Mao AW Band II

Mao Werke


Mao Tse-tung:

DIE INTELLEKTUELLEN IN MASSEN HERANZIEHEN*

   (1. Dezember 1939)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band II, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S.349-351


1. Im Verlauf des langen und harten nationalen Befreiungskriegs, im Verlauf des großen Kampfes für die Schaffung des neuen China muß es die Kommunistische Partei verstehen, die Intellektuellen heranzuziehen; nur dann wird sie imstande sein, große Kräfte für den Widerstandskrieg zu organisieren, die Millionenmassen der Bauern zu organisieren, die revolutionäre Kulturbewegung zu entfalten und die revolutionäre Einheitsfront zu verbreitern. Ohne Beteiligung der Intelligenz ist der Sieg der Revolution unmöglich.

2. In den letzten drei Jahren haben unsere Partei und unsere Armee bereits beträchtliche Anstrengungen zur Heranziehung der Intelligenz unternommen, haben eine große Anzahl von revolutionären Intellektuellen zum Beitritt in die Partei und in die Armee, zur Teilnahme an der Tätigkeit der Machtorgane, für die Kulturbewegung und die Massenbewegungen gewonnen und dadurch die Einheitsfront verbreitert. Das ist ein großer Erfolg. Aber viele Funktionäre der Armee ignorieren noch die Bedeutung der Intellektuellen, betrachten , sie noch mit Argwohn und sind sogar geneigt, sie abzuweisen. Viele unserer Lehranstalten wagen es noch nicht, die studierende Jugend mutig in großer Zahl aufzunehmen. Viele örtliche Parteiorganisationen wollen die Intellektuellen noch nicht in die Partei aufnehmen. Derartige Erscheinungen erklären sich aus einem mangelnden Verständnis für die wichtige Rolle, die die Intellektuellen in der Revolution spielen, für den Unterschied zwischen den Intellektuellen der kolonialen sowie halbkolonialen Länder und den Intellektuellen der kapitalistischen Länder und für den Unterschied zwischen den Intellektuellen, die in den Diensten der Grundherrenklasse und der Bourgeoisie stehen, und den Intellektuellen, die der Arbeiterklasse und der Bauernschaft dienen. Sie erklären sich auch aus dem mangelnden Verständnis für die ernste Bedeutung des erbitterten Kampfes, den die bürgerlichen Parteien mit uns um die Intellektuellen führen, sowie des Bestrebens des japanischen Imperialismus, die chinesischen Intellektuellen mit allen Mitteln zu korrumpieren und ihre Gesinnung zu lähmen, und vor allem für den für uns günstigen Umstand, daß unsere Partei und unsere Armee bereits ihren festen Kern geschaffen haben und schon imstande sind, die Intellektuellen zu führen.

3. Deshalb ist die Aufmerksamkeit künftig auf folgendes zu richten:

(a) Alle Parteiorganisationen in den Frontgebieten und alle von der Partei geführten Truppenteile müssen zahlreiche Intellektuelle in unsere Armee und unsere Lehranstalten einbeziehen und sie für die Teilnahme an der Tätigkeit der Machtorgane gewinnen. Alle verhältnismäßig loyalen Intellektuellen, die gegen die japanischen Eindringlinge kämpfen wollen und auch einigermaßen Schwierigkeiten und Entbehrungen und harte Arbeit ertragen können, sind auf verschiedene Weise zu gewinnen; wir müssen sie politisch erziehen und ihnen helfen, sich im Krieg und in ihrer Arbeit zu stählen, damit sie der Armee, den Machtorganen und den Volksmassen dienen. Zugleich müssen wir je nach den konkreten Umständen diejenigen unter ihnen in die Partei aufnehmen, die bereits den Bedingungen dafür entsprechen. Mit jenen Intellektuellen jedoch, die in die Partei nicht eintreten können oder wollen, müssen wir ebenfalls in der gemeinsamen Arbeit gute Beziehungen aufnehmen und sie bei ihrer Arbeit anleiten.

