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A-LADEN BERLIN

RathenowerStr.22
D-10559 BERLIN-Moabit
Tel./Fax030/3946167

e-mail über: ralf@anarch.ping.de

Die Geschichte des A-Ladens ist auch die Geschichte eines gut Teils der anarchistischen Bewegung in West-Berlin seit über einem Jahrzehnt, und, seit dem Fall der Mauer auch nicht wenig die der Bewegung in Berlin als Ganzem.

Als wir im Juni 1984 die "Anarchistische StudentInnen Initiative" (AStI) gründeten, gab es schon längere Zeit keine nennenswerte aktive anarchistische Gruppe mehr in Berlin. Das Libertäre Forum, 1980 in den Springfluten der HausbesetzerInnenbewegung untergegangen, existierte nur noch als akademisierender Schatten dessen, was es einmal war, und führte eine Interimsexistenz, die von ganz wenigen Unentwegten selbstlos durchgehalten wurde. Die AStI konnte sich damals um einen individuell betriebenen anarchistischen Büchertisch an der Freien Universität (FU) kristallisieren, und um die wenigen GründerInnen gruppierte sich nach einem ersten öffentlichen Aufruf schnell eine Schar autonomer Theorieinteressierter und Aktionshungriger. Die Treffen in der weit außerhalb gelegenen Uni wurden als belastend empfunden, und da die Gruppe sich auch sofort nichtstudentischen Menschen öffnen wollte, wurde nach zentraleren Treffmöglichkeiten gesucht. Die Räumlichkeiten des Libertären Forums existierten schon lange nicht mehr (nur noch als Anlaufadresse im Mehringhof im Büro der IDK), und das RHIZOM (AGruppe, Kneipe und Buchladen, Schwarzer Kalender `81) befand sich in der Auflösung. So setzte für die AStI eine Odyssee durch K.O.B., Galerie Zyndikat, Drugstore, Schlemihl und Privatunterkünfte ein. Oft gab es Schwierigkeiten mit dem Zutritt, die Atmosphäre insbesondere in der BesetzerInnenkneipe K.O.B. und im autonomen Jugendzentrum DRUGSTORE war meist zu laut und nervig, und es gab keine befriedigende Unterstellmöglichkeit für Material. Darüberhinaus waren wir schwer bis gar nicht erreichbar und mensch mußte schon etwas Glück und Hartnäckigkeit haben, um zu uns zu stoßen. Die Größe der Gruppe pendelte zwischen rund zehn und vierzig Leuten.

Aus dieser Situation entstand der Wunsch nach eigenen Räumlichkeiten, der inzwischen auch gelegentlich bei anderen libertären Einzelpersonen und mittlerweile gegründeten Gruppierungen aufgetaucht war. Unsere großen Koordinationsversuche der A-Szene in Berlin hatten leider mehr Aufwand gefordert als Nutzen entstanden war, und so taten wir uns in der Anarch@-Kneipe Schlemihl (wegen Mietwucher auch längst geschlossen) zu einer Entschlosseneninitiative zusammen, die sich verschärft und konkret auf Raumsuche machte. Um der zu erwartenden Kosten und der notwendigen Verbindlichkeit willen, begannen wir sofort (Jan.88) Mietbeiträge auf einem Konto zu sammeln. Wir als Gruppe hatten beschlossen, die Miete des neuen Zentrums für ein halbes Jahr zu garantieren, in der Hoffnung und Erwartung, bis dahin mehr Leute zur Zahlung kleinerer regelmäßiger Beiträge motiviert zu haben. Neben der AStI war im wesentlichen die ProjektA-Gruppe Berlin an der Eröffnung des Zentrums beteiligt. Andere Individuen und Gruppen wie (neues) Libertäres Forum, Graswurzelrevolution, F.A.U. u.a. waren eingeladen, hielten sich aber zunächst bedeckt. Grundsätzlich hatten wir beschlossen, NICHT nach Kreuzberg (SO36) zu gehen, da wir kein weiterer Teil eines realitätsfernen In- und Modeghettos werden wollten, und auch die speziellen Probleme des Stadtteils nicht zum dominanten Bestandteil unseres Projektes werden lassen wollten. Alkausschank wollten wir als Problemverursacher gar nicht erst anfangen. No Drugs! Schnell hatten wir zwei Läden in Aussicht: einen ehemaligen Kinderladen in der SkalitzerStraße, hart an SO36, und einen in der "Nostizritze", wie die legendär linkslastige Nostizstraße früher im Volxmund hieß, gleich um die Ecke vom Mehringhof im Stadtteil Kreuzberg61. Während das Nostizprojekt an einer wesentlich höheren Mietforderung in letzter Minute scheiterte, tat sich ein ehemaliger Trödelladen im Moabiter Stefan-Kiez als dritte Variante auf. Billig genug, zentralbeheizt, ausreichend groß und von allen Stadtteilen (ab 1990 auch den östlichen) gleich gut zu erreichen (drei U-Stationen von Zoo, eine S-Station von Friedrichstraße). Wir schlugen zu. Im Januar 1988 war der Mietvertrag über den inzwischen gegründeten Verein FREIE KULTUR AKTION e.V. perfekt.

