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China auf dem langen Marsch zur Öko-Katastrophe mit Hilfe des >>Zukunftsfähigen Deutschland<<.

Teil 1

Gerade in den aufstrebenden Ländern wie China und Indien ist es wichtig, eine Sonnenwirtschaft zu etablieren. Diesen Satz prägten Wissenschaftler des Wuppertaler Institutes für Klima, Umweltenergie. Bekannt auch durch die Herausgabe einer „Öko-Fibel" wie der Spiegel Anfang dieses Jahres schrieb. Nur zu Recht verwiesen die BUKO-KritikerInnen (Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen) in einem Kritikpapier auf die Unzulänglichkeiten im Buch. Die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland" [ZD] hat den für diesen Artikel so entscheidenden Untertitel: Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Aus der Einleitung ist unschwer zu erkennen: Hier schweift der Blick in die Ferne (des Ostens), solange er noch nicht ganz ungetrübt ist. Immer schnelle r wird die sich steigernde Umwelt-Verschmutzung und -Zerstörung sichtbar.

>>Von 1978 bis 1980 habe ich in Beijing studiert. Damals war bei Hochdruckwetterlage noch blauer Himmel zu sehen. Heutzutage herrscht dort nur grauer Dunst, das ganze Jahr über<<. (1). So die LeiterIn des Arbeitskreises China im Kölner „Ost-Ausschuß der D eutschen Wirtschaft". Welch Affinität: Mit Hochdruck wird in den Küsten-Sonderregionen die industrielle Infrastruktur errichtet - Hauptsache WACHSTUM, egal welche enormen Folgen dies hat. „Diametraler kann der Einblick äh Ausblick nicht sein!"

KOHLE - Für wen?

Rauchende Schlote - das war einmal? Selbst in FAUD-Flugblättern der 20er Jahre tauchten rauchende Schlote auf, galten sie doch als >das Symbol der Arbeiterbewegung<! Übrigens von den Anarchosydikalisten bis zu den zentralistisch orientierten Kommunisten. U ND HEUTE? Ein ferner Blick in den Osten, vor allem nach CHINA & Indien mag genügen: Der Kollaps (der Moderne) der UMWELT steht dort bevor. Ein paar Zahlen der NICHT-SONNENWIRTSCHAFT lassen einer/einem grausen:

Durchschnittlich werden weltweit zur Zeit jährlich für etwa 65.000 Mega-Watt [1.300 MW=ein AKW Brockdorf] neue Kraftwerke errichtet. Größter Einzelmarkt für Kraftwerke in Asien sind CHINA, vor INDIEN und den ostasiatischen Staaten (Korea, Taiwan, Indonesie n [siehe A-Kurier nr.77-juni 1995], Thailand, usw.).

Die Planungen für CHINA gehen für die nächsten Jahre von einem Kapazitätsausbau von durchschnittlich 12.000 MW=eine Million Watt oder 10X Brockdorf aus, in INDIEN sind etwa 7.000MW pro Jahr vorgesehen. CHINA setzt vor allem auf KOHLE (hervorh. d.A.) als EN ERGIETRÄGER, etwa 60% der neuen Kraftwerkskapazitäten sollen diesen fossilen Brennstoff nutzen. Jedoch, was interessiert das das KAPITAL? Wichtig sind Aufträge (und Arbeitsplätze) hier und Wachstum dort. Dabei sollten doch geringe (Umwelt-)Kenntnisse selbs t in China bekannt sein. Denn, wie zwei AutorInnen der Umweltzeitschrift DER RABE RALF Juli/August 96 beinahe banal schreiben: Wer die Belastung der Atmosphäre mit dem Treibhausgas Kohlendioxd CO2 senken will, muß den Verbrauch oder hier Gebrauch von Kohl äh Kohle und Öl senken.

Die derzeit installierte Kraftwerksleistung in China beträgt 199.000 MW (Deutschland:12o.oo MW): Im Jahr 2000 will China über Kraftwerke mit 300.000MW Gesamtleistung verfügen. Ohne ausrei-chenden Strom ist das Ziel der chinesischen Führung gefährdet, im n ächsten Jahrhundert zu den führenden Industrienationen der Welt zu zählen. Neues aus der Wochenzeitschrift Stern vom 4.7.1996, Nr.28:„Würde China künfig nur halb soviel Strom verbrauchen wie die Deutschen, müßte es 3.500 neue AKW `s bauen!"

Know-how, Ausrüstungen und Kredite aus den Industrieländern sollen helfen, den chinesischen Kraftwerkspark ohne Tempoverluste wachsen zu lassen. (1). Daneben ist die Erstellung von Wasser- und Atom-Kraftwerke beabsichtigt.

