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KOSOVO Antikriegsseite


Der neue Generalstabschef der UCK

Agim Ceku für ethnische Säuberungen verantwortlich

Von Peter Stavropoulos
4. Juni 1999
aus dem Englischen (29. Mai 1999)

Die "provisorische Regierung des Kosovo" hat den ehemaligen Brigadegeneral der kroatischen Armee, Agim Ceku, zum neuen Generalstabschef der UCK (Kosovo Befreiungsarmee) ernannt. Ceku, der sich im Februar von seinem Posten in der kroatischen Armee zurückgezogen hatte, wird den UCK-Kommandanten Suleiman Selini ersetzen, dessen Fraktion beim US-Außenministerium in Ungnade gefallen ist, weil sie sich weigerte, an den Verhandlungen von Rambouillet teilzunehmen.

Agim Ceku blickt auf eine lange Geschichte enger Zusammenarbeit mit der US-Regierung zurück, und seine Ernennung ist Teil einer Umorganisation der UCK-Führung in Übereinstimmung mit der amerikanischen Strategie für diese Region.

Als Führungskader des kroatischen Militärs spielte Ceku eine zentrale Rolle dabei, die größte ethnische Säuberung auf dem Balkan vor Beginn der Nato-Bombardierung im Kosovo zu organisieren - die Vertreibung von fast 200.000 Serben aus der kroatischen Region Krajina. Seine Ernennung zum Führer der UCK - die zweifellos in Absprache mit den USA erfolgt - entlarvt die Heuchelei der Nato, die behauptet, der Krieg gegen Jugoslawien diene der Beendigung "ethnischer Säuberungen".

Ceku ist gebürtiger Kosovo-Albaner; er studierte in Belgrad an der Militärakademie und diente als Artillerie-Hauptmann in der jugoslawischen Armee. Während der Auflösung Jugoslawiens 1991 lief er auf die Seite der neu gegründeten kroatischen Armee über, deren Ziel der Sezession er unterstützte. Wegen seiner Verdienste im Kampf gegen die Serben wurde er in Bosnien und in Kroatien nicht weniger als neunmal ausgezeichnet.

Der Angriff der kroatischen Armee auf die Stadt Medak im September 1993 ging auf einen Plan Cekus zurück. Was als "Massaker von Medak" bekannt wurde, war ein derart brutales Blutbad gegen serbische Zivilisten, daß sich Soldaten der kanadischen UNO-Friedenstruppe zum Eingreifen gezwungen sahen. Es kam zu einer Schießerei, in der fast dreißig kroatische Milizionäre umkamen.

Ceku wurde darauf zu einer Schlüsselfigur bei der Vorbereitung der "Operation Sturm" im August 1995, bei der kroatische Truppen die gesamte Krajina-Region im östlichen Kroatien überrannten, die von Milizen der serbischen lokalen Bevölkerung kontrolliert wurde. Laut Amnesty International führte die vier Tage dauernde Offensive zur Vertreibung von mindestens 180.000 Menschen, nahezu der gesamten serbischen Bevölkerung der Krajina, einer Gegend, in der über Jahrhunderte hinweg die Serben die Mehrheit gebildet hatten.

Hunderte wurden ermordet, darunter viele, die zur Flucht nicht in der Lage waren, weil sie entweder zu alt oder behindert waren. Die Methoden der "Operation Sturm" unterschieden sich nicht von ähnlichen Angriffen nationalistischer Truppen in anderen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens: systematische und vorsätzliche Bombardierung der Zivilbevölkerung, demonstrative Terrorakte zur Erzeugung von Panik, Niederbrennen von Siedlungen, Bauernhöfen und anderen Gebäuden und zahlreiche Vergewaltigungen.

So gründlich wurden die Serben vertrieben, daß ihre Zahl in ganz Kroatien zwischen 1991 und 1998 von 581.663 auf 240.000 fiel. Von den über 300.000 kroatischen Serben, die in dieser Zeit aus dem Land vertrieben wurden, sind nur 7.000 zumeist ältere Personen nach Kroatien zurückgekehrt.

Im April dieses Jahres kam das Internationale Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien - derselbe Gerichtshof, der diese Woche Jugoslawiens Präsidenten Slobodan Milosevic angeklagt hat - zum Schluß, daß während der "Operation Sturm" zahlreiche Fälle von Menschenrechts- und internationalen Rechtsverletzungen begangen worden sind.

Der Bericht des Kriegsverbrechertribunals beschuldigt die kroatische Armee, Massenexekutionen ausgeführt, wahllos die Zivilbevölkerung beschossen und "ethnische Säuberungen" vorgenommen zu haben, und kommt zum Schluß: "Auf umfassende und systematische Art und Weise begingen kroatische Truppen Mord und andere unmenschliche Verbrechen gegen kroatische Serben."

