Mao Werke


Mao Tse-tung:

ERKLÄRUNG DES SPRECHERS DES OBERKOMMANDOS DER CHINESISCHEN VOLKSBEFREIUNGSARMEE ÜBER DIE GEWALTAKTE BRITISCHER KRIEGSSCHIFFE1*

(30. April 1949)

 

* Diese Erklärung wurde von Genossen Mao Tse-tung für den Sprecher des Oberkommandos der Chinesischen Volksbefreiungsarmee abgefaßt. Sie brachte den gerechten und unverrückbaren Standpunkt des chinesischen Volkes zum Ausdruck, das keine Drohungen fürchtet und sich entschlossen der imperialistischen Aggression entgegensetzt; sie legte auch die Außenpolitik des neuen China dar, dessen Gründung unmittelbar bevorstand.

Wir verurteilen die arrogante Erklärung des Kriegstreibers Churchill2. Am 26. April verlangte Churchill im Unterhaus Englands, daß die britische Regierung zwei Flugzeugträger nach dem Fernen Osten entsende, um "mit Waffengewalt Vergeltung zu üben". Wofür haben Sie Vergeltung zu üben, Herr Churchill? Britische Kriegsschiffe sind zusammen mit Kuomintang-Kriegsschiffen in das Verteidigungsgebiet der Chinesischen Volksbefreiungsarmee eingedrungen und haben das Feuer auf die Volksbefreiungsarmee eröffnet, wobei sie unter unseren treuen und tapferen Kämpfern Verluste von nicht weniger als 252 Toten und Verwundeten verursachten. Da die Engländer in das chinesische Territorium eingedrungen sind und ein so schweres Verbrechen begangen haben, ist die Chinesische Volksbefreiungsarmee berechtigt zu fordern, daß die britische Regierung ihre Übeltat eingestehe, sich entschuldige und Entschädigung leiste. Ist dies nicht das, was ihr nunmehr tun solltet, statt umgekehrt Streitkräfte nach China zu entsenden, um an der Chinesischen Volksbefreiungsarmee "Vergeltung zu üben"? Auch das, was Premierminister Attlee gesagt hat, ist falsch 3 England habe gemäß seinen Worten das Recht, seine Kriegsschiffe auf Chinas Yangtse-Fluß zu schicken. Der Yangtse ist ein inländischer Wasserweg Chinas ; welches Recht habt ihr Engländer, eure Kriegsschiffe in diesen Strom einlaufen zu lassen? Ihr habt kein solches Recht. Das chinesische Volk muß sein Territorium und seine Souveränität verteidigen und wird niemals Eingriffe fremder Regierungen gestatten. Attlee gab an, die Volksbefreiungsarmee "würde bereit sein, das Schiff [die "Amethyst"] nach Nanking fahren zu lassen, aber nur unter der Bedingung, daß es der Volksbefreiungsarmee helfe, den Yangtse zu überqueren". Attlee hat gelogen. Die Volksbefreiungsarmee gab der "Amethyst" keine Erlaubnis, nach Nanking zu fahren. Die Volksbefreiungsarmee will nicht, daß die bewaffneten Kräfte irgendeines fremden Landes ihr helfen, den Yangtse zu überqueren, oder ihr irgendeinen anderen Dienst erweisen. Im Gegenteil, die Volksbefreiungsarmee fordert, daß England, die USA und Frankreich schnellstens ihre bewaffneten Kräfte - ihre Kriegsschiffe, Militärflugzeuge und Marineinfanterie, die in den Flüssen Yangtse und Huangpu und in anderen Gegenden Chinas stationiert sind - von den Binnen- und Territorialgewässern, dem Landgebiet und dem Luftraum Chinas abziehen und daß sie davon ablassen, dem Feind des chinesischen Volkes zu helfen, einen Bürgerkrieg zu führen. Der Revolutionäre Militärausschuß des Chinesischen Volkes und die Volksregierung haben bis heute noch keine diplomatischen Beziehungen mit irgendeiner ausländischen Regierung hergestellt. Sie sind bereit, jene Ausländer in China zu beschützen, die einer rechtmäßigen Beschäftigung nachgehen. Sie sind gewillt, die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen mit dem Ausland in Betracht zu ziehen; solche Beziehungen müssen auf der Basis der Gleichberechtigung, des gegenseitigen Vorteils und der gegenseitigen Achtung der Souveränität und der territorialen Integrität beruhen, und sie sind vor allem der Bedingung unterworfen, daß den Kuomintang-Reaktionären keine Hilfe gegeben wird. Der Revolutionäre Militärausschuß des Chinesischen Volkes und die Volksregierung werden sich keine als Drohung gemeinte Aktion irgendeiner ausländischen Regierung gefallen lassen. Wenn eine ausländische Regierung diplomatische Beziehungen mit uns herstellen möchte, muß sie die Beziehungen mit den restlichen Kräften der Kuomintang abbrechen und ihre bewaffneten Kräfte von China zurückziehen. Attlee beklagte sich, daß die Kommunistische Partei Chinas nicht gewillt sei - da sie keine diplomatischen Beziehungen mit fremden Ländern unterhält -, Kontakte mit dem alten diplomatischen Personal der ausländischen Regierungen (von der Kuomintang anerkannte Konsuln) zu unterhalten. Solche Vorwürfe sind unbegründet. In den vergangenen Jahren haben die Regierungen der USA, Englands, Kanadas usw., der Kuomintang geholfen, gegen uns zu kämpfen. Hat das Herr Attlee etwa vergessen? Und weiß Herr Attlee denn nicht, welches Land der Kuomintang die "Tschungking"4, jenen schweren Kreuzer, der vor kurzem bombardiert und versenkt wurde, zum Geschenk gemacht hat?