Zu den Initiativgruppen gesellte sich schnell der anarchistische "SchülerInnenmob" der Gruppe RAStlos (Rat Anarchistischer SchülerInnen) mit dreißig bis hundert MitmischerInnen. In der folgenden Zeit machte diese Gruppe ein monatliches Infoblatt (Hugo Fr@ilich), das selbstgedruckt und kostenlos in 10.000er Auflage an den Berliner Schulen verteilt wurde. Selbstverwaltetes Lernen durch Schulbesetzungen, Selbstunterricht und eigene Stundenplangestaltung waren neben gesellschaftspolitischen Forderungen Ziele, die offensiv während der SchülerInnenstreiks vertreten wurden. RAStlos führte eine Menge Kundgebungen an den Schulen, z.B. zu AntiIWF und Revolutionärer Mai-Demo durch, und war auf vielen Aktionen präsent. Auch heute (1996) arbeiten noch oder wieder ehem. Mitglieder der Gruppe bei uns mit.

Das Gehäuse bekam also Leben. Am 1.Mai1988, nach kollektiver Renovierung der schlimmen "Grotte", eröffneten wir den Laden offiziell. Leider waren die meisten potentiellen Gäste da anderweitig beschäftigt. Da der Infoladen "Omega" (elektr. Zeichen für: Widerstand) im Wedding die nächste linksradikale Nachbarschaft bildete, lag der Name "Alpha" für den Anarch@laden ziemlich nahe, stieß aber auf wenig Begeisterung. Nach vielen phantasievollen und abenteuerlichen Vorschlägen (Rätekeller, Schwarzes Imperium, Schwarze Schlupfe, UtopiA, SUBversion u.v.a.m.) bürgerte sich der Name "A(narchistischer)-Laden in Moabit" einfach, plausibel und deskriptiv ein. Unser gemeinsam getragenes Label "Anarchistische Dezentrale" erwies sich einfach als zu lang und zu kompliziert. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Feuersalamander auf dem A im Kreis zu unserem "Logo".