Es gab jedoch bei diesen Enthüllungen keinen Aufschrei in den amerikanischen oder europäischen Medien, und niemand forderte, Agim Ceku und andere kroatische Generäle oder den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman als Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen.

Das Internationale Kriegsverbrechertribunal bestätigte außerdem einen Bericht des Magazins Nation vom Juli 1997, daß die kroatische Armee von einer Gruppe pensionierter US-Armeeoffiziere, der Military Professional Resources Inc. (MPRI) mit Sitz in Virginia trainiert wurde, und daß dies auf Anweisung des Pentagon geschah.

Ein Sprecher der MPRI, der selbst seit 1995 als Berater der kroatischen Armee gedient hat, beschrieb Ceku in der Zeitung Jane's Defense Weekly (JDW)als einen äußerst fähigen und disziplinierten Offizier. "Wir waren beeindruckt von seiner Fähigkeit, das Schlachtfeld zu überblicken und immer die nächsten Schritte des Feindes vorauszusehen," bemerkte er.

Bei der "Säuberung" der Krajina von Serben wurde die kroatische Armee von den USA unterstützt, sie trugen sogar durch die Bombardierungen serbischer Stellungen zu ihrem Erfolg bei. Ceku spielte in dieser Operation eine zentrale Rolle und knüpfte dabei enge Beziehungen zu amerikanischen Militärstrategen an.

Anschließend wandte er seine Aufmerksamkeit der UCK zu, die im Kosovo Massaker an serbischen Flüchtlingen aus der Krajina verübte. Die kroatische Regierung hat im vergangenen Jahr zwar Berichte von Auslandszeitungen noch entschieden dementiert, daß die UCK von einem hohen, albanischstämmigen Offizier der kroatischen Armee geführt werde. Inzwischen hat ein UCK-Sprecher aber gegenüber Reuters zugegeben, daß Ceku seit Beginn der jüngsten Kosovo-Krise "mit dem UCK-Hauptquartier zusammengearbeitet und einen außerordentlich wertvollen Beitrag geleistet" habe.

Einen grausigen Ausblick auf Cekus Pläne als UCK-Kommandant gab vor kurzem ein von der BBC verbreiteter kroatischer Bericht, der ihn mit folgenden Worten zitiert: "Es gibt nur einen Ausweg. Und den haben wir von Anfang an befürwortet: Eine endgültige Niederlage der serbischen Armee und ihre Vertreibung aus dem Kosovo; eine Niederlage, die mit der in Kroatien vergleichbar ist." Diese Erklärung ist gleichbedeutend mit dem Aufruf, alle Serben aus dem Kosovo zu vertreiben.

In einem Interview mit der Londoner Sunday Times forderte Ceku eine offene Allianz mit der Nato: "Unser Guerillakrieg wird uns erlauben, im ganzen Kosovo zu operieren, um das Ziel zu erreichen, den Feind aus unserem Land zu vertreiben... Aber eine Intervention von Bodentruppen der alliierten Kräfte ist der Schlüssel dazu, die letzte Diktatur Europas zu besiegen... Die Koordination der Militäraktionen der Nato mit dem Generalstab der UCK wird starke Auswirkungen auf die Beendigung des Kriegs haben."

Cekus Ernennung ist eine Kriegserklärung an die serbische Bevölkerung im Kosovo. Seine Kommentare enthüllen, daß die UCK durch Terror und Vertreibung der Serben genau wie in der Krajina ein Kosovo mit einer rein albanischen Bevölkerung anstrebt. Die anderen nicht-serbischen Minderheiten im Kosovo, darunter Bulgaren, albanische Christen und Roma könnten unter einem UCK-Regime leicht das gleiche Schicksal erleiden.

Zwei BBC-Berichte bestätigen dieses Ziel der UCK. "Die UCK glaubt, daß entweder durch Krieg oder durch friedliche Mittel die Unabhängigkeit unvermeidlich sei. Sie könnte sicherlich schneller erreicht werden, wenn keine Serben mehr in dem Land leben würden, das sie als Wiege ihrer Zivilisation verehren. ... Ihr Ziel ist die Vereinigung aller Albaner im Kosovo, Mazedonien und Albanien zu einem Groß-Albanien."

Ein Bericht in Jane's Defence Weekly unterstreicht diesen Punkt. "Obwohl es die albanischen Führer bestreiten, gibt es dennoch keinen Zweifel daran, daß für sie, die so nahe der albanischen Grenze leben, die Bemühungen um eine zukünftige Vereinigung in einem Groß-Albanien auf ihrer Tagesordnung immer noch ganz oben stehen."

