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KOSOVO Antikriegsseite


Eine Stimme aus den USA
Die grosse Kosovo Lüge

Von Richard Poe

«Rettet die albanische Bevölkerung des Kosovo!», ruft Clinton. «Rettet die Sudetendeutschen!», schrie Hitler 1938. Die Namen haben geändert, die Strategie ist dieselbe geblieben.

Während mehr als fünfzig Jahren haben wir über die Deutschen die Nase gerümpft. Wie konnten sie Hitler nur derart blind folgen? Jetzt sind wir an der Reihe. Wir zeigen gegenüber der Propaganda nicht mehr Widerstand als jene begeisterten Massen in Leni Riefenstahls «Triumph des Willens».

Damals, in den dreissiger Jahren, brauchte Hitler einen Vorwand, um die Tschechoslowakei zu überrennen. Der Vorwand war rasch gefunden. Es lebten über 3 Millionen Deutschstämmige im Sudentenland unter tschechischer Herrschaft. William L. Shirer beschreibt in seinem Werk «Aufstieg und Fall des Dritten Reiches», wie Hitler insgeheim eine extremistische Gruppe auf die Beine stellte, die Sudeten- deutsche Partei, und wie er ihr die Order gab, einen Aufstand gegen die Tschechen zu provozieren.

Auch der Kosovo scheint von aussenstehenden Kräften destabilisiert worden zu sein. Während Jahren haben sich die Kosovaren gegen Milosevic mit friedlichen Mitteln zur Wehr gesetzt. Aber 1997 begann eine «Befreiungsarmee», die UCK, plötzlich zu schiessen. Wer waren sie?

Die Londoner Times vom 24. März beschrieb die UCK als «marxistisch geführte Kraft, die sich aus zweifelhaften Quellen nährt, darunter auch Drogengeldern.» Europäische Polizeistellen verdächtigen die UCK, Kontakte zur organisierten Kriminalität Albanies zu pflegen. Gemäss Geheimdienstspezialist John Whitley gehören zu den Paten der UCK auch der CIA und der deutsche BND («Truth in Media Global Watch Bulletin, 2. April 1999)

Ziel einer Provokation ist es, einen Gegenschlag auszulösen. Diese Strategie ist bei Hitler 1938 zweifelsohne aufgegangen. Als im Sudetenland Unruhen ausbrachen und die Tschechen in die Defensive gedrängt wurden, beorderte der tschechische Präsident Eduard Benes Truppen in die Gegend und rief den Ausnahmezustand aus.

Wie auf Bestellung lief die deutsche Presse Amok: «Frauen und Kinder von Panzern überrollt», titelte eine Berliner Zeitung im September 1938. «Gasangriff auf Aussig» eine andere.

Hitler warf Benes in einer Rede vom 16. September vor, gegen die Sudetendeutschen einen «Ausrottungskrieg» zu führen. «Die Zahlen sind erschreckend: zunächst waren es an einem Tag 10.000 Flüchtlinge, dann 20.000... und heute 214.000. Ganze Landstriche wurden entvölkert, Dörfer niedergebrannt und Versuche unternommen, die Deutschen mit Handgranaten und Gas auszuräuchern.»

Kommt Ihnen das bekannt vor? Hitlers Rhetorik hat eine augenfällige Ähnlichkeit mit den Blitznachrichten eines CNN aus dem Kosovo. Natür- lich hat Hitler übertrieben. Viele der von ihm engeklagten Grausam- keiten erwiesen sich später als fabriziert. Aber dasselbe gilt auch für die Berichterstattung aus dem Kosovo.

Nehmen wir zum Beispiel das angebliche Massaker von 45 albanischen Zivilisten in Racak, über das im Januar 1999 berichtet wurde. Forensische und andere Untersuchungen lassen heute den Schluss zu, dass es sich bei den Toten damals um gefallene Kämpfer der UCK ge- handelt hatte.

Wurde die Falschmeldung in der europäischen Presse (einschliesslich Le Monde, Die Welt, Le Figaro und BBC) breit diskutiert, schwiegen sich die Medien der USA darüber so beharrlich aus, als erhielten sie die Befehle direkt von Goebbels.

Während der Sudetenkrise berief sich Hitler auf internationalistische Ideale. «Unter den vierzehn Punkten, die Präsident Wilson versprach», sagte der Führer, «befand sich das grundlegende Prinzip des Selbstbe- stimmungsrechts aller Völker.» Mit der Befreiung der Sudetendeutschen, so das Argument Hitlers, würde er Wilsons Vision erfüllen.

Auch Clinton beruht sich auf Menschenrechte. Aber ethnische Säuberungen scheinen Clinton überhaupt nicht zu stören, wenn sie von seinen Freunden begangen werden. Weder gab er den Befehl, Bosnien zu bombardieren, als 300.000 Serben aus der Krajina vertrieben, ihre Häuser niedergebrannt und viele ermordet wurden, noch intervenierte er, als der NATO-Partner Türkei mehr als 35.000 Kurden niedermetzelte.

Jedes Schulkind weiss heute, dass Hitlers wahres Ziel darin bestand, die Tschechoslowakei als Sprungbrett zur geplanten Invasion Russlands zu benutzen.

Was aber ist Clintons wahres Interesse am Kosovo? Niemand weiss es.

Natürlich gibt es Theorien. Einige verweisen auf die Trepca Bergwerke im Norden von Kosovo, wo es reichlich Gold, Zinn und Silber geben soll. Die New York Time nannte am 8. Juli 1998 diese Gegend «die glitzernde Prämie des Kosovo Krieges».

Andere sehen dahinter eine weiterreichende Strategie. Die Russen be- haupten, die NATO wolle den Balkan als Sprungbrett zur Ausweitung ihrer Macht gegen Osten benutzen und sich allenfalls gar in die Angelegenheiten Russlands selbst einmischen.

Das ist natürlich alles Spekulation. Die Zeit wird Clintons wahre Absichten aufdecken, so wie es bei Hitler der Fall war.

In seinen Memoiren «Innerhalb des Dritten Reiches» erinnert sich Albert Speer an die besorgte Stimmung unter der Berliner Bevölkerung im September 1939, als sie die Nachricht zu verdauen hatte, England und Frankreich habe dem Deutschen Reich den Krieg erklärt.

«Die Stimmung war offensichtlich gedrückt», schreibt er. «Die Bevöl- kerung war voller Zukunftsangst. Keines der Regimente, die in den Krieg zogen, war mit Blumen geschmückt, wie es noch zu Beginn des Ersten Weltkrieges der Fall war. Die Strassen blieben leer. Auf dem Wilhelms-Platz fand sich niemand ein, um Hitler hochleben zu lassen.» Ein weiser Mann meinte einst, wer es verpasse, aus der Geschichte zu lernen, sei dazu verdammt, sie zu wiederholen. Sollte Clinton tatsächlich einen Weltkrieg auslösen, werden die Amerikaner bestimmt mit demselben Schock und derselben Angst reagieren wie die Berliner 1939. Aber die Schuld werden wir alleine tragen müssen.

Richard Poe ist freischaffender Journalist und Bestseller-Autor der New York Times. Er schreibt häufig zu historischen Themen. Sein neustes Buch «Schwarzer Funke, weisses Feuer» untersucht die afro- zentristische Kontroverse über das alte Aegypten.

Übersetzung aus dem Englischen: Martin Schwander
aus: Unsere Welt (Basel) Jg. 22, Nr. 2/3, 1999

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