Mao AW Band II

Mao Werke


Mao Tse-tung:

DIE LAGE IM WIDERSTANDSKRIEG GEGEN DIE JAPANISCHE AGGRESSION NACH DEM FALL VON SCHANGHAI UND TAIYÜAN UND UNSERE AUFGABEN*

 (12. November 1937)


Diese Version aus: Mao Tse-tung, Ausgewählte Werke Band II, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, S.63-78


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I. DIE GEGENWÄRTIGE LAGE IST DURCH DEN ÜBERGANG VON EINEM PARTIELLEN ZU EINEM TOTALEN WIDERSTANDSKRIEG GEKENNZEICHNET

 1. Wir unterstützen jeden Widerstandskrieg gegen die Invasion des japanischen Imperialismus, mag er auch nur ein partieller Widerstandskrieg sein, da dieser im Vergleich zum Nichtwiderstand ein Schritt vorwärts ist, da er bis zu einem gewissen Grad revolutionären Charakter trägt, da er ebenfalls um der Verteidigung des Vaterlands willen geführt wird.
2. Ein partieller Widerstandskrieg, der ohne Teilnahme der Volksmassen allein von der Regierung geführt wird, muß jedoch unweigerlich scheitern, worauf wir schon längst (auf der Versammlung der Parteiaktivisten im April dieses Jahres in Yenan, auf der Landeskonferenz der Partei im Mai und im Beschluß des Politbüros des Zentralkomitees vom August [1] hingewiesen haben. Denn er ist kein vollständiger revolutionärer nationaler Krieg, kein Krieg der Volksmassen.
3. Wir sind für einen vollständigen revolutionären nationalen Krieg, zu dessen Teilnahme das ganze Volk mobilisiert wird, mit
  |064| anderen Worten, wir sind für einen totalen Widerstandskrieg; denn nur ein solcher Widerstandskrieg ist ein Krieg der Volksmassen, und nur durch ihn kann man das Vaterland verteidigen.
4. Obwohl der partielle Widerstandskrieg, für den die Kuomintang eintritt, auch ein nationaler Krieg ist und gewissen revolutionären Charakter trägt, ist sein revolutionärer Charakter jedoch sehr unvollkommen. Ein partieller Widerstandskrieg wird unweigerlich zur Niederlage führen, und in einem solchen Krieg ist es ganz und gar unmöglich, das Vaterland erfolgreich zu verteidigen.
5. Darin besteht die prinzipielle Differenz zwischen dem Standpunkt der Kommunistischen Partei und dem gegenwärtigen Standpunkt der Kuomintang zum Widerstandskrieg. Vergessen die Kommunisten den prinzipiellen Charakter dieser Differenz, so werden sie den Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression nicht richtig leiten können, werden sie unfähig sein, die Einseitigkeit der Kuomintang zu überwinden, werden sie in Prinzipienlosigkeit abgleiten und die Kommunistische Partei auf das Niveau der Kuomintang herabsetzen. Damit würden sie gegenüber der Sache des heiligen revolutionären nationalen Krieges und der Aufgabe der Verteidigung des Vaterlands verbrecherisch handeln.
6. In einem vollständigen revolutionären nationalen Krieg, d. h. in einem totalen Widerstandskrieg, ist es erforderlich, das von der Kommunistischen Partei vorgeschlagene Zehn-Punkte-Programm für den Widerstand gegen Japan zur Rettung des Vaterlands auszuführen, ist es erforderlich, eine Regierung und eine Armee zu haben, die dieses Programm voll und ganz in die Tat umsetzen.
7. Die Lage nach dem Fall von Schanghai und Taiyüan ist folgende:
(1) In Nordchina ist der reguläre Krieg, bei dem die Kuomintang die Hauptrolle gespielt hat, bereits zu Ende, und der Partisanenkrieg, in dem der Kommunistischen Partei die Hauptrolle zukommt, ist das Primäre geworden. In Kiangsi und Tschekiang ist die Front der Kuomintang durchbrochen, und die japanischen Eindringlinge stoßen nun gegen Nanking und gegen das Flußgebiet des Yangtse vor. Es ist klar geworden, daß der partielle Widerstand der Kuomintang nicht mehr lang anhalten kann.
(2) Von ihren eigenen imperialistischen Interessen ausgehend, haben sich die Regierungen Englands, der USA und Frankreichs bereit erklärt, China zu helfen, aber bisher ist es nur eine Sympathie in Worten geblieben; sie haben keinerlei reale Hilfe geleistet.
  |065| (3) Die deutschen und die italienischen Faschisten unterstützen mit aller Kraft den japanischen Imperialismus.
(4) Die Kuomintang ist noch immer nicht gewillt, in ihrer Einparteiendiktatur und in ihrer Politik der Beherrschung der Volksmassen, wodurch sie ihren partiellen Widerstand leistet, prinzipielle Änderungen vorzunehmen.
Das ist die eine Seite der Lage.
Die andere Seite zeigt sich in folgendem:
(1) Der politische Einfluß der Kommunistischen Partei und der Achten Route-Armee ist in raschem Tempo stark gewachsen, und ihr Ruf als "Retter der Nation" verbreitet sich im ganzen Land. Die Kommunistische Partei und die Achte Route-Armee sind entschlossen, den Partisanenkrieg in Nordchina beharrlich fortzusetzen, um so das ganze Land zu verteidigen und den Angriff der japanischen Eindringlinge zu binden, der gegen die Zentralebene Chinas und gegen Nordwestchina gerichtet ist.
(2) Die Massenbewegung hat sich einen Schritt weiter entwickelt.
(3) Die nationale Bourgeoisie tendiert nach links.
(4.) In der Kuomintang wachsen die Kräfte, die für Reformen eintreten.
(5) Die Bewegung der Völker der Welt gegen Japan und für Hilfe an China entfaltet sich.
(6) Die Sowjetunion bereitet sich vor, China reale Hilfe zu leisten. Das ist die andere Seite der Lage.
