen Verlauf der Verwirklichung der Losung "Jedem Pflüger sein Feld!" müssen wir uns entschlossen mit den Mittelbauern verbünden, und es ist absolut verboten, in die Interessen der Mittelbauern (einschließlich der wohlhabenden Mittelbauern) einzugreifen; wenn es Fälle gibt, wo Eingriffe in die Interessen der Mittelbauern gemacht wurden, muß man die Betroffenen entschädigen und sich entschuldigen. Während der Bodenreform und nachher muß überdies, dem Willen der Massen entsprechend, zweckmäßige Rücksicht auf gewöhnliche Großbauern und mittlere und kleine Grundherren genommen werden, in Übereinstimmung mit der "Direktive vom 4. Mai". Kurzum, während der Bodenreformbewegung in den ländlichen Gebieten müssen wir uns mit den Massen zusammenschließen, die mehr als 90 Prozent der Landbevölkerung ausmachen und die Bodenreform unterstützen, und die eine Minderzahl darstellenden feudalen Reaktionäre, die dagegen sind, isolieren, damit wir die Aufgabe "Jedem Pflüger sein Feld!" schnellstens erfüllen können.

c. Das Produktionsproblem. Alle Gebiete müssen langfristig planen, fleißig in der Produktion arbeiten, strikte Sparsamkeit üben und das Finanzproblem auf der Grundlage der Produktion und Sparsamkeit richtig lösen. Das erste Prinzip ist hier, die Produktion zu entwickeln und die Versorgung zu sichern. Darum müssen wir die falsche Auffassung bekämpfen, die einseitig Finanzen und Handel betont und die landwirtschaftliche und industrielle Produktion vernachlässigt. Das zweite Prinzip ist die Berücksichtigung sowohl der Interessen der Armee als auch der Interessen des Volkes, sowohl der staatlichen wie der privaten Interessen. Darum müssen wir gegen die falsche Einstellung auftreten, die nur eine Seite berücksichtigt und die andere vernachlässigt. Das dritte Prinzip betrifft die einheitliche Leitung und dezentralisierte Wirtschaftsführung. Darum müssen wir mit Ausnahme jener Fälle, wo die Umstände eine zentralisierte Wirtschaftsführung verlangen - jene falsche Einstellung bekämpfen, die ungeachtet der Umstände überall die Zentralisierung begünstigt und sich nicht traut, einer dezentralisierten Wirtschaftsführung die Zügel in die Hand zu geben.

12. Unsere Partei und das chinesische Volk sind in jeder Hinsicht ihres Endsiegs gewiß; darüber gibt es nicht den leisesten Zweifel. Das heißt aber nicht, daß keine Schwierigkeiten vor uns liegen. Der antiimperialistische und antifeudale Kampf in China trägt einen langwierigen Charakter; in- und ausländische Reaktionäre werden weiter mit allen Kräften das chinesische Volk bekämpfen; das faschistische Regime in den unter der Kontrolle Tschiang Kai-scheks stehenden Gebieten wird sich noch mehr verschärfen; gewisse Teile der befreiten Gebiete werden vorübergehend vom Feind besetzt oder werden zu Partisanengebieten; ein Teil der revolutionären Kräfte wird vielleicht vorübergehende Verluste erleiden; und es wird in einem langen Krieg auch Verluste an Menschenreserven und Materialhilfsquellen geben. Alle Genossen in der Partei müssen dies alles voll und ganz in Rechnung stellen und bereit sein, mit unerschütterlichem Willen planmäßig jegliche Schwierigkeit zu überwinden. Schwierigkeiten haben die reaktionären Kräfte ebenso wie wir. Ihre Schwierigkeiten sind aber unüberwindlich, weil sie Kräfte sind, die sich dem Untergang nähern, keine Zukunft haben. Unsere Schwierigkeiten können überwunden werden, denn wir sind neuaufstrebende Kräfte mit einer strahlenden Zukunft.

ANMERKUNGEN

* Eine von Genossen Mao Tse-tung abgefaßte innerparteiliche Direktive des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas.

