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KOSOVO Antikriegsseite

Klassekampen vom 31.03.1999

Rubrik: Aktuelles
Von: Peter M. Johansen

(Veröffentlicht unter: http://www.klassekampen.no/cgi-bin/nyheter.pl/1999/03/3101.html)

NATO BEGINNT MIT DEM EINSATZ RADIOAKTIVER MUNITION

Phase 2 der Nato-Bombardementes gegen serbische Panzerstreitkräfte beinhaltet, daß die Nato jetzt ihre radioaktive Munition zum Einsatz bringt, die den Boden in Kosovo über Generationen hinweg vergiften wird. Die Nato wird in der jetzigen Situation keine Bodentruppen in den Kosovo entsenden; daran halten zentrale Politiker fest. Die Nato hat sich in die Phase 2 ihrer Bombardierung Jugoslawiens begeben. Phase 2 beinhaltet, daß die Nato-Flugzeuge in immer größerem Ausmaße ihre Angriffe auf die Anlagen des jugoslawischen Heeres - Garnisonen, Flughäfen, Waffendepots, militärische Logistik - und gegen Panzerstreitkräfte am Boden richten werden. Phase 2 beinhaltet, daß amerikanische A-10 Warthogs zum Einsatz kommen. In ihrer Bombenlast befindet sich Munition, die mit ausgedünntem Uran (depleted uranium, DU) versehen ist, radioaktive Munition, die sich durch starke Panzerungen hindurchsprengt, und in einer Wolke radioaktiver Partikel explodiert, die in alle Winde und Wetter zerstreut werden.

Mißbildungen und Krebs

Phase 2 beinhaltet, daß Ziele südlich des 44. Breitengrades ins Fadenkreuz genommen werden, die sich auf einer Linie mit Svetozarevo und Kragujevac in Serbien befinden, südlich von Belgrad. Die Hauptschläge werden gen Kosovo und der Ebene gerichtet, wo die Radioaktivität ins Grundwasser und ins Erdreich eindringen wird, wie es im Irak geschehen ist. Ein markanter Anstieg des prozentualen Anteils von Kindern, die mit Mißbildungen und Krebs geboren werden, ist gerade in den Gebieten im Irak, wo DU-Munition verwendet worden ist, detailliert dokumentiert worden. Da die am stärksten betroffenen Gebiete nicht mit den von langanhaltenden Ölbränden betroffenen übereinsimmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß der Anstieg der Krebshäufigkeit und der Mißbildungen auf die radioaktive Munition zurückzuführen ist.
Ausgedünntes Uran ist ein Nebenprodukt der Herstellung von Atomwaffen und aus der Atomkraftindustie. DU-Munition besitzt eine enorme Sprengkraft; das spezifische Gewicht ist 70 Prozent höher als bei Blei. Eine "Strahlenkugel" des Kalibers 30 mm enthält 272 g Matalluran in einer zylindrischen Form von 96 mm Länge und 16 mm Durchmesser.

Minimalisierte Verluste

Wenn die DU-Munition ihr Ziel trifft, setzt ein Teil des Urans seinen Weg ins Ziel hinein fort. 10-70 Prozent werden unmittelbar in Partikel umgewandelt, die sich in der Luft verteilen. Durch Wärmeentwicklung werden größere Teile des Urans, das in den Panzerwagen eindringt, ebenfalls in Partikel umgewandelt. Der Begriff ausgedünntes Uran ["uttynnet uran" - d.Ü.] kommt daher, daß das Uran-Isotop U 235 von 0,7 auf 0,2 Prozent reduziert ist, während der "Sprengstoff", das Uran-Isotop U 238 eine Zunahme auf 99,8 Prozent zu verzeichnen hat. Die DU-Munition floß als ein zentraler Bestandteil in die militärische Strategie mit ein, die der damalige Verteidigungschef der USA, Colin Powell für den Golfkrieg skizziert hatte: Die höchste Priorität wurde der Minimalisierung der amerikanischen Verluste eingeräumt. Das war eine Voraussetzung für den Golfkrieg, und es sieht danach aus, daß sie die erforderliche Voraussetzung für die Nato-Aktion gegen Jugoslawien ist. Daher werden mögliche Bodenstreitkräfte zurückgehalten. Der Golfkrieg war ein "verringerter" oder "ausgedünnter Atomkrieg"; er war vor den Soldaten und vor dem Pressepool verborgen gehalten worden. Während des Golfkrieges wurden etwa 14.000 DU-Granaten verwendet. Gut die Hälfte wurde beim Übungsschießen - bevor der Krieg in Gang kam - verbraucht, 3000 verbrannten in einem Depot in Doha in Saudi-Arabien, während 4000 auf dem Schlachtgelände eingesetzt wurden.

Schleichender Atomkrieg

Jetzt verwandelt die Nato den Kosovo in ein radioaktives Schlachtfeld. Während der größte Anteil der DU-Munition in unfrachtbaren Wüsten- oder Halbwüstenstrichen des Irak eingesetzt wurde, werden die radioaktiven Partikel im Kosovo über fruchtbaren Ackerbauflächen verstreut, wo Flüsse und Bäche fließen. Heute ist es nicht möglich, den schleichenden Atomkrieg zu verbergen. Es gibt amerikanische und britische Soldaten, die an "Golf-Syndromen" leiden, die vom Kriege herrühren, und die Gesundheitsstatistiken aus dem Irak sprechen ihre ungemütliche Sprache.
Nach dem Golfkrieg ist bekannt geworden, daß mehrere Nato-Länder DU-Projektile produzieren, u.a. Belgien. Dies gilt für alle Typen, von wagengestützten Granaten bis hin zu der mehr feinkalibrierten Munition für automatische (Handfeuer-) Waffen. »Standard« DU-Munition aus den USA passen zu amerikanischen Abrams- und deutschen Leopard-Kampffahrzeugen, die eventuell eingesetzt werden, falls die Nato mit Bodenstreitkräften einmarschiert. Großbritannien und Frankreich produzieren ihre eigenen Typen.
Die amerikanische A-10 Warthog (Warzenschwein) ist eine Spezialanfertigung, die auf die Zerstörung von Bodenstreitkräften zugeschnitten ist. Die Flugzeuge sind bestückt mit panzerbrechender DU-Munition. Der »Atomkrieg light« im Kossovo hat begonnen.

[Übersetzt von Per K. Losch]

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