butback.gif (224 Byte)

KOSOVO Antikriegsseite


Offener Brief an MdB Gregor Gysi

Ihr Brief an den Jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic

Sehr geehrter Herr Gysi,

als Teilnehmer des Friedenskonvois nach Belgrad bin ich über Ihre öffentliche Argumentation und Ihren Brief an den Präsidenten Milosevic sehr erstaunt. Neben Ihren Bemühungen für eine friedlichen Beendigung der Aggression gegen Jugoslawien entnehme ich immer mehr eine Übernahme von Teilen der NATO-Kriegspropaganda bei Ihnen. Mit unserem Konvoi haben wir innerhalb von drei Tagen die wesentlichsten Teile der NATO-Kriegspropaganda über die Situation in Jugoslawien ad absurdum geführt. Ersten, wir haben ein Visum erhalten, entgegen allen Informationen und Propagandamärchen, daß eine Einreise nicht möglich ist und Hilfsgüter angeblich an der Grenze abgegeben werden müssen und nicht nachvollziehbar ist, ob die Armee oder zivile Einrichtungen die Hilfsgüter erhalten. Zweitens, wir hatten fast ein dutzend Journalisten, einschl. einem MDR-Kamerateam, welche alle ein Visum erhielten. Daß das MDR-Kamerateam nicht einreisen wollte, ist nun nicht das Problem der Jugoslawen. Drittens, wir konnten genau so problemlos aus Jugoslawien und Belgrad nach Deutschland telefonieren, als ob wir in Ungarn oder Bulgarien wären - wenn auch mit technischen Problemen, aber mit meiner Original-T-D1 Karte und einem Dual-Band Handy kein Problem. Mit diesen freien Telefonverbindungen in das (Kriegs-) Ausland und den unzähligen Satellitenschüsseln auf den Belgradern Häusern kann ich mir einfach nicht vorstellen, daß die Jugoslawen sich nicht frei über Nachrichten und Sendungen aus dem Westen informieren können. Auf Nachfrage wurde mir bestätigt, daß deutsche und englische Nachrichtensender problemlos empfangen werden können.

Aber über solche Fakten, die unsere ja so freie Medienlandschaft verschweigt, finde ich kein Wort, weder bei Ihnen noch bei den deutschen Medien. Ebenso wurde nicht über das Angebot des Jugoslawischen Botschafters in Ungarn, Herrn Dr. Balsa Spadijer, berichtet, daß ein Besuch in allen Teilen Jugoslawien, einschl. Kosovo jederzeit möglich ist. Dieses Angebot besteht auch außerhalb der Aktion des Friedenskonvois, wie mir auf Nachfrage bestätigt wurde. Aber auch darüber kein Wort von den anwesenden Journalisten oder in den Medien. Und genau in diese Schiene lassen Sie sich drängen, wenn Sie Argumentationen über Grausamkeiten, Massenhinrichtungen usw. übernehmen. Bis zum heutigen Tag gibt es keine juristisch haltbaren Indizien dafür und als Rechtsanwalt dürfte Ihnen das bekannt sein. Einen begründeten Verdacht, der weitere Untersuchungen erfordert? Da würde ich Ihnen zustimmen. Aber auch ihre Argumentation, daß die von Ihnen Befragten keinen nachvollziehbaren Grund hätten, Ihnen nicht die Wahrheit zu sagen, ist nicht nachvollziehbar. Unabhängig von Anonymität und dergleichen (was Blödsinn ist, oder sind sie tatsächlich so naiv, daß der BND oder MAD nicht genau weiß bei wem Sie waren und jeder Hinterhofmagier ist in der Lage, jedem das unterzuschieben, was er will, einschl. Gesprächspartner). So müssen die Flüchtlinge bei Strafe ihres Unterganges bei ihren Geschichten von Vertreibung und Übergriffen bleiben, um nicht generell unglaubwürdig zu werden und um zu verhindern, in ein Land zurückgeschickt zu werden, in dem es weder Lebensmittel, noch Wasser noch Elektrizität gibt. Sie selbst weisen auf diesbezügliche deutsche Gerichtsurteile hin.

Warum wird denn der Kosovo in die Steinzeit gebombt? Warum werden Zivileinrichtungen beschossen? Wenn ich mich recht erinnere, hatten schon die alten Römer die Taktik, erst alles zu zerschlagen um sich dann den Opfern als Retter in letzter Minute anzubieten. Das macht sich in den Geschichtsbüchern ja so gut.

Ihr Aufforderung an Milosevics kommt mir vor, als ob Sie jemanden, der gerade verprügelt wird, zurufen, er möge sich doch nicht wehren, dann werden die Angreifer schon aufhören. Aber die NATO ist kein „normaler“ Verbrecher, die NATO ist ein Aggressor und hat das politische Ziel, die Oberherrschaft auf dem Balkan zu erringen, und erst wenn dieses Ziel von der NATO aufgegeben wird, sind Gespräche möglich.

Nehmen wir den Jugoslawischen Botschafter in Ungarn beim Wort, holen wir von der NATO eine Nichtangriffsgarantie für eine, von mir aus private oder unter UNO-Aufsicht stehende Untersuchungsgruppe und fahren in den Kosovo. Überprüfen wir selbst, was Wahrheit, was Propaganda ist. Ich brauche dafür keine Panzer oder Raketen und bin selbst bereit, an einer solchen Reise teilzunehmen. Erst dann können wir mit Gewißheit sagen, was in diesem Krieg wirklich passiert ist und was Propaganda ist.

Mit freundlichen Grüßen
Ralf Schmidt

 

1.5.1999 - Quelle:
http://home.t-online.de/home/03495389331/konvoi.htm   oder
http://www.01019freenet.de/kosovo/konvoi.htm

nach oben