Die Bude füllte sich schnell mit Leben, obwohl viele AnarchistInnen und vor allem libertäre Autonome dem Unterfangen abwartend bis reserviert gegenüberstanden, zumal die A-Laden-Crew durchaus nicht immer die allgemein modischen und aktuellen Standpunkte der Szien einnahm, sondern eigenständige Vorstellungen vertrat, und daraus auch keinen Hehl machte. Dennoch und selbstverständlich wurden viele Aktionen der radikalen Linken auch vom A-Laden mitgetragen und gefördert: die Kubat-Dreieck Besetzung, die AntiFa Fahrwachen, Unterstützung der Forderungen politischer Gefangener, Anti-IWF-Infostelle, Vorbereitungen und Durchführung der Revolutionären 1.-Mai-Demo, Golfkriegs-Widerstand etc.. Darüber hinaus organisierten wir zusammen mit der anarchistischen Programmkneipe ElLocco, Graswurzelgruppe, F.A.U., Anarchafeministinnen, Umweltbibliothek und anderen zweimal die anarchistischen SCHWARZEN TAGE rund um den Ersten Mai. Dazu produzierten wir in Auflagen von 15 und 20.000 unsere Sonderzeitung MAISCHREI, die auf großes Interesse stieß und restlos verteilt werden konnte. Dutzende Veranstaltungen verschiedener Art (Vorträge, Filme, Videos, Diskussionen, Feten, anarchistische Stadtrundfahrten etc.) brachten unsere Ideen hunderten von Interessierten, die teilweise extra aus dem In- und Ausland anreisten, näher.

Umgekehrt konnte mensch uns auch auf überregionalen Veranstaltungen und Treffen wie z.B. den "Libertären Tagen" in Frankfurta.M., den "Projekt-A-Spektakeln" und -Bundestreffen, den verschiedensten anarchosyndikalistischen Osteuropatreffen (zuletzt 1996 in Ungarn) u.a.m. antreffen. Einzelne Mitglieder und SympathisantInnen des A-Ladens knüpften oder unterhielten auf vielen individuellen Reisen Kontakt zu GenossInnen im Ausland und machten sich u.a. ein Bild von den Geschehnissen in Lhasa, Tibet.

In den letzten Jahren waren wir, teilweise mitorganisierend, am jährlichen "Libertären Jahrmarkt" in Berlin beteiligt und dort präsent, machten in der von uns angeregten "Anti-Tunnel-GmbH" Arbeit gegen das Teergarten-Tunnelprojekt. Ein weiterer Schwerpunkt der aktuellen A-Laden-Arbeit ist die Unterstützung der "Bürgerinitiative Freie Heide" geworden (gegen das "Bombodrom" Wittstock-Rheinsberg-Neuruppin mit 146 qkm, 80km vor Berlin als Out-of-Area Bomben- und Schießübungsplatz). Der BI konnten wir 1994 durch unsere Organisationslogistik, die wir zusammen mit der "Graswurzelgruppe Berlin" auf die Beine stellten, zum größten Ostermarsch des Jahres verhelfen. Seitdem hat es viele weitere Aktivitäten gegeben, wie "Sommeraktionstage" am Platz, Entwurf von Plakaten und Flugblättern, u.v.a.m.. Im Herbst 1995 beteiligten wir uns zusammen mit der BILehrter an der Besetzungsaktion der "Freien Republik Mo@bitch", einem entpachteten Kleingartengelände gegenüber dem ZentralWahnhofsgelände Lehrter Straße und auf den Tiergartentunneln gelegen. Nachdem die Szene zwei Wochen nicht in die Pötte gekommen war, wurden BI und BesetzerInnen geräumt. Dennoch werden wir nicht nachlassen, gegen den Hauptstadtwahn in geeigneter Weise zu opponieren.

Über die Jahre versuchten wir, den A-Laden im Stadtteil als Infoladen, Veranstaltungsstätte und als Treffpunkt für Basisinitiativen zu verankern. So trafen sich bei uns z.B. die Bürgerinitiative für eine billige Prachtstraße (LehrterStraße), das Antifaschistische Aktionsbündnis Moabit (AAM) und andere AntiFa-Gruppen, an denen auch Leute aus unseren Reihen teilnahmen. Wir versuchten Kiezpalaver zu initiieren, hielten guten Kontakt zu verschiedenen Bürgerinitiativen, beteiligten uns an Straßenfesten und gründeten eine autonome Lebensmittelversorgung als AFoodCoop, die bis heute besteht. Die Angebote zur Mitarbeit in verschiedensten Zusammenhängen überstiegen bald unsere personellen Möglichkeiten. Zum 1.Mai 1992 ließen wir in der Kulturfabrik Lerther Straße ein dickes Ding steigen: die MAYDAY-Fete unter dem Motto "Der Tanz geht los". Weitere Untaten, wie die 5-Jahre A-Laden Fete, folgten.

