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KOSOVO Antikriegsseite


Dienstag, 30. März 1999 09:31:05

"Die Nato ist nur noch Instrument der USA"
STERN-Interview mit dem Hamburger Konfliktforscher Wolfgang R. Vogt

Hamburg (ots) - Der Nato-Angriff auf Jugoslawien ist nach Ansicht von Wolfgang R. Vogt, wissenschaftlicher Direktor an der Führungsakademie der Bundeswehr, "der Abschied von der etablierten Friedensordnung nach dem Zweiten Weltkrieg". "Die Vereinten Nationen sind jetzt ausgeschaltet. Die USA sagen, wo es langgeht. Die Nato ist nur noch Instrument des Weltpolizisten", sagte Vogt in einem Interview mit dem Hamburger Magazin STERN, das am morgigen Mittwoch veröffentlicht wird.

Ein Militärbündnis, so Vogt, könne sich nicht das Recht anmaßen, ohne Grundlage selber Recht zu schaffen. Die Nato stecke schon in einer Falle. "Aufhören, ohne daß Milosevic an den Verhandlungstisch zurückkehrt, kann sie nicht. Das Risiko ist nicht mehr kalkulierbar." Der Westen hat nach Einschätzung des Konfliktforschers von Beginn der Verhandlungen an Fehler gemacht. "Er hatte zwar die Russen mit in der Kontaktgruppe. Die Amerikaner haben die Russen aber nie als gleichwertige Partner behandelt." Was sei denn, so Vogt weiter, "wenn Milosevic trotz der Natoschläge die Kosovo-Albaner doch noch ganz vertreibt, Fakten schafft und dann erst einlenkt? Dann gibt es nichts mehr zu verhandeln. Der Westen hat schon heute exakt das Gegenteil dessen erreicht, was er wollte. Und die Macht der Gewalt, nicht die Stärke des Rechts, ist wieder politisches Instrument. Der Krieg als Ultima ratio, das hatten wir überwunden, nun ist es zurückgekehrt."

Den Politikern der rot-grünen Koalition warf Vogt vor, ihnen fehle strategisches und staatsmännisches Denken. Der Konflikforscher zum STERN: "In den Köpfen auch der Enkel-Generation ist offenkundig, Europa zu einer klassischen, militärgestützten Großmacht werden zu lassen. Als sie politisch ganz jung waren, wollten sie Wolkenkuckucksheime, die Abschaffung der Herrschaft und den neuen Menschen, Utopien eben. Visionen hatten sie nicht. Und nun fallen sie noch dahinter zurück. Die Realitätsflucht von damals hat sie heute eingeholt. Schröder, Scharping und auch Fischer - sie alle können keine Ziele formulieren."


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