Erneuerbare Energieträger spielen in Asien bisher nur eine unbedeutende Rolle.Für die Zukunft ergeben sich jedoch gute Absatzchancen für Wind-kraftwerke und Photovoltaikanlagen (also Strom direkt durch Sonnenlicht), nicht nur aufgrund der klimatischen Bedi ngungen. (2). Doch wer sollte sich an folgendem wundern?

An alldem sind die deutschen Multis kräftig aktiv. Hier sehen Siemens und andere ihre Chancen - Kohle UND Sonne bringt PROFIT!! Das KOHLE-LAND CHINA (hervorh.d.A.) wäre an sich das ideale Feld, um modernste Kohletechnologien anzusiedeln - ein Terrain, in d em deutsche Unternehmen an der Weltspitze liegen. Der Wirkungsgrad (ideal 100% rein und 100% raus) der chin. Kohlekraftwerke liegt bei 25%. (1). Vom Kommunimus zum KONSUMISMUS - und das Kapital ist dabei mit fetten Profiten nebst billigen und willigen Arb eitskräften. Eine rau(s)chende Politik der nachhaltigen HERRschaftsinteressen- hier wie dort. Nein, es gilt nicht mehr die alte verstaubte KANONEN - POLITIK der Moderne!

Der Wind im Auftrieb gewinnt - geschwind!

Das obige (hauptsächlich Kohle-)Energieszenario ist doch äußerst stark getrübt, das weltweit größte Ökodesaster wird hiermit vorprogrammiert! Mit anderen Worten: (eine chin. Methaper) viele einzelne feuer- bzw. kohlespeiende Drachen. Gibt es denn gar keine ALTERNA(T)IVEN? „Denn langfristig, könnte sie (die Winenergie d.A.) dazu beitragen, die extreme Kohlelastigkeit der chin. Stromproduktion abbauen, die mit 75% so hoch ist wie in keinem anderen Land der Erde." (3). So kommt auch das ÖKO-KAPITAL zum Zuge „D enn angesichts des chronischen (Hustenanfalles d.A.) Strommangels in der chin. Wirtschaft ist auch jedes zusätzliche Kilowatt Windkraft hochwillkommen. Das gilt besonders für die Industriezentren an der Küste, wo Windenergie den zusätzlichen Vorteil hat, d aß sie nicht erst wie Kohle oder Strom aus Wasserkraft über große Entfernun-gen herantransportiert werden muß. Nicht von ungefähr sind alle drei KfW-Projekte [Kreditanstalt für Wiederaufbau] in Küstenprovinzen angesiedelt." (3). Als Beigabe folgt noch die Erstellung dezentraler gekoppelter Wind-Diesel-Batteriesysteme zur Dorf-stromversorgung. Wer mag da noch Einwände haben? Zynisch, somit vertreiben die Küstenwind-räder die Kohleschwaden hinaus auf´s Meer und sorgen für bessere Sicht.

Nachholende Fehlentwicklung - modernisierte Konsumorientierung.

Das oben beschriebene kontraproduktive „Energiebild" mit dem „ÖKOTUPFER" stellten auch die WissenschaftlerInnen der Studie ZD fest, womit hier nicht speziell die Kohlenutzung gemeint ist. Etwa die Wirbelschichtfeuerung und Kraft-Wärme-Kopplung. „Schon heut e sind die Umweltzerstörungen im Süden nicht in den Ländern am größten, wo die Bevölkerung am schnellsten wächst, sondern dort, wo sich eine industrielle und exportorientierte Produktion durchgesetzt hat. Wie dramatisch und wie komplex sich die Situation e ntwickeln kann, zeigt die Abbildung 6.4 Seite 392 der ZD-Studie!

So sind es gerade die KritikerInnen des Buko 20, die in dem Flugblatt „Herrschende Nachhaltigkeit versus nachhaltige Herrschaft." zum 20.Bundeskongreß vom 16. - 19.Mai 96 in Heidelberg auf den markanten Punkt verwiesen: >>Die „Hilfe des Westens hat in dies er Zeit (gemeint ist die Entwicklungshilfe seit 50 Jahren) die Mythen von Fortschritt und Modernität eingeimpft und maßgeblich zur Zerstörung der Lebensgrundlagen im „Süden" beigetragen. Inzwischen verleugnet kein Mensch mehr die Auswirkungen eines auf hem mungslosen Naturverbrauch gegründeten Industrialisierungsmodells westlichen Zu-schnittes, welches sich offensichtlich nicht auf die ganze Welt übertragen lässt. Die Debatten um die nachhaltige Entwicklung setzt hier an und versucht die Quadratur des Kreise s.<< Daß die Neue Weltordnung nun auch China trotz kommunistischer Führung erreicht, stellt selbst die kapitalfreundliche wissenschaftspopulistische Zeitschrift „Bild der Wissenschaft" 5/1996 mit Schaudern fest und entlarvt den Gegensatz von Ökonomie und Ö kologie: „Hunderte von Milliarden Mark, schätzen Insider, wären nötig, um Chinas gesamten Kraftwerkspark wenigstens auf US-Umweltstandard zu bringen - illusorisch."