8. Somit befinden wir uns gegenwärtig in einer Periode des Übergangs von einem partiellen zu einem totalen Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression. Der partielle Widerstand kann nicht länger anhalten, und der totale Widerstand hat noch nicht begonnen. Das ist eine Zeitlücke, eine Übergangsperiode voller Gefahren.
9. In dieser Periode kann sich der partielle Widerstandskrieg Chinas in folgenden drei Richtungen entfalten:
Die erste Richtung ist die Beendigung des partiellen Widerstandskriegs und seine Ersetzung durch den totalen Widerstandskrieg. Das ist die Forderung der gewaltigen Mehrheit des chinesischen Volkes, aber die Kuomintang hat sich dazu noch nicht entschlossen.
Die zweite Richtung ist die Beendigung des Widerstandskriegs und seine Ersetzung durch die Kapitulation. Das ist die Forderung der japanischen Eindringlinge, der Landesverräter und der projapanischen Elemente, aber sie stößt auf den Widerstand der gewaltigen Mehrheit des chinesischen Volkes.
  |066| Die dritte Richtung ist das Nebeneinanderbestehen des Widerstandskriegs und der Kapitulation in China. Sie wird sich aus den Ränken ergeben, die die japanischen Eindringlinge, die Landesverräter und die projapanischen Elemente zur Spaltung der antijapanischen Front Chinas schmieden würden, wenn es ihnen nicht gelingt, das Ziel der zweiten Richtung zu erreichen. Sie bereiten jetzt diesen Schachzug vor. Diese Gefahr droht.
10. Nach der gegenwärtigen Lage zu urteilen, herrschen sowohl im Inland als auch im Ausland die Faktoren vor, die dem Kapitulantentum nicht gestatten, die Oberhand zu gewinnen. Diese Faktoren sind: das Festhalten Japans an seinem Kurs auf die Versklavung Chinas, wodurch China nichts anderes übrigbleibt als zu kämpfen; das Bestehen der Kommunistischen Partei und der Achten Route-Armee; die Forderungen des chinesischen Volkes; die Forderungen der Mehrheit der Kuomintang-Mitglieder; die Bedenken Englands, der USA und Frankreichs, daß ihre Interessen durch eine Kapitulation der Kuomintang beeinträchtigt würden; das Bestehen der Sowjetunion und ihre Politik der Hilfe für China; die starken (nicht unbegründeten) Hoffnungen des chinesischen Volkes auf die Sowjetunion. Wenn wir all diese Faktoren richtig, koordiniert ausnutzen, werden wir in der Lage sein, nicht nur die Faktoren zu überwinden, die zur Kapitulation und zur Spaltung führen, sondern auch die Faktoren, die bewirken, daß man im partiellen Widerstandskrieg steckenbleibt.
11. Also besteht eine Perspektive des Übergangs vom partiellen zum totalen Widerstandskrieg. Für diese Perspektive zu kämpfen, das ist die gemeinsame dringende Aufgabe aller Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas, aller fortschrittlichen Mitglieder der Kuomintang und des gesamten chinesischen Volkes überhaupt.
12. Der revolutionäre nationale Krieg Chinas gegen die japanische Aggression befindet sich jetzt in einer ernsten Krise. Diese Krise kann sich möglicherweise verlängern, kann aber auch relativ schnell überwunden werden. Die entscheidenden Faktoren dabei sind folgende: innerhalb des Landes - die Zusammenarbeit zwischen der Kuomintang und der Kommunistischen Partei, eine auf dieser Zusammenarbeit beruhende Änderung der Politik der Kuomintang und die Kräfte der Arbeiter- und Bauernmassen; außerhalb des Landes - die Hilfe der Sowjetunion.
13. Eine politische und organisatorische Umgestaltung der Kuomintang ist sowohl notwendig als auch möglich. [2] Das erklärt sich hauptsächlich aus dem Druck, den Japan auf China ausübt, aus der
  |067| von der Kommunistischen Partei Chinas betriebenen Politik der Einheitsfront, aus den Forderungen des chinesischen Volkes und aus dem Anwachsen neuer Kräfte innerhalb der Kuomintang. Unsere Aufgabe ist es, darauf hinzuwirken, daß diese Umgestaltung verwirklicht wird, die als Grundlage einer Umgestaltung der Regierung und der Armee dienen soll. Für eine Umgestaltung der Kuomintang ist zweifellos die Zustimmung ihres Zentralexekutivkomitees erforderlich; wir sind nur in der Lage, Vorschläge zu machen.
14. Umgestaltung der Regierung. Wir haben vorgeschlagen, eine provisorische Nationalversammlung einzuberufen, was auch notwendig und möglich ist. Für diese Umgestaltung ist zweifellos ebenso die Zustimmung der Kuomintang erforderlich.
15. Die Aufgabe der Umgestaltung der Armee besteht darin, eine neue Armee zu schaffen und die alten umzugestalten. Wenn eine neue Armee von 250000 bis 300 000 Mann, die von einem neuen politischen Geist durchdrungen ist, binnen sechs bis zwölf Monaten aufgestellt werden kann, wird auf dem antijapanischen Schlachtfeld bestimmt eine Wendung zum Besseren eintreten. Eine solche Armee wird auf alle alten Armeen Einfluß haben und sie um sich scharen. Das ist die militärische Grundlage für den Übergang zur strategischen Gegenoffensive im Widerstandskrieg gegen die japanischen Eindringlinge. Für diese Umgestaltung ist ebenfalls die Zustimmung der Kuomintang erforderlich. Bei dieser Umgestaltung hat die Achte Route-Armee eine vorbildliche Rolle zu spielen. Und der Bestand der Achten Route-Armee selbst muß vergrößert werden.