1. Vom August 1946 an verboten die Kuomintang-Behörden in Schanghai den Straßenhändlern in den Bezirken Huangpu und Laodscha, ihrem Geschäft nachzugehen. Bis spät im November wurden beinahe 1000 von ihnen verhaftet, die immer noch Handel trieben. Am 30. November veranstalteten 3000 Straßenhändler eine Petitionsdemonstration und umkreisten das Polizeiamt des Bezirks Huangpu. Die Kuomintang-Behörden gaben Schießbefehl, sieben Straßenhändler wurden getötet und eine große Anzahl verwundet und verhaftet. Am r. Dezember setzten die Straßenhändler ihren Kampf fort. Trotz der Tatsache, daß an diesem Tag weitere zehn getötet und über hundert verwundet wurden, wuchs die Zahl der Menschen, die am Kampf teilnahmen, auf über 5000 an. Alle Geschäfte in Schanghai schlossen ihre Läden, um ihrer Sympathie Ausdruck zu geben. So entwickelte sich dieser Vorfall zu einer die ganze Stadt umfassenden Massenbewegung gegen Tschiang Kai-schek.

2. Dies ereignete sich am 24. Dezember 1946 in Peiping. Eine Studentin der Peking-Universität wurde von USA-Soldaten vergewaltigt. Daraufhin streikten und demonstrierten vom 30. Dezember bis Januar 1947 die Studenten und Schüler in Dutzenden großen und mittleren Städten der von Tschiang Kai-schek beherrschten Gebiete gegen die USA und Tschiang Kai-schek und verlangten den Abzug der USA-Truppen aus China. Mehr als eine halbe Million Studenten und Schüler beteiligten sich an dieser Bewegung.

3. Gemeint ist die patriotische Studentenbewegung, die am 9. Dezember 1935 in Peiping ausgebrochen war. Näheres siehe Anmerkung 8 zur Arbeit "Über die Taktik im Kampf gegen den japanischen Imperialismus", Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. 1, S. 201.

4. Das "Drei-Drittel-System" war die Politik der Kommunistischen Partei Chinas für die Machtorgane der Einheitsfront in der Periode des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression. Gemäß dieser Politik wurden die Sitze in den antijapanischen demokratischen Machtorganen so verteilt, daß ungefähr je ein Drittel auf Mitglieder der Kommunistischen Partei, auf linke fortschrittliche Elemente sowie auf in der Mitte Stehende und andere Personen entfiel.

5. Der "chinesisch-amerikanische Handelsvertrag", nämlich der "chinesischamerikanische Vertrag über Freundschaft, Handel und Schiffahrt", wurde von der Tschiangkaischek-Regierung und der USA-Regierung am 4. November 1945 in Nanking unterzeichnet. Dieser Vertrag, der massiv die souveränen Rechte Chinas an die USA verschacherte, enthielt 30 Artikel, deren Hauptinhalt in folgendem bestand:

I. Auf dem "ganzen Territorium" Chinas genießen Amerikaner das Recht der Niederlassung, des Reisens, des Handels, das Recht der Fabrikation und Verarbeitung von Produkten, der wissenschaftlichen, erzieherischen, religiösen und philanthropischen Betätigung, der Erforschung und Ausbeutung von Bodenschätzen, der Pachtung und des Besitzes von Grund und Boden und der Ausübung jeder anderen Beschäftigung. Hinsichtlich der Rechte auf wirtschaftlichem Gebiet sind die Amerikaner in China den Chinesen gleichzustellen.

II. In bezug auf die Besteuerung, den Verkauf, die Verteilung und den Verbrauch werden Erzeugnisse der USA in China nicht weniger begünstigt sein als Erzeugnisse irgendeines dritten Staates oder Chinas. Seitens Chinas werden die Einfuhr von Artikeln - angebaut, produziert oder fabriziert in den USA und die Ausfuhr chinesischer Artikel nach den USA "keinerlei Verbot oder Beschränkung" unterworfen sein.

III. USA-Schiffe genießen die Freiheit der Schiffahrt in jedem Hafen, in jedem Gebiet oder Gewässer Chinas, welche dem ausländischen Handel oder der Schiffahrt offen stehen, ihr Personal und ihre Fracht haben freien Transit durch chinesisches Territorium "auf den zweckdienlichsten Wegen". Unter Berufung auf "irgendeinen Notstand" dürfen USA-Schiffe, einschließlich Kriegsschiffe, einfahren "in jeden Hafen, jedes Gebiet oder Gewässer Chinas, die sonst dem ausländischen Handel oder der Schiffahrt nicht offen stehen".