Aktuell fügt die Wochenzeitschrift Stern vom 4.7.96 dazu an: „Von den zehn am stärksten ver-schmutzten Städte der Welt liegen fünf in China. In den großen Industriezentren stieg in den ver-gangenen 15 Jahren die Zahl der Menschen, die an Atemleiden starben , um 250%, die der Krebstoten um die Hälfte." Mörderischer kann eine solche Politik nicht sein, aber China steht angeblich unter „ENERGIEHUNGER" um all die neuen Flughäfen, Autobahnen nebst Autos, Industrie und Infrastruktur zu bewerkstelligen!

Und wie verhält sich das Proletariat und die Bevölkerung im allgemeinen? ES HOFFT AUF DEN KONSUM! „Das jahrzehntelange unterdrückte Verlangen nach kleinen Bequemlichkeiten und Luxus verstärkt bei der Mehrheit der Bevölkerung eher den Wunsch nach Konsum als nach Revolution. (Folgerichtig die neue „Linie" d.A.) Können Konsumbegierden gestillt werden, ist die politische Unzufriedenheit kanalisiert. Solange Fernsehgeräte und Kühlschränke zwar erschwinglich sind, Autos, Telefon und eigene Wohnungen noch Traumvor stellungen auslösen, hat die Mehrzahl der chin. Bevölkerung andere Sorgen als die Politik. (Den Beginn machte die oberste KP-Leitung selbst). Deng Xiaopings Motto für Chinas Wirtschaftspolitik der 90er Jahre heißt. >>Reichwerden ist herrlich - Wirtschaftsw achstum wird uns der Sozialismus erhalten.<<( ) So etwas hören die Banken, Multis, Militärs usw. gerne. Denn von nun ab werden die letzten Winkel Ostasiens mit „freier Marktwirtschaft" beglückt! „Nach Schätzungen der OECD (Organisation für wirtschaftlic he Zusammenarbeit und Entwick-lung) wird es in China, Indien und Indonesien im Jahr 2010 700 Millionen KonsumentInnen für moderne Konsumgüter geben." Weiter im Kontext: >>Die Verlagerung der Produktionsstätten in Billigländer bezieht sich heute nicht auf d ie sog. Dritte Welt, sondern auch auf die deindustrialisierten Länder des Ostens und auf China. Während die erste Phase der Verlagerung sich vor allem in dem arbeitsintensiven Bereich der Leichtindustrie vollzog, wird heute auch die Schwerindustrie in den Bereichen Kohle-, Stahl-Autoindustrie und Schiffbau ausgelagert.<<

So werden unverantwortlichen rasanten und giganto-manischen Schrittes die Macht- und nachhaltigen HERRschaftsinteressen der korrupten KP-Führung Chinas und der westlichen bzw. japanischen Multis gesteigert und gefestigt. Gleichfalls kann eine gewisse Mitsc huld der ProduzentInnen wie KonsumentInnen hier wie dort nicht völlig abgesprochen werden. Denn auch das Proletariat träumt vom Auto und anderen bunten WAREN! Jedoch zugleich folgt in China eine Trennung von reichen Küstenregionen und armem Hinterland. So verfängt sich der ursprünglich beabsichtigte Klassenk(r)ampf in einer modernisierten Eindimen-sionalität, wie es der heute kaum noch erwähnte H. Marcuse exemplarisch beschrieb.