In der Medienlandschaft engagier(t)en wir uns seit Gründung des A-Ladens, u.a. bei "Radio100" (Nachrichtenredaktion und RoZ -Radio ohne Zensur) und der PROWO (Projekt Wochenzeitung). Leute von uns arbei(te)ten am SCHWARZ-ROTEN (KAIN-) KALENDA, am feminstischen TAGFÜRTAG Kalender, und am seit Jahren zunächst vierzehntägig, jetzt monatlich erscheinenden A-KURIER Berlin mit, dessen Redaktion sich ebenfalls im A-Laden trifft. Auch ein Kleinstverlag hat sich seit 1995 im Projekt etabliert: der "Verlag Freie Kultur Aktion", in dem bisher verschiedene Veröffentlichungen zu Tibet, Anarchosyndikalismus und die Anarchie-Comix1 erschienen sind. Weitere Publikationen sind geplant (Prospekt gegen 1DM Rückporto erhältlich).

Auch ein Videofilme über Anarchosyndikalismus am Beispiel Sömmerda/ Thür. und über ProjektA entstanden unter Mitwirkung des A-Ladens.

Darüber hinaus sind wir zum wichtigen Ansprechpartner für Presse, Funk und TV in Sachen Anarchie geworden, und haben damit überwiegend gute Erfahrungen gemacht.

Auch überregional hat sich unsere Existenz langsam aber sehr sicher herumgesprochen, so daß wir inzwischen eine feste Größe für viele Leute geworden sind. Schließlich gab es im A-Laden auch bundesweite und internationale Treffen: PulverFASS (Föderation Anarchistischer SchülerInnen und StudentInnen), ProjektA, F.A.U./I.A.A., AmEuropa-Konferenz u.a.m.. Bald nach unserer Gründung erhielten wir fast mehr Besuch aus dem In- und Ausland als aus Berlin selber, und bis heute sind Gesichter aus allen Kontinenten keine Seltenheit bei uns im Laden. Viele freundschaftliche, gute Kontakte entstanden sozusagen in alle Welt. Sogar die ZAPATISTAS schickten uns aus dem Lakandonen-Dschungel, eine Soli- und Dankesadresse, weil wir seinerzeit sofort durch unsere Aktion in der Mexikanischen Botschaft gegen das Vorgehen der Armee gegen sie protestiert hatten. Eine neue Dimension eröffneten in den letzten Jahren die elektronischen Medien: e-mail und Faxanschluß, die uns beide gute Dienste leisten. Z.B. bekommt unsere TIBET-Solidaritätsgruppe, die gegen die Zerstörung von Lhasa und die Unterdrückung durch die Rotchinesischen Besatzer arbeitet, ständig neueste Nachrichten via e-mail. Die Berliner Gruppe der Gewerkschaftsinitiative "Freie ArbeiterInnen Union" F.A.U. (Anarch@syndikalistInnen), Mitglied der "Internationalen Arbeiter Assoziation" (I.A.A.), die sich als vereinte Ost-West-Gruppe nun auch im A-Laden niedergelassen hat, ist ebenfalls auf diesem Weg erreichbar (der Server ANARCH in Dortmund betreut uns alle). Unser Konzept des Anlaufpunktes ist aufgegangen.

Nach dem Fall der Mauer stellten sich sofort vielfältige Ostkontakte ein, und wir waren in der Lage, mit unseren geringen Mitteln doch einiges an Unterstützung zu leisten, weil wir immerhin schon auf eine langjährige Kontinuität zurückblicken konnten. So haben u.a. einige technische Geräte wie Druckmaschinen, Computer und ähnliches die Reise über uns in den Osten angetreten. Für die Libertären in den Ländern Ex-Jugoslawiens richteten wir ein Spendenkonto ein und versuchen, so weit als möglich auch GenossInnen in den ehemaligen Ostblockländern zu helfen. Natürlich waren wir oft und unbürokratisch in der Lage, die richtigen und wichtigen Kontakte zu vermitteln, von denen wir mehr hatten und haben, als von uns alleine erstmal "verwertbar" waren und sind.

