KOSOVO Antikriegsseite |
Stoppt die Bomben - Selbstbestimmung!Nachstehend veröffentlichen wir einen Aufruf, der in Frankreich von immer mehr Persönlichkeiten unterzeichnet wird. Wir sind nicht bereit, Scheinalternativen zu akzeptieren, die da lauten:
Die Bombardierungen der NATO haben zum Rückzug der OSZE-Kräfte [Experten] aus dem Kosovo geführt und eine Bodenoffensive der paramilitärischen serbischen Truppen erleichtert, anstatt sie zu verhindern; sie fördern den schlimmsten Revanchismus der serbischen Ultranationalisten gegen die Bevölkerung Kosovos; sie festigen die diktatorische Macht Slobodan Milosevics, der die unabhängigen Medien mundtot macht und sich um herum einen nationalen Konsens hergestellt hat, den es im Gegenteil zu durchbrechen gilt, um den Weg zu friedlichen politischen Verhandlungen für den Kosovo zu ebnen.
Eine dauerhafte Lösung eines politischen Konfliktes innerhalb eines Staates kann nicht von außen gewaltsam erzwungen werden. Es stimmt nicht, daß "alles versucht wurde", um eine Lösung und einen akzeptablen Verhandlungsrahmen zu finden. Die Verhandlungsführer aus dem Kosovo wurden gezwungen, einen Plan zu unterzeichnen, den sie ursprünglich abgelehnt haben, und sie in dem Glauben gelassen, die NATO würde sich vor Ort engagieren, um ihre Sache zu verteidigen. Das ist eine Lüge, die eine völlige Illusion
aufrechterhält, denn keine der Regierungen, die die NATO-Angriffe unterstützen, ist
gewillt, einen Krieg gegen die serbische Regierung zu führen, um die Unabhängigkeit des
Kosovo durchzusetzen. Die Angriffe werden vielleicht einen Teil des serbischen
Militärpotentials zerstören, aber weder die Granatwerfer aufhalten, die vor Ort die
albanischen Häuser zerstören, noch die paramilitärischen Kräfte, die die Kämpfer der
Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) exekutieren. Die NATO war nicht der einzige und schon gar
nicht der beste Ausgangspunkt für ein Abkommen. Man hätte im Rahmen der OSZE die
Bedingungen für eine gemischtnationale (insbesondere aus Serben und Albanern
zusammengesetzte) Polizei finden können, um ein Übergangsabkommen durchzusetzen. Vor
allem hätte man den Verhandlungsrahmen auf die Balkanstaaten ausweiten können, die durch
den Konflikt geschwächt sind: Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Albanien u.a. Man hätte
gleichzeitig das Recht der Kosovaren auf Selbstverwaltung der Provinz und den Schutz der
serbischen Minderheiten im Kosovo verteidigen können. Man hätte versuchen können, auf
die Erwartungen und die Ängste der verschiedenen Volksgruppen zu antworten, indem die
Zusammenarbeit und Abkommen zwischen den benachbarten Staaten Serbien,
Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Albanien u.a. angestrebt worden wären. Nicht von all dem
wurde versucht. Wir sind nicht bereit, die Argumente zu akzeptieren, die eine Legitimierung der NATO-Intervention versuchen:
Die Regierungen der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten mögen gehofft haben, daß diese Demonstration von Stärke Slobodan Milosevic zur Unterzeichnung ihres Plans zwingen würde. Ist es ein Beweis ihrer Naivität oder Heuchelei? Auf jeden Fall führt diese Politik nicht nur in eine politische Sackgasse, sondern legitimiert die Rolle der NATO jenseits jeden Rahmens internationaler Kontrolle. Deshalb fordern wir:
Unterschriften: Pierre Bourdieu (Soziologe), Pauline Boutron, Suzanne de Brunhoff (Ökonomin), Noëlle Burgi-Golub (Politologin), Jean-Christophe Chaumeron (Gewerkschafter), Thomas Coutrot (Ökonom), Daniel Bensaïd (Philosoph), Daniel Durand (Friedensbewegung), Robin Foot (Soziologe), Ana-Maria Galano (Soziologin), Philip Golub (Journalist), Michel Husson (Ökonom), Paul Jacquin (Arzt), Marcel-Francis Kahn (Arzt), Bernard Langlois (Journalist), Ariane Lantz (Philosophin), Pierre Lantz (Soziologe), Florence Lefresne, Catherine Lévy (Soziologin), Jean-Philippe Milésy, Patrick Mony, Aline Pailler (Euroaabgeordnete), Catherine Samary (Ökonomin), Rolande Trempé (Historikerin), Pierre Vidal-Naquet (Historiker). Dieser Artikel erschien in Inprekorr Nr. 330 |