>> MAO UND MARX SIND OUT MARKT UND (GER)MONEY IN<<

Germoney ist noch nicht stark vertreten, das heißt die BRD ist der sechstgrößte Handelspartner Chinas. Allerdings zunehmend im Kommen. Horst Teltschik, einst „Birnes" außenpolitischer Berater leitet die dicken Geschäfte ein. Aus dem Spiegel vom 1.juli 96.: „!992 wurde Teltschik, 56, in den Vorstand des Automobilkonzernes BMW berufen. Als sich vor zwei Jahren zehn deutsche Unternehmen (besser Konzerne d.A.) darunter Siemens, Thyssen, Daimler-Benz und Hochtief zusammengeschlossen, um gemeinsam Aufträge in Chin a zu akquirieren, übernahm Teltschik die Federführung. das Firmenkonsortium, plante Verkehr(t)sprojekte mit einem Gesamtvolumen von 18,4 Milliarden Mark- so der Neu- und Ausbau einer Bahn-See-Verbindung von Nordostchina bis zum Jangtsekiang-Delta." Die Akk umulation des Kapitals erhält so einen gewaltigen Auftrieb mit unverantwort-lichen sozial-en und ökologischen Ausmaßen. Aber was kümmert das den HERRschenden! „Viereinhalb Jahre (Nov.93) nach dem beispielosen Massaker auf dem Tianamen-Platz jettete Kanzle r Kohl nach Hongkong. Mit von der Partie war Deutschlands Ex-Topmanager Nr.1 , Edzard Reuter, der zusammen mit seinen chin. Geschäftspartnern >>einige neue Projekte und Joint ventures<< unterzeichnen wollte. Dazu zählten auch ein Koop-perationsvertrag über Kommunikationssatelliten. Daimler Benz hatte früh erkannt, welch immenses Absatzpotential China bietet. Mit entsprechendem Aufwand will das Unternehmen die Schlacht um den Markt im Osten Asiens gewinnen und steht dabei in hartem Wettbewerb insbesondere mi t der US-am. und japanischen Konkurrenz. Wilfried Wolf, parteiloser Verkehrsexperte der PDS-Bundestagsfraktion, wirft den deutschen Autokonzernen sogar vor, in Shanghai, Kanton und auch Peking eine Politik zu betreiben >>die Fahrradfahrer von den Strassen wegbringen und die Städte mit ihren Autos füllen<< würden." So hatte Bookchin schon in den 70er Jahren vor einer kommenden Ökotechnokratie gewarnt, wie es ebenfalls beim letzten BUKO-Kongreß lautete: >>Das Drei-Liter-Auto „Gringo", welches Greenpeace auf der int. Automobilmesse 1995 präsentierte, verringert den Verbrauch. Wenn es sich als preisgünstiger Massenzweitwagen etabliert oder als Ex-(und Hopp d.A.)-Schlager in die Volksrepublik China geht, wird der hoffnungsvolle grüne Frosch von der Schlange des kapit. Marktes verspeist, und der aufrichtige ökologische Ingeneurfleiß wird zum Eisbrecher (im wahrsten Sinne des Wortes, wenn die Eisklappen schmelzen d.A.) für eine neue Runde globalen ENERGIE-WAHSINNES! So wäre doch von neuem eine internationale >>QU ERSTELLPOLITIK<< unserer-seits angesagt. Von der Friedens-, Antimilitarismus-, Anti-AKW; Antikapitalbewegung bis hin zu einer feministischen, libertär-ökosozialen Bestrebungen um nach W. Benjamin >>die NOTBREMSE<< zu ziehen. Flugblätter vor ent-sprechenden Betriebe, Einladung(en) und Treff mit kritischen Gewerkschaf-terInnen in den benannten Konzernen. Von der Theorie zur Praxis!

Kohle und Arbeiter

Signifikant wären doch dabei die Kritiken, die nun weitgehend zur Studie des ZD erfolgten hier einfließen und zu erweitern. Wäre es nicht schön, unsererseits Thing-Tanks zu gestalten um Alter-nativen in Kooperation mit chin. AktivistInnen beiderseits anzug ehen? Denn am Schlußpunkt des über 400 Seiten dicken Schmöckers der ZD-Studie wird es sehr explizit vorgestellt: >>Zukunftsfähig müssen beide, NORDEN UND SÜDEN (Hervorhebung d.A.) erst werden.<< War es nicht so, daß die großteils marxistische Linke (übrige ns der Autor selbst mal) von einer mittel-schichtsorientierten Anti-AKW-Bewegung ihren „Produktivitätsfortschritt" in Frage stellen lassen mußte? Nur ein kleines Beispiel aus der Studie - andeutungsweise: „Autos, Waschmaschinen oder Staubsauger, die heute über 90% ihrer Lebenszeit nutzlos herumstehen, sollen nach Ansicht der ForscherInnen künftig von Haus- und Stadtteilgruppen genutzt werden." Schroffe Endaussage: >>Für eine menschliche Gesellschaft gegen den NEO-LIBERALISMUS. Direkte Solidarität mit CHIAPA S und CHINA!<<


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