(b) Selbstverständlich muß man bei der Durchführung der Politik einer breiten Heranziehung der Intelligenz streng darauf achten, daß den vom Feind und von den bürgerlichen Parteien in unsere Reihen entsandten Personen der Eintritt verwehrt wird, daß illoyale Elemente abgewiesen werden. Hinsichtlich der Abweisung derartiger Elemente ist eine verantwortungsbewußte Einstellung geboten. Solche, die bereits in unsere Partei, in unsere Armee und in unsere Machtorgane eingedrungen sind, muß man, gestützt auf authentische Beweise, ausschließen, wobei man entschieden, aber differenziert vorgehen muß. Aber deswegen darf man verhältnismäßig loyale Intellektuelle nicht verdächtigen; man muß sich davor sehr in acht nehmen, daß unschuldige Menschen von den Konterrevolutionären zu Unrecht beschuldigt werden.

(c) Man muß allen verhältnismäßig loyalen Intellektuellen, die uns in irgendeinem Maße nützlich sein können, eine geeignete Arbeit geben, muß sie politisch richtig erziehen und sie führen, damit sie in einem langen Kampf allmählich ihre Schwächen überwinden, damit sie revolutionär und eins mit den Massen werden, damit sie sich mit den alten Parteimitgliedern und Kadern und mit den Parteimitgliedern aus den Reihen der Arbeiter und Bauern verschmelzen.

(d) Jene Funktionäre, insbesondere manche Funktionäre der regulären Armee, die sich der Teilnahme der Intellektuellen an unserer Arbeit widersetzen, müssen in wirksamer Weise überzeugt werden, damit sie die Notwendigkeit der Heranziehung der Intelligenz begreifen. Gleichzeitig muß man die aus den Reihen der Arbeiter und Bauern hervorgegangenen Funktionäre auf wirksame Weise dazu ermuntern, intensiv zu lernen; man muß ihr kulturelles Niveau heben, damit die Funktionäre aus den Reihen der Arbeiter und Bauern zugleich Intellektuelle und die Intellektuellen zugleich Arbeiter und Bauern sein können.

(e) In den Gebieten der Kuomintang-Herrschaft und in den Gebieten, die von den japanischen Eindringlingen besetzt sind, muß man sich im wesentlichen von den gleichen Prinzipien leiten lassen; bei der Einbeziehung der Intellektuellen in die Partei muß man aber noch mehr auf den Grad ihrer Loyalität achten, um eine noch größere Geschlossenheit der Parteiorganisationen zu gewährleisten. Was die breiten Massen der mit uns sympathisierenden Intellektuellen, die keine Parteimitglieder sind, anbelangt, so muß man zu ihnen entsprechende Verbindungen aufnehmen und sie zur Beteiligung an dem großen Kampf zum Widerstand gegen die japanische Aggression und für die Demokratie, zur Beteiligung an der Kulturbewegung und an der Arbeit der Einheitsfront organisieren.

4. Alle Genossen unserer Partei müssen begreifen, daß eine richtige Politik gegenüber der Intelligenz eine der wichtigen Voraussetzungen für den Sieg der Revolution ist. Die falsche Haltung, die unsere Partei in vielen Orten und in vielen Truppenteilen in der Periode der Agrarrevolution zu den Intellektuellen eingenommen hat, darf niemals mehr wiederkehren; die Schaffung der eigenen Intelligenz des Proletariats kann auch keinesfalls ohne die Hilfe der in der Gesellschaft bereits vorhandenen Intellektuellen erfolgen. Das Zentralkomitee erwartet, daß die Parteikomitees aller Ebenen und alle Genossen der Partei dieser Frage ernste Beachtung schenken werden.

ANMERKUNGEN

* Ein von Genossen Mao Tse-tung im Namen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas verfaßter Beschluß.

Mao AW Band II

Mao Werke