ANMERKUNGEN

1. Am 20. und 21. April 1949, als sich die Volksbefreiungsarmee den Weg über den Yangtse freikämpfte, eröffneten die "Amethyst" und drei andere britische Kriegsschiffe, die in den Yangtse, einen inländischen Wasserweg Chinas, eingedrungen waren, zusammen mit Kriegsschiffen der Kuomintang das Feuer auf unsere Armee und fügten ihr Verluste in der Höhe von 252 Toten und Verwundeten zu. Die Volksbefreiungsarmee erwiderte das Feuer; die "Amethyst" wurde beschädigt und gezwungen, bei Dschendjiang vor Anker zu gehen; die drei anderen britischen Kriegsschiffe entkamen. Im Auftrag der britischen Behörden führte Blind, der Oberbefehlshaber der britischen Flotte im Fernen Osten, durch den Kapitän der "Amethyst" mehrmals Verhandlungen mit dem Vertreter unserer Armee und verlangte die Freigabe der "Amethyst". Während der Verhandlungen machte die britische Seite ununterbrochen Ausflüchte und weigerte sich, ihre verbrecherischen Aggressionshandlungen einzugestehen. Während noch verhandelt wurde, drängte sich die "Amethyst" in der Nacht auf den 31. Juli neben ein Passagierschiff, die "Befreite Düangling", die gerade an Dschendjiang stromabwärts fuhr, und flüchtete, indem sie dieses Schiff als Deckung benutzte. Als unsere Armee der "Amethyst" eine Stopwarnung signalisierte, gab diese aus ihren Geschützen Feuer. Sie stieß mit einer Anzahl von Dschunken zusammen und versenkte sie. So gelang ihr die Flucht aus dem Yangtse.

2. Churchill, der Chef der britischen Konservativen Partei, verleumdete am 26. April 1949 in einer Unterhausrede die Chinesische Volksbefreiungsarmee wegen eines von ihr gegen britische Kriegsschiffe durchgeführten Gegenangriffs, die auf unsere Armee das Feuer eröffnet hatten; er nannte das einen "abscheulichen Gewaltakt" und verlangte, die britische Regierung müsse "mindestens einen, wenn nicht sogar zwei Flugzeugträger in die chinesischen Gewässer schicken . . ., um mit Waffengewalt Vergeltung zu üben".

3. Am 26. April 1949 erklärte der britische Premierminister Attlee im Unterhaus: "Die britischen Kriegsschiffe waren berechtigt, in ihrer Friedensmission den Yangtse stromaufwärts zu fahren, weil sie sich die Erlaubnis der Kuomintang-Regierung geholt hatten." Zur gleichen Zeit erzählte Attlee, als er auf die Verhandlungen des Vertreters der britischen Behörden mit dem Vertreter der Chinesischen Volksbefreiungsarmee zu sprechen kam, die Lüge, die Chinesische Volksbefreiungsarmee "würde bereit sein, das Schiff [die ,Amethyst`] nach Nanking fahren zu lassen, aber nur unter der Bedingung, daß es der Volksbefreiungsarmee helfe, den Yangtse zu überqueren.

4. Es wat die britische Regierung, die im Februar 1948 der Kuomintang den schweren Kreuzer "Tschungking", den größten Kreuzer in der Kuomintang-Flotte, geschenkt hat. Am 25. Februar 1949 revoltierten die Offiziere und Matrosen dieses Kreuzers, sagten sich von der reaktionären Kuomintang-Regierung los und schlossen sich der Chinesischen Volksmarine an. Am 19. März desselben Jahres entsandten die USA-Imperialisten und die Kuomintang-Banditen schwere Bomber und versenkten die "Tschungking" vor der Halbinsel Huludao im Golf von Liaodung, Nordostchina.

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