Einige Jahre haben wir zusammen mit anderen (Alt)Genossen auch einen leider erfolglosen Kampf um die Rückgabe der "Bakunin-Hütte" (Treffpunkt der anarchosyndikalistischen Jugend vor dem Krieg, enteignet von Nazis und DDR) im thüringischen Meiningen an die F.A.U. geführt. Etwas Neues in dieser Richtung zu schaffen, steht noch aus.

Die ProjektB-Gruppe im A-Laden war 1989 eigentlich aus der alten Projekt A-Gruppe entstanden und bemühte sich um eine metropolitane Ergänzung und Weiterentwicklung des ProjektA (Das PA war ab Mitte der 80er Jahre als großer Lebenszusammenhang libertär denkender, heutzutage vereinzelt existierender Menschen gedacht, und sollte durch zusammenziehen vieler Leute in eine Kleinstadt entstehen. Politik, Arbeit und freie Zeit sollten keine künstlich getrennten Bereiche mehr sein, sondern ein Ganzheitliches). Eine eigene große (Fabrik?-)Immobilie war das Ziel, in der alle möglichen und wünschenswerten libertären Projekte, mit der Perspektive zusammen zu leben und politisch zu agieren, untergebracht werden sollten. Weiterhin sollte dadurch zusätzlich die sich abzeichnende Mietenexplosion und damit die Existenzgefährdung schon existierender anarchistischer Projekte und Firmen neutralisiert werden. Leider machten nach sehr fruchtbaren Diskussionen, die in der Rohfassung eines Konzeptes mündeten, und ersten Schritten zur Konkretisierung diverse Arbeitsüberlastungen, v.a. mit den SCHWARZEN TAGEN, sowie eine unselige Spitzelaffäre, einhergehend mit individuellen Differenzen und Unverbindlichkeiten, dem Ganzen ein Ende. Der Schritt zur kollektiven Weiterentwicklung, zur gesicherten Kontinuität, zur koordinierten Handlungsfähigkeit und zum Wachsen von Bewegung steht nach wie vor unerledigt im Raum.

Mittlerweile hat sich aus beiden vorgenannten Ansätzen ein weiterer entwickelt -die Zeit bleibt nicht stehen: ProjektO, das auf der Basis ökonomischer Organisation von durch die Vereinigung der Deutschlande sozial schwacher, abgebauter DDR-Menschen einen libertären Projektansatz aufbauen möchte. Ein Konzept hierzu ist in Arbeit.

Zum Dauerproblem des A-Ladens entwickelte sich neben dem Bockprinzip in der Mitarbeit die ökonomische Misere. Hatten wir GründerInnen die Miete zunächst für ein halbes Jahr garantieren wollen, waren wir mittlerweile in einen grenzenlosen Sog von Improvisation geraten, und konnten uns oft nur von einem Monat auf den nächsten retten. Dennoch gelang es uns, die technische Ausstattung des Ladens, weitgehend durch weitere individuelle Opfer, zu verbessern. Manchmal kamen auch Spenden/ Unterstützungen, beispielsweise aus dem Initiativentopf der Tiergartener AL oder von NETZWERK (welches uns 1992 eine neue Videoanlage finanzierte und z.B. bei der Vorfinanzierung der SCHWARZEN TAGE half). Die individuelle Spendenfreudigkeit war trotz vieler Auf- und Notrufe minimal und ist es bis auf den heutigen Tag. So wurde die Aufrechterhaltung des A-Ladens zum Dauerkrisen-Management - ein trauriges Kapitel fehlender Solidarität und der Einsicht in Notwendigkeiten unter Libertären.