II. SOWOHL IN DER PARTEI ALS AUCH IM GANZEN LAND MUSS GEGEN DAS KAPITULANTENTUM GEKÄMPFT WERDEN

IN DER PARTEI GEGEN DAS KLASSENKAPITULANTENTUM KÄMPFEN

16. Im Jahre 1927 hat das Kapitulantentum Tschen Du-hsius {1} zur Niederlage der Revolution geführt. Kein Kommunist darf diese blutige Lehre der Geschichte vergessen.
17. Was die von der Partei betriebene Linie der antijapanischen nationalen Einheitsfront betrifft, so bildete vor den Ereignissen bei
  |068| Lugoutjiao der "linke" Opportunismus, das heißt die Politik der verschlossenen Tür, die Hauptgefahr in der Partei. Das erklärt sich hauptsächlich dadurch, daß die Kuomintang damals den japanischen Eindringlingen noch keinen Widerstand leistete.
18. Nach den Ereignissen bei Lugoutjiao war die Hauptgefahr in der Partei nicht mehr die "linke" Politik der verschlossenen Tür, sondern der rechte Opportunismus, das heißt das Kapitulantentum. Das erklärt sich hauptsächlich dadurch, daß die Kuomintang begonnen hat, den japanischen Eindringlingen Widerstand zu leisten.
19. Bereits auf der Versammlung der Parteiaktivisten im April in Yenan, dann wieder auf der Landeskonferenz der Partei im Mai und insbesondere auf der Tagung des Politbüros des Zentralkomitees im August (die Tagung in Luotschuan) stellten wir die Frage: Wird in der Einheitsfront die Bourgeoisie vom Proletariat oder das Proletariat von der Bourgeoisie geführt werden? Wird die Kommunistische Partei von der Kuomintang oder die Kuomintang von der Kommunistischen Partei angezogen werden? Im Zusammenhang mit der konkreten politischen Aufgabe der Gegenwart bedeutet diese Frage: Ist die Kuomintang auf die Stufe des von der Kommunistischen Partei vorgeschlagenen Zehn-Punkte-Programms für den Widerstand gegen Japan zur Rettung des Vaterlands und auf die Stufe des totalen Widerstandskriegs zu heben, oder soll die Kommunistische Partei herabgedrückt werden auf die Stufe der Diktatur der Grundherren und der Bourgeoisie und auf die Stufe des partiellen Widerstands?
20. Warum müssen wir die Frage mit einer solchen Schärfe stellen? Hierfür gibt es folgende Gründe:
Einerseits: Die Neigung der chinesischen Bourgeoisie zu Kompromissen; das Übergewicht der Kuomintang hinsichtlich der materiellen Stärke; die gegen die Kommunistische Partei gerichteten Verleumdungen und Beschimpfungen sowie das Geschrei nach der "Einstellung des Klassenkampfes", was alles in der Deklaration und in den Beschlüssen des 3. Plenums des Zentralexekutivkomitees der Kuomintang enthalten ist; die Sehnsucht der Kuomintang nach einer "Kapitulation der Kommunistischen Partei" und die breite Propaganda dafür; die Versuche Tschiang Kai-scheks, die Kommunistische Partei unter seine Kontrolle zu bringen; die auf Einschränkung und Schwächung der Roten Armee gerichtete Politik der Kuomintang; die auf Einschränkung und Schwächung der antijapanischen demokratischen Stützpunktgebiete gerichtete Politik der Kuomintang; der während
  |069| des Luschan-Kursus [3] der Kuomintang im Juli ausgeheckte heimtückische Plan, "die Kräfte der Kommunistischen Partei im Verlauf des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression um zwei Fünftel zu verringern"; die Versuche der Kuomintang, Kader der Kommunistischen Partei mit Offerten von Beförderung, Geld, Wein und Weib zu verführen; die politische Kapitulation gewisser radikaler Elemente des Kleinbürgertums (mit Dschang Nai-tji als Vertreter [4]); usw.
Anderseits: Die Ungleichmäßigkeit des theoretischen Niveaus unter den Kommunisten; der bei vielen Mitgliedern unserer Partei bestehende Mangel an Erfahrungen der Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien, wie sie während des Nordfeldzugs gesammelt wurden; das Vorhandensein einer großen Anzahl von Parteimitgliedern kleinbürgerlicher Abstammung; der Widerwillen eines Teils der Parteimitglieder, das bisherige Leben harten Kampfes weiterzuführen; die Tendenz zu einem prinzipienlosen Entgegenkommen gegenüber der Kuomintang in der Einheitsfront; das Auftreten der Tendenz zu einem Militärmachthabertum neuen Typus in der Achten Routearmee; das Auftauchen der Frage der Beteiligung der Kommunistischen Partei an der Kuomintang-Regierung; das Auftreten der Tendenz zu übermäßiger Nachgiebigkeit in den antijapanischen demokratischen Stützpunktgebieten; usw.
Angesichts dieser von zwei Seiten geschilderten ernsten Situation muß die Frage, wer wen führen wird, scharf gestellt werden, muß das Kapitulantentum entschieden bekämpft werden.
21. Seit Monaten und vor allem seit Beginn des Widerstandskriegs haben das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und die Parteiorganisationen aller Ebenen einen zielbewußten und entschlossenen Kampf gegen die bereits aufgetretene oder möglicherweise auftretende Tendenz des Kapitulantentums geführt und notwendige Vorbeugungsmaßnahmen getroffen, und es wurden dabei Erfolge erzielt.
Das Zentralkomitee veröffentlichte einen Resolutionsentwurf zur Frage der Beteiligung der Kommunistischen Partei an der Kuomintang Regierung [5].
In der Achten Route-Armee begann der Kampf gegen die Tendenz eines Militärmachthabertums neuen Typus. Diese Tendenz kommt darin zum Ausdruck, daß gewisse Personen sich nach der Reorganisierung der Roten Armee nicht strikt der Führung der Kommunistischen Partei unterstellen wollen, einem individuellen Heldentum huldigen, es für eine Ehre halten, durch die Kuomintang einen Posten