Gu We-djün, damaliger Botschafter der Tschiangkaischek-Regierung in den USA, erklärte unverblümt und schamlos, daß dieser Vertrag "die Öffnung des ganzen Territoriums Chinas für die USA-Kaufleute" bedeute.

6. Siehe "Analyse der Klassen in der chinesischen Gesellschaft", Anmerkung r, Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. 1, S. 17.

7. Die Demokratisch-Sozialistische Partei wurde im August 1945 durch die Verschmelzung der "Demokratischen Konstitutionellen Partei" mit der "Nationalsozialistischen Partei" gegründet. Sie bestand in der Hauptsache aus reaktionären Politikern aus der Zeit der Militärmachthaber des Nordens und aus feudalem Abschaum.

8. Gemeint sind solche schamlosen Halunken wie Wang Yün-wu, Fu Si-niän und Hu Dscheng-dschi usw., die als Parteilose posierten und Tschiang Kai-scheks "Nationalversammlung" als Schaufensterdekoration dienten.

9. Wegen der wiederholten Niederlagen ihrer militärischen Offensive und wegen der immer schlimmer werdenden militärischen Lage ersuchte die Kuomintang-Regierung am x6. Januar 1947 - um eine Atempause zu gewinnen und eine neue Offensive vorzubereiten - die Kommunistische Partei Chinas durch den USA-Botschafter in China, Leighton Stuart, um Erlaubnis, Vertreter nach Yenan zu "Friedensverhandlungen" zu entsenden. Dieser neue Betrug der USA und Tschiang Kaischecks wurde prompt und gründlich von der Kommunistischen Partei Chinas entlarvt. Die Kommunistische Partei Chinas wies darauf hin, daß Verhandlungen nur dann erneut aufgenommen werden könnten, wenn zwei Minimalbedingungen erfüllt würden: 1. die Pseudoverfassung, die unter Verletzung der Beschlüsse der Politischen Konsultativkonferenz von der Kuomintang proklamiert war, solle für ungültig erklärt werden, und 2. die Kuomintang-Armee habe das ganze Territorium der befreiten Gebiete, das sie seit dem Inkrafttreten des Waffenstillstandsabkommens vom 13. Januar 1946 besetzte, zu evakuieren; sonst bestünde keine Garantie dafür, daß die Kuomintang nicht wieder irgendein Abkommen zerreißen könnte, das bei neuen Verhandlungen getroffen würde. Die Kuomintang-Regierung sah, daß ihr "Friedens"Betrugsmanöver gescheitert war, machte am 27. und 28. Februar allen Vertretern der Kommunistischen Partei Chinas, die sich zu Verhandlungs- und Verbindungszwecken in Nanking, Schanghai und Tschungking befanden, die Mitteilung, daß sie abzuziehen hätten, und verkündete den vollständigen Abbruch der Verhandlungen zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei.

10. Dies bezieht sich auf die vom Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas am 4. Mai 1946 herausgegebene "Direktive über die Bodenfrage". Siehe "Ein Überblick über drei Monate", Anmerkung 4, vorliegender Band, S. 119..

11. Das "Ausgleichen" war eine Methode, die in jenen alten befreiten Gebieten praktiziert wurde, wo die Bodenreform verhältnismäßig gründlich durchgeführt worden war. Mit ihrer Hilfe sollten das Problem des Mangels an Boden und sonstigen Produktionsmitteln bei manchen armen Bauern und manchen Landarbeitern und andere von der Bodenreform hinterlassene Probleme gelöst werden. Die Methode bestand darin, in beschränktem Maß etwas von den Besser-Ausgestatteten zu nehmen und den Schlechter-Ausgestatteten zu geben, von den Mehr-Besitzenden zu nehmen und den Weniger-Besitzenden zu geben, damit die Verteilung des Bodens und anderer Produktionsmittel vernünftig geregelt werden konnte.

Mao AW Band IV

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