Ein weiterer Jane's-Bericht unterstreicht, daß die UCK ein Produkt der Nato ist: "Sie ist weder eine richtige Armee, noch ist es ihr gelungen, die viel stärkere serbische Polizei und Miliz zu vertreiben, aber ihr Status ist durch ihre Akzeptanz bei der internationalen Gemeinschaft als rechtmäßige Teilnehmerin am Verhandlungsprozeß stark gestiegen... Sollte die serbische Regierung das vorläufige Kosovo-Abkommen akzeptieren, würde sich der politische Flügel der UCK in die Kosovo-Befreiungspartei verwandeln. Sie entwickelt bereits die erforderlichen politischen Mittel, um in eine zivile Rolle zu schlüpfen, ohne ihre Position an die bisherigen zivilen Strukturen der Kosovo-Albaner zu verlieren."

Der Zeitpunkt von Cekus Ernennung ist ebenfalls von Bedeutung. Nachdem es der Nato bisher nicht gelungen ist, die jugoslawische Regierung mit einen Luftkrieg zur Kapitulation zu zwingen, kommt die Stärkung der UCK und eine mögliche Entsendung von Bodentruppen stärker ins Gespräch.

Die BBC und das Magazin Newsweek berichten diese Woche, daß Präsident Clinton zugestimmt habe, die UCK durch die CIA für Sabotageakte in Jugoslawien ausbilden zu lassen. Laut Newsweek wird die CIA der UCK "uralte Tricks" beibringen, "wie man Telefonleitungen kappt, Gebäude sprengt, Benzintanks verschmutzt und Nahrungsmittel vergiftet - um so die öffentliche Unterstützung für den serbischen Führer zu untergraben und jugoslawische Ziele zu beschädigen, die nicht aus der Luft erreicht werden können". Der amerikanische nationale Sicherheitsberater, Sandy Berger, informierte die Geheimdienstausschüsse des Repräsentantenhauses und des Senats in der gleichen Woche, in der Cekus Ernennung bekannt wurde, über diese Pläne.

Amerikanische Regierungsvertreter arbeiten gezielt auf ein Massaker an den Kosovo-Serben hin, wie es Ceku in Kroatien durchgeführt hat. Newsweek schreibt: "Geheimdienstler sind darüber besorgt, daß es schwierig sein könnte, die von den USA ausgebildeten Rebellen zu kontrollieren, sobald das Training einmal zu Ende ist und sie auf Milosevic losgelassen werden." Die Zeitschrift zitiert einen ehemaligen Chefplaner im Geheimdienst der amerikanischen Air Force: "Ich fürchte, sie werden ihre Ausbildung dazu nutzen, um Greueltaten zu verüben... Wenn man glaubt, sie kontrollieren zu können, ist das eine gewaltige Naivität."

Die UCK hat bedeutende Verluste durch die jugoslawische Armee erlitten und ist unfähig, die Rolle zu spielen, die die Nato von ihr erwartet. Man schätzt, daß in verstreuten Gebieten des Kosovo weniger als 4.000 Kämpfer übrig sind, viel weniger als die 24.000, welche die UCK früher zu kontrollieren vorgab. Militärstrategen sehen in Cekus Ernennung eine notwendige voraussetzung um mehrere Ziele der Nato zu erreichen. Die Umwandlung der UCK spielt dabei aus militärischen, finanziellen und politischen Gründen eine wichtige Rolle.

In Albanien hat die UCK in den letzten zwei Monaten Zulauf aus mehreren Richtungen bekommen. Ungefähr 10.000 Mann haben Albanien schon aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Österreich erreicht, und in England und den USA läuft die Rekrutierung. Reuters berichtet, daß die UCK auch männliche Flüchtlinge aus dem Kosovo dazu zwinge, in ihre Reihen einzutreten.

Laut Jane's kämpfen jetzt schon Spezialtruppen der US-Armee und britische SAS gemeinsam mit der UCK im Kosovo. Die französische Nachrichtenagentur Agence France Presse berichtete anfang des Monats über drei französische Fallschirmspringer-Offiziere, die in einem Gefecht mit der jugoslawischen Armee getötet wurden, als sie eine UCK-Einheit kommandierten. Diese habe versucht, von der albanischen Grenze her in das Kosovo einzudringen.

Die Unterstützung von USA und Nato für die UCK und ihren neuen militärischen Führer ist die schlagendste Widerlegung der Behauptung, die zur Rechtfertigung des Kriegs verbreitet wird. Während die Nato und US-Regierung die Bombardierung Jugoslawiens als notwendig bezeichnen, um die "ethnischen Säuberungen" zu beenden, unterstützen sie gleichzeitig einen General, der für das schlimmstes Pogrom im Balkankrieg vor den Nato-Bombardierungen verantwortlich ist.

Quelle:www.wsws.org

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