  |070| zu erhalten (d. h. Offizier zu werden) usw. Die Tendenz eines Militärmachthabertums neuen Typus hat dieselben Wurzeln wie die Tendenz des Militärmachthabertums alten Typus, die sich in Mißhandlungen, Beschimpfungen, Disziplinverstößen usw. äußert (Herabsetzung der Kommunistischen Partei auf das Niveau der Kuomintang), und führt zu demselben Ergebnis (Loslösung von den Massen) ; da sie in der Periode der Einheitsfront der Kuomintang und der Kommunistischen Partei auftritt, ist sie besonders gefährlich, verdient besondere Beachtung und fordert entschiedene Bekämpfung. Sowohl das System der politischen Kommissare, das infolge der Einmischung der Kuomintang abgeschafft worden war, als auch die Bezeichnung der politischen Abteilungen, die aus demselben Grund in Büros für politische Schulung umbenannt worden waren, wurden wiederhergestellt. Wir haben das neue strategische Prinzip des "unabhängigen und selbständigen Partisanenkriegs in Gebirgsgegenden" aufgestellt und es beharrlich in die Tat umgesetzt, was der Achten Route-Armee im wesentlichen sowohl bei den militärischen Operationen wie auch in ihrer sonstigen Arbeit die Erfolge sicherte. Wir haben die Forderung der Kuomintang, daß sie ihre Mitglieder als Kader in die Achte Route-Armee schicken könne, abgelehnt und an dem Prinzip der absoluten Führung der Achten Route-Armee durch die Kommunistische Partei festgehalten. In den revolutionären antijapanischen Stützpunktgebieten haben wir ebenfalls das Prinzip der "Unabhängigkeit und Selbständigkeit in der Einheitsfront" aufgestellt und die Tendenz zum "Parlamentarismus" [6] (natürlich nicht zum Parlamentarismus der II. Internationale, den es in der Kommunistischen Partei Chinas nicht gegeben hat) korrigiert. Wir haben konsequent gegen Banditen, feindliche Spione und Saboteure gekämpft.
In Sian haben wir die Tendenz zur Prinzipienlosigkeit (die Nachgiebigkeitstendenz) in den Beziehungen mit der Kuomintang korrigiert und den Massenkampf aufs neue entfaltet.
In Ostkansu haben wir im großen und ganzen das gleiche wie in Sian getan.
In Schanghai haben wir an der Linie Dschang Nai-tjis "weniger Aufrufe, mehr Vorschläge" Kritik geübt und begonnen, die Nachgiebigkeitstendenz bei unserer Tätigkeit in der Bewegung zur Rettung des Vaterlands zu berichtigen.
In den Partisanengebieten des Südens - sie sind ein Teil unserer im zehnjährigen blutigen Ringen mit der Kuomintang erkämpften Erfolge, sind strategische Stützpunkte für den revolutionären nationa-
  |071| len Krieg gegen die japanischen Eindringlinge in den südlichen Provinzen, sind jene Kraft, die die Kuomintang auch nach den Sian-Ereignissen mit Hilfe ihrer "Einkreisungs- und Ausrottungs"-Politik vernichten und dann nach den Ereignissen bei Lugoutjiao mit der Methode, "den Tiger aus den Bergen zu locken", schwächen wollte haben wir unsere Aufmerksamkeit darauf konzentriert:
(I) eine Zusammenziehung unserer Kräfte ohne Berücksichtigung der Umstände (das würde der Forderung der Kuomintang entsprechen, diese Stützpunkte zu beseitigen) zu vermeiden;
(2) von der Kuomintang Ernannte zurückzuweisen;
(3) gegenüber der Gefahr einer Wiederholung des Vorfalls von Ho Ming wachsam zu sein, (d. h. gegenüber der Gefahr, von der Kuomintang eingekesselt und entwaffnet zu werden) [7].
Unsere Haltung in der Wochenschrift Djiäfang Dschoukan [8] zeichnet sich weiterhin durch ernste und gerechte Kritik aus.
22. Um im Widerstandskrieg durchzuhalten und den Endsieg zu erringen sowie um den partiellen Widerstand in einen totalen Widerstand zu verwandeln, muß man sich fest an die Linie der antijapanischen nationalen Einheitsfront halten, muß man die Einheitsfront erweitern und festigen. Keinerlei Ansichten, die auf eine Spaltung der Einheitsfront der Kuomintang und der Kommunistischen Partei hinauslaufen, sind zulässig. Man muß nach wie vor das Auftreten der "linken" Politik der verschlossenen Tür verhüten. Gleichzeitig müssen wir jedoch in der gesamten Arbeit der Einheitsfront das Prinzip der Unabhängigkeit und Selbständigkeit strikt einhalten. Unsere Einheitsfront mit der Kuomintang und mit allen anderen politischen Gruppen beruht auf der Verwirklichung eines bestimmten Programms; ohne diese Grundlage gäbe es keine Einheitsfront, würde sich die Zusammenarbeit in eine prinzipienlose Handlungsweise verwandeln und wäre ein Ausdruck des Kapitulantentums. Die Klarstellung, Verwirklichung und strenge Einhaltung des Prinzips der "Unabhängigkeit und Selbständigkeit in der Einheitsfront" bilden deshalb das zentrale Kettenglied, das den revolutionären nationalen Krieg gegen die japanischen Eindringlinge auf den Weg des Sieges führt.
23. Welches Ziel verfolgen wir bei all dem? Einerseits wollen wir die Positionen halten, die wir bereits erobert haben. Das sind unsere strategischen Ausgangspositionen; gehen sie verloren, dann ist alles aus. Unser Hauptziel besteht jedoch darin, die Positionen auszubauen, das positive Ziel der "Mobilisierung der Millionenmassen zur Teilnahme an der antijapanischen nationalen Einheitsfront und zur Niederschlagung des japanischen Imperialismus" zu verwirklichen.
  |072| Die Erhaltung der Positionen und deren Ausbau sind nicht voneinander zu trennen. In den letzten Monaten haben sich unter unserem Einfluß noch breitere Massen des linken Flügels des Kleinbürgertums zusammengeschlossen, sind die neuen Kräfte im Lager der Kuomintang im Wachsen begriffen, hat sich der Kampf der Volksmassen in Schansi entfaltet, sind die Parteiorganisationen an vielen Orten gewachsen.
24. Wir müssen jedoch klar verstehen, daß - allgemein gesagt im ganzen Land die organisatorische Kraft unserer Partei noch schwach ist, daß die Kraft der Massen im ganzen Land ebenfalls sehr schwach ist und daß die Hauptmasse des Volkes - die Arbeiter und Bauern - noch nicht organisiert ist. Das ergibt sich einerseits aus der Kontroll- und Unterdrückungspolitik der Kuomintang, anderseits aus unserer mangelnden oder ungenügenden Arbeit. Das ist die wesentlichste Schwäche unserer Partei im gegenwärtigen revolutionären nationalen Krieg gegen die japanische Aggression. Ohne diese Schwäche überwunden zu haben, kann man den japanischen Imperialismus nicht besiegen. Um dieses Ziel zu erreichen, muß man das Prinzip der "Unabhängigkeit und Selbständigkeit in der Einheitsfront" verwirklichen, muß man unbedingt das Kapitulantentum oder die Nachgiebigkeitstendenz überwinden.