Das ökonomische Problem schränkt(e) natürlich auch unsere Aktionsmöglichkeiten ein. Das oft chaotische, verantwortungslose Umgehen mit dem Laden und seiner Einrichtung durch viele NutzerInnen preßte uns Verantwortliche zeitweilig völlig in die Rolle einer "nörgelnden" HausmeisterInnen- und Reinemachfraktion. Wir wurden angepöbelt, uns "autoritär wie die Eltern" zu verhalten, während sich die VerursacherInnen des ganzen Unstandes bequem in politischem Aktionismus gefielen. Das hat sich zwar inzwischen zum Glück etwas geändert, bei manchen allerdings nur graduell zum Besseren.

Dennoch ist der A-Laden jetzt 8 (acht!) Jahre präsent, und im Rückblick können wir eine positive Bilanz ziehen, wenn auch manch bitterer Tropfen von uns geschluckt werden mußte (und immer wieder muß), und unzweifelbar auch Zeiten der tiefsten Talfahrt zu verzeichnen waren. Mittlerweile hat mensch sich sogar an die Konjunkturen der Linken gewöhnt: an die immer wiederkehrenden Sommerlöcher, die Aktionstiefs und die hektischen Augenblicke (oft genug blinden) Aktivismuses. Die Sehnsucht nach einer Existenz, wenigstens partiell, neben der Szien, bzw. über sie hinaus wächst proportional zu deren rituell anmutenden, immer wieder vollzogenen Dämlichkeiten, als sei ein Lernen aus Geschichte und ein geistig-philosophischer Fortschritt unmöglich. Dabei liegen die Notwendigkeiten unseres Ermessens auf der Hand. Solange die Szien aber nur damit beschäftigt ist, sich selbst zu beweihräuchern und zu gefallen, gehen die Stiche im großen Spiel an die Gegenseite der Autoritären. Umso wichtiger ist es, bessere Zugänge zu den "normalen BürgerInnen" zu erschließen, um sie für unsere Ideen und Perspektiven zu interessieren.

Zur Zeit möchten wir ein großes Aktionsereignis für 1998, das BARRIKADENFEST BERLIN anschieben und koordinieren (Siehe KALENDA96). 150Jahre nach der sog. demokratischen Revolution denken wir, daß Berlin der richtige Platz ist, den gesellschaftlichen Auf- und Ausbruch ins Dritte Jahrtausend zu wagen. Wir möchten an diesem Ort und zu dieser Zeit möglichst viele Menschen aus aller Welt vereinigen, die libertäre Perspektiven für gangbare Alternativen haben. Dezentral und bunt, chaotisch und geni@l, locker und liebenswürdig, kämpferisch und synergetisch soll eine riesige, wochenlange Fete an diesem ehemaligen Arsch der Welt, Berlin, "zelebriert" werden, auf der alle Potentiale frei- und dargelegt werden, die wir so bitter nötig haben, um diesen ganzen Mist von heute zu Dünger für eine neue Zeit zu machen. Auch wenn der Name es nahelegt, denken wir dabei nicht daran, Berlin zu "brandschatzen", sondern sehen ihn mehr metaphorisch.

Wir wollen auch weiterhin mit euch, für euch und im Interesse einer libertären Zukunft da sein. Ohne aktive und materielle Hilfe schaffen wir's aber nicht. Um unsere Ansprechbarkeit auch in Zukunft zu gewährleisten, müssen die Grundbedingungen abgesichert sein: das Geld für die monatliche Miete des A-Ladens und seine laufenden Kosten muß ohne Probleme da sein (das sollte durch 10DM-Daueraufträge von vielen -schon etwa 100Leuten- klappen können) und die Ladenöffnungszeiten (jeden Werktag von 17-20Uhr) müssen kollektiv und individuell verbindlich getragen werden. Wir wissen aus mehr als acht Jahren Erfahrung, daß die Existenz des A-Ladens sinnvoll ist, solange er nicht durch etwas Besseres, Größeres abgelöst werden kann. "Seid realistisch: fördert das Unmögliche!"

