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KOSOVO Antikriegsseite


Badische Zeitung, 5.5.1999, S. 2

Waffen zwischen den Hilfsgütern

Wurde das Caritas-Logo für Aufrüstung der UCK mißbraucht? - Hilfswerk weist Vorwürfe zurück

VON BERNHARD HÜLSEBUSCH UND NICOLE MASCHLER

ROM/FREIBURG. Teils empört, teils resignierend hat Italiens Öffentlichkeit am Dienstag auf neue Berichte über Waffenschmuggel für kosovarischen Freiheitskämpfer reagiert. Es handle sich durchweg um Transporte aus anderen Ländern, für die Italien nur als Durchfahrtgebiet gilt, betonten Beamte des Innenministeriums. Tatsächlich betrifft der Vorwurf zum einen mehrere Lastwagen mit angeblicher "humanitärer Hilfe", die aus Bosnien gestartet waren und auf dem Weg nach Albanien in Ancona gestoppt wurden; zum anderen 30 Lastwagen für Truppentransporte, die aus der Schweiz kamen und denen man jetzt im Hafen von Bari die Einschiffung nach Durres untersagte.

Die Affäre um den erstgenannten Transport begann schon vor einem Monat. Anfang April hatte eine katholische Organisation in Sarajevo mit dem Namen "Das Brot des heiligen Antonius" dem Pfarrer Don Luciani in der albanischen Stadt Scutari Spenden für die Kosovo-Flüchtlinge angeboten. Don Luciani akzeptierte, unterstrich aber: "Wir nahmen Spenden nur über die albanische Caritas an." Die drei Lastwagen fuhren von Sarajevo in die kroatische Hafenstadt Split und gelangten per Schiff in den italienischen Adriahafen Ancona. Dort entdeckte man bei Kontrollen, daß die Lastwagen 30 Tonnen Waffen, Maschinengewehre, Handgranaten und eine kleine Kanone, geladen hatten - versteckt unter Ölkanistern und faulenden Kartoffeln. Die Fahrzeuge wurden beschlagnahmt, gegen die Lkw-Fahrer begannen Ermittlungen. Der als Absender des Transports firmierende bosnische Pater fiel aus allen Wolken. Wer die Waffen in den Transport geschmuggelt hatte und wie, ist unklar.

Italien vermutet Kosovo-Albaner aus Mitteleuropa als Drahtzieher

Bei den Wagen handle es sich um Fahrzeuge der Caritas - das zumindest behauptete am Montag die italienische Zeitung Corriere della Sera. Ein Vorwurf, den Caritas-Sprecher Matthias Schüth gestern in Freiburg vehement zurückwies. "Wir haben keine Konvois von Bosnien nach Albanien geschickt." Er hält Mißbrauch für die wahrscheinlichste Erklärung. Bereits im Bosnienkrieg habe es Gerüchte gegeben, Freiheitskämpfer hätten das Logo der Caritas gefälscht, um ungehindert die Grenze zu passieren. Und auch die Caritas in Tirana beteuerte, das Etikett auf den Lastwagen sei gefälscht worden. Sein italienischer Caritas-Kollege habe ihn am Montag morgen über die Waffenfunde informiert, so Schüth. Er sei dem Vorwurf sofort nachgegangen - "ohne Ergebnis". Caritas International habe Hilfsgüter stets entweder vor Ort gekauft oder mit Flugzeugen nach Albanien geschafft. So seien seit dem 9. April sechs Bundeswehrmaschinen aus Köln und Landsberg Richtung Albanien gestartet. Schüth: "Es wäre bedauerlich, wenn durch diese Geschichte eine gute Sache in Mitleidenschaft gezogen würde."

Rätselraten herrschte am Dienstag auch über den in Bari gestoppten Lkw- Konvoi aus der Schweiz. Sie sollen für Truppentransporte der UCK bestimmt sein. Bereits im Februar war im Hafen von Triest ein Fernlaster vor der Einschiffung nach Albanien gestoppt worden. Unter gebrauchter Kleidung und Haushaltsgeräten lagen große Mengen Waffen und Munition. Die Ladung kam angeblich aus Luzern und trug das Etikett "Stiftung Mutter Teresa von Kalkutta". In Italien nimmt man an, daß die Waffentransporte hauptsächlich auf das Konto von Kosovo-Albanem gehen, die in Mitteleuropa leben und den Kampf der UCK unterstützen.

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