IM GANZEN LAND GEGEN DAS NATIONALE KAPITULANTENTUM KÄMPFEN

25. Oben haben wir vom Klassenkapitulantentum gesprochen. Diese Abweichung würde das Proletariat auf den Weg der Anpassung an den Reformismus und an die Inkonsequenz der Bourgeoisie führen. Ohne sie überwunden zu haben, kann man den revolutionären nationalen Krieg gegen die japanische Aggression nicht siegreich führen, wird man nicht in der Lage sein, den partiellen Widerstand in einen totalen Widerstand zu verwandeln und das Vaterland zu verteidigen.
Es gibt jedoch noch eine andere Art Kapitulantentum, und zwar das nationale Kapitulantentum. Es würde China auf den Weg der Anpassung an die Interessen des japanischen Imperialismus führen, es in eine Kolonie des japanischen Imperialismus verwandeln und alle Chinesen zu Kolonialsklaven machen. Diese Abweichung ist nun im rechten Flügel der antijapanischen nationalen Einheitsfront aufgetaucht.
  |073| 26. Der linke Flügel der antijapanischen nationalen Einheitsfront besteht aus den von der Kommunistischen Partei geführten Volksmassen, die das Proletariat, die Bauernschaft und das städtische Kleinbürgertum umfassen. Unsere Aufgabe ist es, diesen Flügel mit allen Kräften zu erweitern und zu festigen. Die Erfüllung dieser Aufgabe ist die grundlegende Voraussetzung für die Umgestaltung der Kuomintang, der Regierung und der Armee, ist die grundlegende Voraussetzung für die Schaffung einer einheitlichen demokratischen Republik, für die Verwandlung des partiellen Widerstands in einen totalen Widerstand und für die Niederschlagung des japanischen Imperialismus.
27. Die Mittelgruppe der antijapanischen nationalen Einheitsfront bilden die nationale Bourgeoisie und die Oberschicht des Kleinbürgertums. Leute, deren Sprachrohr die führenden Schanghaier Zeitungen sind, tendieren nach links, [9] während manche Mitglieder der Fuhsingschö (Gesellschaft für die Wiedergeburt Chinas) zu schwanken begonnen haben und manche Mitglieder der CC-Clique ebenfalls wankelmütig geworden sind. [10] Die gegen die japanischen Eindringlinge kämpfenden Armeen haben eine ernste Lehre erhalten, und einige von ihnen haben schon mit der Umgestaltung begonnen oder bereiten die Umgestaltung vor. Unsere Aufgabe ist es, der Mittelgruppe zu helfen, damit sie Fortschritte macht und ihre Einstellung ändert.
28. Den rechten Flügel der antijapanischen nationalen Einheitsfront bilden die großen Grundherren und die Großbourgeoisie; sie sind das Hauptlager des nationalen Kapitulantentums. Einmal fürchten sie, daß der Krieg ihr Eigentum zerstören wird, ein andermal, daß sich die Volksmassen erheben werden; ihre Neigung zum Kapitulantentum ist also unvermeidlich. Viele von ihnen sind bereits Landesverräter geworden, viele wurden projapanisch oder sind bereit, es zu werden, viele wieder schwanken. Nur einzelne Personen kämpfen infolge besonderer Umstände entschlossen gegen Japan. Manche von ihnen haben sich nur zwangsweise und widerwillig der nationalen Einheitsfront vorübergehend angeschlossen. Allgemein gesprochen wird es nicht lang dauern, bis sie sich von der antijapanischen nationalen Einheitsfront loslösen. Gegenwärtig provozieren viele der schlechtesten Elemente unter den großen Grundherren und Großbourgeois eine Spaltung der antijapanischen nationalen Einheitsfront. Sie sind Lügenfabrikanten, und Gerüchte wie "Revolte der Kommunistischen Partei", "Rückzug der Achten Route-Armee" und ähnliche mehr werden sich mit jedem Tag häufen. Unsere Aufgabe ist es, entschieden
  |074| gegen das nationale Kapitulantentum zu kämpfen und im Laufe dieses Kampfes den linken Flügel zu erweitern und zu festigen sowie danach zu streben, daß die Mittelgruppe Fortschritte macht und ihre Einstellung ändert.

DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN KLASSENKAPITULANTENTUM UND NATIONALEM KAPITULANTENTUM

29. Im revolutionären nationalen Krieg gegen die japanische Aggression ist das Klassenkapitulantentum faktisch eine Reservearmee des nationalen Kapitulantentums, die schädlichste Abweichung, die dem Lager des rechten Flügels hilft und den Krieg zur Niederlage führt. Um die Befreiung der chinesischen Nation und ihrer werktätigen Massen erkämpfen zu können, um den Kampf gegen das nationale Kapitulantentum zu verstärken, muß man die Abweichung des Klassenkapitulantentums in den Reihen der Kommunistischen Partei und des Proletariats bekämpfen und diesen Kampf auf allen Gebieten unserer Arbeit entfalten.

 

ANMERKUNGEN

* Thesen eines Vortrags, den Genosse Mao Tse-tung im November 1937 auf einer Versammlung der Parteiaktivisten in Yenan hielt. Die Thesen stießen sofort auf die Opposition der rechten Opportunisten in der Partei, und erst auf dem 6. Plenum des auf dem 4. Parteitag gewählten Zentralkomitees im Oktober 1938 wurde diese rechte Abweichung im wesentlichen überwunden.

1) Gemeint ist der "Beschluß über die gegenwärtige Lage und die Aufgaben der Partei", der am 23. August 1937 auf der Tagung des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas in Luotschuan, Nordschensi, angenommen wurde. Der volle Text lautet wie folgt:

(1) Die militärische Provokation bei Lugoutjiao und die Eroberung von Peiping und Tientsin sind lediglich der Beginn eines großangelegten Angriffs der japanischen Eindringlinge auf Chinas Gebiete südlich der Großen Mauer. Die japanischen Eindringlinge haben in ihrem Land bereits mit der allgemeinen Mobilmachung begonnen. Ihre Propagandabehauptung, daß sie "keine weitere Verschärfung der Lage wünschten", dient lediglich als Rauchvorhang zur Tarnung ihres Angriffs.
(2) Unter dem Druck des Angriffs der japanischen Eindringlinge und der Empörung des chinesischen Volkes hat die Nanking-Regierung begonnen, sich für den Widerstand zu entscheiden. Die Dispositionen für die gesamte Landesverteidigung sind bereits in Angriff genommen, und an verschiedenen Orten haben bereits faktische Abwehraktionen begonnen. Ein ausgedehnter Krieg zwischen China und Japan ist unvermeidlich. Der am 7. Juli bei Lugoutjiao geleistete Widerstand ist zum Auftakt des Widerstandskriegs Chinas gegen die japanische Aggression im Landesmaßstab geworden.
  |075|  (3) In der politischen Lage Chinas hat somit ein neues Stadium begonnen, das Stadium des Widerstandskriegs. Das Stadium der Vorbereitung des Widerstandskriegs ist bereits vorüber. Die zentrale Aufgabe im gegenwärtigen Stadium besteht darin, alle Kräfte zur Erringung des Sieges im Widerstandskrieg zu mobilisieren. Im voraufgegangenen Stadium konnte die Aufgabe, die Demokratie zu erringen, nicht erfüllt werden, weil die Kuomintang das nicht wollte und die Volksmassen nicht genügend mobilisiert wurden. Diese Aufgabe muß folglich im Verlauf des Kampfes für den Sieg im Widerstandskrieg bewältigt werden.
(4) Im neuen Stadium geht es bei den Differenzen und Auseinandersetzungen zwischen uns und der Kuomintang sowie anderen antijapanischen Gruppen nicht mehr um die Frage, ob man den Widerstandskrieg gegen Japan führen soll, sondern darum, wie man den Sieg in diesem Krieg erringen kann.
(5) Der Schlüssel zum Sieg im Widerstandskrieg ist heute die Entfaltung des bereits begonnenen Widerstands zu einem totalen Widerstand der ganzen Nation. Nur durch einen solchen totalen Widerstandskrieg der ganzen Nation werden wir den endgültigen Sieg erringen können. Das nun von unserer Partei vorgeschlagene Zehn-Punkte-Programm für den Widerstand gegen Japan zur Rettung des Vaterlands ist eben der konkrete Weg zum endgültigen Sieg im Widerstandskrieg.
(6) Der gegenwärtige Widerstandskrieg gegen Japan trägt eine außerordentlich große Gefahr in sich. Der Hauptgrund dafür besteht dann, daß die Kuomintang immer noch nicht gewillt ist, das ganze Volk zur Teilnahme am Widerstandskrieg zu mobilisieren. Im Gegenteil, sie betrachtet den Widerstandskrieg als eine Angelegenheit der Regierung allein, zeigt auf Schritt und Tritt Angst vor der Bewegung des Volkes für die Teilnahme am Krieg und sucht überall diese Bewegung einzuschränken, hindert die Verbindung der Regierung und der Armee mit den Volksmassen, verweigert dem Volk das demokratische Recht auf den Widerstand gegen Japan zur Rettung des Vaterlands, führt keine konsequente Reform des Regierungssystems durch, eine Reform, die notwendig ist, um die Regierung in eine gesamtnationale Regierung der Landesverteidigung zu verwandeln. In einem solchen Widerstandskrieg kann man wohl Teilerfolge erzielen, niemals aber den Endsieg erringen; im Gegenteil, ein solcher Krieg birgt die Möglichkeit einer schweren Niederlage in sich.
(7) Infolge der ernsten Schwäche im gegenwärtigen Widerstandskrieg kann es im weiteren Verlauf des Krieges viele Rückschläge, Rückzüge, innere Spaltungen und Verräterei, zeitweilige und teilweise Kompromisse sowie andere ungünstige Zustände geben. Man muß daher einsehen, daß dieser Widerstandskrieg ein schwerer langwieriger Krieg sein wird. Aber wir sind überzeugt, daß der bereits ins Rollen gekommene Widerstandskrieg dank den Bemühungen unserer Partei und des ganzen Volkes alle Hindernisse hinwegfegen, weiterhin vorwärtsschreiten und sich entwickeln wird. Wir müssen alle Schwierigkeiten überwinden und entschieden kämpfen, um das von unserer Partei vorgeschlagene Zehn-Punkteprogramm zur Erringung des Sieges im Widerstandskrieg zu verwirklichen. Wir müssen gegen alle falschen Richtlinien, die diesem Programm zuwiderlaufen, ebenso entschieden kämpfen wie gegen den nationalen Defätismus, der seinen Ausdruck in Pessimismus und Enttäuschungen findet.
(8) Die Mitglieder der Kommunistischen Partei müssen gemeinsam mit den von der Partei geführten Volksmassen und bewaffneten Kräften am aktivsten in den vordersten Reihen kämpfen, müssen zum Kern in dem das ganze Land umfassenden Widerstandskrieg werden, müssen die antijapanische Massenbewegung
  |076| mit aller Kraft entfalten. Sie dürfen keine Minute verlieren, sich keine Gelegenheit entgehen lassen, um unter den Massen Propaganda zu machen, sie zu organisieren und zu bewaffnen. Wenn wirklich Millionenmassen in der nationalen Einheitsfront organisiert werden können, dann besteht kein Zweifel, daß wir den Sieg im Widerstandskrieg erringen werden.

