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Ein persönlicher Bericht vom Friedenskonvoi Haß und Wut sind verständliche Reaktionen,
wenn ein Volk Bombardiert wird. Wenn wir im Konvoi auch damit gerechnet hatten, in Jugoslawien und Belgrad auf Haß und Wut auf uns Deutsche zu treffen, so können Jugoslawen doch sehr gut unterscheiden, unterscheiden zwischen in NATO-Doktrin eingebundene Politiker und dem Deutschen Volk - und wenn diese Erkenntnis die Einzige gewesen wäre, so hätte sich der Konvoi nach Belgrad schon allein dafür gelohnt. Eigentlich hatten ich mit allem gerechnet, aber nicht mit einem Land, das uns uns verständnisvoll empfängt und unseren Wunsch nach Frieden mit den wenigen, vorhandenen Mitteln unterstützt. Völlig anders jedoch von bundesdeutscher und Nato-Seite. Auch unterließ die Bundesregierung außer Gewalt nichts, um
uns von der Fahrt abzuhalten. Ein Friedensvertreter versuchte noch bis zur
Abfahrt, unsere Organisatoren davon zu überzeugen, daß Milano ein wesentlich besseres
Reiseziel wäre. Nur dem massiven Protest der Teilnehmer war es zu verdanken, daß die
ursprüngliche Route eingehalten wurde. Später erzählte mir ein teilnehmender
Journalist, daß er Erkundigungen über den Friedensvertreter eingeholt und
ihm Journalistenkollegen die Information gaben, daß der angebliche Friedensvertreter eng
mit bundesdeutschen Behörden zusammenarbeitet, die nicht gern in der Öffentlichkeit
genannt werden wollen. Wie ist es auch zu verstehen, daß unsere Grenzkontrollen bis zu
einer Stunde dauerten, Pässe eingesammelt und angeblich geprüft wurden? Wie ist es auch zu verstehen, daß ein weiterer westdeutscher
Friedensvertreter, durch einen Anruf des Auswärtigen Amtes sich genötigt
sah, den jugoslawischen Botschafter in Budapest aufzufordern, sofort den Sat. 1
Korrespondenten zu übergeben bzw. ihn zu sprechen. Wichtig ist, daß dieser Konvoi, organisiert von Mitgliedern unterschiedlichster Organisationen, so z.B. Mitgliedern des Bündnisses für Frieden, von Mitgliedern von Mütter gegen den Krieg, Grünen, SPD und PDS-Mitgliedern, aber auch von Privatpersonen ein Ziel erreicht hat, den Menschen in Belgrad einige Stunden ohne Natobomben zu schenken und zu zeigen, die Nato-Politiker sind nicht die europäischen Völker. Noch gibt es anscheinend in den Führungsgremien der Nato und der Bundesrepublik Personen, die nicht ganz dem Kriegswahn verfallen sind. Die Tatsache, daß die Nato regiert hat und in den Gebieten, in denen sich der Konvoi aufgehalten hat, keine Angriffe geflogen hat, läßt zumindest hoffen, daß Frieden noch eine Option ist - und etwas hat sich in den letzten Tagen auch getan, Milosevic läßt bewaffnete Friedenstruppen zu, die Nato besteht nicht mehr auf die militärische Führung, aber ob das ausreicht? Ralf Schmidt Quelle |