Der A-Laden bietet (im Rahmen der gegebenen finanziellen Möglichkeiten und dank solidarischer Unterstützung aus Projekten) heute eine Vielzahl sonst nirgendwo in Berlin erhältlicher libertärer Informationen aus aller Welt und Germoney. Neben den Leseexemplaren, die in unser Archiv wandern, führen wir auch die aktuelle deutschsprachige und ein Gutteil der internationalen, libertären Presse. Wir haben eine kleine Präsenz-Bibliothek (beim Ausleihen verschwindet leider zu viel) mit Büchern und Videos, die Möglichkeit 16mm-Filme zu zeigen, eine (etwas schrottige) Druckmaschine und (äquivalent dazu) Computer älterer Bauart. Unsere beiden Versammlungsräume stehen nach Absprache oder permanent libertären und basisorientierten Gruppen zu Treffen und Veranstaltungen zur Verfügung und ein Anrufbeantworter sorgt zusammen mit dem Fax für unsere dauernde Erreichbarkeit außerhalb der (regelmäßigen) Öffnungszeiten Mo.-Fr. 17-20Uhr. Darüberhinaus ist der Laden bei Gruppenanwesenheit (Mo., Die., Fr.) bis ultimo geöffnet (anrufen!), und donnerstags versuchen wir (mit wechselndem Erfolg) regelmäßig ab 20Uhr ein Veranstaltungsprogramm aufrechtzuerhalten.

Die Zunkunft sieht allem Anschein nach nicht eben rosig oder gar schwarz-rot aus, aber nicht wenig kommt es auch auf jedEn EinzelnEn an, was wir draus machen können. Wir freuen uns jedenfalls auf Deinen, Euren Besuch. Schreibt Ihr uns, vergesst bitte nicht das Rückporto, und für Leute, die nicht nur ein offenes Herz für unsere Probleme, sondern noch dazu eine offene Geldbörse haben, hier unser Konto:

Freunde der direkten Aktion, Postbank Berlin, Kto.Nr.489767-107, BLZ10010010, Stichwort "A-Laden".

Verkehrsverbindungen optimal: U9Birkenstr. -3Stationen von ZOO (5Minuten Fußweg oder Bus 327); U9Turmstr. /U6ReinickendorferStr. >Busse 127,227; S3LehrterStr. (15Min. Fußweg oder Bus245 bis Kruppstr., 3Min. Fußweg; Buse127, 227, 327, 106 und Nachtbus 027 (alle bis Kreuzung Rathenower/PerlebergerStr. -also bis vor den Laden). Wer ganz faul ist, kann auch mit der U9 bis Turmstraße oder Birkenstr. und dann den Bus nehmen.

AUTObahnausfahrt Beusselstraße (Stadtring Nord), an Ampel rechts, zweite Ampel links in die Siemenstraße, ca. 1km geradeaus >Quitzowstraße, dann rechts in die Rathenower Str. Über die erste Ampel: da sind wir, links zwischen Krupp- und PerlebergerStraße. -Einfach zu finden sind wir auch vom Großen Stern (Siegessäule, Tiergarten) aus: Spreeweg rein, immer geradeaus, am Knast Moabit vorbei bis zum Laden.

Diese Wegbeschreibung ist hauptsächlich für Auswärtige gedacht. Kleiner Hinweis für BerlinerInnen: es geht auch mit Fahrrad.

Der A-LADEN braucht (außer dringend benötigten Geldmitteln natürlich zu allererst aktive MitarbeiterInnen) aktuell folgendes Material:

Renovierungsmaterial (Farben etc.), Videokassetten, 386er oder 486er/Pentium-Computer mit großer Festplatte (oder Teile!) und Farb-Monitor, Highspeed-Modem, Disketten, 600dpi TS- oder Laserdrucker, Flachbettscanner, ISDN-Equipment, neuen Kopierer, Kücheneinrichtung, Büromaterial jeder Art, gute Schreibmaschine, Regale, A4-Papier zum Drucken, Druckzubehör und bessere Druckaschinen (bzw. zum Weitervermitteln), Teile für HKL A4 ROTAPRINT.


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