2) Unter dem Druck der Kräfte des Volkes versprachen die Kuomintang und Tschiang Kai-schek in der Anfangsperiode des antijapanischen Krieges viele verschiedene Reformen, brachen aber später diese Versprechungen eine nach der anderen. Die damals vom ganzen Volk erhoffte "Möglichkeit", daß die Kuomintang Reformen durchführen würde, ist nicht zur Wirklichkeit geworden, so wie Genosse Mao Tse-tung später in seiner Arbeit "Über die Koalitionsregierung" feststellte:

Zu dieser Zeit setzte das ganze Volk, setzten wir Kommunisten und andere demokratische Parteien größte Hoffnungen auf die Kuomintang-Regierung: Wir hofften, sie würde in einem solchen Augenblick der schweren nationalen Krise und des hohen moralischen Aufschwungs des Volkes energisch demokratische Reformen durchführen und die revolutionären Drei Volksprinzipien Dr. Sun Yat-sens in die Tat umsetzen. Aber aus diesen Hoffnungen wurde nichts.

3) Der Luschan-Kursus wurde von Tschiang Kai-schek in Luschan, Provinz Kiangsi, für die hohen und mittleren Beamten der Partei- und Regierungsorgane der Kuomintang organisiert, um eine Kerntruppe für die reaktionäre Herrschaft auszubilden.

4) Dschang Nai-tji vertrat zu jener Zeit die Ansicht "weniger Aufrufe, mehr Vorschläge". Solange die Kuomintang das Volk unterdrückte, half es praktisch nichts, wenn man der Kuomintang nur "Vorschläge" machte. Man mußte direkt die Volksmassen zum Kampf gegen die Kuomintang "aufrufen". Andernfalls konnte man im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression nicht durchhalten und der Kuomintang-Reaktion die Stirn bieten. Die Behauptung Dschang Nai-tjis war deshalb falsch. In der Folgezeit hat er allmählich seinen Fehler eingesehen.

5) Gemeint ist der "Resolutionsentwurf des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas zur Frage der Teilnahme der Kommunistischen Partei an der Regierung" vom 25. September 1937. Der volle Text dieses Entwurfs lautet:

(1) Die gegenwärtige Lage im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression erfordert dringend eine die gesamte Nation vertretende Regierung der antijapanischen nationalen Einheitsfront. Nur eine solche Regierung ist in der Lage, den revolutionären nationalen Krieg gegen Japan erfolgreich zu leiten und den japanischen Imperialismus zu besiegen. Die Kommunistische Partei ist bereit, in eine solche Regierung einzutreten, d. h. in dieser Regierung direkt und offiziell administrative Verantwortung zu übernehmen und dabei eine aktive Rolle zu spielen. Aber eine solche Regierung gibt es heute noch nicht. Was heute existiert, ist immer noch die Regierung der von der Kuomintang ausgeübten Einparteiendiktatur.
(2) Die Kommunistische Partei Chinas kann erst dann an der Regierung teilnehmen, wenn sich die Regierung der von der Kuomintang ausgeübten Einparteiendiktatur in eine Einheitsfront-Regierung der ganzen Nation verwandelt, d. h., wenn die gegenwärtige Regierung der Kuomintang (a) die Grundthesen des von unserer Partei vorgeschlagenen Zehn-Punkte-Programms für den Widerstand gegen Japan zur Rettung des Vaterlands annimmt und in Übereinstimmung damit ein Regierungsprogramm veröffentlicht; (b) in ihrer praktischen Tätigkeit beginnt, den aufrichtigen Wunsch zu zeigen und alle Anstrengungen zu machen, dieses Programm zu verwirklichen, und dabei bestimmte Erfolge erzielt; (c) das
  |077| legale Bestehen der Organisationen der Kommunistischen Partei zuläßt und der Kommunistischen Partei die Freiheit garantiert, die Volksmassen zu mobilisieren, zu organisieren und zu erziehen.
(3) Bevor das Zentralkomitee der Partei beschlossen hat, sich an der Zentralregierung zu beteiligen, dürfen die Mitglieder der Kommunistischen Partei in der Regel weder an den örtlichen Machtorganen noch an den zentralen oder örtlichen Verwaltungsräten und -ausschüssen teilnehmen, die den administrativen Organen der Regierung unterstellt sind. Denn eine solche Teilnahme würde lediglich das politische Antlitz der Kommunisten verwischen, die diktatorische Herrschaft der Kuomintang verlängern und für die Bemühungen um die Schaffung einer einheitlichen demokratischen Regierung nur von Nachteil und nicht im geringsten von Vorteil sein.
(4) Die Mitglieder der Kommunistischen Partei können jedoch an den örtlichen Machtorganen gewisser besonderer Gebiete wie z. B. der Kriegszonen teilnehmen, wo die alten Herrscher nicht mehr wie früher regieren können und im wesentlichen zur Verwirklichung der Politik der Kommunistischen Partei bereit sind, wo die Kommunistische Partei die Freiheit erlangt hat, sich offen zu betätigen, und wo die Teilnahme der Kommunistischen Partei an den Regierungsorganen infolge der gegenwärtigen kritischen Lage sowohl in den Augen des Volkes als auch in den Augen der Regierung notwendig geworden ist. In den von den japanischen Eindringlingen besetzten Gebieten muß die Kommunistische Partei erst recht offen als Organisator der Macht der antijapanischen Einheitsfront auftreten.
(5) Bevor die Kommunistische Partei offiziell in die Regierung eintritt, ist es ihren Mitgliedern prinzipiell erlaubt, in solche Vertretungskörperschaften wie eine gesamtchinesische Nationalversammlung einzutreten, die sich mit der Erörterung einer demokratischen Verfassung und der politischen Richtlinien für die Rettung des Vaterlands befassen. Die Kommunistische Partei muß sich deshalb tatkräftig darum bemühen, daß ihre Mitglieder in die Nationalversammlung gewählt werden, damit sie die Tribüne dieser Versammlung für die Propaganda der Ansichten der Kommunistischen Partei ausnutzen und auf diese Weise das Volk mobilisieren, es um unsere Partei zusammenschließen und die Schaffung einer einheitlichen demokratischen Regierung fördern können.
(6) Auf der Grundlage eines bestimmten gemeinsamen Programms und auf der Grundlage des Prinzips der völligen Gleichberechtigung können das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei und ihre örtlichen Komitees mit dem Zentralexekutivkomitee der Kuomintang und ihren örtlichen Komitees Organisationen der Einheitsfront wie verschiedene vereinigte Komitees schaffen (z. B. Liga für Nationale Revolution, Komitees der Massenbewegungen, Komitees für die Mobilisierung in den Frontgebieten usw.); durch solche gemeinsamen Aktionen muß die Kommunistische Partei die Zusammenarbeit mit der Kuomintang verwirklichen.
(7) Nach der Umbenennung der Roten Armee in Nationalrevolutionäre Armee und der Organe der roten Macht in Regierung des Sondergebiets können ihre Vertreter, unter Ausnutzung der von ihnen erkämpften Legalität, allen Militär- und Massenorganisationen beitreten, die im Interesse des Widerstandskriegs gegen Japan zur Rettung des Vaterlands stehen.
(8) Es ist unbedingt notwendig, in der ehemaligen Roten Armee und in allen Partisanenabteilungen die absolut unabhängige Führung der Kommunistischen Partei aufrechtzuerhalten. In dieser prinzipiellen Frage sind für die Kommunisten keinerlei Schwankungen zulässig.

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 6) Gemeint ist der Vorschlag mancher Genossen in der Partei, daß das System der politischen Macht in den revolutionären Stützpunktgebieten, das System der Versammlungen der Volksvertreter, in ein parlamentarisches System verwandelt werde, wie es in den kapitalistischen Staaten üblich ist.

7) Nachdem die Zentrale Rote Armee im Oktober 1934 nach dem Norden gezogen war, führten die Partisanenabteilungen der Roten Armee, die in vierzehn Gebieten von acht südlichen Provinzen - Kiangsi, Fukien, Kuangtung, Hunan, Hupeh, Honan, Tschekiang und Anhui - zurückgeblieben waren, unter außerordentlich schwierigen Bedingungen hartnäckig den Partisanenkrieg weiter. Nach dem Beginn des Widerstandskriegs gegen die japanische Aggression verhandelten sie auf Weisung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas mit der Kuomintang, stellten den Bürgerkrieg ein, vereinigten sich zu einer Armee (nämlich zur Neuen Vierten Armee, die später in den Gebieten südlich und nördlich des Yangtse standhaft gegen die japanischen Eindringlinge kämpfte) und marschierten an die antijapanische Front ab. Heimtückischerweise versuchte jedoch Tschiang Kai-schek, die Verhandlungen auszunutzen, um diese Partisanenabteilungen zu vernichten. Das Fukien-Kuangtung Grenzgebiet war zu jener Zeit eines der vierzehn Partisanengebiete, und Ho Ming war einer der Partisanenführer dieses Gebiets. Er war dem heimtückischen Plan Tschiang Kai-scheks gegenüber nicht wachsam, so daß die mehr als tausend Mann zählenden Partisanen, die unter seinem Befehl standen, von den Kräften der Kuomintang eingekesselt und entwaffnet wurden, nachdem sie sich gesammelt hatten.

8) Die Wochenschrift Djiäfang Dscboukan, die im Jahre 1937 in Yenan gegründet wurde, war das Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Ihre Herausgabe wurde eingestellt, als die Tageszeitung Djiäfang Jibao im Jahre 1941 erschien.

9) Gemeint ist ein Teil der nationalen Bourgeoisie, den damals solche Zeitungen wie Schen Bao vertraten.

10) Die Fuhsingschö (Gesellschaft für die Wiedergeburt Chinas) und die CC-Clique waren zwei faschistische Organisationen, an deren Spitze Tschiang Kai-schek und Tschen Li-fu standen. Sie vertraten die oligarchischen Interessen der großen Grundherren und der Großbourgeoisie. Unter ihren Mitgliedern waren aber auch viele Kleinbürger, die durch Zwang oder Betrug in diese Organisationen gebracht wurden. Mit dem hier erwähnten Teil der Mitglieder der Fuhsingschö ist hauptsächlich ein Teil der mittleren und unteren Offiziere der Kuomintang-Armee jener Zeit gemeint und mit dem Teil der Mitglieder der CC-Clique hauptsächlich jene, die hier nicht an der Macht waren.

ANMERKUNGEN DES ÜBERSETZERS

[1] Siehe Anmerkung 4 zur Arbeit "Strategische Probleme des revolutionären Krieges in China", Ausgewählte Werke Mao Tse-tungs, Bd. I, S. 292 f.

Mao AW Band II

Mao Werke